Nr. 5/2016
Wie sportliche Aktivität aggressive Gefühle mildern kann
Kann das Ausüben einer Kampfsportart Ärger und Gereiztheit mindern? Zahlreiche Studien zur Wirkung von Training auf aggressive Gefühle liefern bislang widersprüchliche Ergebnisse. Wissenschaftler des Psychologischen Instituts der Deutschen Sporthochschule Köln nahmen sich deshalb der Frage an, wie sich kampfsportnahe oder -ferne Bewegungen auf aggressive Gefühle auswirken; hierbei betrachteten sie vor allem soziale Bedingungen von Sport wie individuelle, kooperative und wettkampforientierte Aufgaben. Letztlich zeigten sich aggressionsmindernde Effekte vor allem bei kampfsportfernen Aufgaben, die individuell ohne einen Partner oder Gegner durchgeführt wurden.
Aggressive Gefühle (wie z.B. Ärger) beeinflussen Aggression, die definiert werden kann als „jegliches Verhalten gegenüber einem anderen Individuum, das mit der (unmittelbaren) Absicht ausgeführt wird, dem anderen Individuum Schaden zuzufügen“. Konkret sollte daher in der Studie herausgefunden werden, ob und inwiefern aggressive Gefühle von sportlicher Aktivität beeinflusst werden können. Vergangene Studien konnten hierzu bisher weder einzelne Effekte sozialer Aufgaben während des allgemeinen Sporttreibens noch den kombinierten Effekt von sozialen Aufgaben in Zusammenhang mit einem bestimmten Bewegungstyp nachweisen.
Um gegensätzliche, aber dennoch vergleichbare belastende Bewegungsaufgaben zu definieren, wurden einerseits kampfsportnahe Bewegungen (z.B. gegen einen Boxsack schlagen) mit kampfsportfernen Bewegungen (Rudern auf einem Ergometer) verglichen. Zudem wurden diese Aufgaben andererseits entweder individuell, in einer Wettkampfbedingung oder in einer kooperativen Bedingung durchgeführt. Um eine aggressiv-gereizte Grundstimmung zu erzeugen, waren die Probanden in einer vorhergehenden Aufgabe zuvor verärgert bzw. frustriert worden.
Die Wissenschaftler fanden über alle verschiedenen Bedingungen hinweg eine Reduktion der aggressiven Gefühle im Verlauf der Bewegungsaufgaben. Unterschiede zwischen den sozialen Bedingungen Kooperation und Wettkampf gab es nicht. Allerdings hatte das individuelle Rudern eine stärkere aggressionsreduzierende Wirkung im Vergleich zu individuell ausgeführten Kampfsportaufgaben. Da beide Aufgaben ähnlich belastungsintensiv waren, vermuten die Autoren hinter diesen Ergebnissen eine stärker befriedigende und stimmungsaufhellende Wirkung der Ruderbewegung im Vergleich zu einer Box- oder Schlagbewegung. Zukünftige Forschungsarbeiten sollten daher nicht nur danach fragen, welcher Sport wie intensiv durchgeführt wird, sondern besonders auch untersuchen, wie und mit welcher persönlichen Zielsetzung eine Sportaktivität durchgeführt wird.
Text: Oliver Riedel
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