„Fordernd und superinteressant"

Antonia Dreiling ist Referendarin am Gymnasium Köln-Pesch. Die 25-Jährige hat Sport und Mathe auf Lehramt studiert. Im Interview gibt sie uns einen Einblick in ihren Schulalltag und spricht über Herausforderungen, Medienkompetenz und ideale Voraussetzungen für das Fach Sport.

Wie gefällt dir dein Referendariat? Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast oder ganz anders als erwartet?
Das Referendariat ist eine spannende Zeit. Es gibt ganz viele Horrorgeschichten vom Referendariat – dass man einen absoluten Overworkload hat. Es ist auf jeden Fall eine anstrengende Zeit, es ist eine fordernde Zeit, aber es ist auch eine superinteressante Zeit. Ich lerne unglaublich viel und entwickle mich extrem weiter.

Mit welchen Herausforderungen hat der Schulsport in der Praxis zu kämpfen?
Die größte Herausforderung im Schulsport ist die, mit der alle Fächer in der Praxis konfrontiert sind: Man steht alleine vor der Klasse. Ich habe im Sportunterricht 32 Fünftklässler, die durch die Halle toben und einfach nur rennen und sich bewegen wollen. Und da sehe ich eine Herausforderung, die insbesondere den Schulsport betrifft: Wenn wir theoretisch auf den Schulsport blicken, wollen wir nicht nur Leistung oder Bewegung fokussieren, sondern viel mehr mit Sport vermitteln. Das ist ein schmaler Grat – die Bewegungszeit hochzuhalten, den Spaß hochzuhalten und gleichzeitig die Inhalte zu vermitteln. Was dann noch hinzukommt, das ist aber von Schule zu Schule unterschiedlich, sind räumliche Herausforderungen. Während meines Referendariats war beispielsweise die Sporthalle vier Monate lang gesperrt, sodass ich in der Aula unterrichtet habe.

Inwiefern bindest du digitale Medien in deinen Sportunterricht ein?
An meiner Schule sind wir sehr gut ausgestattet, was die digitale Infrastruktur angeht. Grundsätzlich wäge ich ab, wann und wie ich digitale Medien einsetze. Ich habe zum Beispiel mit meiner Q2 eine digitale Lerntheke für die Akrobatik genutzt. Dort gab es Videos zu akrobatischen Figuren, damit konnten die Schüler*innen sich bei ihren Übungen beobachten. Weil wir aber auch iPad-Klassen haben, die nur noch digital arbeiten, schließe ich den Einsatz von digitalen Medien im Sportunterricht auch mal bewusst aus. Meiner Meinung nach braucht es diese Inseln, denn Auszeiten schulen auch Medienkompetenz; Medienerziehung bedeutet ja nicht nur, dass ich lerne, wie ich ein iPad nutze, sondern mich auch frage, wann die Nutzung sinnvoll ist und wann ich besser darauf verzichte.

Der Sportunterricht verfolgt seit einigen Jahren einen inklusiven Ansatz. Wie versuchst du, das umzusetzen bzw. dem gerecht zu werden?
Unterschiede gibt es in allen Schulfächern, im Sport sind sie durch die Bewegung nur sichtbarer. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass Schülerinnen und Schüler positiv auf Zielsetzungen reagieren. Trotzdem versuche ich, auch auf individuelle Bedürfnisse einzugehen, um alle im Sportunterricht abzuholen. Ich habe zum Beispiel eine Einheit zum Turnen gemacht, deren Ziel es war, eine Kür aus drei Elementen zu kreieren. Um die verschiedenen Leistungsniveaus zu berücksichtigen, konnten die Kinder mit mehr Vorerfahrung schwierigere Elemente zeigen als die Kinder ohne Vorerfahrung. Im Vordergrund stand die Entwicklung des eigenen Könnens. Für mich ist wichtig, dass die Balance stimmt – dazu gehören sportliche Ziele, auf die man hinarbeiten kann; gleichzeitig möchte ich auch erreichbare Ziele für jeden setzen.

Stichwort Personalmangel. Wie erlebst du das, auch in Bezug auf das Unterrichtsfach Sport?
An meiner Schule haben wir eine sehr große Sportfachschaft. Damit sind wir in der luxuriösen Situation, dass es für das Fach Sport keinen Personalmangel gibt. Optimierungsmöglichkeiten gäbe es allerdings, wenn man sich die Situation aus didaktischer und pädagogischer Perspektive anschaut. Eine optimale Lerngruppengröße liegt bei 15 Kindern. Der Personalschlüssel wird aber aktuell auf 30 Kinder gerechnet. Das würde ich mir anders wünschen, sei es wirklich in Form kleinerer Gruppen oder durch eine Doppelbesetzung.