„Wenn Essen zum Problem wird“
Eigentlich kommen wir mit einem natürlichen Essverhalten auf die Welt, aber einige Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Essstörung. Was ist ein gestörtes Essverhalten? Ab wann spricht man von einer Essstörung? Welche Essstörungen gibt es eigentlich? Diese und viele weiteren Fragen thematisierte die Veranstaltung mit dem Titel „Wenn Essen zum Problem wird“. Der große Andrang im Hörsaal 3 und die zahlreichen aus dem Publikum gestellten Fragen zeigten die Bedeutung dieses Themas in unserer Gesellschaft und an der Spoho.
Als Einführung in das Thema diente die Filmvorführung von „Hungern für Gold - Essstörungen im Leistungssport“. Kim Bui, ehemalige erfolgreiche Leistungsturnerin, thematisiert in dem Film ihre eigene Essstörung. Sie sucht die Gespräche zu Ärzt*innen und Athlet*innen und stellt heraus, welche Rolle Essstörungen im Leistungssport spielen. Auch Miriam Neureuther (ehemalige erfolgreiche Langläuferin und Biathletin) spricht in dem Film über ihre Essstörung und schildert, welche Auswirkungen diese auf ihre Karriere hatte. Der Film ist in der ARD Mediathek frei verfügbar: Hungern für Gold- Essstörungen im Leistungssport
Im zweiten Teil der Veranstaltung moderierte Dr. Tina Foitschik (Sportmedizinerin und stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte) eine offene Gesprächsrunde. Die anwesenden Gäste waren Stephanie Lange (Psychotherapeutin bei Frauen Leben e.V.), Antje Schröder (Diätassistentin und Fachberaterin für Essstörungen) und Nike Lorenz (Kapitänin der Hockeynationalmannschaft). Nike Lorenz berichtete, dass sie selbst durch den Leistungssport Probleme mit dem Essen entwickelt hatte und deshalb auf das Thema Essstörungen aufmerksam machen möchte. Sie wisse, wie es ist, wenn sich die Gedanken nur um das Essen drehen. „Manchmal sind es kleine Äußerungen, zum Beispiel Anmerkungen über den Körperfettanteil, die die Athlet*innen belasten können“, sagte Nike Lorenz.
Stephanie Lange und Antje Schröder lieferten wertvollen Input aus ihrer langjährigen Arbeit mit Betroffen. Sie zeigten auf, was eine Essstörung auslösen kann und welche Faktoren ein gestörtes Essverhalten begünstigen können. Häufig würden Kinder und Jugendliche eine Essstörung entwickeln, in deren Familien ein hoher Leistungsdruck herrscht. Aber auch Spannungen zwischen den Eltern könnten die Entstehung einer Essstörung begünstigen. Außerdem sensibilisierten die beiden Expertinnen dafür, welche Rolle die sozialen Medien spielen und forderten, dass Essstörungen kein Tabuthema mehr sein sollten.
„Wir halten es für sehr wichtig, über das Thema an der Sporthochschule ins Gespräch zu kommen, zu sensibilisieren und Betroffene dabei zu unterstützen, sich zu öffnen und frühzeitig professionell Hilfe in Anspruch zu nehmen“, betonte Dr. Tina Foitschik. Besonders für Athlet*innen sei es wichtig zu lernen, sich nicht nur über ihren Körper zu identifizieren und sich bewusst zu machen, dass es auch ein Leben nach dem Leistungssport gibt.
Weitere Informationen, sowie Hilfe und Anlaufstellen für Betroffene finden Sie unter: Infoseite Essstörungen.
Sehr hörenswert sind zudem die Podcastfolgen des Auszeit-Podcasts mit Spoho-Studentin Annika #44 Annika - Ist deine Essstörung geheilt? und mit Spoho-Studentin Noa #51 Noa – Wann hast du deine Essstörung bemerkt?
In Zusammenarbeit mit dem Studentischen Gesundheitsmanagement (SGM) sind weitere Veranstaltung zu dem Thema geplant.