Besuchermonitoring und regionalwirtschaftliche Effekte im Nationalpark Eifel

Der erste und bislang einzige 110 Quadratkilometer große Nationalpark Eifel in Nordrhein-Westfalen gibt unter dem Motto „Natur Natur sein lassen“ als Großschutzgebiet der heimischen Natur eine einzigartige Möglichkeit, sich getreu ihrer eigenen Gesetze und ohne menschlichen Eingriff zu entwickeln. Im Nationalpark steht damit der Schutz natürlich stattfindender Prozesse auf großer Fläche im Vordergrund, was bedeutet, dass sich die Natur dort frei entwickeln kann. Im Nationalpark Eifel erhält die Natur Raum und Zeit, um überlebenswichtige Rückzugsräume für bedrohte Arten als Bereiche echter Wildnis wieder auszubilden. Um jedoch auch der Funktion eines Nationalparks gerecht zu werden, soll das Schutzgebiet neben dem Prozessschutz auch Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit geben, solch eine einzigartige und unangetastete Naturlandschaft zu erleben.

Zur Erfassung des Besucheraufkommens sowie der regionalwirtschaftlichen Effekte des Nationalparks Eifel wurden unter Leitung von Dr. Stefan Türk (Deutsche Sporthochschule Köln) und Assoc. Prof. Dr. Arne Arnberger (Universität für Bodenkultur Wien) im Rahmen einer einjährigen Studie die Gäste des Nationalparks automatisiert gezählt und interviewt. Zum 20-jährigen Jubiläum des Nationalparks wurden die Ergebnisse des aktuellen Projekts nun vorgestellt. Der Abschlussbericht zu den sozio-ökonomischen Auswirkungen im Nationalpark Eifel 2022 – 2023 fasst die umfangreichen Datensätze der 1.640 geführten Interviews zusammen:

  • Die Ergebnisse zeigen, dass derbislang einzige Nationalpark in Nordrhein-Westfalen neben seiner wichtigen Funktion für den Artenschutz auch für die regionale Wirtschaft und insbesondere für die Besucher*innen aus nah und fern eine enorme Bedeutung hat. Mit rund 1,38 Millionen Besucher*innen pro Jahr (2022/2023) haben sich die Gästezahlen im  Nationalpark Eifel seit der ersten Untersuchung im Jahr 2007 (450.000 Besuche) mehr als verdreifacht. Damit einhergehend zeigt sich in der Region auch beim durch Nationalpark-Gäste erwirtschafteten Bruttoumsatz ein starker Anstieg von rund 30 Millionen Euro (Studie 2014/2015) auf nun 76 Millionen Euro pro Jahr. Dies entspricht fast 1.350 Vollzeit-Arbeitsplätzen.
  • Außerdem kann auch die Bedeutung des Nationalparks für die Reiseentscheidung herausgestellt werden. Der Anstieg der Gesamtbesucherzahlen im Nationalpark Eifel im Vergleich zu den Studien in den Jahren 2007 und 2014/2015 ist hauptsächlich auf die Nationalparktourist*innen im engeren Sinne – also Gäste, für die der Nationalpark Eifel der Entscheidungsgrund für einen Besuch ist – zurückzuführen. Und mittlerweile spielt der Nationalpark bei 77 % dieser Gäste (27 % im Jahr 2007) eine große oder sehr große Rolle bei der Reiseentscheidung. Demzufolge nach bewirkt der Nationalpark Eifel klare regionalökonomischen Effekte. Von den gut 1.071.000 touristischen Besuchen fallen 61 % auf Tagestourist*innen und 39 % auf Übernachtungsgäste. Damit bleibt der Anteil an Übernachtungsgästen trotz der aus Corona-Pandemie und Flutkatastrophe resultierenden Probleme relativ hoch.
  • Bemerkenswert sind auch die Zufriedenheit mit dem Nationalpark und die hohe Akzeptanz des Schutzgebietes. Nahezu alle Tourist*innen empfehlen den Nationalpark Eifel als Ziel für einen Tagesausflug weiter und gut 75 % sprechen auch eine Empfehlung für einen einwöchigen Aufenthalt vor Ort aus. Grund dafür ist, dass der Nationalpark Eifel mit seinen Angeboten für eine Erholung im naturnahen Raum als sehr zufriedenstellend angesehen wird. So ergeben sich beispielsweise für die Beherbergungsbetriebe hinsichtlich Angebot, Service, Qualität und Preis-/Leistungsverhältnis durchwegs gute bis sehr gute Bewertungen.
  • Zu den Hauptaktivitätsformen zählen nach wie vor Wandern und Spazieren, gefolgt vom Radfahren. Mit der Vielfalt der Angebote für das Wandern, Spazieren oder Radfahren sind die Gäste und Einheimische (sehr) zufrieden, auch wenn das Angebot für Radfahrende deutlich geringer ausfällt als das für Wandernde. Routenplanung und Wegefindung finden zunehmend über digitale Apps statt. Für die Tourenfindung wird beispielsweise von über 40 % der Befragten das Tourenportal Komoot gewählt. Umso wichtiger ist es, dass die entsprechenden Routenportale, die in der Regel userbasiert funktionieren, über die Schutzbestimmungen von Nationalparken informiert sind und diese auch entsprechend weitergeben. So etwas wird zielführend aber nur funktionieren, wenn Ranger*innen auch das digitale Wege- und Routenangebot überwachen.
  • In enger Zusammenarbeit mit den Nationalparkgemeinden wird in diesem Zusammenhang auch an der Strategie gearbeitet, das Angebot an besonders nachgefragten Sportgelegenheiten bestmöglich außerhalb des Nationalparkgebietes zu erfüllen. So werden für Mountainbikende im Nationalpark Eifel keine Wege ausgewiesen, allerdings finden sich in seinem direkten Umfeld rund 500 km Mountainbikestrecken sowie ein spezieller Downhill-Park. Aber auch die „SternenBlicke“ oder die Angebote des Eifel-Trekking sind diesbezüglich als gelungene Beispiele zu nennen. Zukünftig könnten auch Erholungsformen wie Waldbaden, Barfußpfade oder Kneipp-Anwendungen lohnenswerte Ansätze bieten, um im unmittelbaren Umfeld des Nationalparks realisiert zu werden.
  • Weiter stärken möchte der Nationalpark gemeinsam mit den Verkehrsverbünden und der Region auch den öffentlichen Personennahverkehr. Denn trotz der Verbesserungen bei den Freizeitbuslinien durch bessere Taktungen und der Einführung einer neuen Linie („Kermeter-Shuttle“) bevorzugen Gäste nach wie vor die Anreise mit dem eigenen Auto (85,3 Prozent).

Den gesamten Abschlussbericht zum Sozioökonomischen Monotoring im Nationalpark Eifel gibt es unter:Sozioökonomisches Monitoring | Nationalpark Eifel (nationalpark-eifel.de)