Engagement für Sport und Völkerverständigung
Über 50 Jahre hinweg hat Prof. Dr. Manfred Lämmer viele Gelegenheiten gehabt, Reden zu halten, ob als Vorlesung im Hörsaal der Deutschen Sporthochschule Köln, bei Konferenzen und sportpolitischen Verhandlungen oder als Laudator bei Feierlichkeiten und Jubiläen. Doch die Ansprache, die der 76-Jährige anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes hielt, war für ihn persönlich eine ganz besondere: „In diesem Augenblick befinde ich mich doch in großer Verlegenheit. Denn, was ich jetzt zu sagen habe, kommt nicht aus dem akademischen Verstand, sondern aus dem Gefühl und dem Herzen heraus“.
Das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland hat Professor Lämmer am 9. Dezember 2019 im Rahmen einer prominent besetzten Feierstunde im Kreishaus in Bergheim bei Köln erhalten. Mit dabei waren Vertreter*innen namhafter Organisationen und Verbände aus Sport und Politik, u.a. vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), von der Deutschen Olympischen Akademie, von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, der B´nai B´rith Frankfurt Schönstädt Loge e.V., von Makkabi Deutschland u.v.m.. Sie alle waren gekommen, um Professor Lämmers Engagement für Sport und Völkerverständigung zu würdigen. Die hohe Auszeichnung überreichte Landrat Michael Kreuzberg, der auch die Laudatio auf den in Frechen lebenden Sporthistoriker hielt, der von 1975 bis 2008, d.h. 33 Jahre lang, das Institut für Sportgeschichte der Deutschen Sporthochschule Köln, leitete. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehörten die antike Sportgeschichte und ihr Einfluss auf die moderne olympische Bewegung. Bereits 1963 war Lämmer einer der ersten Studenten, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Sportler nach Israel eingeladen wurden. Dieser Reise sollten noch viele weitere folgen – der Grundstein für sein jahrzehntelanges Engagement um die Entwicklung und Festigung der deutsch-israelischen Beziehungen war gelegt und wurde für ihn zu einer Herzensangelegenheit. „Ich bin stolz darauf, diese Reise mitorganisiert zu haben, die mein Leben veränderte. (…) Seitdem hat mich die Vision des Brückenbaus durch Sport nicht mehr losgelassen“, erinnert sich Lämmer in seiner Dankesrede.
Von 1971 bis 2009 war er Koordinator der Partnerschaft zwischen der Deutschen Sporthochschule Köln und dem Wingate Institute for Physical Education and Sport in Netanya, Israel. Seit seiner Emeritierung 2008 bis heute lehrt Professor Lämmer, der die Landessprache spricht, in Israel, derzeit an der Universität Haifa. In unzähligen weiteren Institutionen und Organisationen war und ist der Sportwissenschaftler und Philologe tätig, u.a. in der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG), der Deutschen Olympischen Akademie (DOA), für das Nationale Olympische Komitee für Deutschland und für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Lämmer war entscheidend daran beteiligt, dass die 14. European Maccabi Games im Sommer 2015 erstmals in Deutschland stattfanden und dass das Deutsche Sport & Olympia Museum in Köln 1999 eröffnete. Zwischen 1972 und 2004 war Lämmer in verschiedenen verantwortungsvollen Ämtern der Internationalen Gesellschaft für die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports (ISHPES) aktiv.
„Der Sport hat in meinem Leben eine zentrale Rolle gespielt. Er hat meine Interessen, meinen beruflichen Werdegang und Lebensweg bestimmt“, so Professor Lämmer im Rahmen der Feierstunde. Für einen klassischen Philologen und Althistoriker typisch habe ihn dabei stets „die Sinnfrage interessiert“. Der Sport sei „mit dem Anspruch angetreten, diese Welt zu bereichern und zu verbessern (…). Ich glaube an die wertbildende, völkerverbindende und intergierende Kraft des Sports“, sagte der Ausgezeichnete. Und: Der Beitrag des Sports zur Entwicklung der deutsch-israelischen Beziehungen sei die größte sportpolitische Leistung des deutschen Sports überhaupt. Einen nicht unwesentlichen Beitrag dazu hat Sporthochschul-Professor Manfred Lämmer geleistet und wurde dafür jetzt in besonderer Weise von der Bundesrepublik geehrt.