Olympia braucht Platz
Die diesjährigen Olympischen Winterspiele in Sotschi haben im Vorfeld eine große Bandbreite an Diskussionen hervorgerufen. Einer der Streitpunkte: die zahlreichen notwendig gewordenen Baumaßnahmen im Zentrum des russischen Kurortes (Eishallen, Infrastruktur, etc.) sowie im etwa 30 Kilometer entfernten Skigebiet Krasnaja Poljana, in dem sämtliche alpine Wettbewerbe ausgetragen werden. Die Auswirkungen in und um Sotschi stehen jedoch nur beispielhaft für eine zunehmende Tendenz.
Um ein derartiges Großsportevent zu realisieren, kommen die nationalen Veranstalter kaum noch ohne große Bauprojekte aus, da das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Ausrichtern spezielle Richtlinien der Dimensionierung (z. B. Zuschauerkapazitäten bei den einzelnen Wettkämpfen) vorschreibt. Olympia braucht also Platz. Mit dieser Thematik beschäftigte sich Ende Januar der 6. Kölner Abend der Sportwissenschaft an der Deutschen Sporthochschule. Stoßen wir an ökologische, ökonomische und soziale Grenzen?
Neben dem Moderator Wolf-Dieter Poschmann waren die hauseigenen Experten Univ.-Prof. Dr. Ralph Roth (Leiter des Instituts für Natursport und Ökologie) und Univ.-Prof. Dr Christoph Breuer (Leiter des Instituts für Sportökonomie und Sportmanagement) sowie Stefan Klos (Geschäftsführer der Münchner Firma Proprojekt) zu einem Meinungsaustausch eingeladen. Alle drei waren sich einig, dass die ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen bei der Ausrichtung von Olympischen Winterspielen mit den steigenden Anforderungen des IOCs zusammenhängen. „Den jeweiligen Sportarten und Disziplinen soll ein optimales Umfeld geboten werden. Der Platzbedarf ist genau vorgeschrieben“, erklärte Roth die Umstände. Damit verbunden sei ein Anstieg der Kosten und Investitionen, welcher auf die entsprechenden Neubauten zurückzuführen ist.
Des Weiteren ginge es dem IOC aus wirtschaftlicher Sicht immer deutlicher um die Erschließung Neuer Märkte, schilderte Breuer. Folglich entwickle sich der Trend immer weiter gegen die traditionellen (europäischen) Skinationen. Dadurch, dass die Ausrichter-Städte wie beispielsweise Sotschi oder das südkoreanische Pyeongchang (Ausrichter der Olympischen Winterspiele 2018) kaum eine alpine Sporttradition besitzen, ist entsprechend auch nur ein geringes Ausmaß an vorhandenen Skisportanlagen verfügbar. So kommen die Veranstalter nicht um Neubauten herum, lautete der Tenor. Damit verbunden kam die Frage der Nachhaltigkeit auf, denn es sei kaum vorhersehbar, wie stark die (neuen) Bauwerke auch noch nach der Ausrichtung von Olympia genutzt werden würden.
Alle Experten kamen allerdings ebenfalls überein, dass auch die gesamte Wirtschaft sehr stark von der Ausrichtung dieser Sportevents auf neuen Märkten profitiere. Als Beispiel wurden die insgesamt 50 Lifte für Sotschi genannt, die von drei Unternehmen aus Österreich importiert wurden.
(Einen ausführlichen Text finden sie im neuen KURIER, der Anfang April erscheint)