Curriculare Integration digitaler Kompetenzvermittlung

...in einem sportwissenschaftlichen Bachelorstudiengang

 

Freya Füllgraebe, Markus Soffner, Christiane Wilke

ZUSAMMENFASSUNG

Die digitale Transformation hat große Auswirkungen auf den Gesundheitssektor und verändert die Rahmenbedingungen für Leistungstragende, -erbringende und -empfangende maßgeblich. Mit Blick auf das Tätigkeitsprofil von Sportwissenschaftler*innen betrifft dies neben Kommunikations- und Interaktionstechniken auch die Konzeption, Durchführung und Evaluation von (Gesundheits-) Sportangeboten, welche zunehmend digital durchgeführt werden. Mit diesen digitalen Angeboten verändern und erweitern sich die Berufsfelder von Sportwissenschaftler*innen sowie die Anforderungen an die Berufsgruppe. Dabei sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, wie die Sicherstellung der Kommunikation und Interaktion mit den Teilnehmenden im virtuellen Raum, die Gewährleistung von Sicherheit und die Beachtung des Datenschutzes. Um Studierende in den Sportwissenschaften optimal auf die neuen Anforderungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten, bedarf es einer curricularen Verankerung dieser digitalen Themen und damit einer Weiterentwicklung der aktuellen Lehr- und Lerninhalte.
Der vorliegende Beitrag beschreibt die vom 17.10.2022 bis zum 31.03.2023 durchgeführten Maßnahmen an der Deutschen Sporthochschule Köln im Rahmen des Projektes Curriculum 4.0.NRW in dem Bachelorstudiengang Bachelor of Arts Sport und Gesundheit in Prävention und Therapie. Anhand dieses Beispiels soll gezeigt werden, wie Stakeholder*innen vorgehen können, um digitale Kompetenzvermittlung entsprechend der Bedarfe auf dem Arbeitsmarkt curricular zu verankern.

 

EINLEITUNG

Die Digitalisierung ist in der Gesellschaft in nahezu allen Lebensbereichen von zentraler Bedeutung. Vor allem durch die COVID-19-Pandemie bekam die Digitalisierung einen großen Aufschwung. Aktuell werden in Deutschland viele Investitionen und Förderprogramme vom Bund durchgeführt, um die Entwicklung weiter voranzubringen (MKW NRW, o.J.; Stifterverband, o.J.). Im Allgemeinen bedeutet der Begriff Digitalisierung, dass die analoge Leistungserbringung durch ein digitales Modell teilweise oder ganz ersetzt wird (Wolf & Strohschen, 2018). Für die Sportwissenschaft im Speziellen bedeutet dies, dass physisch-real erbrachte Handlungen in digitale Kontexte integriert werden. Der für den Sport traditionelle körperliche Aspekt wird dadurch zunehmend durch artifizielle Bewegungswelten ersetzt (Steinberg & Bonn, 2021). Durch die fortschreitenden modernen Informations- und Kommunikationstechnologien verändert sich gleichzeitig die Arbeitswelt. Diese wird unter dem Begriff Arbeit 4.0 zusammengefasst (Ruiner & Wilkesmann, 2016). Arbeit 4.0 meint dabei, „[...] die zunehmend digitalisierte, flexible und entgrenzte Form des Arbeitens. Sie betrifft nicht nur die Veränderung in der Arbeitsverrichtung an sich, sondern führt zu einer Reorganisation von Arbeitsformen und Arbeitsverhältnissen in vielen Bereichen“ (Poethke et al., 2019, S. 131).
Einer dieser Bereiche ist der Gesundheitssektor, insbesondere die Gesundheitsförderung, sowie (Gesundheits-) Sportangebote. Grund dafür ist unter anderem die gestiegene Relevanz von digitalen Gesundheitsmaßnahmen, die vor allem durch die COVID 19 Pandemie an Bedeutung gewonnen haben (Geukes et al., 2022). Das Handlungsfeld der Bewegung repräsentiert dabei die größte Anzahl digitaler Gesundheitsangebote (Hoffmann et al., 2019). Neben dem primären Gesundheitsmarkt hat sich auch der sekundäre weiterentwickelt, sodass digitale Angebote hier ebenfalls einen höheren Stellenwert einnehmen als in den Jahren zuvor (Deloitte, 2022). Viele Fitnessunternehmen passen sich den Bedürfnissen der Kund*innen an und bieten sowohl Trainingsmaßnahmen in Präsenz, hybrid, rein digital, synchron oder asynchron an. Mit diesen wesentlichen Veränderungsprozessen werden neue Anforderungen an die Berufsgruppe der Sportwissenschaftler*innen gestellt und damit einhergehend erweiterte Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt benötigt. Kenntnisse über die Gestaltung von online Kursen sowie über die Besonderheiten der Kommunikation und Interaktion im virtuellen Raum sind notwendig. Weitere Aufgaben wie die Konzeption, Durchführung und Evaluation von digitalen Gesundheitssportangeboten werden ebenfalls an künftige Absolvent*innen aus den Sportwissenschaften gestellt. Auch die gesetzlichen Krankenkassen haben digitale Maßnahmen in den Leitfaden Prävention aufgenommen (GKV-Spitzenverband, 2020). In den Leitlinien wird angemerkt, dass ergänzend zu den Kriterien für digitale Gesundheitsangebote sich auch die Aufgaben der Sportwissenschaftler*innen im Onlinesetting verändert haben. Während bei analogen Kursangeboten die Motivation, Edukation und Reflektion vorrangig sei, rücken bei digitalen Angeboten zusätzlich auch das Erstellen von Lehr- und Lernvideos sowie das Geben von digitalem Feedback in den Vordergrund (GKV-Spitzenverband, 2022). Hinzu kommt die Umgestaltung von analogen Kursangeboten zu digitalen Konzepten und deren richtige Platzierung im Internet. Ergänzend muss der Umgang und die Interaktion mit Klient*innen entsprechend der Kommunikationsart angepasst werden. Besonders wichtig sind Kenntnisse über den Umgang mit Notfallsituationen bei Onlinetrainings. Im Gegensatz zu analogen Trainings muss dabei umgedacht und entsprechend vorgesorgt werden, da ein direktes Eingreifen vor Ort nicht möglich ist. Die Themen Datenschutz und Datensicherheit sind im analogen, wie im digitalen Raum von hoher Relevanz, weshalb Kenntnisse vermittelt werden sollten, um die analogen und digitalen (Gesundheits-) Sportangebote rechtssicher zu gestalten (Gigerenzer et al., 2016).
Ein weiteres mögliches Arbeitsfeld der Absolvent*innen aus den Sportwissenschaften ist die betriebliche Gesundheitsförderung, welche ebenfalls durch die Digitalisierung stark beeinflusst wird (Lang, 2020). Viele Unternehmen bieten seit der COVID 19 Pandemie vermehrt Home-Office an, sodass sich die Arbeitssituation von vielen Beschäftigten grundlegend gewandelt hat. Doch auch zu Hause müssen Arbeitnehmer*innen erreicht und ihre Gesundheit gefördert werden. Dabei stehen digitale Konzepte und Angebote im Vordergrund.
Es wird deutlich, dass sich die Arbeit zukünftiger Absolvent*innen verschiedener Bildungswege im Bereich Sport wandelt und sie neuen Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt Gesundheitssektor entgegenblicken (Deloitte. & GKV-Spitzenverband, 2019). Um sie bestmöglich darauf vorzubereiten, müssen Kompetenzen im digitalen Umfeld vermittelt werden. Demnach stehen die Ausbildungsinstitutionen vor der Herausforderung, die Lehre dem aktuellen digitalen Wandel anzupassen und diese Lehr- und Lernziele curricular zu verankern. So auch in dem Bachelor of Arts Studiengang Sport und Gesundheit in Prävention und Therapie (B.A. SGP) der Deutschen Sporthochschule Köln.

Studiengang B.A. Sport und Gesundheit in Prävention und Therapie

Der Studiengang B.A. SGP ist einer von sechs Bachelorstudiengängen im Bereich der Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln (Deutsche Sporthochschule Köln, o.J.). Mit einer Regelstudienzeit von sechs Semestern wird der Abschluss Bachelor of Arts erlangt. Neben dem sportwissenschaftlichen Grundstudium beginnt ab dem zweiten Semester das berufsorientierte Studium mit den Schwerpunkten des Studiengangs B.A. SGP. Inhaltlich befasst sich das Studium mit der Primär- und Sekundärprävention und ersten Einblicken in das therapeutische Arbeiten (Deutsche Sporthochschule Köln, 2021). Übliche Arbeitsfelder der Absolvent*innen sind die Bewegungs- und Sporttherapie, Gesundheitssport, Präventionssport oder die betriebliche Gesundheitsförderung mit unterschiedlichen Zielgruppen wie beispielsweise Kinder, Jugendliche, Ältere oder Menschen mit physischen oder psychischen Einschränkungen (Deutsche Sporthochschule Köln, o.J.). Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Module des Studiengangs.
Von 2019 bis 2022 wurde eine landesweite Digitalisierungsoffensive an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen gestartet, um die Förderung der digitalen Kompetenzen der Studierenden voranzutreiben (Stifterverband, o.J.). In diesem Rahmen wurde das im folgenden vorgestellte Projekt realisiert.

 

METHODISCHE VORGEHENSWEISE

Curriculare Veränderungen gehen mit verschiedenen Herausforderungen einher. Bestehende Modulhandbücher und Unterrichtskonzepte müssen angepasst und Lehrkräfte qualifiziert werden. Vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie und den damit verbundenen Lockdowns, waren die Universitäten dazu angehalten, ihre Lehrveranstaltungen zu digitalisieren. Damit einhergehend wurden Inhalte bereits angepasst, ohne dass diese curricular festgehalten wurden. Dementsprechend war die Aufgabe im Rahmen des vorliegenden Projektes einerseits die Überprüfung bereits bestehender Inhalte zur Vermittlung digitaler Kompetenzen, um diese gezielt aufzuarbeiten und in entsprechende Module zu implementieren. Andererseits mussten neue Berufsanforderungen an zukünftige Absolvent*innen identifiziert und sich daraus ableitende Qualifikationsziele formuliert werden. Die digitalen Kompetenzen der Studierenden sollten dabei modulübergreifend gestärkt und nicht durch Einzelmaßnahmen im Rahmen einer Veranstaltung gefördert werden, da digitale Fähigkeiten in allen Bereichen und Anwendungsfeldern benötigt werden (Brinkmann et al., 2021). Für eine systematische und strukturierte Vorgehensweise orientierten sich die Beteiligten an dem Modell „Pädagogischer Hochschulentwicklung“ von Brahm et al. (2016). Strategische Ziele für Studium und Lehre beziehen sich demnach auf die Ebenen der Lernumgebung, der Organisation sowie der Studienprogramme. Diese Ebenen interagieren, um Veränderungen im Studium und in der Lehre zu ermöglichen. Durch die Orientierung an dem Modell konnte sichergestellt werden, dass bei den anstehenden Veränderungsprozessen immer alle drei Ebenen betrachtet wurden. Unter Berücksichtigung dieser wurde von der Studiengangsleitung und -koordination sowie den Lehrkräften zunächst ein Ablaufplan entwickelt, welcher in Abbildung 1 dargestellt ist.
Die Umsetzung erfolgte partizipativ mit den relevanten Stakeholder*innen (Studiengangsleitung, Studiengangskoordination, Modulleitungen, Lehrkräfte und Studienganssprecher*innen). Dadurch konnte auf die Bedarfe aller Beteiligten eingegangen werden. Darauf aufbauend wurden neue Lerninhalte erstellt, die Modulhandbücher überarbeitet und entsprechende themenspezifische Workshops für die Lehrkräfte organisiert. Um den damit verbundenen hohen Arbeitsaufwand für die Lehrkräfte möglichst gering zu halten, wurde im Rahmen des Projektes zur Realisierung des Vorhabens eine wissenschaftliche Fachkraft eingestellt. Die methodische Vorgehensweise wird im Folgenden dargestellt.
Im Rahmen des Antrags zu Curriculum 4.0.NRW wurde zunächst innerhalb eines Expert*innenkreises, bestehend aus der Studiengangsleitung und -koordination sowie Lehrkräften des Studiengangs, zusammengetragen, welche neuen Anforderungen an die zukünftigen Absolvent*innen existieren (Brinkmann et al., 2021; Limmeroth et al., 2021; Löbing et al., 2022). Dazu wurde die Entwicklung des Marktes aufgrund der Digitalisierung begutachtet. Wesentliche Merkmale waren dabei unter anderem die Konzeption sowie Durchführung digitaler Maßnahmen und damit einhergehend die Kommunikation und der Datenschutz im virtuellen Raum.
Als konkretes Beispiel zur genaueren Beschreibung im weiteren Verlaufe dient das Thema der Sicherheitsvorkehrungen bei online-Trainings.
Im nächsten Schritt wurden diese Erkenntnisse genutzt, um erste Ideen zur Projektumsetzung im Rahmen einer Auftaktveranstaltung mit allen Stakeholder*innen besprechen zu können. Dabei wurde darauf geachtet, die Bedarfe aller Beteiligten zu berücksichtigen und sowohl die Studierenden als auch die Lehrkräfte einzubeziehen. Zu diesem Zweck diskutierten die Modulleiter*innen, die Studiengangssprecher*innen sowie die Studiengangskoordinator*in und -leitung des Studiengangs B.A. SGP im Rahmen einer Auftaktveranstaltung gemeinsam über neue Anforderungen und Lernziele und erarbeiteten diese. Tabelle 2 zeigt eine Übersicht dessen. Am Ende wurden die Ergebnisse systematisiert und die Lehr-Lernziele den thematisch passenden Modulen zugeordnet.
Im Falle des erwähnten Beispiels, der Sicherheitsvorkehrungen bei online-Trainings, wurde dieses Thema bei der Auftaktveranstaltung von verschiedenen Modulleitungen der praxisnahen Module wiederholt als wichtiger Aspekt hervorgehoben. Daher wurde dieses Thema mit aufgenommen. Inhaltlich lässt sich dieses Thema der Notfallversorgung und Ersten Hilfe zuordnen, die bereits im Modul SGP 4 durch eine Vorlesung und ein Seminar abgedeckt werden.
Der nächste Austausch fand auf Modulebene statt, um alle Beteiligten Lehrkräfte in die Weiterentwicklung mit einzubeziehen. Somit konnte gezielter auf die Bedarfe der Lehrkräfte eingegangen und deren Aspekte berücksichtigt werden. Demnach tauschten sich für das Thema der Sicherheitsvorkehrungen bei online-Trainings die Modulleitung gemeinsam mit den Lehrkräften des Seminars und der Vorlesung der Notfallversorgung und 1.Hilfe aus. Die Beteiligten erarbeiteten gemeinsam, in welche Veranstaltung das Thema integriert wird und welche konkreten Inhalte gewünscht bzw. sinnvoll sind. Nachdem die genauen Inhalte festgelegt wurden, begann eine wissenschaftliche Fachkraft mit der Erstellung des Lehr-Materials und der neuen Inhalte. Im Falle des Beispiels war dies eine PowerPoint-Präsentation, welche sich in eine bereits bestehende Veranstaltungseinheit integrieren ließ. Die Materialien mussten so erstellt werden, dass sie mit Hilfe von Hinweisen zur Durchführung auch für fachfremde Personen verständlich und umzusetzen waren. Um Missverständnisse zu vermeiden, wurden mehrere Feedback-Schleifen mit den Lehrkräften eingebaut, sodass die Materialen und Inhalte ihren Vorstellungen entsprachen. In einem zweiten Schritt wurden die Inhalte noch einmal hinsichtlich der Open Educational Resources angepasst. Dabei wurde das Material möglichst allgemein, übersichtlich und für jeden zugänglich gestaltet.
Zur langfristigen Sicherung der neuen Themen sollten diese curricular verankert werden. Für diese Aufgabe wurden die Modulhandbücher in Rücksprache mit den entsprechenden Modulleitungen der weiterentwickelten Module sowie der Studiengangskoordinator*in und -leitung angepasst. Neben der Ergänzung neuer Lernziele wurden die Inhaltsbereiche erweitert. Aufgrund der Aktualität sind digitale Kompetenzen zu Teilen auch für die Lehrkräfte neu. Eine hohe Qualität der Lehre ist allerdings nur möglich, wenn die Lehrkräfte die Kompetenzen in den zu unterrichtenden Themenbereichen besitzen. Daher wurden Workshops zu den Themen digitale Kommunikation und Datenschutz organisiert. In Zusammenarbeit mit der Hochschuldidaktik konnten im ersten Schritt Zeitraum und Organisation zielgruppenspezifisch ausgearbeitet werden. Je nach Themengebiet konnten dadurch kosteneffizient hochschulinterne Referent*innen für entsprechende Workshops rekrutiert werden. Für die weitere Suche geeigneter Expert*innen wurde auf die Flying Experts der HD@DH.NRW zurückgegriffen. Dies ist ein Pool an Expert*innen, die speziell Beratungen, Trainings, Vorträge oder Initiativen an Universitäten und Hochschulen in Nordrhein-Westfalen anbieten. Konnten keine Expert*innen in spezifischen Bereichen gefunden werden, wurde die Suche auf regionale Anbieter*innen mit Expertise und Praxiserfahrungen aus der freien Wirtschaft ausgeweitet.

 

OUTCOMES

Auf Basis der beobachteten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wurden neue Lernziele identifiziert und formuliert, die zur Förderung digitaler Kompetenzen der Studierenden beitragen. In Abbildung 2 wurden diese den Taxonomiestufen nach Bloom et al. (1956) zugeordnet.
Im Rahmen des Projektes wurden neun Module identifiziert, in denen die neuen Lernziele und Inhalte zur Förderung von digitalen Kompetenzen der Studierenden implementiert wurden. Tabelle 3 gibt eine Übersicht über die neuen Inhalte der bereits bestehenden Module.
Das neu erstellte Material wurde gleichzeitig bei Orca.nrw zur Verfügung gestellt. Durch die neuen Inhalte wird der Erwerb digitaler Kompetenzen für die Studierenden ermöglicht, die damit an die neuen Anforderungen des Arbeitsmarktes angepasst sind. Durch die curriculare Verankerung der neuen Lerninhalte und -ziele in den Modulhandbüchern sind diese konsequent im Lehrplan integriert und gesichert (Deutsche Sporthochschule Köln, 2023).
Darüber hinaus wurden zwei Workshops mit den Themen „Digitale Kommunikations- und Interaktionstechniken“ und „Datenschutz und Datensicherheit“ für die Lehrkräfte des Studiengangs B.A. SGP durchgeführt. Diese Maßnahme zielte darauf ab, dass die Lehrkräfte entsprechende Kompetenzen besitzen und vertiefen, um diese sicher vermitteln zu können.

 

HERAUSFORDERUNGEN UND FAZIT DER PROJEKTUMSETZUNG

Bei der Implementation neuer Inhalte in bereits bestehende Lehrveranstaltungen müssen verschiedene Herausforderungen von Beginn an Berücksichtigung finden. Einerseits sollten die Inhalte thematisch zum entsprechenden Modul passen. Danach stellt sich die Frage, zu welchem Zeitpunkt im Verlauf des Lehrplans innerhalb eines Moduls die Inhalte am besten einzubinden sind und sich mit vorhandenen Themen vereinen lassen, ohne andere Themen stark reduzieren oder aus dem Lehrplan streichen zu müssen. Um dabei systematisch vorzugehen, empfiehlt es sich, zunächst neue Lernziele zu formulieren, die sich an den Bedarfen ausrichten. Darauf aufbauend können diese den thematisch passenden Modulen zugeordnet werden. Andererseits muss auf der Seite der Dozierenden Akzeptanz und Offenheit bestehen, sich neue Kompetenzen anzueignen, um diese weiterführend an die Studierenden zu vermitteln. Ein Erfolgsfaktor hierfür war der partizipative Ansatz. Durch den Austausch mit allen Stakeholde*innen auf verschiedenen Ebenen konnte auf die unterschiedlichen Bedarfe individuell eingegangen werden.
Das Projekt zielte insbesondere darauf ab, die Lehrkräfte zu unterstützen. Hierfür übernahm eine zusätzliche wissenschaftliche Fachkraft, welche ebenfalls ehemalige*r Student*in des Studiengangs B.A. SGP war, die Organisation und Erstellung neuer Materialen. Maßgeblich waren dies PowerPoint-Präsentationen, die entweder neu in den bereits bestehenden Lehrplan integriert wurden oder bereits bestehende Themen ergänzt haben. Darüber hinaus wurden für die Lehrkräfte Rechercheergebnisse in den Notizen der Präsentationen zusammengetragen, die damit als Hintergrundinformationen dienen und den aktuellen Forschungsstand darstellen. Grund dafür war, dass Änderungen im bereits bestehenden Lehrplan mit hohen Arbeitsaufwänden einhergehen, die die Lehrkräfte neben den originären Arbeitsaufgaben aufgrund mangelnder zeitlicher Ressourcen nicht alleine bewältigen können. Die dafür eingestellte wissenschaftliche Fachkraft konnte den Großteil der Arbeitslast übernehmen, sodass der Mehraufwand für die Lehrkräfte marginal ausfiel.
Die Suche nach geeigneten Expert*innen für die Workshops gestaltete sich als herausfordernd. Für viele Personen sind die Themen bezüglich der Digitalisierung noch zu neu und aktuell, um sich als Expert*in einzustufen und die Leitung eines Workshops an einer Universität zu übernehmen. Viele Bereiche unterliegen einem dynamischen Prozess aufgrund des Charakters der Digitalisierung. Oftmals ist eine gute Expertise auch in der eigenen Institution vorhanden, sodass ein gemeinsamer Austausch möglich ist, um das gesamte Wissen und die Erfahrungen zu bündeln. Aus diesem Grund wurde im Rahmen des beschriebenen Projektes der Workshop „Digitale Kommunikations- und Interaktionstechniken“ mit Moderation im Austauschformat durchgeführt.
Eine weitere Herausforderung stellt die Fluktuation der Dozierenden aufgrund des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) und die damit einhergehende Frage der Qualitätssicherung dar. Zahlreiche Lehrkräfte besitzen befristete Verträge und übernehmen die Lehre nur wenige Semester. Somit muss gewährleistet sein, dass auch die nachfolgenden Lehrkräfte die digitalen Inhalte verlässlich und kompetent vermitteln können. Um dies sicherzustellen, wird im Sinne einer offenen Kultur des Teilens gehandelt. Die Modulleitungen besitzen jegliches Material für die Kurse innerhalb ihres jeweiligen Moduls und stehen im direkten Kontakt zu den entsprechenden Lehrkräften. Sie sind dazu verpflichtet, das entsprechende Material an neue Lehrkräfte weiterzugeben, sodass ein reibungsloser Übergang und Einarbeitung erfolgen kann. Auch hier kommen wieder die Hinweise zur Durchführung in den Präsentationsnotizen, und weitere ergänzende Erklärungen bei neu entwickelten Inhalten zum tragen, sodass diese für jede Lehrperson leicht verständlich und vermittelbar sind. Darüber hinaus lassen sich dadurch Missverständnisse und Fehlinterpretationen vermeiden.
Die aufgeführten Veränderungen im Rahmen des Projektes Curriculum 4.0 beziehen sich entsprechend des Modells „Pädagogischer Hochschulentwicklung“ von Brahm et al. (2016) maßgeblich auf die Komponente des Studienprogramms, da Anpassungen des Curriculums realisiert wurden. Diese neuen oder angepassten Studieninhalte können aber nur dann zu einer verbesserten Qualität der Lehre und des Lernens führen, wenn die Lernumgebung und Organisation die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Die Erstellung von Videos als ergänzende Informationsressourcen, sowie die Bereitstellung von E-Learning-Ressourcen bilden wichtige Komponenten der Lernumgebung, die umgesetzt wurden. Die Hochschule als Organisation wurde bei der Umsetzung der curricularen Veränderung einbezogen und hat diese erst ermöglicht und damit den Rahmen für die Änderungen des Studienprogramms geschaffen.

 

AUSBLICK

In diesem Werkstattbericht wurde eine methodische Vorgehensweise dargestellt, mit der erfolgreich neue Lehr- und Lernziele formuliert sowie Unterrichtsmaterialen erstellt und Konzepte entwickelt werden konnten. Im nächsten Schritt werden die digitalen Kompetenzen der Studierenden gefördert, um sie auf die neuen Anforderungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten. Im Wintersemester 2023/2024 wurden diese erstmals in den Lehrveranstaltungen umgesetzt. Das Ziel ist es, die Inhalte zu evaluieren, nachgehend auszubauen und weiterzuentwickeln. Des Weiteren sind einige der neuen Inhalte nicht nur für den B.A. SGP sondern auch für weitere sportwissenschaftliche Studiengänge von Relevanz. Aus diesem Grund wird eine Implementation von Inhalten zur Förderung digitaler Kompetenzen der Studierenden in weiteren Studiengängen angestrebt.

DANKSAGUNG

Die Autor*innen möchten sich insbesondere bei den mitwirkenden Kollegen*innen und den Studiengangssprecher*innen für die Unterstützung bei der Erarbeitung der Qualifikations- und Lernziele sowie bei allen Mitarbeitenden der Stabsstelle Akademische Planung und Steuerung der Deutschen Sporthochschule Köln für die Unterstützung bei der curricularen Verankerung bedanken.

 

AUTOR*INNEN

Dr. Freya Füllgraebe
ist seit 2018 Dozentin und Mitarbeiterin im Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierter Prävention und Rehabilitation der Deutschen Sporthochschule Köln. Als Studiengangskoordinatorin des B.A. Sport und Gesundheit in Prävention und Therapie befasst sie sich mit der Qualitätssicherung und -weiterentwicklung des Studiengangs.

Markus Soffner
war während des Projekts Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation der Deutschen Sporthochschule Köln und befasste sich mit der Integration neuer Lerninhalte hinsichtlich der Digitalisierung im Bachelorstudiengang Sport und Gesundheit.
Seit Anfang 2023 ist er Doktorand am Lehrstuhl für Sportmedizin in der Forschungsgruppe Schmerz und Bewegung der Bergischen Universität Wuppertal.

Dr. Christiane Wilke
ist am Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation der Deutschen Sporthochschule Köln tätig. Ihre Forschungs- und Lehrschwerpunkte sind die Prävention und Rehabilitation im Sport sowie das betriebliche Gesundheitsmanagement. Als Studiengangsleitung des B.A. Sport und Gesundheit in Prävention und Therapie der DSHS Köln befasst sie sich mit der Erstellung und Entwicklung von Lehrkonzepten.

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