Die Betroffenen anhören

Partner aus acht europäischen Ländern setzen sich für die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Sport ein.

Das Institut für Soziologie und Genderforschung startet ein neues EU-Projekt zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Sport. Das Projekt mit dem Titel ‚Voices for truth and dignity – Combatting sexual violence in European Sports through the voices of those affected’ (kurz: VOICE) wird von der EU im Rahmen des Programms Erasmus+ gefördert und setzt sich zum Ziel, den Betroffenen von sexualisierter Gewalt im Sport eine Stimme zu geben.

Wissenschaft und Sportorganisationen haben die Stimmen von Betroffenen zu lange ignoriert. Im Rahmen eines „Truth and Reconciliation“-Ansatzes, wie er z.B. durch die Ryan Commmission in Irland verfolgt wurde, sollen nun die Berichte von Betroffenen gehört und aufgearbeitet werden. Dafür werden in allen acht beteiligten europäischen Ländern Interviewstudien mit Personen durchgeführt, die sexualisierte Gewalt im Kontext des Sports erlebt haben. Im Anschluss werden organisierte Anhörungen der Betroffenen realisiert. Dazu arbeiten Universitätspartner und nationale Sportverbände zusammen. Unabhängige Opferschutzorganisationen moderieren die Anhörungen und gewährleisten so ein systematisches und geschütztes Setting, in dem die Berichte von Betroffenen gehört und aufgearbeitet werden können. Das finale Ziel des zweieinhalbjährigen Projektes ist die Entwicklung von Empfehlungen und Informationsmaterialien, die europaweit zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Sport genutzt werden können.

An dem Projekt sind Partner aus acht europäischen Ländern beteiligt: Belgien, Deutschland, Dänemark, Großbritannien, Österreich, Slowenien, Spanien und Ungarn. Pro Land sind eine Universität, ein Dachsportverband sowie eine Opferschutzorganisation einbezogen. Zusätzlich gestützt wird das Projekt von vier europäischen Sportorganisationen, dem European Paralympic Committee, der European Gay & Lesbian Sport Federation, der European University Sports Association und dem Jugendverband der European Non-Governmental Sport Organisation. Dr. Bettina Rulofs und Gitta Axmann vom Institut für Soziologie und Genderforschung an der Deutschen Sporthochschule sind für die Koordination und Gesamtleitung des Projektes zuständig. Sie werden eng begleitet durch eine Steuerungsgruppe bestehend aus WissenschaftlerInnen und OpferschützerInnen. Mitglied dieser Steuerungsruppe ist auch die frühere Olympiateilnehmerin, Gloria Viseras, die vor einigen Jahren öffentlich machte, dass sie als Kind jahrelang von ihrem Trainer sexuell missbraucht wurde. 

Am 5. und 6. Februar 2016 startete das Projekt mit einem offiziellen Kick-Off-Meeting aller beteiligten Partner. Gloria Viseras zog folgendes Fazit nach der Auftaktveranstaltung: „I think that the life-stories of those who have suffered sexual violence in sport are very important to help understand the environments, in which sexual abuse takes place. Only by listening carefully, we can understand those environments. Only after that, we can work on prevention and on setting up safe environments for children and young people in sport.”

Eine englische Kurzbeschreibung des Projektes finden Sie hier.


Kontakt:

Für nähere Informationen zum Projekt kontaktieren Sie uns gerne. Falls Sie selbst sexuelle Belästigungen oder Übergriffe im Sport erlebt haben, und bereit sind, über Ihre Erfahrungen im Rahmen einer Interviewstudie zu berichten, nehmen Sie bitte ebenfalls Kontakt zu uns auf. Wir versichern Ihnen Vertraulichkeit, Anonymität und eine freiwillige Teilnahme.

Institut für Soziolgie und Genderforschung
Dr. Bettina Rulofs rulofs@­dshs-koeln.de
Gitta Axmann g.axmann@­dshs-koeln.de
Tel.: +49 221 4982-7230