Spoho-Projekte beim „Future Forum“ der FIBO
Am vergangenen Wochenende beherbergte das Kölner Messegelände einmal mehr die nach eigenen Angaben weltgrößte Fitnessmesse. Seit 1985 gibt es die Fitness-, Wellness- und Gesundheitsmesse FIBO. Mit dabei war am Samstag auch die Deutsche Sporthochschule Köln. Im sogenannten „Future Forum“ in der Messehalle 7 stellten sich im Laufe des Tages insgesamt neun verschiedene, teils internationale Forschungsprojekte vor, die die Zukunft der Fitnessindustrie verändern könnten. Spoho-Professor Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Bloch vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin moderierte die Veranstaltung.
Die meisten vorgestellten Projekte befassen sich mit der Weiterentwicklung von sogenannten Wearables. Das sind kleine Computersysteme, die zum Beispiel in Form einer Uhr am Körper getragen werden, um Werte wie Herzfrequenz oder Blutdruck messen zu können. Neben der generellen Möglichkeit, mit Hilfe dieser Werte die sportliche Leistung zu steigern, steht bei den Forschungsprojekten vor allem die Gesundheit im Vordergrund. Die dort entwickelten Wearables erheben die Daten sogenannter Bio-Marker, also messbare Parameter biologischer Prozesse im Körper, welche in Echtzeit gemessen und zur Verfügung gestellt werden können. In der Sportwissenschaft sind da unter anderem der Glukosehaushalt oder auch die Laktatmessung interessant. Giorgio Mutinati vom Austrian Institute of Technology präsentierte dafür zum Beispiel ein „Patch“, das sich Sportler*innen auf den Oberarm kleben können. Eine kleine Mikronadel an diesem Pflaster dringt dann völlig schmerzfrei ca. einen Millimeter in die Haut ein. Die gewonnen Glukose- und Laktatwerte werden wiederum alle 20 Sekunden kabellos an das Smartphone der Sportler*in gesendet und ermöglichen so auch Amateursportler*innen ganz neue Formen der Leistungsdiagnostik. Marco Otella von der Universität Pisa verfolgt mit seinem Projekt ganz ähnliche Ziele, möchte die Daten jedoch zukünftig aus dem Schweiß der Athlet*innen gewinnen und so ganz ohne Nadel auskommen.
Auch Wissenschaftler*innen der Spoho stellten ihre Forschungsprojekte vor. Ein von dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft gefördertes Projekt, das von Univ.-Prof. Dr. Patrick Wahl durchgeführt wird, soll anhand einer noch sensitiveren Testbatterie ermöglichen, durch Monitoring des Stoffwechsels, der Effizienz und neuromuskulärer Fähigkeiten Schwimmer*innen besser zu typisieren. Durch die Typisierung kann dann das individuelle Training verbessert und so die Leistungsfähigkeit der Athlet*innen gesteigert werden. Das Projekt findet in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Schwimmverband (DSV) und dem Schwimmverband NRW statt, wodurch das neu gewonnene Wissen direkt in der Praxis Anwendung findet.
Ein weiteres Projekt, das zu einer einfacheren Typisierung und somit besseren Trainingssteuerung führen soll, wird von „momentum“, dem 2006 gegründeten „Deutschen Forschungszentrum für Leistungssport Köln“ umgesetzt. Dabei werden mechanische, metabolische und psychische Parameter unter spezifischem Training, aber auch unter Wettkampfbedingungen erhoben. Nicht nur Athlet*innen profitieren von dem Monitoring, sondern auch Berufsgruppen mit besonderen sportlichen Herausforderungen wie etwa der Polizist*innen.
Das Institut für Biomechanik und Orthopädie der Sporthochschule stellte ein Projekt unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Potthast vor, das Fahrradfahren gesünder und schneller machen soll. Nicht nur physikalische Parameter werden dabei herangezogen. Auch die Vibration beim Fahrradfahren auf verschiedenen Untergründen wurde getestet und es wurden Tools entwickelt, um diesen Störfaktoren entgegenzuwirken. Schließlich wurde auch die sogenannte LION-Studie vorgestellt, die die Effektivität von Online-Trainingsprogrammen und die Auswirkung auf die Lebensqualität nach einer Krebsbehandlung untersucht. Die von der EU mitfinanzierte Studie wird von PD Dr. Moritz Schumann, ehemals ansässig am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Sporthochschule, sowie Dr. Evelyn Monninkhof von der UMC Utrecht durchgeführt. Durch das Online-Training haben die Trainer*innen einen besseren Einblick in die Lebensumstände ihrer Patient*innen und können so noch individueller auf sie eingehen. Auch bei diesem Projekt werden Wearables, in diesem Fall eine Weste, eingesetzt, um die Werte der Patient*innen zu tracken und auf Grundlage der Daten Trainingsanpassungen zu treffen.
Für die meisten Menschen sind Fitnesstracker schlichtweg ein interessantes „Spielzeug“ für den privaten Gebrauch. Oder aber eine nervige Erinnerung, dass man mal wieder von der Couch aufstehen müsste. Das „Future Forum“ der FIBO hat hingegen gezeigt, dass Wearables mehr sein können als das: eine Revolution in der Sportwelt. Die Forschung leistet dort einen wichtigen Beitrag für eine gesündere Gesellschaft der Zukunft – hoffentlich auch auf der nächsten FIBO.