Schmerz- und Traumabewältigung
Der ehemalige Fußballnationalspieler Per Mertesacker hatte unlängst mit einem Interview tiefe Einblicke in sein Seelenleben und den schwierigen Umgang mit dem Leistungsdruck gewährt. Ein passender Zeitpunkt also für das Symposium "Schmerz- und Traumabewältigung" von MentalGestärkt, der Initiative für psychische Gesundheit im Leistungssport, welches am 16. März an der Sporthochschule stattfand.
In Kooperation mit dem Deutschen Forschungszentrum für Leistungssport Köln, momentum, wurde das Thema "Schmerz- und Traumabewältigung" aus verschiedenen Perspektiven im Schnittfeld Sportpsychologie-Psychotherapie beleuchtet.
War MentalGestärkt-Geschäftsführerin Marion Sulprizio im Rahmen der Mertesacker-Berichterstattung noch als viel zitierte Expertin in den Medien aufgetreten, übernahm sie nun die Begrüßung der rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums. TrainerInnen, SportwissenschaftlerInnen, SportpsychologInnen und Studierende hatten sich eingefunden, um dem Programm aus Vorträgen, Präsentationen und einer Diskussionsrunde beizuwohnen.
Spannende Einblicke in seine Arbeit als Seelsorger des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gab zu Anfang Thomas Weber. Weber, der gerade frisch zurück war von den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang, ist evangelischer Pfarrer in Gevelsberg und als solcher ein "Exot im Deutschen Olympiateam". Der Seelsorger berichtete über seine Erfahrungen und Erlebnisse bei vergangenen sportlichen Großereignissen und seine Aufgabe, die AthletInnen bei der Bewältigung verschiedener Traumata zu begleiten und zu unterstützen, z.B. als bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio der junge deutsche Kanutrainer Stefan Henze bei einem Autounfall ums Leben kam.
Im Anschluss konnten Prof. Jens Kleinert, Leiter des Psychologischen Instituts, und Diplom-Psychologe Lothar Linz in einem anwechslungsreichen Vortrag empirische Fakten und Praxisempfehlungen zum Umgang mit Verletzungen aus sportpsychologischer Sicht präsentieren. Dr. Jeannine Ohlert (Psychologisches Institut) stellte zudem die Ergebnisse der SafeSport-Studie zum Thema „Sexualisierte Gewalt im Leistungssport“ dar.
In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Gitta Axmann (Institut für Soziologie und Genderforschung), berichtete Sozialpädagogin Dr. Birgit Palzkill über die anfängliche Forschung in diesem Themenfeld. Dr. Bettina Rulofs (Leiterin der SafeSport-Studie) ergänzte dies durch Fakten aus dem aktuellen VOICE-Projekt; Monika Liesenfeld (Sportpsychologin am OSP Berlin) und Christian Zepp (sportpsychologischer Experte des ÖBS) berichteten aus ihrer Praxis und mit welchen Fällen sie bisher konfrontiert wurden. Dorota Sahle vom LSB NRW beschrieb Möglichkeiten zum Vorgehen und Supportstrategien für Betroffene sowie deren TrainerInnen oder SportpsychologInnen. Für SportpsychologInnen ergebe sich ein wichtiges zukünftiges Arbeitsfeld im Rahmen des Beschlusses zur Einstellung von Kinderschutzbeauftragten in Vereinen und Verbänden.
Im abschließenden Vortrag konnten Jutta Zeyer-Wolf und Michael Engels vom Ambulanten Netzwerk Sportpsychiatrie und -psychotherapie (ANSPP) theoretische Hintergründe zu posttraumatischen Belastungsstörungen sowie den therapeutischen Zugang zu solchen PatientInnen aus Sicht der Sportpsychotherapie/ -psychiatrie darstellen.
Die rund 50 TeilnehmerInnen konnten sich in den Pausen außerdem untereinander sowie mit den ReferentInnen austauschen und erlebten eine gut organisierte, bereichernde Veranstaltung vor einem stets aktuellen Hintergrund.