Jahrestagung der dvs-Sektion Sportsoziologie und der dvs-Kommission Geschlechterforschung
Call for Paper: ‚Soziale Ungleichheit‘
20 Jahre nach der Jahrestagung ‚Soziale Ungleichheit und Sport‘ der dvs-Sektion Sportsoziologie in Freyburg an der Unstrut (1996) greifen wir erneut das Ungleichheitsthema auf und führen es mit Konzepten von Diversität und Vielfalt sowie Fragen zu gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftskonstellationen zusammen.
Soziale Ungleichheitslagen sind ein klassisches Forschungsfeld der (Sport)Soziologie, innerhalb dessen die soziale Lage und Geschlecht zentrale analytische Kategorien sind. In den vergangenen Jahrzehnten sind zunehmend auch andere Ungleichheitsdimensionen in den Blick der Forschung geraten und die theoretischen Konzepte haben sich weiter entwickelt. Während die klassische Forschung zu sozialer Ungleichheit die gesellschaftlichen Machtverhältnisse in den Blick nimmt, nehmen beispielsweise Ansätze des Diversity Managements vor dem Hintergrund der Ungleichheiten eine Perspektive ein, die stärker auf Potentiale und Ressourcen einer wertschätzenden Heterogenität und gewinnbringenden Vielfalt fokussieren und zunehmend auch im Sportsystem Anwendung finden. Darüber hinaus sind Erkenntnisse der Ungleichheitsforschung verstärkt in die öffentlichen Diskurse eingeflossen und von gesellschaftlichen Akteuren in die Programmatik ihres Handelns aufgenommen worden (u.a. Chancengleichheit, Gender Mainstreaming, interkulturelle Erziehung).
Trotz vielfältiger Bemühungen in Richtung einer sozialen Öffnung des Sportsystems ist das Sportengagement der Bevölkerung nach wie vor durch sozialstrukturelle Faktoren geprägt. Wer welche Sportarten, in welchem Setting und warum treibt, ist nicht nur eine Frage des Geschlechts, sondern auch des Alters, der Generation, der Zuwanderungsgeschichte bzw. des kulturellen Hintergrunds, der sexuellen Orientierung, der regionalen Verortung, des sozialen und kulturellen Kapitals und weiterer Dimensionen. Angesichts von sozialen Ungleichheiten und Diversität stehen gesellschaftliche Akteure auch im Kontext von Sport und Sportentwicklung vor der gesellschaftlichen Herausforderung, gleichberechtigte Teilhabechancen zu ermöglichen und aktiv zu gestalten. Der Breitensport in den Sportorganisationen ist ebenso wie der Schulsport gefordert, die vorhandenen Interessen und Potentiale unabhängig von sozialen Ungleichheitslagen zu entdecken und zu fördern. Auch im Leistungssport gilt es, dies mit Blick auf Nachwuchsförderung und Talentsuche zu berücksichtigen, sowie entsprechende Strukturen und Maßnahmen zu stärken.
Die Jahrestagung soll dazu dienen, Gemeinsamkeiten und Differenzen von Theoriekonzepten aus der Ungleichheits- und Diversitätsforschung aufzuarbeiten und im Kontext von gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftskonstellationen zu diskutieren. Aus einer transdisziplinären Perspektive liegt der Fokus auf dem Transfer der Erkenntnisse sowohl in den Breiten- und (Hoch)Leistungssport als auch den Schulsport sowie der Ableitung von praktischen Implikationen.
Mögliche Themenfelder für Vorträge:
Theoretisch-konzeptionelle Zugänge zu sozialer Ungleichheit und Diversität
- Ungleichheitsmodelle der Soziologie (Soziale Lage, Schicht, Milieu, etc.) und ihr analytisches Potenzial für den Sportkontext
- Ansätze zur Erforschung von Intersektionalität
- Kulturwissenschaftliche Ansätze (u.a. Queer Studies, Interkulturalität)
- Widersprüche und Gemeinsamkeiten von Ungleichheits- und Diversitätskonzepten
Empirische Erkenntnisse und Anwendungsbereiche im Sport
- Relevanz von Ungleichheits-/Diversitäts-Dimensionen bei der Sportteilhabe
- Ansätze von Managing Diversity im Sportkontext
- Ehrenamtliches Engagement im Kontext sozialer Ungleichheitsdimensionen
- Diversität und soziale Ungleichheitslagen bei der Talentförderung im Leistungssport
- Integration/Inklusion im schulischen Sportkontext (Schulsport, Ganztagsbetreuung, etc.)
Hiermit sind nur einige Themenfelder genannt, zu denen Beiträge eingereicht werden können; darüber hinaus reichende Beiträge im Kontext von ‚Sozialer Ungleichheit im Sport‘ sind ausdrücklich erwünscht. Als Beiträge können sowohl theoretisch-konzeptionelle und empirische Untersuchungen als auch me-thodologische Überlegungen präsentiert werden.
Tagungskonzept und Hinweise für die Einreichung von Beiträgen
Die Tagung soll allen Interessierten geeignete Möglichkeiten zur Präsentation ihrer Beiträge geben und bietet demzufolge unterschiedliche Vortragsformate an:
- Impulsvortrag (20 min – jeweils ca. 10 min Vortrag und Diskussion)
- Vortrag (45 min – jeweils etwa 20-25 min Vortrag und Diskussion)
- Poster-Präsentation (10 min – Kurzvorstellung und Rückfragen)
Einreichung eines 1-seitigen Abstracts mit Hinweis auf das gewünschte Vortragsformat bitte bis 30.04.2016 per E-Mail an b.braumueller@dshs-koeln.de. Eine Rückmeldung zu den eingereichten Abstracts erfolgt nach einem Begutachtungsverfahren (in Kooperation mit dem wissenschaftlichem Beirat) bis 10.06.2016; die verpflichtende Anmeldung der angenommenen Beiträge ist bis 30.06.2016 möglich.
Wir danken unserem wissenschaftlichen Beirat Jun.-Prof. Elke Grimminger (Stellv. Sprecherin der Geschlechterforschung), Prof. Marie-Luise Klein, Dr. Jochen Mayer (Post-Doc Nachwuchssprecher der Sportsoziologie), Dr. Bettina Rulofs (Sprecherin der Sportsoziologie) und Prof. Gabriele Sobiech (Sprecherin der Geschlechterforschung) für die Unterstützung bei der Begutachtung der Abstracts.
Der Call for Paper endet am 30.04.2016. Die Rückmeldung wird bis zum 10.06.2016 erfolgen.
Tagungsleitung
- Univ.-Prof. Dr. Ilse Hartmann-Tews
Ansprechpartnerinnen
- Theresa Hoppe
Tel.: +49 221 4982-6175
t.hoppe@dshs-koeln.de
- Birgit Braumüller
Tel.: +49 221 4982-2570
b.braumueller@dshs-koeln.de