Visible Women in Science
Über das einjährige Fellowship-Programm „Zia – Visible Women in Science“ will der Zeit-Verlag die Erfolge von Wissenschaftlerinnen sichtbar machen und ihnen persönliches Wachstum ermöglichen. Die neue Initiative gibt 25 Nachwuchswissenschaftlerinnen aller Disziplinen und Fachbereiche die Möglichkeit, sich auszutauschen, ihr Netzwerk auszubauen und zu lernen, ihre Erfolge sichtbar zu machen. 2023 ist Spoho-Promotionsstudentin Constance Badalì, Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft, als eine der ersten Wissenschaftlerinnen Teil des Programms.
„Haben Sie sich jemals gefragt, wie es sich anfühlt, sich in Schwerelosigkeit zu bewegen?“ Mit diesem Satz beginnt Constance Badalìs Bewerbungsschreiben für das Zia-Programm. Als sie diesen Satz in ihren Laptop tippt, sitzt sie im Zug von Kiel nach Köln. Sie ist auf dem Rückweg von einer Konferenz in Kopenhagen. Ihr Doktorvater Prof. Stefan Schneider hatte sie auf die Ausschreibung des Zia-Programms aufmerksam gemacht und ihr Interesse geweckt.
„Ich hatte nicht wirklich ein weibliches Vorbild in meinem Bereich. Wir Frauen müssen definitiv sichtbarer werden in der Forschung“, sagt sie einige Wochen später beim Interview an der Sporthochschule. „Die Hardskills der Forschung lerne ich hier am Institut. Aber durch das Zia-Programm erhoffe ich mir, Softskills zu lernen: Wie funktioniert Wissenschaftskommunikation? Wie präsentiere ich mich als Frau in der Wissenschaft, sodass ich im Gedächtnis bleibe?“ Junge Forscherinnen in ihrer Kommunikation zu unterstützen, ist Ziel des Zia-Programms. Über Workshops zu Kommunikation und Rhetorik, Stimmtraining, Körpersprache und Medienlogik will der Zeit-Verlag Wissenschaftlerinnen die nötigen Grundlagen für Wissenschaftskommunikation vermitteln, gegenseitigen Austausch ermöglichen und ihnen helfen, ihr Netzwerk auszubauen. So bekommen sie etwa einen direkten Kontakt in die ZEIT-Redaktion und werden Teil des „Zia – Visible Women in Science“-Netzwerks. „Bisher war ich immer auf Konferenzen zu meinem Themenfeld und mit Leuten zusammen, die die gleichen Interessen haben. Beim Zia-Programm ist jetzt zum Beispiel eine Ethikerin dabei, eine Sozialwissenschaftlerin, eine Mediengeschichtlerin, eine Biophysikerin oder eine Forscherin, die sich mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt. Es ist ziemlich inspirierend, nicht nur fachlich über Wissenschaft zu sprechen, sondern sich auch mal über die Herausforderungen in der Kommunikation verschiedener Themen auszutauschen“, sagt Constance Badalì.
In ihrer Forschung beschäftigt sich die junge Wissenschaftlerin damit, wie sich das Gehirn und Muskel-Skelett-System in Extrembedingungen verändern; zum Beispiel in Schwerelosigkeit. Badalì führt regelmäßig Versuche im Parabelflieger durch, bei denen ihre Proband*innen schwerelos sind. Mit ihren Untersuchungen möchte sie herausfinden, wie man Erkenntnisse aus der Biomechanik und der Neurologie zusammenführen kann, um die Bewegung des Menschen besser zu verstehen. Die dafür nötigen Versuche kennt sie. Wie aber geht man die Kommunikation so an, dass Menschen ihre Forschungsfragen verstehen und die Relevanz des Themas einschätzen können? Gleich beim ersten Netzwerktreffen des Zia-Programms – im Rahmen der Berlin Science Week – ging es um dieses Thema: Wieso kommunizieren weniger Frauen in der Forschung? Beim Abendessen saß Badalì – mit 29 übrigens eine der jüngsten in der Zia-Runde – neben einer Professorin für Science Communication, die ihr einen Einblick gab: „Anscheinend machen wenige Forscherinnen Wissenschaftskommunikation. Wenn, dann machen es oft Männer. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht weil wir es uns nicht zutrauen, es nicht richtig können oder es nicht dürfen“, sagt Badalì.
Das Zia-Programm will den Teilnehmerinnen Antworten auf diese Fragen geben und kommunikationswissenschaftliche Basics vermitteln, die ihnen helfen sollen, erfolgreich über ihre Projekte zu berichten und so sichtbarer in ihrer Forschungscommunity, aber auch in der Öffentlichkeit zu werden. Teil des Programms sind fünf Termine in Form von Workshops. Für Constance Badalì geht es – nach dem Auftakttreffen in Berlin – Ende März im Pressehaus in Hamburg weiter mit dem Workshop „Rhetorik und Kommunikation“. Jeden zweiten Donnerstag im Monat finden digitale Treffen statt, bei denen sich die Teilnehmerinnen austauschen und von einem externen Gast inspirieren lassen können. Im Oktober startet die neue Kohorte mit 25 weiteren Nachwuchswissenschaftlerinnen. Bis dahin wird Constance Badalì viel gelernt und sich weiterentwickelt haben. In ihrer Bewerbung zum Programm schreibt sie, dass sie die Zia-Inhalte in Zukunft nutzen möchte, um junge Mädchen zu ermutigen, neugierig zu sein, Fragen zu stellen und diesen Fragen wissenschaftlich auf den Grund zu gehen. Dabei wünschen wir ihr viel Erfolg und freuen uns auf ihre Berichte aus der Bewegungs- und Neurowissenschaft!
Zu den ersten frühen Partnern und Förderern des Zia-Programms zählen neben der ZEIT-Verlagsgruppe das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) sowie die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die Universität Heidelberg, die Universität zu Köln, die Universität Potsdam und die Hochschule Ruhr West, des Weiteren der Hochschulmedizin Deutschland e.V., das Berlin Institute of Health (BIH) und die Max Weber Stiftung. Zwischen dem 01.07.2023 und dem 31.08.2023 können sich interessierte Wissenschaftlerinnen für die neue Kohorte des Zia-Programms bewerben. Start ist voraussichtlich am 01.10.2023. Hier finden Sie weitere Informationen.