Epiandrosteron-Sulfat (Testosteron-Nachweis)
Epiandrosteron-Sulfat verlängert die Nachweisbarkeit illegalen Testosterondopings
Der Missbrauch von Testosteron und Testosteron-Prohormonen stellt nach wie vor ein großes Problem im Sport dar und führt jedes Jahr zu vielen positiven Befunden. Der Nachweis der illegalen Anwendung von Testosteron gestaltet sich schwierig, da Testosteron zu den Hormonen gehört, die auch endogen von jedem produziert werden. Das bloße Vorhandensein von Testosteron oder seinen Metaboliten im Urin stellt also kein Dopingvergehen dar. Vielmehr wird versucht, über die absoluten Konzentrationen oder Konzentrationsverhältnisse der Steroide verdächtige von unverdächtigen Proben zu trennen. Dies gelingt mittlerweile sehr gut, stellt aber noch keinen eindeutigen Beweis einer Testosteroneinnahme dar. Hierzu bedarf es einer sogenannten Bestätigungsanalyse, die über die Kohlenstoffisotopenverhältnisse von Testosteron und seinen Metaboliten geführt wird.
Kohlenstoff liegt in den stabilen Isotopen 13C und 12C natürlich vor und das Verhältnis beträgt etwa 1.1% zu 98.9%. Künstlich hergestelltes Testosteron unterscheidet sich von endogenem in eben diesem Verhältnis, wobei das künstlich hergestellte etwas weniger 13C aufweist. Diese kleinen Unterschiede sind mit einem Isotopenverhältnis-Massenspektrometer nachweisbar und hierauf beruht die Möglichkeit, Sportler eindeutig des Testosteronmissbrauchs zu überführen. Dies gelingt im Moment für eine Zeitdauer von etwa 24 bis 36 Stunden nach einer Einmalapplikation von Testosteron oder einem Testosteron-Prohormon.
Zum Nachweis werden momentan ausschließlich Glucuronidkonjugate, also Steroide, die mit einem Zuckerrest versehen worden sind, um sie wasserlöslich zu machen und über den Harn ausscheiden zu können, berücksichtigt. Ein weiterer Stoffwechselweg, die Sulfatierung, also die Verbindung eines Steroids mit einem Rest der Schwefelsäure, wurde bisher in der Dopinganalytik von Steroiden kaum berücksichtigt. Dementsprechend ist das Epiandrosteron, ein bekannter Metabolit des Testosterons, der aber ausschließlich sulfatiert ausgeschieden wird, bisher nicht eingehend untersucht worden. Innerhalb der vorliegenden Studie konnte gezeigt werden, dass die Verwendung eben dieses Epiandrosterons dazu führt, dass die Nachweisbarkeit einer Testosteronapplikation nunmehr für bis zu 120 Stunden möglich ist. Diese Verfünffachung der Nachweiszeit beruht vermutlich auf einer Besonderheit im Stoffwechsel des Epiandrosterons, über deren Ursache im Augenblick nur gemutmaßt werden kann.
(1.12.2017 Thomas Piper)
Aktuelle Publikation zum verbesserten Nachweis
Piper T, Putz M, Schänzer W, Pop V, McLeod MD, Uduwela DR, Stevenson BJ, Thevis M. Epiandrosterone sulfate prolongs the detectability of testosterone, 4-androstenedione, and dihydrotestosterone misuse by means of carbon isotope ratio mass spectrometry. Drug Test Anal. 2017 Nov;9(11-12):1695-1703. doi: 10.1002/dta.2291. Epub 2017 Oct 27.