Shortlist Projekte
Hier stellen wir Ihnen verschiedene Projekte und Transfervorhaben der Sporthochschule rund um Schule und Schulsport vor (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Sie alle verfolgen das Ziel, das Fach weiterzuentwickeln und Sportlehrkräfte bestmöglich auf ihren Beruf vorzubereiten.
Schulsportlandschaft
Der Schulsport ist dynamischen Veränderungen der Gesellschaft ausgesetzt und muss sich beständig weiterentwickeln. Um diese Weiterentwicklung aktiv gestalten zu können, ist eine Zusammenarbeit aller am Schulsport beteiligten Akteur*innen wichtig. Dabei gilt es, wissenschaftliche Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen in die Praxis zu übertragen und für die praktische Umsetzung nutzbar zu machen. Hier setzt das Projekt Schulsportlandschaft der Sporthochschule an, durchgeführt vom Zentrum für Sportlehrer*innenbildung (ZfSb) und von der Abteilung Hochschulmarketing und gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW. Im Zentrum der Projektarbeit stehen zwei Transferformate: ein Podcast und eine Videoreihe. Der Podcast „Sportsachen“ blickt aus einer Forschungsperspektive auf den Schulsport und richtet sich an alle am Schulsport interessierten Akteur*innen, insbesondere an Sportlehrkräfte. Bewegungsfelder aus dem Sportunterricht und Querschnittsthemen (z.B. sexualisierte Gewalt) werden besprochen. In der Videoreihe „5 Fragen an“ geben Dozierende aus dem Lehramt einen Einblick in ihre Arbeit. Um diese beiden Formate herum bietet die Landingpage „Schulsportlandschaft“ Infos zu Materialien, Veranstaltungen und Fortbildungen, Buchempfehlungen und weitere Tipps für den Schulalltag. Die Plattform dient als Anlaufstelle für Sportlehrkräfte im Beruf und im Vorbereitungsdienst, für Fachleitungen, Akteur*innen in der Fort- und Weiterbildung, aber auch für Verbände und Vereine. Die Schulsport-Community hat über einen kostenfreien Login-Bereich die Möglichkeit, auf weiterführende Unterlagen zuzugreifen, untereinander in Kontakt zu treten, Zusammenarbeiten anzustoßen und Wissen, Können oder Ideen zu teilen.
www.schulsportlandschaft.de
Sportunterricht unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Unterrichtsfächern. Abgesehen von einer veränderten räumlichen Umgebung, geht es im Sportunterricht um die Förderung vielfältiger Kompetenzen, wie etwa körperlich-motorische, soziale und kognitive. Um den besonderen Anforderungen im Sportunterricht gerecht zu werden, werden in der Wissenschaft bestimmte Fähigkeiten von Sportlehrkräften diskutiert – selektive Aufmerksamkeit, pädagogisch fundierte Deutung und reflektierte Entscheidungsfindung. Diese werden unter dem Konzept des „Professionellen Blicks“ zusammengefasst. Katrin Strub, Doktorandin am Institut für Sportdidaktik und Schulsport, untersucht in ihrer Forschung, inwieweit Überzeugungen von (angehenden) Sportlehrkräften einen Einflussfaktor auf den Professionellen Blick darstellen. Überzeugungen beziehen sich in diesem Zusammenhang auf das subjektive Sportverständnis und darauf, welche Vorstellung zur Vermittlung von Sport vorherrscht. Dafür präsentiert sie den Studienteilnehmer*innen Kurzvideos, die alltägliche Unterrichtssituationen abbilden, und führt im Anschluss Interviews durch, die qualitativ ausgewertet werden. Um zusätzlich quantitative Daten zu generieren, kommt darüber hinaus Eye-Tracking zum Einsatz. Strub möchte damit herausfinden, welchen Anteil Überzeugungen auf den Professionellen Blick haben und welche Erkenntnisse daraus für die Ausbildung von Sportlehrkräften gewonnen werden können.
Die Welt ist vernetzt und die Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen digital geprägt. Mit der bildungspolitischen Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ ist ein pädagogischer Lehrauftrag verbunden, der Schüler*innen genau hierauf gezielt vorbereiten soll – auch im Sportunterricht. Sportlehrkräfte sollen digitale Lehr- und Lernformate in den Schulsportunterricht integrieren und die Medienkompetenz der Heranwachsenden schulen. Wie genau das in der Unterrichtswirklichkeit aussieht, welche Perspektiven Lehrkräfte und Schüler*innen hinsichtlich der Vermittlung einnehmen, darüber ist in der Forschung wenig bekannt. Konstantin Rehlinghaus ist Doktorand am Institut für Sportdidaktik und Schulsport und möchte im Zuge seiner Promotion hinsichtlich der Perspektive von Lehrkräften mehr Klarheit schaffen. Interviewergebnisse mit Gymnasial- und Gesamtschullehrkräften zeigen, dass Medien im Sportunterricht vor allem zur Verbesserung sportmotorischer Leistungen eingesetzt werden, die kritische Reflexion mit und über Medien aus Sicht der Lehrkräfte aber kaum stattfindet. Eine Begründung scheint darin zu liegen, dass aus Sicht der Lehrkräfte die Bewegungszeit höchste Priorität hat. Doch gerade der kritische Umgang etwa mit Fitnessinfluencer*innen oder Wearables sei notwendig, um Schüler*innen verantwortungsvolle Kompetenzen im Sinne des Lehrauftrags zu vermitteln, sagt Konstantin Rehlinghaus. Aus den Interviews mit den Lehrkräften wird aber auch deutlich, dass die kreative Nutzung und Thematisierung digitaler Medien im Sportunterricht auch aufgrund von schlechten Rahmenbedingungen in den Sporthallen, wie fehlenden Endgeräten und kaum vorhandenen Fortbildungen für Lehrkräfte leide.
Lehren und Lernen mit und über Medien im Sportunterricht: https://bit.ly/4erPgE5
Das Institut für Sportdidaktik und Schulsport beschäftigt sich aktuell mit Erziehungs- und Bildungsprozessen im Sportunterricht. Darunter fallen Fragen der Bewegungs- und Gesundheitsförderung sowie Fragen zum Selbstkonzept, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Ursachen von (Schul-)Sportverweigerung bzw. -abstinenz. Ein weiteres Projekt setzt sich mit den Einflussfaktoren der Entwicklung des Körperkonzepts bei Kindern im Grundschulalter auseinander. Ziel ist es, Faktoren benennen zu können sowie Maßnahmen zu entwickeln, die eine positive Entwicklung von Kindern unterstützen.
www.dshs-koeln.de/schulsport
In Gesprächen mit (angehenden) Sportlehrkräften klingt immer wieder der Wunsch an, den Sportunterricht an den Interessen und Bedürfnissen der Schüler*innen auszurichten. Warum also nicht Skateboarden in den Schulunterricht integrieren? Seit kurzem gibt es an der Sporthochschule eine neue Fortbildung, die (angehende) Lehrkräfte hierfür qualifiziert. In der zweitägigen Veranstaltung wird in Theorie und Praxis vermittelt, wie man auch ohne Vorkenntnisse Skateboarding optimal in den Sportunterricht und sonstige Angebote für Kinder und Jugendliche integrieren kann. Angesprochen sind (Sport-)Lehrer*innen aller Schulformen, Sportstudierende sowie pädagogisches Personal. Die nächste Weiterbildung findet am 8. März 2025 statt. Darüber hinaus bietet die Universitäre Weiterbildung der Spoho viele weitere Fortbildungen und Kurse für Pädagog*innen an, unter anderem zum Thema sexualisierte Gewalt im Schulsport oder zu wertschätzender Kommunikation in der Schule.
Alle Infos und aktuelle Termine für Studierende und Lehrkräfte: www.dshs-koeln.de/lehrerfortbildung
Insgesamt sind fünf Einrichtungen an der Deutschen Sporthochschule Köln an dem Projekt Schulsport2030 beteiligt; sie setzen mehrere Teilprojekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten um. Dies sind: das Institut für Soziologie und Genderforschung, das Institut für Sportdidaktik und Schulsport, das Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft, das Psychologische Institut und das Zentrum für Sportlehrer*innenbildung (ZfSb). Das Projekt ging unter anderem der Frage zur Sportlehrer*innenbildung für den inklusiven Unterricht nach. Der Fokus lag dabei auf den damit verbundenen Herausforderungen in der Grundschule. Hier fehlt bislang fundiertes und fachspezifisches Wissen. Wie sind die Chancen auf Teilhabe verschiedener Schüler*innen im Schulsport ausgestaltet und über welche Kompetenzen und Ressourcen sollten Sportlehrkräfte verfügen, um Inklusion zu fördern? Das ZfSb beschäftigt sich in diesem Zuge mit Anforderungen eines sprachsensiblen Sportunterrichts aus Sicht von Grundschullehrkräften. Dabei werden vielfältige Heterogenitätsdimensionen wie soziale Lage, Geschlecht, Kultur/Ethnie, Sprache, Alter, Entwicklungsstand etc. einbezogen sowie überschneidende Diskriminierungskategorien berücksichtigt. Zudem werden Belastungsfaktoren von Sportlehrkräften analysiert, die mit stark heterogenen Unterrichtssituationen einhergehen können. Für das Lehramtsstudium werden ausgewählte Inhalte des Sportstudiums hinsichtlich ihrer Zusammenhänge mit Einstellungen und Kompetenzen zum Umgang mit Vielfalt untersucht. Weitere Forschungserkenntnisse im Rahmen von Schulsport2030 gibt es zu den Aspekten Motivation und Bewegungsförderung sowie Umgang mit Sportlehrer*innenstress. Zu den Ergebnissen des Projekts Schulsport2030 erschien kürzlich ein neuer Band der Buchreihe „Brennpunkte der Sportwissenschaft“: „Schulsport 2030 – Analysen von Lehr-/Lernwerkzeugen und Praxismaßnahmen in der Sportlehrkräftebildung“. Das Ziel des Bandes ist es, Dozierende, Sportlehrkräfte sowie andere Multiplikator*innen zu informieren und Impulse für die Weiterentwicklung der Sportlehrkräftebildung zu geben.
www.dshs-koeln.de/schulsport2030
An das Fach Sport werden spezielle Anforderungen hinsichtlich der digitalen Kompetenzen gestellt, weil für die Vermittlung eine besondere Fachdidaktik nötig ist. Im Rahmen des praxisorientierten Projekts ComeIn wurden digitale Produkte für die Lehrer*innenbildung entwickelt. Dabei ging es auch um die Frage, inwiefern Digitalisierung dazu beitragen kann, die Lehrer*innenausbildung zu verbessern. Um diese Frage zu beantworten, haben sich zwölf NRW-Hochschulen zusammengeschlossen. Die Spoho hat das Fach Sport unter der Leitung von Dr. Julia Mierau, Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft, und Univ.-Prof. Dr. Jens Kleinert, Psychologisches Institut, übernommen und geleitet. Zu den entwickelten Produkten zählt unter anderem eine interaktive Lerneinheit für angehende Sportlehrer*innen. Diese verfolgt das Ziel, Begrifflichkeiten und Zusammenhänge in der Medienpädagogik im Fach Sport zu klären. Das Lernmodul umfasst fünf Lerneinheiten, von denen drei im Selbstlernformat und zwei optional in der Präsenzlehre absolviert werden können. Je nach Zielgruppe kann das Lernmodul über Moodle oder über die Plattform TaskCards genutzt werden; im Sinne des Ansatzes der Open Educational Resources (OER) ist das Tool frei verfügbar und öffentlich zugänglich.
www.comein.nrw
Auf Schulsport2030 und ComeIn folgt ComeSport – ein Kompetenznetzwerk, in dem elf Universitäten aus vier Bundesländern kooperieren. Die fachliche Verbundleitung übernimmt auch hier die Deutsche Sporthochschule Köln unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Jens Kleinert und Dr. Julia Mierau. Ziel ist es, systematisierte und qualitative Fortbildungskonzepte für Sportlehrkräfte zu erproben. Dabei spielt der Einsatz von digitalen Technologien für die Planung und Durchführung des Sportunterrichts eine Rolle. Außerdem werden gesellschaftskritische Aspekte wie etwa Diversität und Körperbilder aufgegriffen, um diese in mediendidaktische und medienpädagogische Fort- und Weiterbildungskonzepte zu überführen. Das Projekt, das bis 2026 läuft, soll perspektivisch „das Wissen und das Know-how über digitale Lehr-Lern-Prozesse im Sport in den verschiedenen Strukturen der Sportlehrkräftebildung etablieren“, sagt Kleinert.
https://lernen.digital/verbuende/comesport
Füreinander da zu sein, ist ein schönes Gefühl“
1 Kind und 1 Mentor*in, 1 Jahr, 1-mal pro Woche, 1 bis 3 Stunden = neue Lebensperspektiven – das ist der Claim des Mentoringprogramms Balu und Du. Viele Kinder in Deutschland sind hinsichtlich ihrer Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe und Zugänge, etwa zu Bildungseinrichtungen oder Sportvereinen, benachteiligt. Balu und Du möchte mit dem Programm die Situation von Heranwachsenden verbessern. Die Spoho ist seit diesem Jahr mit fünf Balus, so heißen die jungen Erwachsenen, dabei. Eine davon ist Nike. Sie ist 25 und studiert an der Spoho auf Lehramt. Seit April begleitet sie ihren Mogli (so werden die Grundschulkinder genannt). Einmal pro Woche treffen sich Balu und Mogli und verbringen gemeinsam Zeit. Dabei tragen die Balus als Rollenvorbilder bei gemeinsamen Aktivitäten zur Persönlichkeitsentwicklung und Stärkung der Moglis bei. Wie die Zeit gestaltet wird, ist offen. Nike geht mit ihrem Betreuungskind an den Rhein, steigt die Domstufen hinauf, spielt Fußball oder lernt mit ihm Fahrradfahren. Aber auch Eis essen und Kino sind möglich. Pro Monat gibt es 20 Euro Taschengeld. „Es geht natürlich auch darum, zu zeigen, was geht, wenn nicht viel Geld da ist“, sagt Nike, „denn das ist die Lebensrealität der meisten Moglis.“ Daher thematisiert sie auch finanzielle Situationen mit dem Kind, bespricht größere Wünsche, etwa eine besondere Aktivität, und wie sie diese gemeinsam mit dem vorhandenen Budget umsetzen können. Informelles Lernen ist hier das Stichwort, also Lernen im außerschulischen Kontext, ohne Anleitung, Druck und Beurteilung. Dazu zählen dann der Umgang mit Geld oder das Bahnfahren. Für Nike ist das Ehrenamt Balu und Du nicht nur eine Möglichkeit, Erfahrung zu sammeln. „Ich hatte das Privileg, behütet aufzuwachsen, und möchte auch anderen Kindern positive Erfahrungen schenken. Füreinander da zu sein, ist ein schönes Gefühl.“ Alle zwei Wochen unterstützt das Zentrum für Sportlehrer*innenbildung (ZfSb) der Sporthochschule die Balus mit Präventionsschulungen und Reflexionseinheiten. Dort ist auch Raum, um über Fragen, Umgangsformen oder persönliche Herausforderungen zu sprechen. Auch Tandem-Treffen können hier organisiert werden. Als Balu können sich alle Studierenden der Deutschen Sporthochschule Köln zwischen 17 und 30 Jahren bewerben. Grundvoraussetzungen sind darüber hinaus ein eintragsfreies polizeiliches Führungszeugnis und die Bereitschaft, ein Kind über ein Jahr hinweg wertschätzend und verlässlich zu begleiten.
www.balu-und-du.de