Shortlist Projekte
Nachhaltige Sport[groß]veranstaltungen
Die Olympischen Spiele in Paris oder die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland haben gezeigt, dass es längst nicht mehr reicht, ein Großereignis auf sportliches Vergnügen auszurichten. Immer stärker rücken nachhaltige Aspekte in den Vordergrund und signalisieren, welche Verantwortung dem Sport in Zeiten von Klimakrise, Geschlechtergerechtigkeit und sozialer Vielfalt zugeschrieben wird. Aber was macht eine Sportveranstaltung nachhaltig? Wie können Chancen und Risiken in Bezug auf Gesellschaft und Umwelt genutzt bzw. begrenzt werden? Und was bedeutet das für die Umsetzung in die Praxis? Die Plattform www.nachhaltige-sportveranstaltungen.de unterstützt Veranstalter*innen bei der Planung und Realisierung – vom lokalen Sportfest bis hin zur Großveranstaltung. Das Projekt „Nachhaltige Sport[groß]veranstaltungen in Deutschland“ wurde vom Bundesministerium des Innern und für Heimat und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Kooperationspartner waren der Deutsche Olympische Sportbund, das Öko-Institut e.V. und die Deutsche Sporthochschule Köln – vertreten durch Prof. Ralf Roth (fachlicher Projektleiter), Lena Bernheine und Julius Fahl (alle drei vom Institut für Outdoor Sport und Umweltforschung) sowie Dr. Verena Römisch und Dr. Stefan Walzel vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement. Ziel des Portals war es, wesentliche Handlungsfelder der Nachhaltigkeit von Sportgroßveranstaltungen in konkretes Handeln zu überführen. Insgesamt 17 Handlungsfelder wurden definiert, aus denen Veranstalter*innen die Schwerpunkte auswählen können, die ihnen für ihr Event besonders wichtig sind. Jedes Handlungsfeld beinhaltet Maßnahmen zur Unterstützung der Ziele. Ein zusätzliches Planungstool hilft Veranstalter*innen, die Übersicht zu behalten; ein Steuerungsbereich clustert relevante Bereiche für die individuelle Planung und Umsetzung. Besonders smart: Ein Wirkungsrechner berechnet regionale und ökonomische Effekte der Sportereignisse. Außerdem gibt es die Möglichkeit zum Netzwerken und Austauschen mit anderen Sportvereinen oder Organisator*innen sowie einen Selbstcheck, um die eigenen Bemühungen in puncto Nachhaltigkeit objektiv zu prüfen.
Kurz-Interview zum Projekt
Welche Unterstützungsleistungen wurden in dem Projekt entwickelt?
Bernheine: Ein zentraler Ansatz des Projekts ist die Kombination aus Zukunftsdenken, Wissenstransfer und konkreter Unterstützung. Dazu gehören beispielsweise Checklisten, Kontakte und Leitfäden, die Veranstaltern helfen, ihre Events nachhaltiger zu gestalten.
Wie stellen Sie sicher, dass die Tools und Informationen den Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechen?
Römisch: Mehr als hundert Veranstalter aus allen Disziplinen, die großen Verbände sowie der Deutsche Olympische Sportbund mit seiner sportpolitischen Expertise waren aktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden. Die Angebote wurden aus dem Sport für den Sport entwickelt. Viele Verbände haben ihre Bereitschaft erklärt, im zukünftigen Netzwerk mitzuwirken, um die Tools weiter anzupassen und zu optimieren. Nachhaltigkeit ist ein fortlaufender Prozess.
Was ist der größte Benefit, den das Projekt bietet?
R: Der größte Mehrwert liegt im Dialog und in der sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit. Zudem werden institutionelle Grenzen überwunden und die Wissenschaft beteiligt sich im Rahmen eines Reallabors aktiv an der Entwicklung und Umsetzung.
Welche Vision verfolgen Sie langfristig mit dem Portal und wie möchten Sie den Sport nachhaltig prägen?
B: Wir möchten das Thema Nachhaltigkeit im Sport strukturiert angehen und Menschen befähigen, aktiv zu handeln. Es handelt sich um ein gemeinschaftliches Projekt, das auf Transparenz und Zusammenarbeit setzt.
Kann das Projekt Vorbehalte gegen die Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen abbauen?
R: Ja, das Projekt kann dazu beitragen, Transparenz zu schaffen und Vertrauen in eine nachhaltige Entwicklung zu fördern – vorausgesetzt, die Verantwortlichen handeln entsprechend. Das Wissen ist vorhanden, jetzt liegt es an der Umsetzung durch die Entscheidungsträger.
Weitere Projekte rund um das Thema Nachhaltigkeit
Welche kommunikativen und wirtschaftlichen Effekte haben (Sport-)Veranstaltungen in der Lanxess Arena auf die Stadt Köln und das Kölner Umland? Neben finanziellen Effekten in Form von Ausgaben werden Bekanntheits- und Imageeffekte analysiert sowie soziale Effekte, wie Verbundenheit mit der Stadt. Unterschieden wird dabei zwischen einheimischen Besucher*innen sowie Eventtourist*innen.
Institut für Kommunikations- und Medienforschung
Im Rahmen des Verbundprojekts mit der Universität Bielefeld wurde die soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit der Fußball-EM der Herren 2024 evaluiert. Die Studie wurde vom Bundesministerium des Innern und für Heimat finanziert. Ein Ergebnis: Es entstanden knapp 780.000 Tonnen CO2-e Emissionen, davon rund 678.000 Tonnen an Emissionen (87 %) durch Fanreiseverkehr.
Institut für Sportökonomie und Sportmanagement
Wie viele Besucher*innen hat der Nationalpark? Gibt er der Region wirtschaftliche Impulse? Wirken sich Naturerlebnisangebote im Park negativ auf die sensible Natur aus? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert das umfassende Projekt zum Sozioökonomischen Monitoring, in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien. Zwei Ergebnisse: Mehr als 1,36 Millionen Gäste besuchten den Nationalpark Eifel im Jahr 2022 2023. Dabei wurde ein Bruttoumsatz von 76 Millionen Euro erwirtschaftet.
Institut für Outdoor Sport und Umweltforschung
Die SFRC ist ein Zusammenschluss, der Flüchtlingen und anderen Vertriebenen auf der ganzen Welt den Zugang zum Sport erleichtern will. Das Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung ist Mitglied der Koalition und forscht in dieser Funktion zur Rolle des Sports im Flüchtlingskontext.
Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung
Welche gesellschaftlichen Funktionen übernimmt der Sport in puncto Nützlichkeit und Nachhaltigkeit? Und wie entwickeln sich Sportorganisationen hinsichtlich Inklusion, Chancengleichheit und Good Governance, um soziale Verantwortung und nachhaltige Entwicklung im Sport zu fördern? Diese Fragestellung untersucht das interdisziplinäre Projekt in Langzeitstudien.
Institut für Sportökonomie und Sportmanagement, Institut für Soziologie und Genderforschung, Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung
Die Zahl der gemeinsam ausgerichteten Sportveranstaltungen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Angesichts der sich wandelnden Erwartungen der Gesellschaft an mehr Nachhaltigkeit, einer stärkeren Berücksichtigung sozialer Belange und einer zunehmend kritischen Analyse von Sportereignissen untersucht die Studie den sozialen Wert von gemeinsam ausgerichteten Sportereignissen.
Institut für Sportökonomie und Sportmanagement
Der Tiroler Weg ist eine Tourismusstrategie Tirols, die besonders die nachhaltige Tourismusentwicklung in den Blick nimmt. Durch einen partizipativen Prozess wurden über 100 Akteur*innen aus verschiedenen Bereichen eingebunden. Das Institut für Outdoor Sport und Umweltforschung unterstützt das Projekt aktuell bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie.
Institut für Outdoor Sport und Umweltforschung
Die hier aufgeführten Projekte sind nur ein kleiner Auszug aus der facettenreichen Forschung der Spoho rund um das Thema Nachhaltigkeit im Sport. Tiefergehende Infos zu diesen und weiteren Projekten finden Sie in unserem Forschungsinformationssystem FIS:
fis.dshs-koeln.de