Sportartspezifische Trainingsmethoden und Beobachtungswissen
Das Institut für Kognitions- und Sportspielforschung erhält für zwei Forschungsprojekte im Beachvolleyball und Feldhockey eine neu eingeführte Projektförderung vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp).
Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) vergibt für das Jahr 2016 kurzfristig eine neue Form der Förderung für sogenannte Service-Forschungsprojekte. Hierbei liegt der Fokus nicht auf dem Forschungsanteil; Kriterium für die Förderung ist vielmehr ein hoher Betreuungs-und Anwendungsanteil, etwa bei Fragestellungen zur Trainings- und Wettkampfsteuerung oder zur Verfahrens- und Materialentwicklung im Spitzensport. Die Projektförderung soll zur wissenschaftlichen Unterstützung des deutschen Olympischen und Paralympischen Spitzensports dienen.
Das Service-Forschungsprojekt im Beachvolleyball führt das Institut in Kooperation mit dem Deutschen Volleyball-Verband (DVV, Bundestrainer Jörg Ahmann und Elmar Harbrecht) durch. Im Mittelpunkt stehen die Analysen des Antizipations- und Blickverhaltens von hochklassigen Beachvolleyballspielern sowie die Optimierung der visuellen Wahrnehmungsleistung durch die Entwicklung volleyballspezifischer Trainingsmethoden. Die Besonderheit des Forschungsprojekts liegt darin, dass zwei mobile Eye-Tracking-Systeme eingesetzt werden und so die Blickbewegungen von beiden Spielern gleichzeitig, sowohl in der Annahme, im Zuspiel und im Angriff, aufgezeichnet und analysiert werden können. Die Studie ist als Feldstudie konzipiert, d.h. die Messungen werden mit Bundeskaderathleten während eines Trainingsspiels ganzheitlich analysiert. Damit lassen sich die gewonnenen Erkenntnisse nahezu eins zu eins auf Wettkampfsituationen der Spitzensportler im Beachvolleyball übertragen. Aus den Daten werden Erkenntnisse für ein sportartspezifisches Wahrnehmungstraining, sogenannte Blickbewegungsstrategien, erwartet. Damit sollen zum einen Nachwuchsspieler schneller Erfahrungen sammeln können; zum anderen werden darin Innovationspotenziale für die Spitzenspieler im Beachvolleyball gesehen.
Das Forschungsprojekt im Feldhockey wird in Kooperation mit dem Deutschen Hockey Bund (DHB, Ulrich Forstner, Direktor Bildung und Wissenschaft) sowie Dr. Wolfgang Klöckner (NewIntelligence) durchgeführt. Es hat zum Ziel, die im Leistungssport noch unbekannte Beobachtungs- und Beratungsmethode des Systemischen Prozess-Coachings in ihrem derzeitigen Entwicklungsstand theoretisch und anwendungsorientiert zu überprüfen. Dabei wird eine externe Beobachtungsposition (außerhalb des Staffs und der Mannschaft) mit dem Prozess-Coach eingeführt, die mithilfe systemischen Beobachtungswissens eine Vielzahl relevanter und für die Beteiligten sonst nur sehr schwer zugänglicher Prozesse in vielen führungsrelevanten Fragestellungen analysiert und Interventionen anbietet. In Sinne von Feld- und Pilotstudien wurde dieser Ansatz in verschiedenen Nationalmannschaften des DHB (primär in der Damennationalmannschaft) seit 2015 bereits angewandt.