Kurze DGV-Chronik

© Deutsches Golf Archiv Köln 2007

Kugeln mit Stöcken einzulochen, ist zuerst in Flandern belegt. Später finden schottische Clubs Regeln für sportliche Wettspiele, bis in St. Andrews Ende des 19. Jahrhunderts ein weltweit anerkanntes Regelwerk für das moderne Golfspiel aufgestellt wird. Im Kern steht die Idee eines weiträumigen, treibjagdartigen Präzisionsspiels: eine kleine Hartkugel soll mit langen gekrümmten Stöcken über wechselnde Landschaften mehrfach in handbreite Erdlöcher getrieben werden.

In Deutschland hört man früh von diesem Spiel. 1575 üben Kölner Lateinschüler eine virtuelle Golflektion in einem niederländisch inspirierten Schulbuch, während der Geograph und Pädagoge GutsMuths 1796 Bürgersöhnen das Spiel der "Schottländer" zur körperlichen und geistigen Übung und Erholung anrät.

Nach reichsweitem Spielbankverbot bestaunen Deutsche um 1890 in internationalen Kurorten wie Bad Homburg, Wiesbaden oder Baden-Baden englisch-amerikanische Gäste mit merkwürdigem Gerät beim "fashionablen" Golf, stilles Wetten inbegriffen. Angelsächsisch inspirierte Clubs bilden sich 1895 in Bremen (später Club zur Vahr) und Berlin (später Golf- und Land-Club Berlin Wannsee). Die erste Gründungswelle "ordnungsgemäß konstituierter Clubs" der Deutschen, wie die Satzung des DGV es 1907 verlangt, beginnt nach 1900.

Der erste DGV 1907 bis 1945

1907

Am 26. Mai auf einem Golftag in Hamburg wird der erste DGV von hanseatischen Clubs aus Bremen, Reinbek, Kitzeberg, Hamburg, von Clubs der Metropolen Berlin, Leipzig und von den Kurplätzen Bad Homburg, Baden-Baden gegründet. Präsident wird der Hamburger Johann Vincent Wentzel.

1914

Weltkrieg, Nachkriegsnot, internationale Isolierung und Hochinflation bis 1923 lassen die beginnende Golftradition verkümmern. Immerhin gibt es ab 1921 wieder Verbandsmeisterschaften. Oberhof druckt Notgeld mit Golfclub-Logo.

1924

Der fürstlich-plessische Platz in Bad Salzbrunn und der Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee werden im DGV gesellschaftlich tonangebend und stehen für Internationalität und ein städtisch geprägtes Landclub-Leben. Dies spiegelt 1925 die erste Fachzeitschrift "Golf" - auf Kunstdruckpapier und in Tondruck

1928

In Wannsee als Attraktion der Berliner Gesellschaft sorgt Präsident Herbert Gutmann für eine dauerhafte DGV-Geschäftsstelle, ein Logo in Grün-Silber-Schwarz und für Förderer wie Dresdner und Deutsche Bank. Die neue German Open seit 1926 geht mehrfach an den Wannseer Pro Percy Alliss.

1933

Der Reichssportführer beruft den Wiesbadener Clubpräsidenten Karl Henkell zum Verbandsführer, dieser wiederum die Clubführer. In Wiesbaden führt Nora Zahn die Verbandsgeschäfte. 1938 beginnen Nationale Deutsche Männer- und Frauen-Meisterschaften für Arier. Zwei ehemalige DGV-Präsidenten emigrieren.

1942

Mit den einbezogenen Privatanlagen und dem raumgreifenden "Großdeutschland" über die österreichische "Ostmark" bis Polen, Jugoslawien, Luxemburg und Frankreich zählt der DGV 65 Mitglieder. Statt Verbandsleben folgt totaler Krieg.

1945

Die Alliierten lösen alle Sportorganisationen auf und nehmen Golfanlagen in Anspruch. Nora Zahn trommelt alte Clubs zusammen für die Wiedergründung des DGV im "Arbeitsausschuss Golf". Aber im Osten verschwindet Golf. 

Der zweite DGV 1949 bis heute

1949

Am 18. Oktober mit Gründung der Bundesrepublik ruft ein "Arbeitsausschuss Golf" den zweiten DGV (West) in Bad Ems aus, 1950 schon im Europäischen Verband. 1951 gibt Präsident Moritz Freiherr von Bissing das Amt an Willi Schniewind, bestätigt vom Verbandstag 1952. Plätze werden Mitte 50 frei.

1957

Die DGV-Hauszeitschrift "Golf" feiert Neuaufbau und 50 Jahre DGV, von denen die Weltkriege zweimal sieben Jahre Rückschritt kosteten.

1968

Nach fast 40 Jahren in der DGV-Zentrale - 5 Präsidenten treu, zuletzt H.O. Krings - stirbt Nora Zahn. Es folgt eine dezentralisierende Gründungswelle von Landesgolfverbänden in den 70ern, der DGV bleibt aber Verband der Clubs.

1975

Erste TV-Übertragung einer German Open durch Harry Valérien mit sieben Kameras im ZDF. Es beginnt die Profikarriere des 17jährigen Siegers der Deutschen Nationalen Offenen, Bernhard Langer, gestützt von Jan Brügelmann, Kapitän der Amateur-Nationalmannschaft. Langers Erfolge 1985, 1993, vorher 1981 der spektakuläre Schlag vom Baum, transportieren in Golfjournalen und TV den Landschafts- wie Spielreiz des Golf. Deutsche entdecken Golfurlaube als Einstieg in den Sport.

1980er

Dem 3. rheinischen DGV-Präsidenten, Jan Brügelmann aus Köln, bieten alte Spannungen Anlass zu Ideen, Experimenten und Neuansätzen: Tradition versus Modernisierung, Sport versus Umwelt, Exklusivität versus Öffnung, Amateur versus Profi, Club versus öffentlicher Platz, Gemeinnützigkeit versus Marketing.

1990

Erste Club- und Verbandsgründungen für Golf in der parlamentarischen DDR. Ende der 90er sind die östlichen Landesgolfverbände komplett und im DGV organisiert. Ein erweiterter "dritter DGV" steht nun einem globalen Golfmarkt gegenüber.

1990er

Langfristig geplante Konzepte für Jugend- und Leistungsgolf, Lehrbriefreihe, Trainerausbildung, Wettspielsystem, clubfreies Golfen, Course-Rating- und Slope-System, DGS, neue Verwaltungszentrale und –struktur verdichten sich im Selbstverständnis als "moderner Sportverband" (Präsident Dr. W. Scheuer).

2000

Der DGV bietet 99 Teams aus 59 Ländern in Bad Saarow vom 23.8. bis 3.9. ein eindruckvolles Erlebnis bei der Damen- bzw. Herren-Mannschafts-Weltmeisterschaft (Espirito Santo bzw. Eisenhower Trophy) mit virtuell-globalem Internet-Besuch.

2007

Der DGV feiert sein 100-jähriges Jubiläum mit einer großen Festwoche an seinem Gründungsort in Hamburg. Auf dem Jungfernstieg in der  Innenstadt besuchten vom 23. bis 26. Mai 2007 über 140.000 Besucher den 15.000 Quadratmeter großen und einzigartigen Golf-Erlebnispark. Der sogenannte Golf-Drive lud Jedermann ein, den Golfsport live kennen zu lernen. "Golf ist ein Sport zum Anfassen, dem man sich ohne Hemmungen nähern kann", so DGV-Präsident Dr. Wolfgang Scheuer.

Text: Univ.-Prof. Dr. Dietrich Quanz

 

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