Traumjob mit kritischen Momenten
Ein bisschen provozieren sollte der Titel des 15. Kölner Abends der Sportwissenschaft (KAdS) schon: „Beruf Sportlehrer/in – Traumjob oder Alptraum?". Am Ende waren sich die PodiumsteilnehmerInnen des Wissenschaftsabends aber in einem Punkt einig: Sportlehrer/in ist ein Traumjob, allerdings mit einigen Haken und Ösen und manchen kritischen Momenten.
Wie jeder Wissenschaftsabend der Deutschen Sporthochschule Köln begann auch der 15. Kölner Abend der Sportwissenschaft am 6. November mit einem Impulsvortrag, welcher die Wissensgrundlage für die anschließende Podiumsdiskussion mit Sportmoderator Wolf-Dieter Poschmann darstellte. Ein großes Forschungsprojekt der Sporthochschule, das sich seit 2016 umfangreich und interdisziplinär mit schulsportbezogener Forschung und Lehrerbildung beschäftigt, heißt Schulsport2020. Einen Einblick in die Themenfelder des Forschungsprojekts und erste Ergebnisse gab Projektleiter Univ.-Prof. Dr. Jens Kleinert dem Publikum: „Schulsport2020 nimmt gezielt die SportlehrerInnenausbildung in den Blick mit dem Ziel, diese systematisch und nachhaltig weiterzuentwickeln. Dabei geht es auch darum, die angehenden Lehrkräfte auf die späteren Berufsanforderungen vorzubereiten.“
Seine Kollegin Helga Leineweber, Studiengangsleiterin für die Bachelor und Master im Lehramt, stellte derweil die Studierendenzahlen in den Lehramtsstudiengängen der Deutschen Sporthochschule Köln vor. Wie an anderen Universitäten sei es auch an der SpoHo auffällig, dass sich sehr wenige Studierende für das Grundschullehramt entscheiden. In den Augen von Jens Kleinert eine Fehlentwicklung, denn: „Die besten Sportlehrkräfte müssten eigentlich in die Klassen mit den jüngsten Kindern, denn hier werden ja die Grundlagen gelegt. Trotz guter Absichten des Ministeriums ist jedoch die Besoldungsgruppe in der Grundschule immer noch niedriger, was nicht ok ist.“
Die Rolle des Realisten übernahm in der anschließenden Gesprächsrunde Michael Fahlenbock, Präsident des Deutschen Sportlehrerverbands (DSLV). Manch gut gemeintem Argument verpasste er anhand seiner Erfahrungen aus der Praxis den "Realitätsschock". So zum Beispiel als Ministerialdirigentin Susanne Blasberg-Bense vom NRW-Ministerium für Schule und Bildung sagte: „Sport hat eine zentrale Aufgabe in der SchülerInnenbildung. Sport ist das einzige Fach, das über die gesamte Schulzeit durchgängig in einer hohen Stundenanzahl unterrichtet wird.“ Fahlenbock daraufhin: „Das ist die Traumvorstellung! In der Realität klafft die Schere zwischen Schulen mit einem Sportangebot auf Top-Niveau und Schulen mit einer mangelnden Wertschätzung des Faches Sport und desaströser Ausstattung weit auseinander.“
Mit dem Begriff Wertschätzung fiel ein für den Verlauf des Abends sehr wichtiges Wort, denn hierzu hatten alle PodiumsteilnehmerInnen eine einhellige Meinung. Sportlehrerin Sabine Sprünken betonte: „Für mich ist es das Wichtigste, dass der Beruf SportlehrerIn Wertschätzung erfährt. Wertschätzung von KollegInnen, von Kindern und Eltern und vor allem von der Gesellschaft.“ Fahlenbock bekräftigte, dass SportlehrerInnen dafür aber auch selbst kämpfen müssten: „Sportlehrkräfte müssen selbst dafür sorgen, dass ihr Fach Anerkennung erfährt. Wir müssen LehrerInnen dazu animieren, Sport durch einen guten Unterricht unverzichtbar zu machen.“
Diskutiert wurde auf dem Podium dann noch über viele weitere Schulthemen wie Inklusion, Quereinsteiger, Qualifizierungsmaßnahmen, Stress und Investitionsstau. Und auch beim Get-together mit Fassbrause und Kartoffelsuppe zeigte sich noch reger Gesprächsbedarf bei allen Anwesenden. Mit dem Thema Schulsport hat eben jeder/jede ein Thema.