S107 - Dopingsubstanz - Verbot ab 1.1.2011

S107 - eine neue Dopingsubstanz ?

„Der Wirkstoff S107 könnte Herzinsuffizienz-Patienten und Ausdauersportlern gleichermaßen nützen. Bereits im vergangenen Jahr hatten US-Wissenschaftler der New Yorker Columbia University in «Proceedings of the National Academy of Sciences» (2008, Band 105: Seiten 2198 bis 2202) berichtet, dass Muskelschwäche Folge einer gestörten Calcium-Freigabe ist, welche sich durch S107 unterbinden lässt. Die Substanz fungiert als Stabilisator eines wichtigen Calcium-Kanals, einem Ryanodinrezeptor (RyR1). Dies gelingt, indem S107 die Bindung der Rezeptorunterheit Calstabin1 an RyR1 aufrechterhält. Gelänge das nicht, so würde im Laufe der Muskeltätigkeit die Bindung zwischen Rezeptor und seiner Untereinheit nach und nach verloren gehen, der Calcium-Kanal damit «undicht» und der Muskel ermüden.

Kürzlich brachte die ARD-Sportschau S107 als mögliches Dopingmittel, vor allem für Ausdauersportler, ins Gespräch. Mit der neuen Substanz würden 20 bis 30 Prozent der Muskelermüdung aufgehoben. «Bei Tests mit Mäusen wurde festgestellt, dass die Leistungsfähigkeit signifikant gesteigert und die Erholungsphase verkürzt werden kann», erklärte Professor Dr. Mario Thevis, Leiter des Zentrums für Präventive Dopingforschung der Deutschen Sporthochschule Köln.“

Quelle: Pharmazeutische Zeitung, online, 14.1.2009  

Dopingverbot

Die Welt Anti-Doping Agentur betrachtete 2009 S107 als nicht dopingrelevant.
Diese Bewertung änderte sich ab Januar 2011 als eine neue Substanzgruppe - S0 Non-Approved Substances (medizinisch nicht zugelassene Wirkstoffe) - auf die Verbotsliste aufgenommen wurde.
Da S107 ein bisher nicht zugelassener Wirkstoff ist, erfüllt die Substanz die Kriterien der Gruppe S0 und ist für Sportler entsprechend verboten.

Dopingnachweis

Bereits nach Bekanntwerden der Substanz im Jahr 2018 konnte ein massenspektrometrisches Nachweisverfahren entwickelt werden, das im Jahr 2009 publiziert wurde [1-3].

Abstract zur Publikation [1]
"New insights into the biochemistry of cardiac arrhythmia and skeletal muscle fatigue have yielded new drug candidates to counteract these phenomena. Major biological targets have become ryanodine receptor (RyR)-based Ca2R-release channels, which tend to ‘leak’ under various circumstances including strenuous exercise and, thus, cause aberrant calcium sparks that entail impaired muscle function. Therapeutics, which are referred to as rycals, are currently being developed to treat cardiac arrhythmia via enhancement of calstabin-ryanodine affinities that causes a stabilization of the RyR. These therapeutics possess potential for misuse in sports, and an early implementation of target analytes such as the benzothiazepine derivatives S-107 and JTV-519 or putative metabolites into doping control screening procedures is recommended..."

[1] Mario Thevis, Simon Beuck, Andreas Thomas, Gregor Fußhöller, Gerg Sigmund, Nils Schlörer, Grigory Rodchenkov, Mathias Schäfer and Wilhelm Schänzer. Electron ionization mass spectrometry of the ryanodine receptor-based Ca2+-channel stabilizer S-107 and its implementation into routine doping control Rapid Commun. Mass Spectrom. 2009; 23: 2363–2370 
Abstract

[2] Thevis M, Beuck S, Thomas A, Kortner B, Kohler M, Rodchenkov G, Schänzer W. Doping control analysis of emerging drugs in human plasma - identification of GW501516, S-107, JTV-519, and S-40503 Rapid Commun Mass Spectrom, 23(8) (2009)1139 46
Abstract

[3] Thevis M, Beuck S, Thomas A, Kohler M, Schlörer N, Vajiala I, Schänzer W. Screening for the calstabin-ryanodine receptor complex stabilizers JTV-519 and S-107 in doping control analysis Drug Test.Analysis 2009; 1: 32-42
Abstract

[4] Beuck S, Schänzer W, Thevis M. Investigation of the in vitro metabolism of the emerging drug candidate S107 for doping-preventive purposes J Mass Spectrom. 2011 Feb;46(2):112-30
Abstract