Asthmaspray als Dopingmittel?
Inwieweit Asthma-Medikamente sich auf die Leistungsfähigkeit von Profisportler*innen auswirken untersucht eine neue Studie der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin des Universitätsklinikums Ulm, die in diesem Jahr durchgeführt wird. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) finanziert die Ulmer Studie mit einer Fördersumme von 315.000 Dollar.
„Der häufige Gebrauch von Asthma-Sprays bei Leistungssportlern legt den Verdacht auf leistungsfördernde Nebenwirkungen nahe“, sagt Prof. Dr. Jürgen Steinacker, Ärztlicher Leiter der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin am Universitätsklinikum Ulm. So könnten Asthmasprays Effekte auf den Muskel haben und zum Beispiel das Muskelwachstum anregen. Allerdings gibt es auch spezielle Sportgruppen, wie nordische Skisportler*innen oder Radfahrer*innen, die vermehrt unter Asthma leiden, da das häufige Einatmen von kalter oder staubiger Luft Asthma provozieren kann.
Bisher sind bestimmte Asthmasprays im Leistungssport nicht verboten, aber anwendungsbeschränkte Mittel. Die bisherige Studienlage zu der Anwendung von Asthma-Sprays im Leistungssport belege keine Nebenwirkungen auf die Muskeln, so Prof. Steinacker. Die WADA will eine Aufklärung der Thematik und finanziert nach einer internationalen Ausschreibung die Ulmer Studie mit einer Fördersumme von 315.000 Dollar. Als Kooperationspartner in dieser Studie sind die renommierten Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Maria Parr (Freie Universität Berlin, Institut für Pharmazie) und Prof. Dr. Patrick Diel (Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin) beteiligt, die ebenfalls große Erfolge in der Anti-Doping-Forschung aufzuweisen haben.
Das Design der geplanten Studie: Insgesamt 24 Probanden, 12 sportliche Männer und 12 sportliche Frauen im Alter von 18 bis 45 Jahren, sollen einmal in der Woche in der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin unter Beobachtung mit maximaler Kraft zehn Minuten radeln, und zwar im Hinblick auf die Wirkungsweise Asthma-Medikament gegen Placebo. Die Medikamente Formoterol und Salbutamol sowie ein Placebo sollen in verschiedenen Kombinationen eingesetzt werden. Bei den Proband*innen wird der Blutdruck, das Herz-Zeit-Volumen und die Sauerstoffsättigung im Blut gemessen sowie nach der Belastung eine Muskelbiopsie am Oberschenkel entnommen. „Wir schauen auf die molekularen Signaturen unter der Akutbelastung“, erklärt Professor Jürgen Steinacker. Durch maximale Anstrengung mit bzw. ohne Medikament werde sich zeigen, ob die Medikamente muskelfördernde Wirkungen haben oder nicht, so Prof. Steinacker.
2018 hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die inhaltliche Prüfung nach §42 AMG für die Studie zustimmend beendet. Der Klinikumsvorstand des Universitätsklinikums Ulm hat im Februar 2019 eine Sponsorerklärung für die Studie unterzeichnet und sich somit als ideeller Sponsor und Dienstherr auch für das Vorhaben ausgesprochen. Die Ethikkommission der Universität Ulm hat am 21.05.2019 die Zustimmung erteilt.
Die Studie wird zwei Jahre dauern, ein Jahr für den praktischen Teil und ein Jahr für die Auswertung. Das Ergebnis, je nachdem wie es ausfällt, könnte Auswirkungen auf die Doping-Kontrolle dieser Substanzen haben und ein besseres Verständnis von Nebenwirkungen unterstützen.
Kontakt:
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jürgen M. Steinacker
Sport- und Rehabilitationsmedizin
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