Nr. 1/2016
Bewegungsvorstellung und Mentales Training bei Älteren
Kann mentales Training wie es bei Leistungssportlerinnen und -sportlern oftmals angewendet wird auch Älteren helfen Stürze zu vermeiden? Das untersuchten WissenschaftlerInnen der Deutschen Sporthochschule in einer Pilotstudie mit 25 Älteren.
Im Alter steigt das Sturzrisiko. So entstehen durch den Verlust von Balance, Kraft und Mobilität eine Vielzahl von Verletzungen; bei der immer älter werdenden Bevölkerung nicht nur ein monetäres Problem für das Gesundheitswesen, sondern auch eine Einschränkung der Lebensqualität für die Betroffenen. Während die Wirksamkeit von Kraft- und Gleichgewichtstraining für Ältere bereits gut erforscht und in der Praxis etabliert ist, ist das mentale Training bisher eine wenig gängige Methode bei dieser Zielgruppe und weist einen demensprechend geringen Forschungsstand auf. Im Leistungssport wird mentales Training bereits erfolgreich angewendet: Studien zeigen, dass es einen positiveren Effekt auf die Leistung hat, wenn man zusätzlich zum physischen Training auch mental trainiert. Dass man die Bewegungsausführung durch die Nutzung gezielter Bewegungsvorstellungs-Techniken systematisch verbessern kann, wird dadurch möglich, dass die Areale der Bewegungsvorstellung im Gehirn sehr stark mit denen der Bewegungsausführung überlappen.
Kann ein solches Training auch für Seniorinnen und Senioren nützlich sein, um ihre Fähigkeiten zu verbessern und Stürze zu vermeiden? Das untersuchten WissenschaftlerInnen der Deutschen Sporthochschule in einer Pilotstudie mit 25 Älteren (Durchschnittsalter 67.8 Jahre), in der drei verschiedene Ansätze zum Gleichgewichtstraining in ein mentales Gleichgewichtstraining überführt wurden. Unterteilt in Kontroll- und Interventionsgruppe führte ein Teil der ProbandInnen die Übungen in insgesamt zwölf Trainingseinheiten über 6 Wochen durch. Durch motorische Tests, Fragebögen und Interviews überprüften die Wissenschaftler das Programm auf seine Wirksamkeit und kamen zu dem Ergebnis, dass ein mentales Training mit Älteren zu einer Verbesserung der Körperkontrolle und so zu einer Verminderung des Sturzrisikos beitragen kann. Auch die positiven Rückmeldungen der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer stützen diese Annahmen.
Mentales Training könnte demnach Senior(inn)en dabei helfen, Strategien zur Sturzvermeidung zu erlernen und zu trainieren – ohne beim Training selbst eine Verletzung zu riskieren. Auch bei körperlicher Ermüdung oder eingeschränkter Mobilität und in der Rehablilitation wäre ein solches Training durchführbar. Da Studien zufolge die Kombination von körperlichem und mentalem Training am effektivsten ist, erscheint auch beim Training mit Älteren die Kombination von physischem und mentalem Training als ein Ansatzpunkt für weitere wissenschaftliche Untersuchungen.
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