Positionsdaten im Profifußball
In einem kompetitiven von der DFL Deutsche Fußball Liga ausgeschriebenen Projekt „Positionsdaten im Profifußball“ hat das Institut für Kognitions- und Sportspielforschung der Deutschen Sporthochschule Köln den Zuschlag bekommen. Die Auswahl erfolgte anhand der Kriterien (angewandte) Forschungsexpertise, Ressourceneinsatz, Methodik und Projektinhalte, Innovationsfähigkeit (exemplarische Produktideen) sowie Praxisrelevanz.
Moderne Spielanalyse im Fußball umfasst mehr als die Auswertung vermeintlicher Erfolgsfaktoren wie zurückgelegte Kilometer, Zweikampfquote oder gelungene Pässe. Die genaue Erfassung der Positionsdaten jedes Spielers sowie des Balles zu jedem Zeitpunkt eines Spieles ermöglicht deutlich komplexere Analysen sowohl im Hinblick auf gruppentaktische als auch auf individualtaktische Prozesse. Doch welche Parameter sollten gemessen und mit was in Beziehung gesetzt werden? Wie kann die Datenanalyse am Computer automatisiert werden, um im Anschluss schnelle und individuelle Interpretationen zu ermöglichen?
Zentrales Ziel des Projektes ist es, verschiedene Leistungskennzahlen, sogenannte Key-Performance-Indexes, automatisch mit neuronalen Netzen zu berechnen. Analysiert werden sollen hierfür bis zu 50 Spiele der Bundesliga sowie bis zu 50 Spiele der 2. Bundesliga. Die Ergebnisse der Studie können in vielerlei Hinsicht aufschlussreiche Erkenntnisse liefern: Neben der Bewegungs- und Trainingswissenschaft profitieren auch die Vereine sowohl im Profi- als auch im Nachwuchsbereich, sie werden bei Spielanalyse, Trainingssteuerung und auch bei Transferentscheidungen unterstützt. Aber auch im Bereich der Trainerausbildung sowie im umkämpften Medienmarkt – neue Produkte für die Berichterstattung – können die Studienergebnisse Anwendung finden.
Institutsleiter Professor Daniel Memmert: „Wir freuen uns sehr, dass wir auf der Basis unserer 6-jährigen grundlagenorientierten Forschung im Bereich Informatik, unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), nun unsere Expertise im anwendungsrelevanten Kontext der Bundesliga und 2. Bundesliga umsetzen dürfen.“
Im Rahmen des Projekts wird das Analyse-Tool SOCCER von Professor Perl und Professor Memmert eingesetzt. SOCCER kombiniert konventionelle Datenanalyse, dynamische Zustand-Ereignis-Modellierung und Künstliche Neuronale Netze. Dabei werden Ereignisse wie Ballgewinn oder Ballverlust aus den Spieler- und Ballpositionen berechnet. Ebenfalls aus diesen Positionen erkennt ein neuronales Netz zeitabhängige Spielerpositionen und ermöglicht so die Einbettung der Ereignisse und Prozesse, wie z.B. Abwehr-Aufbau, Ball-Rückgewinnung oder Angriff, in den jeweiligen situativen Kontext. Mit einem geeigneten Erfolgs-Indikator lassen sich dann Aktionen und Prozesse automatisch bewerten, dabei sind sowohl quantitative als auch qualitative Analysen möglich.
Weitere Infos und Kontakt:
Institut für Kognitions- und Sportspielforschung
Univ.-Prof. Dr. Daniel Memmert