Soziale Ungleichheit und Sport
Die Schere zwischen Arm und Reich; gute oder schlechtere Chancen auf Bildung; Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen – dies sind nur einige wenige Beispiele dafür, was gesellschaftlich unter sozialer Ungleichheit verstanden wird. Dass hierzu noch viel mehr gehört und wie der Gesellschaftsbereich Sport damit umgeht, bearbeitete die Tagung "Soziale Ungleichheit und Sport", die nun an der Sporthochschule zu Ende ging.
Das Tagungsteam des Instituts für Soziologie und Genderforschung der Deutschen Sporthochschule Köln hatte stellvertretend für die Sektion Sportsoziologie und die Kommission Geschlechterforschung der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) ein straffes Programm zusammengestellt: 35 Beiträge, 13 Arbeitskreise, zwei Hauptvorträge, eine Diskussionsrunde und ein abwechslungsreiches Sport- und Freizeitprogramm boten den Rahmen zu regem Austausch und kontroversen Diskussionen.
"Soziale Ungleichheit ist eines der klassischen Themen der Soziologie", sagte Univ.-Prof. Dr. Ilse Hartmann-Tews, Leiterin des Instituts für Soziologie und Genderforschung, in ihrer Begrüßungsrede. In den 1980er und 1990er Jahren noch recht unterbelichtet, habe sich die Ungleichheitsforschung in den letzten 20 Jahren weiterentwickelt. Wie genau dies auszuloten ist, ist ein wesentliches Ziel der Tagung: Hat sich die Ungleichheitsforschung hin zu einer unverbindlichen Vielfaltsforschung entwickelt oder hat sie ihr kritisches Potenzial ausgebaut?“, stellte Hartmann-Tews in den Raum.
Somit lag ein Hauptaugenmerk der Tagung darauf, Gemeinsamkeiten und Differenzen unterschiedlicher Theoriekonzepte aus der Ungleichheits- und Diversitätsforschung aufzuarbeiten und im Kontext von gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftskonstellationen zu diskutieren. Vielfältige Themen rund um das Sportengagement von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Älteren in verschiedenen Sportsettings wurden behandelt. Das klassische Konzept der Ungleichheitsforschung war dabei ebenso Thema wie die neueren Ansätze der Intersektionalität oder der Diversity. Auch die Frage, wie vieler Kategorien oder Dimensionen es bedarf, um soziale Ungleichheit bzw. Diskriminierung zu beschreiben, wurde umfassend besprochen. Denn während sich die traditionelle Theorie auf die drei Merkmale Rasse, Klasse, Geschlecht beschränkt, weisen die jüngeren Modelle deutlich mehr Kategorien der Differenzierung auf und berücksichtigen zusätzlich deren Wechselwirkungen und Verschränkung.
In einer abschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass sich die verschiedenen Theoriekonzepte nicht ausschließen, es gebe kein Entweder-oder der Konzepte, sondern vielmehr ein Sowohl-als-auch. Und die Eingangsfrage von Hartmann-Tews ließ sich mit einem klaren Ja beantworten: Das kritische Potenzial der Ungleichheitsforschung sei ausgelotet worden, man sei "ein gutes Stück weitergekommen". Der Dank der Institutsleiterin ging an das gesamte Orgateam der Tagung und speziell an die Institutsmitarbeiterinnen Birgit Braumüller und Theresa Hoppe, die die Organisation federführend inne hatten.
Ein umfangreicher Tagungsbericht zu "Soziale Ungleichheit und Sport" soll demnächst in der Zeitschrift Sport und Gesellschaft erscheinen.