Welthandballer zu Gast im Online-Seminar
In seinem ersten Jahr als Cheftrainer konnte Filip Jicha mit dem THW Kiel vor Kurzem gleich die Deutsche Meisterschaft holen. Da die Handball-Bundesliga aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen wurde, hatte sich der ehemals beste Handballer der Welt am vergangenen Montag die Zeit genommen, etwa 45 Studierenden der Sporthochschule sämtliche Fragen zu beantworten.
Dozent Dr. Marco Rathschlag vom Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik ist selbst „großer Fan“ von Jicha, hatte einfach mal angefragt und innerhalb von 30 Minuten eine schriftliche Zusage per Mail erhalten. Rathschlag hatte zum Einstieg in das einstündige Meeting ein Video von der Meisterschaftsentscheidung 2014 herausgekramt. Im Fernduell holte der THW Kiel mit Filip Jicha als Spieler damals einen Sieben-Tore-Rückstand im Fernduell mit den Rhein-Neckar-Löwen auf. „Einer der emotionalsten Momente, die ich in meiner Handball-Karriere erleben durfte“, so Jicha.
Und diese Karriere hat es in sich: Als Spieler wurde er mit dem THW-Kiel siebenmal in acht Jahren Deutscher Meister, gewann mehrmals den DHB-Pokal sowie zweimal die Champions-League. Als er 2010 neben dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft und der Champions League auch noch Torschützenkönig und Most-Valuable-Player der Europameisterschaft wurde, war die Wahl zum Welthandballer nur logisch.
Nach dem einleitenden Video hatte zunächst Rathschlag einige Fragen an den 38-jährigen Tschechen, der seit der abgelaufenen Saison den THW-Kiel trainiert. „Ich werde von Vielen für verrückt erklärt, weil ich einfach nie aufgebe. Wenn ich zum Beispiel meine Freunde eine Zeitlang nicht gesehen habe, dann tue ich alles dafür, sie alle auf einmal zu sehen. Diese Einstellung habe ich immer auch auf den Sport übertragen können“, antwortet Jicha auf die Frage, welches denn seine stärkste Eigenschaft wäre.
Etwa 45 Studierende der Profilergänzung Handball lauschten dabei gespannt seinen Worten und eine Studentin hatte sogar das Glück, einen ganz besonderen Moment erleben zu dürfen. Mittels einer sogenannten Breakout-Session wurden je zwei Teilnehmer*innen des Online-Meetings in einen separaten „Online-Raum“ gesteckt. Der Zufall verschaffte in dem Fall Studentin Ines Schulz eine dreiminütige, exklusive Fragerunde mit Filip Jicha. „Ich habe ihn gefragt, wie denn seine Trainermentalität ist und ob er auch kritikfähig ist“, erzählte sie im Nachhinein, als die gesamte Seminar-Truppe wieder beisammen war.
Im zweiten Teil hatten dann die Studierenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Auf die Frage von Lasse, wie denn im Moment die Trainingsplanung aussehe und wie Jicha und der THW mit der Krise umgehen, antwortete der Trainer: „Ich bin begeistert davon, wie die Spieler durch diese Herausforderung gehen […]. Ich finde, für uns Sportler und uns junge Menschen ist es eine Chance, dass wir aus der Krise gestärkt wieder herauskommen.“
Wie siehst du die Hierarchie zwischen Alt und Jung? Ab wann war dir bewusst, dass du nach deiner Spielerkarriere als Trainer weitermachen willst? Wie gehst du als Trainer mit Spielern um, mit denen du noch vor ein paar Jahren zusammengespielt hast? Unter welchem Trainer gab es die heftigste Kabinenansprache und wie bist du so in der Kabine? Diese und viele weitere kreative Fragen stellten die Studierenden ihrem prominenten Gast. Als lustigen Nebeneffekt hatten sie sich allesamt Oberteile in den Vereinsfarben des THW Kiels (schwarz-weiß) angezogen.
Eine Stunde mit einem absoluten Vollprofi, einer Spieler- und kommenden Trainerlegende. Dieses Online-Meeting werden die Studierenden und ihr Dozent wohl so schnell nicht vergessen. „Ein absolutes Highlight. Cool, dass Ihr alle dabei wart“, bedankte sich Rathschlag zum Abschluss. Und auch der sympathische Filip Jicha gab positives Feedback: „Es war definitiv eine angenehme Runde. Genießt den Sommer und vielleicht sieht man sich bald mal in den Hallen, wenn der Handball wieder startet.“