Reform der Forschungsbewertung

Die Deutsche Sporthochschule Köln engagiert sich zusammen mit der Universität Bielefeld und gefördert von der VolkswagenStiftung in einem Projekt dafür, dass die Bewertung der Forschungsleistung von Wissenschaftler*innen gerechter und vielfältiger wird.

Ziel des Projekts ist es, beispielhafte Prozesse und Instrumente für die Umsetzung der internationalen Vereinbarung „Agreement on Reforming Research Assessment“ (ARRA) zu entwickeln und anderen Hochschulen zugänglich zu machen. Die Vereinbarung „ARRA“ hatte die Deutsche Sporthochschule Köln im Februar 2024 unterzeichnet und war dem internationalen Konsortium CoARA (Coalition for Advancing Research Assessment) beigetreten. Mit diesem Schritt bekräftigte die Sportuniversität ihr Engagement für eine vielfältige Forschungsbewertung, die über quantitative Parameter hinausgeht und die Qualität und Relevanz wissenschaftlicher Arbeit berücksichtigt.

„In der Wissenschaftsgemeinschaft besteht ein breiter Konsens über die Notwendigkeit, die Forschungsbewertung grundlegend zu reformieren. Die bisherige Praxis setzt stark auf bibliometrische Indikatoren, was teils zu verzerrten Anreizen führt und die Vielfalt und den Kontext wissenschaftlicher Tätigkeiten vernachlässigt“, sagt Univ.-Prof. Dr. Tobias Vogt, Prorektor für Forschung und Transfer der Deutschen Sporthochschule Köln. Die quantitativ orientierte Bewertung von wissenschaftlicher Leistung, zum Beispiel über den Impact-Faktor oder den Hirsch-Index, bringe es mit sich, dass die schlichte Anzahl an Veröffentlichungen mehr honoriert werde als der echte Erkenntnisgewinn der wissenschaftlichen Arbeit. Dies präge auch das Verhalten der Wissenschaftler*innen und habe vor allem für den wissenschaftlichen Nachwuchs teils negative Konsequenzen. Das 2022 ins Leben gerufene ARRA setzt daher auf qualitative Bewertungsmethoden, ohne konkrete Vorgaben zu machen, wie diese aussehen. Seit Juli 2022 haben mehr als 800 namhafte Wissenschaftsorganisationen, Forschungsförderer, Verbände, Hochschulen und Universitäten sowie außeruniversitäre Forschungseinrichtungen das Abkommen unterzeichnet. Trotz dieser starken internationalen Beteiligung und Unterstützung gibt es auf nationaler Ebene nach wie vor Vorbehalte gegenüber den Reformbemühungen, da vor allem die Frage nach dem „Wie“, also der praktischen Umsetzung, diskutiert wird.

Das geförderte Projekt nimmt sich diesen Herausforderungen an und verfolgt das Ziel, Reformprozesse exemplarisch an Universitäten zu erproben und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten, die auf andere Wissenschaftseinrichtungen übertragen werden können. Ein zentraler Fokus liegt darauf, insbesondere die Wissenschaftler*innen für diese Reform zu sensibilisieren. In einem ersten Schritt möchte das Projektteam zudem die bestehenden Reformbedarfe identifizieren. In ausgewählten Pilotbereichen, die im Laufe des Projektes identifiziert werden (z.B. Berufungsverfahren), sollen dann konkrete Reformmaßnahmen entwickelt, getestet und evaluiert werden.

Die Zusammenarbeit der Deutschen Sporthochschule Köln und der Universität Bielefeld bringt unterschiedliche Perspektiven in das Projekt ein: die Sicht einer kleinen, thematisch spezialisierten Universität und die einer mittelgroßen Volluniversität. „Diese Diversität ermöglicht es dem Projektteam, flexible Lösungen zu entwickeln, die auch auf andere Institutionen übertragbar sind“, erklärt Projektleiterin Dr. Dinah Nockemann den Ansatz der beiden Projektpartner. Das Projekt solle dabei auch eine Kultur des kreativen Denkens und der langfristigen Forschung fördern, ergänzt die Koordinatorin des Bielefelder Teilprojekts Dr. Annika Merk vom Dezernat Forschungsförderung und Transfer (FFT). „Eine Frage, der wir nachgehen, ist, wie individuelles Engagement und interdisziplinäre Ansätze mit einer neuen Forschungsbewertung unterstützt werden können“, erklärt Merk. Die im Projekt entwickelten Tools, Informationsmaterialien und Handlungsempfehlungen möchten die Projektbeteiligten über eine zentrale Website öffentlich zugänglich machen, um damit alle interessierten Hochschulen und Universitäten in deren eigenen Reformprozessen zu unterstützen.

Das Projektteam bezeichnet das Vorhaben selbst als „Leuchtturmprojekt für das deutsche Wissenschaftssystem“. Genau diese Relevanz betont auch die Förderung in Höhe von knapp 500.000 Euro durch die VolkswagenStiftung. Das Projekt wird von der VolkswagenStiftung in der Förderlinie „Pioniervorhaben: Impulse für das Wissenschaftssystem“ unterstützt. Dies ermöglicht es den Projektbeteiligten, einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Qualität und Vielfalt in der Forschung zu leisten und den aktuellen Reformwillen aktiv voranzutreiben.

Projektkontakt:
Dr. Dinah Nockemann
Abt. Forschung und wissenschaftliche Qualifizierung
E-Mail:
Tel.: +49 221 4982-4608