Gendoping

Definition

Der Begriff Gendoping wird im Hinblick auf zukünftige Dopingmöglichkeiten diskutiert, womit im Rahmen der Erforschung des menschlichen Erbguts und der Aufklärung aller menschlichen Gene (Human-Genomprojekt) auch neue Manipulationswege zur sportlichen Leistungssteigerung für möglich gehalten werden. Die Thematik eröffnet einen breiten Raum für Spekulationen.

12.03.2008 - Präsentation und Diskussion zu Gendoping im Sportausschuss des Deutschen Bundestages 

Um zu verstehen, was mit Gendoping gemeint ist, sollen folgende Begriffe erklärt werden: Was sind Gene, und was versteht man unter Gentechnik, Gendiagnostik und Gentherapie?

Gene

Biologische Informationen werden durch ein Molekül bedingt, das als DNA (Desoxyribonucleinsäure, englisch desoxyribonucleic acid) benannt wird. Die DNA besteht u.a. aus einer Vielzahl von Genen, den sogenannten Vererbungseinheiten, welche die Erbinformation von den Eltern auf die Kinder weitergeben, bzw. die Informationen, wonach eine Körperzelle sich weiterentwickelt. Ein Gen enthält dabei die Information, mit der in der Zelle ein definiertes Eiweißmolekül hergestellt wird.

Gentechnik

Durch die Gentechnologie können genetisch bedingte Erbkrankheiten im Rahmen der Gendiagnostik erkannt werden. Die Gentechnologie ermöglicht prinzipiell Erbkrankheiten durch den Austausch von defekten Genen zu therapieren (Gentherapie). Unter Gentechnik werden aber auch Verfahren verstanden, mit deren Hilfe therapeutisch einsetzbare Wirkstoffe wie Wachstumshormon (HGH) und Erythropoietin (EPO) in großen Mengen hergestellt werden können. Bei diesen Verfahren wird das Gen, das die Information zur Bildung von z.B. Wachstumshormon (HGH) besitzt, in die DNA (Erbinformation) von Bakterienzellen (E.Coli) eingeschleust. Die Zelle produziert dann in großen Mengen z.B. körperidentisches Wachstumshormon. Diese Verfahren werden jedoch nicht als Gendoping bezeichnet, obwohl die so für die Medizin hergestellten Endprodukte wie HGH und EPO zu Dopingzwecken missbraucht werden können.

Gendiagnostik

Unter Gendiagnostik werden Verfahren verstanden, mit deren Hilfe Erbkrankheiten anhand der Analyse von Genen eines Patienten erkannt werden können.

Gentherapie

Die Gentherapie kann theoretisch bei genetisch bedingten Krankheiten (Erbkrankheiten) eingesetzt werden. Dabei sollen Verfahren verwendet werden, mit denen "defekte" Gene in der DNA eines Kranken durch intakte Gene ersetzt werden.

Die Kenntnisse über Erbkrankheiten nehmen ständig zu und lassen die Gentherapie als eine zukünftige Erfolg versprechende Therapieform erscheinen.

Grundsätzlich muss zwischen Eingriffen an Körperzellen (somatische Gentherapie) und an Geschlechtszellen (Keimbahntherapie) unterschieden werden. Bei der Keimbahntherapie, die allerdings aus ethischen Gründen beim Menschen verboten ist, werden genetische Veränderungen an die Nachkommen vererbt. Somatische Gentherapien, die nur die behandelten Körperzellen betreffen, sind dagegen nicht verboten und sind mittlerweile für verschiedene Krankheiten in der Entwicklung. Bisher ist allerdings noch kein gentherapeutisches Verfahren zugelassen.

Bedeutung als Dopingmethode

Für den Sport ist sicherlich zu befürchten, dass gentherapeutische Verfahren, sobald sie verfügbar sind, auch missbräuchlich eingesetzt werden, wenn sich Sportler hiervon Leistungsvorteile versprechen.

Gendoping könnte aus den folgenden beiden Gründen für Sportler zur Leistungssteigerung von Interesse sein: A) Körpereigene Stimulation der Synthese von Hormonen wie z.B. Erythropoietin, Wachstumshormon bzw. Testosteron oder B)Bildung von mehr Muskelmasse bzw. von schnelleren Muskelfasern durch Beeinflussung der Gene (z.B. durch siRNA).. 

Gentherapeutische Verfahren wurden im Ansatz im Tierversuch für EPO entwickelt, bisher nicht für Menschen. Bei diesen Verfahren wird z.B. das EPO-Gen in den Zellkern von Haut- bzw. Muskelzellen von Mäusen eingeschleust, so dass die Tiere vermehrt körpereigenes EPO produzieren.

Ein entsprechendes Verfahren wurde bei Affen getestet und zeigte eindeutig veränderte EPO-Formen, die mit dem bisherigen Test auffallen würden. Der Grund hierfür liegt darin, dass EPO normalerweise in der Nierenzelle produziert wird, während bei Genmanipulationen Haut- bzw. Muskelzellen benutzt werden. Der Kohlenhydratanteil des EPO wird zellspezifisch gebildet und führt somit zu unterschiedlichen EPO-Formen (s.a. Repoxygen).

Weiterführende Informationen

  • Übersichtsartikel von Spektrum der Wissenschaft

Muskeln, Gene und Leistungssport. Von Jesper L. Andersen, Bengt Saltin, Peter Schjerling, Spektrum der Wissenschaft 3/2001, 70-75

In der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft (Deutsche Ausgabe von Scientific America) - www.spektrum.de - ist in der Ausgabe März 2001 von den Muskelphysiologen Jesper L. Anderson, Peter Schjerland und Bengt Saltin ein Übersichtsartikel mit dem Thema " Muskeln, Gene und Leistungssport " erschienen, der den aktuellen Kenntnisstand zu langsamen, mittelschnellen und schnellen Muskelfasern und ihre Bedeutung für den Leistungssport zusammenfasst. Die Autoren weisen auch auf zukünftige Möglichkeiten des Gendopings bezüglich verbesserter Muskelstrukturen (Muskelfasern) hin. Die dargestellten Horrorvisionen könnten schon bald Wirklichkeit werden. Artilel als PDF

Das beste Training verhilft kaum zum Sprung in die Weltelite, wenn die individuellen natürlichen Voraussetzungen nicht stimmen. Werden einmal gentechnisch aufgerüstete Superathleten die Wettkämpfe bestreiten?

  • Gendoping im Sport: Fakt oder Fiktion

Thorsten Schulz, Kai Smolnikar, Patrick Diel und Horst Michna, F.I.T.- Wissenschaftsmagazin der Deutschen Sporthochschule Köln, 1 / 1998, 13-18.

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