Neue Erkenntnisse in der Anti-Doping-Arbeit
In den vergangenen drei Jahren war die Arbeit des Instituts für Sportrecht geprägt durch das Thema Doping. Im Auftrag der Nationalen Anti-Doping Agentur Deutschland (NADA) führte das Institut in dieser Zeit die erste faktenbasierte Evaluierung eines sportverbandlichen Regelwerks durch, die Evaluierung des Nationalen Anti-Doping Codes 2015 (NADC 2015).
Durch eine Befragung von Kaderathletinnen und -athleten sollten erstmals wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse dazu gewonnen werden, wie viel deutsche LeistungssportlerInnen über dieses maßgebliche Regelwerk der deutschen Anti-Doping-Arbeit wissen und ob sie ihr Verhalten an den Vorgaben des NADC 2015 ausrichten. Die NADA erhoffte sich davon eine Aussage über die Wirksamkeit ihrer Anti-Doping-Arbeit und Ansatzpunkte, um ihre Arbeit weiter zu verbessern. Das Institut für Sportrecht lieferte die juristische und die sportwissenschaftliche Expertise. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Hockey-Judo-Zentrum der Deutschen Sporthochschule Köln erstmals öffentlich vorgestellt.
Das Grußwort zur Veranstaltung sprach die NADA-Vorstandsvorsitzende Dr. Andrea Gotzmann. In ihrer Rede ging sie darauf ein, welche Bedeutung die Studie für die zukünftige Ausrichtung der deutschen Anti-Doping-Arbeit hat. Gerade die Kenntnis der Athletinnen und Athleten sei für die NADA von großer Bedeutung. Dr. Andrea Gotzmann machte außerdem deutlich, dass die Ergebnisse der Evaluierung dazu beitragen können, die Arbeit der NADA weiter zu verbessern und noch stärker an den Bedürfnissen der AthletInnen auszurichten.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden die Ergebnisse der Studie und ihre Auswirkungen auf die deutsche Anti-Doping-Arbeit aus drei verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Lara Hoffmann, erfolgreiche Leichtathletin und Kaderathletin, schilderte ihre Berührungspunkte zum Thema Doping. Sie ging darauf ein, wie wichtig es ihr als Athletin sei, dass die Integrität des sportlichen Wettbewerbs durch Maßnahmen gegen Doping geschützt wird. Außerdem gab sie einen Einblick in den Ablauf von Dopingkontrollen und in das Thema Verantwortungsbewusstsein. Dr. Lars Mortsiefer, Vorstandsmitglied der NADA, schilderte die Sichtweise der Nationalen Anti-Doping Agentur, indem er auf die Bedeutung hinwies, dass die NADA ihre Anti-Doping-Arbeit an einer faktenbasierten Grundlage orientiere. Prof. Martin Nolte vom Institut für Sportrecht gab Einblicke in die Studie und lieferte mit den neuen Erkenntnissen die Grundlage für eine spannende Diskussion. Als Moderator führte Julian Ferber durch den Abend.
Besonders gelungen war die als 8. Sportrechtsabend betitelte Veranstaltung durch die Kombination aus Studienergebnissen und direkter Anbindung an die Praxis. Schließlich wurden die Ergebnisse nicht nur vorgestellt, sondern durch Dr. Lars Mortsiefer und Lara Hoffmann direkt mit Bezug zur Praxis und zum Sport eingeordnet. Das Hockey-Judo-Zentrum bot den Rahmen für diese sehr kurzweilige Veranstaltung, die einen Einblick in die derzeitigen Herausforderungen und zukünftigen Ansatzpunkte der Anti-Doping-Arbeit in Deutschland lieferte. Im Anschluss hatten die rund 50 Gäste bei einem Umtrunk die Gelegenheit, mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen.
Zusammenfassung der Studienergebnisse
An der Studie beteiligten sich insgesamt 627 Athletinnen und Athleten aus 43 Sportarten. In vier Teilbereichen wurden sie zu den übergeordneten Themen: Kenntnisse des NADC 2015, Dopingverhalten anderer, eigenes Dopingverhalten und zu dem Bereich Prävention und Information befragt. Zusätzlich wurde die Anzahl und die Qualität der Dopingproben der NADA in den vergangenen drei Jahren ausgewertet.
Laut Studie kennen sich die deutschen Athletinnen und Athleten durchschnittlich gut mit den Regelungen des NADC aus. Besonders markant ist, dass AthletInnen in Sportarten mit hohem vermutetem Dopingrisiko auch besonders gut über die Regelungen informiert sind. Auch ältere AthletInnen, die meist einem höheren Kader angehören, kennen sich besser mit den Regelungen des Codes aus.
Beim Dopingverhalten anderer geben 76% der AthletInnen an, davon auszugehen, dass ihre internationale Konkurrenz gedopt sein könnte. Im Hinblick auf die deutsche Konkurrenz liegt dieser Wert deutlich niedriger.
Im Bereich des eigenen Dopingverhaltens gaben drei der 627 Teilnehmenden an, verbotene Substanzen zu nehmen. Dies deckt sich mit der geringen Anzahl positiver Dopingfälle in der NADA-Statistik. Die Verantwortung in der Präventionsarbeit sehen die befragten AthletInnen vorwiegend bei den MannschaftsärztInnen und bei der NADA.
Die Evaluierung bescheinigt der Anti-Doping-Arbeit der NADA - nach Auswertung der Anzahl von Dopingproben und -kontrollen - einen Anstieg in Quantität und Qualität. Laut Studie ist nicht nur die Anzahl der durchgeführten Kontrollen gestiegen, sondern auch die Anzahl der genommenen Proben. Außerdem hat sich die Qualität der Proben verbessert, denn der prozentuale Anteil von Blutproben ist gegenüber der Anzahl von Urinproben kontinuierlich gestiegen.
Weitere Informationen erhalten Sie über das Institut für Sportrecht. Ihr Ansprechpartner ist Prof. Martin Nolte.