Freischwimmer gleich Freischwimmer?

Mit ihm können Kinder oft allein ohne Begleitperson ins Schwimmbad oder an der Klassenfahrt ans Meer teilnehmen: das Deutsche Schwimmabzeichen Bronze, auch Freischwimmer genannt. Die Deutsche Sporthochschule Köln und die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) nehmen den bundesweit anerkannten Nachweis für das sichere Schwimmen derzeit unter die Lupe. Im vergangenen Jahr fragten die Projektpartner Schwimmlehrer*innen in ganz Deutschland danach, wie sie die einzelnen Anforderungen an das Schwimmabzeichen prüfen. Am Dienstag (21.1.) stellten sie in einer Online-Präsentation die Ergebnisse vor.

 „Um das Schwimmabzeichen Bronze zu erhalten, muss ich die Baderegeln kennen, tauchen und vom Startblock oder Ein-Meter-Brett springen, sowie ausdauernd 15 Minuten in verschiedenen Lagen und einer erkennbaren Schwimmart schwimmen können“, erklärt Dr. Christoph Freudenhammer aus der Leitung Ausbildung im Präsidium der DLRG. Insgesamt umfasst die Beschreibung der vier Prüfungsleistungen in der deutschlandweit gültigen Prüfungsordnung keine 100 Wörter. Doch deren Auslegung und die Vorgehensweise bei den Prüfungen sind durchaus unterschiedlich, wie die Befragung zeigte.

Vielfalt an Auslegungen

Beispielsweise gaben 20 Prozent der rund 1.300 Teilnehmer*innen aus den verschiedenen Organisationen und Institutionen an, während des Streckenschwimmens kurze Pausen oder das Festhalten am Beckenrand zu tolerieren. Beides ist nach den Experten der DLRG jedoch nicht erlaubt: „Schwimmer und Schwimmerinnen müssen in einer Notsituation eine gewisse Zeit überbrücken können, bis Hilfe eintrifft – etwa in einem See bei größerer Entfernung zum Ufer“, beschreibt Freudenhammer den Hintergrund. Weiterhin lassen 27 Prozent der Befragten zumindest teilweise das Tragen von Schwimmbrillen während der Prüfung zu. Sichere Schwimmer*innen müssen jedoch in der Lage sein, sich unter Wasser ohne Schwimmbrille zu orientieren und zielgerichtet zu bewegen, um zum Beispiel nach einem Sturz ins Wasser wieder an die Oberfläche zu gelangen.

An einigen Stellen förderte die Befragung auch zutage, dass Prüfer und Prüferinnen die zu erbringenden Leistungen bewusst abwandeln oder ergänzen. So verlangen einzelne ihren Schwimmschüler*innen eine längere Schwimmdauer (3%) ab und sogar jeder Dritte (35%) fordert mehrere erfolgreiche Tieftauchversuche. In anderen Fällen werden Prüfungsleistungen wiederum nicht vollständig abgenommen. So verzichten zwölf Prozent der Befragten auf die Prüfung des Lagewechsels während des Schwimmens. Diesen zu beherrschen ist allerdings von Bedeutung beim ausdauernden Schwimmen.Spüren Schwimmer*innen Anzeichen von Ermüdung, können sie sich in einer anderen Körperlage weiter kraftsparend an der Wasseroberfläche fortbewegen.

Besser vergleichbare Prüfungen als Ziel

 „Die Befragungsergebnisse haben uns ein großes Spektrum möglicher Auslegungen der Prüfungsanforderungen aufgezeigt. Im nächsten Schritt wird es darum gehen, Kriterien zu entwickeln, die künftig zu noch besser vergleichbaren Abnahmen führen“, sagt Dr. Ilka Staub aus dem Projektteam der Kölner Sportuniversität. Die Wissenschaftlerin und ihr Team am Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten wollen nun mit Hilfe ausgewählter Schwimmausbilder*innen in einem mehrstufigen Befragungsverfahren Richtlinien für die Durchführung der Prüfung entwickeln. „Das Ziel ist es, ein gemeinsames Verständnis dafür zu schaffen, wie die bekannten Prüfungsanforderungen auszulegen sind“, so Staub. Das wird den Wert des Schwimmabzeichens für das sichere Schwimmen stärken, sind sich die Projektpartner einig. Den Anfang dazu machten sie bei der Online-Präsentation am Dienstag, an der über 400 Lehrende aus allen Bundesländern teilnahmen.

Das Projektteam

Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, Abteilung Didaktik und Methodik der Sportarten

  • Dr. Ilka Staub, E-Mail: i.staub@dshs-koeln.de
  • Michel Brinkschulte, E-Mail: m.brinkschulte@dshs-koeln.de

DLRG Bundesverband, Ausbildung und Prävention

  • Dr. Christoph Freudenhammer, E-Mail: DSHS-Schwimmen@DLRG.de
  • Dr. Harald Rehn (M.A.), E-Mail: DSHS-Schwimmen@DLRG.de
     

Über die Deutschen Schwimmabzeichen
Die Deutsche Prüfungsordnung Schwimmen regelt seit 1977 die Prüfungsbedingungen und -berechtigungen in der Schwimmausbildung. Deren aktuelle Fassung ist am 1. Januar 2020 veröffentlicht worden. Darin enthalten sind die Schwimmabzeichen Bronze, Silber und Gold und die Rettungsschwimmabzeichen. Die Inhalte und Prüfkriterien sind mit der Kultusministerkonferenz der Länder abgestimmt und Schwimmabzeichen dürfen in Schulen durch die Lehrkräfte abgenommen werden.

Über die DLRG
Die DLRG als private Wasserrettungsorganisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Hierfür klären ihre ehrenamtlich Aktiven über Wassergefahren auf, bringen Menschen das Schwimmen bei und bilden sie im Rettungsschwimmen aus. Zudem wachen fast 49.000 Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer über die Sicherheit von Badegästen und Wassersportlern. 2023 nahmen die Prüfenden in den örtlichen Vereinen der DLRG fast 95.000 Schwimmabzeichen ab; davon knapp 45.000 Bronze-Abzeichen.

Über die Deutsche Sporthochschule Köln
Die Deutsche Sporthochschule Köln, 1947 in Köln gegründet, vereint qualifizierte Lehre, internationale Forschung und Spitzensport auf höchstem Niveau. Sie ist Deutschlands einzige Universität, die sich ausschließlich dem Themenfeld Sport und Bewegung widmet. An 19 Instituten, vier An-Instituten und fünf Transferzentren wird das vielfältige und spannende Gebiet der Sportwissenschaft in allen seinen Facetten detailliert unter die Lupe genommen.

 

Kontakt
Deutsche Sporthochschule Köln
Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten
Dr. Ilka Staub
Tel.: +49 221 4982-4223
i.staub@­dshs-koeln.de
Michel Brinkschulte
m.brinkschulte@­dshs-koeln.de
www.dshs-koeln.de/schwimmvermittlung

DLRG Bundesverband Ausbildung und Prävention
Dr. Christoph Freudenhammer, Dr. Harald Rehn
DSHS-Schwimmen@­DLRG.de

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+49 176 14982222
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