Buchreihe »Reflexive Sportwissenschaft«
Reflexive Sportwissenschaft – Konzepte und Fallanalysen (herausgegeben von S. Körner & V. Schürmann; programmatischer Band I der Reihe)
Der vorliegende Band eröffnet die Buchreihe mit dem programmatischen Reihentitel Reflexive Sportwissenschaft. Zentrales Anliegen ist die Artikulation von Vorverständnissen sowohl von theoretisch-empirischen Analysen als auch des Handelns. Was Reflexive Sportwissenschaft genau und darüber hinaus meint, wozu sie dient oder gar nütze ist, darüber freilich wird es ganz unterschiedliche Vorstellungen geben. Der vorliegende Eröffnungsband möchte das Reflexive des wissenschaftlichen Arbeitens selbst zum Thema machen, um dem Reihentitel härtere Kontur zu geben. Dafür bringt er unterschiedliche disziplinäre Perspektiven mit und gegeneinander ins Gespräch.
Editorial der Buchreihe
Die Reihe Reflexive Sportwissenschaft bietet vorzugsweise jenen Denkrichtungen und Forschungsansätzen des Themenfeldes ›Sport‹ - ›Körper‹ - ›Bewegung‹ ein Forum, denen die praktische Wirksamkeit sportwissenschaftlicher Arbeit genauso zentral ist wie die Reflexion der theoretischen Grundlagen dieser Arbeit. Damit wird ein Ansatz verfolgt, der Theorie und Praxis unterscheidet, nicht aber voneinander trennt. Das Anliegen ist nicht, beide Seiten aufeinander abzustimmen. Vielmehr wird es darum gehen, Widerständigkeiten und Widersprüchlichkeiten nachzuspüren, das heißt offenzulegen, was sich nicht sogleich unter logische Begriffe und exakte Beschreibungen fassen lässt. Reflexive Sportwissenschaft ist demnach eine Theorie, die in ihren Gegenstände Ungereimtheiten, Ambivalenzen und Widersprüche beobachtet. Faktische Vieldeutigkeit ist als sachlicher Indikator ernst zu nehmen und nicht durch vorausgesetzte Forderung nach Eindeutigkeit wegzudefinieren.
Reflexion steht damit, in sich durchaus heterogen und disziplinübergreifend, für jene Form der Kritik, die sich als Grenzbestimmung des wissenschaftlichen Gegenstandes begreift. Gegen die Idee der Anwendung vorausgesetzter generalisierter Paradigmen, fester Konstitutionsmerkmale oder gar fragloser Menschenbilder zielt Reflexive Sportwissenschaft zum einen darauf ab, solche Vorverständnisse selber zu thematisieren, und zum anderen darauf, am Beispiel des Sports ein mögliches Verständnis für gegenwärtige soziale und kulturelle Entwicklungen zu erzeugen. Interdisziplinarität ist dafür nachdrücklich gewünscht; sie ist aber nichts Seinsollendes, sondern hat sich als konkrete Verträglichkeit oder Unverträglichkeit reflexiv herausgestellter Vorverständnisse zu zeigen und zu bewähren.