Geschmacksexplosion im Designgewand
Seit der Corona-Pandemie gestaltet Pauline Decker galaktisch aussehende Pralinen. Mittlerweile ist dies nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern ein kleines Unternehmen. Neben ihrem Sportstudium bearbeitet sie Bestellungen in ihrer Pralinenküche und hantiert mit Goldstaub und verschiedenen Farbtechniken. Was zu ihrem eigenen Unternehmen SCHOCK!olade dazugehört, verrät sie im Interview.
Wie lange entwirfst und produzierst du schon Pralinen?
Angefangen, Pralinen zu machen, habe ich im November 2020. Aber da war das noch nicht professionell. Im September 2021 war ich dann bei einem Chocolatier in Belgien und habe das Handwerk sozusagen richtig gelernt. Ab da habe ich immer mehr Pralinen richtig entworfen und produziert. Im Juli 2022 habe ich mein Unternehmen gegründet und im Oktober/November bin ich dann wirklich in die heiße Phase mit dem Verkauf gestartet.
Sportmanagement-Studentin und Chocolatière. Wie passt das zusammen?
Ich würde sagen, dass das gar nicht direkt zusammenpasst. Mich interessiert die Vielfalt insgesamt. Es muss für mich nicht unbedingt alles eine Verbindung haben. Mich interessiert einfach der Sport und dort das ‚behind the scenes‘. Genauso wie die Kreativität, die ich als Chocolatière ausleben kann.
Wo liegt deine berufliche Zukunft? Im Sport oder bei den Pralinen?
Das ist eine Sache, über die ich mir viele Gedanken mache. Aber ich weiß es, um ehrlich zu sein, noch nicht. Ich sehe mich aktuell nicht unbedingt im Sportmanagement. Das kann sich natürlich noch ändern. Und es war nie mein großes Ziel, mit dem Pralinengeschäft super erfolgreich zu werden. Ich habe es einfach angefangen, weil es mir Spaß macht. Dass ich so weitermache, kann ich mir auf jeden Fall sehr gut vorstellen. Aber ich weiß auch noch nicht, ob ich das vierzig Jahre lang machen werde. Deswegen habe ich noch nicht so die große Ahnung, wo es hingeht.
Wo kann man deine Pralinen kaufen?
Man kann einfach online auf meiner Webseite bestellen. Ich liefere nach ganz Deutschland. Die Pralinen werden dann im Paket, natürlich gut verpackt und gepolstert, verschickt. Deswegen verkaufe ich auch nur in den kälteren Monaten, denn an heißen Tagen können die Pralinen anfangen zu schmelzen. Es gibt auch die Möglichkeit, die Pralinen selbst abzuholen. Das geht ebenfalls über die Webseite, nur dass man dann Selbstabholer auswählen muss.
Bekommt man deine Pralinen auch in Köln?
Ja, ich habe mit Heilandt eine Kooperation. Wir haben eine Heilandt Coffee Edition mit verschiedenen Kaffeesorten entwickelt. Im Winter sollte es die wieder bei Heilandt zu kaufen geben – dann in Sülz und im Belgischen Viertel.
Wie kam es dazu, dass du die Kunst der Pralinenherstellung in Belgien erlernt hast?
Mein Bruder hat 2021 ein Praktikum in Antwerpen gemacht, und wir haben ihn natürlich ein paar Mal besucht. Es gab dort sehr viele Chocolatiers, das war echt toll, da ich das schon immer super interessant fand. Bei einem Chocolatier, auch einem Ein-Mann-Gewerbe, haben wir unfassbar gute Pralinen gegessen, und er war super nett. Ich habe ihn einfach gefragt, ob ich ein Praktikum machen könnte. Und dann war ich einen Monat in Belgien.
Wie kamst du denn auf die Idee, deine Pralinen in einem speziellen Design zu verkaufen?
Das ist das Besondere. Es gibt klassische Pralinen, die man von Oma kennt. Ein anderes Design macht die Praline zu etwas Besonderem. In der zehnten Klasse habe ich ein Praktikum in einer Patisserie gemacht. Dort habe ich mich zwar nicht mit Pralinen beschäftigt, aber ich habe diese Art von künstlerischen Pralinen kennengelernt. Das Design macht mir am meisten Spaß. Kreativ zu sein, zu malen. So kann ich, denke ich, die Leute auch mit meinen Pralinen ansprechen.
Wie bist du darauf gekommen, nachhaltige Pralinen zu machen?
Ich bin selbst Vegetarierin. Ich habe es einfach ohne Gelatine ausprobiert, und für mich war das Ergebnis gleich oder sogar besser. Warum sollte ich es benutzen, wenn ich es einfach weglassen kann? Ich versuche, soweit es geht nachhaltig zu sein, was noch nicht unbedingt so einfach ist, vor allem was die Schokolade angeht. Es gibt noch nicht unfassbar viele faire Produkte, vor allem was dann den Preis angeht. Aber ich versuche, in meinen Möglichkeiten das Beste zu tun. Ich bin natürlich noch ein relativ kleines Unternehmen, von daher ist es, würde ich sagen, etwas schwieriger. Aber mir ist das Thema Nachhaltigkeit einfach wichtig.
Die Pralinen sind relativ günstig, machst du damit überhaupt Gewinn?
Ja, ich mache schon Gewinn. Ich hatte am Anfang mal den Preis berechnet. Das war im Oktober 2022, und dann habe ich von März bis Mai so viele Bestellungen bekommen. Dabei habe ich gemerkt, wie unfassbar viel Arbeit das doch ist. Bei einem Ein-Frau-Betrieb vergisst man manchmal, dass man sich irgendwann selbst bezahlen muss. Vor allem, wenn es eine Sache ist, die einem Spaß macht. Denn für mich sind die Pralinen auch meine Freizeit, aber letztendlich muss ich mich ja irgendwie dafür entlohnen.
Gibt es im Beruf des Chocolatiers viel Konkurrenz?
Natürlich bin ich auch auf Instagram in der Schokoladenwelt unterwegs. Und ich folge auch vielen Chocolatiers. Ich habe eher das Gefühl, dass man sich gegenseitig unterstützt. Ich habe schon wirklich großen Chocolatiers auf Instagram eine Frage gestellt und habe direkt eine Antwort bekommen.
Siehst du für deine Pralinen eine Konkurrenz?
In Belgien gab es allein in Antwerpen gefühlt an jeder Ecke einen Chocolatier, der unfassbar gut war. In Deutschland ist die Schokoladenszene noch nicht so ausgeprägt. Deswegen glaube ich, dass ich jetzt noch nicht die größte Konkurrenz in Deutschland habe. Vor allem was die Pralinen angeht, die ich mache. Ich habe natürlich auch durch die Fernsehbeiträge gemerkt, dass das Interesse deutschlandweit besteht. Ich bekomme Bestellungen aus Bayern, Hamburg oder Berlin. Das muss ja an irgendetwas liegen. Wenn ich jetzt die zehnfache Auswahl direkt bei mir um die Ecke hätte, dann würde ich nicht unbedingt bei jemandem aus Nordrhein-Westfalen bestellen, wenn ich aus Berlin kommen würde.
Hattest du schon mal negatives Feedback? Und wie gehst du damit um?
Ja, auf jeden Fall. Es gibt natürlich immer Leute, die es nicht nett formulieren, auch wenn es letztendlich kein großes Problem gab. Das beschäftigt einen schon. Mich vor allem immer sehr. Ich kann damit noch nicht so gut umgehen. Es ist natürlich logisch, dass es nicht allen gefällt, was man macht. Ich glaube aber, es ist immer wichtig, wie man darauf antwortet.
Hast du das Gefühl, dass der Beruf Chocolatier in Deutschland ausreichend wertgeschätzt wird?
Ich denke, die Leute wissen nicht, wie viel Aufwand letztendlich dahintersteckt, denn man sieht nur das fertige Produkt. Da ist es manchmal schwierig, die höheren Preise für ein letztendlich so kleines Produkt nachzuvollziehen.
Interview: David Budinger, Mona Laufs