Zehn Jahre FIBS
Im Rahmen eines Festaktes haben Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung, aus dem Sport, dem Sozialwesen und der Wohlfahrt sowie gemeinnützige Organisationen das 10jährige Bestehen des Forschungsinstituts für Inklusion durch Bewegung und Sport (FIBS) gefeiert. Das FIBS ist ein „An-Institut“ an der Deutschen Sporthochschule Köln. Seine Gesellschafter sind die Gold-Kraemer-Stiftung, die Deutsche Sporthochschule Köln und die Lebenshilfe NRW.
Wie können Bewegung und Sport dazu beitragen, Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung in der Gesellschaft zu fördern? So lautet eine der zentralen Fragestellungen des Instituts. Der Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit liegt in der anwendungsorientierten Teilhabeforschung und beschäftigt sich mit vielfältigen Themenfeldern wie etwa mit dem Thema Assistenz im Sport, Sport- und Bewegungsangebote für eine verbesserte Teilhabe am Arbeitsleben, Verbesserung der Mobilität, Bewegung und Sport von Rollstuhlnutzer*innen oder mit dem Themenfeld Niederschwellige Bewegungsangeboten in den ambulanten und stationären Wohnangeboten der Eingliederungshilfe.
„Der Sport führt Menschen aus allen Bereichen unserer Gesellschaft zusammen. Uns ist es deshalb wichtig, dass alle Menschen am Sport teilhaben können. Das FIBS hat für NRW und auch darüber hinaus mit vielen praktischen Projekten einen sehr erfolgreichen Beitrag dafür geleistet, dass sich immer mehr Verantwortliche im Regelsport auch um die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung im Sport kümmern“, so der NRW-Gesundheits- und Sozialminister Karl Josef Laumann bei seiner Rede. Überdies sei, so der Minister, der Sport eine entscheidende Brücke dafür, dass Menschen mit Beeinträchtigung auch in allen anderen Lebensbereichen bis hin in das Berufsleben einen besseren Anschluss finden können.
Als Vertreterin des Deutschen Olympischen Sportbundes unterstrich die Vizepräsidentin Frau Professor Dr. Gudrun Doll-Tepper, dass mit Hilfe der Wissenschaft der organisierte Sport in Deutschland eine inklusive Strukturveränderung gezielt weiterentwickeln könne. Daher sei, so Gudrun Doll-Tepper, das FIBS als wissenschaftlicher Impulsgeber auch Teil des Runden Tisches für mehr Inklusion im Sport.
Für die drei Gesellschafter erinnerte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Gold-Kraemer-Stiftung, Dr. Gisbert von Abercron, daran, dass die Idee zur Gründung eines Forschungsinstituts zurückgeht auf das Stifter- und Unternehmerehepaar Paul R. und Katharina Kraemer. Sie hatten sich dafür eingesetzt, dass an ihrem Familiensitz in Frechen-Buschbell, dem heutigen Sitz der von ihnen gegründeten Gold-Kraemer-Stiftung, wissenschaftliche Forschung zum Wohle der Menschen mit Beeinträchtigung betrieben werden solle.
„Zehn Jahre Forschungsarbeit des FIBS geben uns heute die Basis dafür, mit den gewonnenen Erkenntnissen zentrale gesellschaftliche Strukturen und Prozesse so anzupassen und, wenn nötig, zu verändern, dass die Teilhabe an Sport und Bewegung im Alltag nachhaltig verbessert werden kann“, sagte der Geschäftsführer Dr. Volker Anneken. „Der weitgreifende Inklusionsprozess stellt hier eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar“, so Volker Anneken weiter. Zu seinem Team gehören aktuell neun wissenschaftliche Mitarbeiter*innen.
Mit dem Fokus auf den Freizeit- und Breitensport möchte das FIBS vor allem zur Entwicklung von Strukturen im (organisierten) Sport beitragen, die die selbstbestimmte Teilhabe an Bewegung und Sport vor Ort sowie die Akzeptanz von Vielfalt ermöglichen. Durch strukturspezifische Studien werden verschiedene Lebensbereiche wie Freizeit, Sport, Wohnumfeld oder Erwerbsleben im Kontext von Mobilität, Bewegung und Sport untersucht. Dazu zählen vor allem der außerschulische Sport, der Vereinssport sowie der selbstorganisierte Sport.
Die wissenschaftliche Leiterin des FIBS, Dr. Vera Tillmann, gewährte den rund 100 geladenen Gästen abseits aller fachlichen Hinweise auch einen sehr persönlichen Einblick in die Arbeit des Teams. „Eine praxisorientierte Wissenschaft orientiert sich zuvorderst am Menschen selber. So haben wir besonders bei den Forschungsprojekten in den Einrichtungen der Eingliederungshilfe sehr viel über die aktuellen Lebensumstände und Rahmenbedingungen der Menschen mit Beeinträchtigung erfahren können“, so die Wissenschaftlerin.
Ein zentrales Anliegen sei es nun, so das Institut, in Zukunft den Sport über die einzelnen Fachinstitutionen hinaus neu zu organisieren. Die Vereine, die Schulen, die Einrichtungen der Eingliederungs- und Altenhilfe, der Arbeitsplatz sowie nachbarschaftliche Netzwerke und damit der Sozialraum eines Menschen spielen eine entscheidende Rolle für die Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigung durch und im Sport.
Das Institut hat in den zurückliegenden Jahren im Rahmen seiner Forschungstätigkeit ein bundesweites Netzwerk aufgebaut. Hier engagieren sich unter anderem verschiedene Bundes- und Landesministerien, die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW, die großen Sportverbände wie der Deutsche Behindertensportverband, der Deutsche Rollstuhlsportverband, Erasmus + (EU-Programm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport) und die großen Wohlfahrtsverbände.