Bewerbungstraining für Wissenschaftlerinnen

Referentin Dr. Juliane Lorenz und die Teilnehmerinnen des Workshops

Professorin Klara Brixius ist Gleichstellungsbeauftragte an der Deutschen Sporthochschule Köln. In dieser Funktion hat sie schon mehr als 30 Berufungsverfahren begleitet, welche den klassischen Weg zu einer Universitätsprofessur darstellen. Mit dem Ziel, explizit Wissenschaftlerinnen auf dieses komplexe Bewerbungs- und Einstellungsverfahren vorzubereiten, hat Brixius einen Workshop mit einer Expertin für Hochschul- und Beamtenrecht vom Deutschen Hochschulverband initiiert. Im Interview erklärt sie, warum das wichtig ist und welche Inhalte das Training bot.

Warum hat die Sporthochschule diesen Workshop angeboten?

Trotz vieler Anstrengungen ist der Frauenanteil bei den Universitätsprofessuren nach wie vor sehr niedrig, bundesweit liegt er bei zirka 25 Prozent, und an der Sporthochschule noch darunter. Dennoch haben wir an der Sporthochschule einen sehr guten weiblichen wissenschaftlichen Mittelbau und einen sehr starken weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchs. Viele, gerade der jüngeren Wissenschaftlerinnen können sich durchaus vorstellen, einmal eine Professur zu übernehmen. Derzeit haben Frauen aber scheinbar mehr Schwierigkeiten, diesen nächsten Schritt zu realisieren als Männer. Als Gleichstellungsbeauftragte erlebe ich es immer wieder, dass Frauen beim Thema Berufung andere Bedarfe und Notwendigkeiten haben als Männer. Daher entstand die Idee, eine solche Fortbildung speziell nur für Frauen anzubieten.

Welche Themen hat der Workshop behandelt?

Das Berufungsverfahren besteht aus einer schriftlichen Bewerbung, einem Vortrag vor der Berufungskommission und dem Gespräch mit der Berufungskommission. Genau dafür war der Workshop als Bewerbungstraining konzipiert und beinhaltete entsprechend Tipps und Hilfestellungen zur Optimierung der Bewerbungsunterlagen und für einen überzeugenden Auftritt vor der Berufungskommission. Neben der wissenschaftlichen Qualifikation spielt in Berufungsverfahren die Selbstpräsentation eine große Rolle. Um das zu üben, wurde zum Beispiel das Gespräch mit der Kommission in einem Rollenspiel trainiert.

Sie waren selbst schon häufig Mitglied in den Berufungskommissionen, die an der Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber für eine Professur mitarbeiten. Was ist in Ihren Augen entscheidend, um die Stelle zu bekommen?

Grundvoraussetzung ist natürlich eine herausragende wissenschaftliche Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber. Darüber hinaus ist das Netzwerken, insbesondere im Vorfeld des Berufungsverfahrens, wichtig, das heißt, sich auf Kongressen zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen, frühzeitig in Erfahrung zu bringen, wo Professuren zu besetzen sind. Ich erlebe recht häufig, dass Frauen bei der Selbstpräsentation eher zurückhaltend sind oder ihnen das manchmal sogar widerstrebt. Aber, um sich letztlich durchzusetzen, ist es wichtig, sehr selbstbewusst aufzutreten und den eigenen Stellenwert für die Hochschule und die Professur herauszuarbeiten. Auch im abschließenden Gespräch mit der Berufungskommission ist es eine Kunst, die Kommissionsmitglieder für sich – auch auf einer zwischenmenschlichen Ebene – zu gewinnen.

Wie wird das Engagement an der Sporthochschule weiter vorangetrieben?

Ich sehe diesen ersten Workshop als Auftakt für eine Serie, damit die Unterstützung für unsere Wissenschaftlerinnen auf diesem Gebiet nachhaltig wirken kann.

Interview: Julia Neuburg