Prohormone (Vorhormone)

Definition

Unter Prohormonen werden Steroidhormone(Abb.1) verstanden, die in der Biosynthese des männlichen Geschlechtshormons Testosteron als Zwischenprodukte auftreten (Abb.2). Analog kann der menschliche Organismus nach der Gabe von Prohormonen von Nandrolon, die dem Körper z.B. in Form von Tabletten zugeführt werden, aus diesen Nandrolon synthetisieren (Abb.3).

Bei den Prohormonen muss zwischen körpereigenen Steroiden, die im Körper in physiologisch relevanten Mengen produziert werden und als Prohormone von Testosteron (Abb.2) gelten und den körperfremden Prohormonen von Nandrolon (Abb.3) unterschieden werden.


Als körperidentische Prohormone werden zur Zeit folgende Steroide als Nahrungsergänzungsmittel im Ausland, insbesondere in den USA, gehandelt:

  • 4-Androstendion
  • 4-Androstendiol
  • 5-Androstendion
  • Dehydroepiandrosteron (DHEA)
  • 5-Androstendiol

Dehydroepiandrosteron (auch als Prasteron bezeichnet) nimmt hierbei eine Sonderstellung ein, da es auch als medizinisches Präparat vertrieben wird.



Bedeutung als Dopingmittel


Grundsätzlich gilt für Deutschland, dass Prohormone aufgrund ihrer Hormonstruktur als Arzneimittel anzusehen sind, und zwar als nicht zugelassene Medikamente. Eine Ausnahme stellt hierbei das medizinisch gehandelte DHEA (Prasteron) dar, das in Amerika als Medikament vertrieben wird.

Es ist in Deutschland als Einzelpräparat nicht auf dem Markt, kann jedoch zu therapeutischen Zwecken verschrieben und importiert werden. Als Kombinationspräparat wird es in Deutschland in dem Medikament Gynodian® Depot Injektionslösung von der Firma Schering vertrieben. Für die nichtmedizinischen DHEA-Produkte sowie für alle anderen Prohormone ist der Handel bzw. eine Weitergabe in Deutschland ein Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz.

Als Prohormone von Nandrolon (19-Nortestosteron) werden derzeit 4-Norandrostendion, 4-Norandrostendiol und 5-Norandrostendiol als Nahrungsergänzungmittel im Ausland vertrieben. Das Ausmaß der Umwandlung der Prohormone durch Leberenzyme zu Nandrolon, wie in der Abb.3 dargestellt, ist in geringen Mengen möglich.

Alle Prohormone sind nach dem Dopingreglement der Welt Anti-Doping Agentur (WADA) verboten.



Wirkungen und Nebenwirkungen

Über Nebenwirkungen und Wirkungen von Prohormonen gibt es kaum Daten, mit der Ausnahme von DHEA. Prohormone sind anscheinend für die Medizin von geringem Interesse, da mit Ihnen kein konstanter Blutspiegel von physiologisch wirksamem Testosteron bzw. Nandrolon erreicht werden kann.

Darüber hinaus ist die Umwandlungsrate zu Testosteron bzw. Nandrolon sehr gering. Um hier physiologisch relevante Konzentrationen im Blut zu erreichen, werden deshalb Prohormone in großen Mengen (Tabletten bzw. Kapseln mit bis zu 200mg Steroidhormonen) in oraler Form angeboten (Anweisung: mehrmalige Einnahme täglich).

Dieses ist sicherlich nicht unbedenklich für die Leber, da diese Substanzen in der Leber metabolisiert und dann über die Niere in den Urin ausgeschieden werden müssen! Bereits für die medizinische Anwendung von DHEA werden 200mg pro Tag empfohlen, wobei auch auf mögliche Nebenwirkungen hingewiesen wird.

Mittlerweile bieten Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller Kombinationen verschiedener Prohormone sowie Kombinationen von Prohormonen mit pflanzlichen Extrakten wie Chrysin und Tribulus Terrestris an. Auch vor diesen Kombipräparaten ist zu warnen, da keine Daten über Nebenwirkungen existieren.

Auch sublinguale Präparate (Aufnahme über die Mundschleimhaut, nachdem die Substanz unter die Zunge gelegt wird) werden vertrieben, z.B. 4-Norandrostendion (25mg Tabletten). Bei dieser Aufnahme soll die Substanz unter Umgehung der Leber (first-pass-Effekts) (s. hierzu auch Info zu Nandrolon) effektiver wirksam sein. Deshalb werden auch geringere Mengen im Vergleich zu oralen Präparaten beworben. Auch bei diesen Anwendungen wird empfohlen, die Substanz mehrmals täglich zu nehmen.

Weiterführende Informationen