Was ist politischer Sportjournalismus?
Anno Hecker, Ressortleiter Sport der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), hat mit Spoho-Studierenden des Bachelor-Studiengangs Sportjournalismus im Seminar Medienethik (Dr. Tobias Arenz) über Sportjournalismus und den Zustand der Sportmedienlandschaft diskutiert.
Vor zwei Jahren haben Richard David Precht und Harald Welzer mit ihrem Buch Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird eine umstrittene These präsentiert, der zufolge insbesondere der sogenannte Qualitätsjournalismus darauf ziele, Politik nicht bloß zu kontrollieren, sondern selbst Politik zu machen. Vor diesem Hintergrund stellten sich die Seminarteilnehmer*innen um Dozent Dr. Tobias Arenz die Frage, was genau die Aufgabe von politischem Sportjournalismus ist und welchen Wert diese Form des Journalismus in der gegenwärtigen Medienlandschaft hat. Als Experte trat Anno Hecker, Ressortleiter Sport FAZ, mit der Gruppe in den Diskurs. Mit Bezug auf den prägenden Einfluss von Herbert Fischer-Solms plädiert Anno Hecker für einen Sportjournalismus, der die Institutionen des Sports im Hinblick auf ihre eigenen Fundamente befragt und damit indirekt auf eine Gestaltung dieser öffentlichen Sphären zielt. Aber Sportjournalismus gehe nicht darin auf, die politischen Zusammenhänge und Motive zu erkennen. Vielmehr sprach Anno Hecker auch ein großes Lob sowohl für die gut gemachte Reportage als auch für eine Wettkampfberichterstattung aus, die dem Publikum Aspekte des Geschehens sichtbar macht, die sonst – ohne journalistische Einordnung – im Verborgenen bleiben.
Insgesamt war der Besuch von Anno Hecker, der zahlreiche Details und Geschichten aus seiner langen Berufserfahrung zu berichten wusste, ein großer Gewinn und eine Ermutigung, sich auf den Kern des Journalismus zu besinnen und sich nicht zu stark von kurzfristen Markttendenzen abgängig zu machen.