Outdoorsport boomt
Normalerweise steht Dr. Mirjam Limmer auf einem Gipfel, hängt in einer Felswand oder geht in einer Seilschaft über Gletscher. Wandern, Klettern, Bergsteigen – das ist ihre Passion. Die 36-Jährige verfolgt diese Leidenschaft aber nicht nur in ihrer Freizeit. Seit fast zehn Jahren arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Outdoor Sport und Umweltforschung der Deutschen Sporthochschule Köln. Hier befasst sie sich in Lehre und Forschung mit wissenschaftlichen Fragen zum Kletter- und Bergsport. Im Rahmen der Kölner Wissenschaftsrunde (KWR) und der Veranstaltungsreihe Wissenschaft im Rathaus gab sie am gestrigen Montag im Europasaal des Kölner Rathauses spannende Einblicke in ihre Arbeit.
Draußen in der Natur aktiv zu sein, ist für viele Menschen eine sehr beliebte Freizeitaktivität. Die Coronapandemie hat diesem Trend einen weiteren Schub verliehen. Wandern und Bergsteigen befinden sich unter den Top10 der beliebtesten Outdoorsportarten der Deutschen. Auch das Klettern boomt. Stressabbau, Naturverbundenheit und soziale Gründe nennen die meisten Outdoorsportfans als Motive, draußen unterwegs zu sein, erklärt Dr. Mirjam Limmer in ihrem Vortrag. Die gesellschaftliche Relevanz, Outdoorsportarten und ihre Auswirkungen auf die Natur zu erforschen, sei demnach sehr hoch. Und sie werde weiter steigen, denn: „Es gibt Prognosen dazu, dass der Klimawandel dazu führt, dass die Anzahl an wanderbaren Tagen weiter steigt. Der Outdoorsporttrend wird sich also fortsetzen, weil die Umgebungsbedingungen ihn attraktiv machen“, sagt die Wissenschaftlerin. Diese Prognose bringe aber auch große Herausforderungen mit sich: „Noch mehr Leute in der Natur, die sich in verschiedenen Sportarten bewegen, können auch Nutzungskonflikte provozieren.“
Nach der offiziellen Begrüßung durch Bürgermeister Andreas Wolter gab die Wissenschaftlerin einen Überblick über die Aktivitäten ihres Instituts (www.dshs-koeln.de/outdoorsport) und Einblicke in die Arbeit mit den Studierenden, die sie als Dozentin und Leiterin des Lehr- und Forschungsgebiets Berg- und Klettersport an der Sporthochschule unterrichtet und auf Exkursionen begleitet. Mit vielen beeindruckenden Fotos zeigte Limmer den ca. 40 Interessierten in dem vollen Europasaal des Rathauses, was sie den Studierenden beibringt und teilweise sogar gemeinsam mit ihnen erforscht. Denn Mirjam Limmer untersucht wissenschaftlich, wie sich der Aufenthalt in großen Höhen oder Sauerstoffmangel auf den Körper und die Leistungsfähigkeit auswirken. Oder welche Maßnahmen sich eignen, um die Leistung zu steigern oder die Regenerationsfähigkeit zu fördern. Dazu präsentierte sie ausgewählte Studien und Forschungsergebnisse. Zum Beispiel stellte sie die Ergebnisse von Leistungstests vor, die innerhalb eines ihrer Forschungsprojekte selbst entwickelt und dann in verschiedenen Studien in der Höhenkammer oder auch während Bergtouren in den Alpen auf verschiedenen Höhenstufen angewandt wurden. Als ein weiteres Beispiel ihrer Forschung berichtete sie über die Ergebnisse einer Studie, die die Wirkung von Kompressionsarmlingen auf die Leistungsphysiologie und Leistungsparameter im Sportklettern untersuchte. „Wie so häufig in der Wissenschaft haben wir bei unseren Studien einige Türen schließen und offene Forschungsfragen beantworten können, durch die neuen Erkenntnisse aber gleichzeitig mindestens genauso viele neue Türen zu Forschungsfragen wieder geöffnet“, sagte Limmer. Das interessierte Publikum schien das nicht zu stören; umso mehr Fragen konnten sie in der regen Diskussions- und Fragerunde am Ende des Vortrages noch an die Expertin stellen.
Die Kölner Hochschulen und Forschungseinrichtungen haben sich in der Kölner Wissenschaftsrunde (KWR) zusammengeschlossen. Mit Unterstützung der Stadt Köln und der Industrie- und Handelskammer zu Köln entwickelt das Netzwerk Initiativen zur Profilierung des Wissenschaftsstandortes Köln. Kölner Bürger*innen können an jedem ersten Montag im Monat (mit Ausnahmen) einen Blick auf aktuelle und spannende Forschungsergebnisse werfen. Dabei berichten Wissenschaftler*innen auf anschauliche Weise aus ihren Fachgebieten. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Weitere Informationen – auch zu den kommenden Veranstaltungen der Reihe Wissenschaft im Rathaus – finden Sie unter www.koelner-wissenschaftsrunde.de.