Themen für Abschlussarbeiten
Pädagogik
Allgemeines
Grundsätzlich gilt: An der Abteilung Pädagogik können Sie jedes selbstgewählte Thema bearbeiten. Ein Thema selbst zu wählen, ist ausdrücklich erwünscht. Anregungen dazu finden Sie in den von uns durchgeführten Lehrveranstaltungen und in der wissenschaftlichen Literatur zu diesen Lehrveranstaltungen. Zusätzlich finden Sie zu verschiedenen Themenfeldern regelmäßig wechselnde Vorschläge für konkrete Themen. Methodisch können die Arbeiten vielfältig angelegt sein. Für Bachelor- und Masterarbeiten bieten sich insbesondere Reviews, theoretisch geleitete Analysen, kasuistische Zugänge, Rezensionen, Fallvignetten oder empirische Zugänge an.
Ansprechpartner*innen:
Prof. Dr. David Jaitner: d.jaitner@dshs-koeln.de
Dr.in Annika Steinmann: a.steinmann@dshs-koeln.de
Dr. Tino Symanzik: t.symanzik@dshs-koeln.de
Zu den nachstehenden Themenfeldern finden Sie aktuell konkrete Themenvorschläge für Bachelor- oder Masterarbeiten:
Demokratiebildung
Die Frage, wo Menschen Demokrat*innen werden können, ist eine Schlüsselfrage der modernen Demokratie: als politisches System, Gesellschaftsordnung und Lebensform. Demokratie muss immer wieder von klein auf und bis ins hohe Alter neu gelernt werden und bedarf mündiger Menschen, die sie wertschätzen, mitgestalten und verteidigen. Abschlussarbeiten können sich auf unterschiedlichen Ebenen mit der politisch bildenden und demokratiepädagogischen Bedeutung unterschiedlicher Sport- und Bewegungskulturen beschäftigen. Je nach Interesse können dann die Strukturen oder die verschiedenen Praktiken der Bewegungs- und Sportkultur selbst Thema der Arbeit werden.
Ansprechpartner: Prof. Dr. David Jaitner, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 511, d.jaitner@dshs-koeln.de
Bildungsdimensionen von Sport- und Bewegungskulturen
Die Frage nach der pädagogischen Dimension von bestimmten Sport- und Bewegungskulturen und -feldern ist leitend für die akademische Sportpädagogik und die Inszenierung von sport- und bewegungspädagogischen Angeboten in unterschiedlichen Settings. Abschlussarbeiten können den spezifischen pädagogischen Wert für ausgewählte Sportarten, Bewegungskulturen oder Bewegungsfelder bestimmen.
Ansprechpartner: Prof. Dr. David Jaitner, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 511, d.jaitner@dshs-koeln.de
Leistung und Leisten: pädagogisch betrachtet
Leistung ist ein wesentliches soziales Ordnungsprinzip, das verschiedene sport- und bewegungskulturellen Settings unterschiedlich berührt. Der schulische Sportunterricht beispielsweise ist Teil des formalen Bildungssystems, das auf das Leben im gesellschaftlichen Leistungssystem vorbereiten soll und beständig Leistungsstände erhebt und bewertet, zugleich hat es der Sportunterricht in der Schule mindestens anteilig mit außerschulischen Bewegungsfeldern zu tun, in denen bestimmte Maßstäbe für Leistung maßgeblich eingeschrieben sind. Der sportliche Wettkampf im Leistungs- und Spitzensport beispielsweise folgt einer besonderen Form des institutionalisierten Leistungsvergleichs und wird nicht selten als Prototyp oder pervertiertes Beispiel für das gesellschaftliche Leistungsprinzip herangezogen. Abschussarbeiten können sport- und bewegungskulturellen Settings und dieses aus einer ausgewählten pädagogischen Perspektive betrachten. Als mögliche Bereiche bieten sich an:
- Möglichkeiten & Wirklichkeiten der Leistungsbewertung im Sportunterricht
- Traditionelle vs. neue Lern- und Leistungskulturen im Sportunterricht
- Demokratische Leistungskultur und Leistungsbeurteilung im Sportunterricht
- Schulische Leistungsbeurteilung in heterogenen Lerngruppen
- Pädagogische Leistungskultur in sport- und bewegungskulturellen Settings
- Pädagogisch-didaktische Aspekte von Training im (Nachwuchs-)Leistungs- und Spitzensport
- Pädagogische Verantwortung der Leistung im (Nachwuchs-)Leistungs- und Spitzensport
Ansprechpartner: Prof. Dr. David Jaitner, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 511, d.jaitner@dshs-koeln.de
Erlebnispädagogik
Erlebnisse sind in der modernen Gesellschaft allgegenwärtig. Erlebnispädagogische Ansätze greifen die Möglichkeit erlebender Weltzugänge auf und verbinden diese normativ mit Ansprüchen das Erleben zu ändern oder für pädagogische Zwecke zu inszenieren. Abschlussarbeiten können sich dem Themenfeld in unterschiedlicher Weise nähern. Als mögliche Bereiche bieten sich an:
- Sinnhaftigkeit und Grenzen der Verbindung von Erlebnis und Pädagogik
- Möglichkeiten & Wirklichkeiten von Erlebnispädagogik in verschiedenen Settings oder Bewegungsfeldern
- Vergleich verschiedener Konzepte von Erlebnispädagogik
- Historische Entwicklungslinien der Erlebnispädagogik
Ansprechpartner: Prof. Dr. David Jaitner, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 511, d.jaitner@dshs-koeln.de
Pädagogische Fallarbeit in sport- oder bewegungskulturellen Feldern
Pädagogisches Handeln ist beständig von praktischen Handlungszwängen beeinflusst. Um pädagogisch professionell agieren zu können, hat sich die Idee einer reflektierten Praxis etabliert, die es den pädagogischen Handelnden ermöglicht, Theorie und Praxis wechselseitig zueinander ins Verhältnis zu setzen. Die Kompetenz, pädagogischen Praktiken reflexiv begegnen zu können, ist im Bildungsgang von pädagogischen Professionellen insbesondere in der Phase des Universitätsstudiums verortet. Um eine entsprechende Reflexionskompetenz zu entwickeln, nimmt die Arbeit mit Fällen, d. h. die theoriegeleitete Auseinandersetzung mit selbst erlebten oder stellvertretenden Ausschnitten aus der praktischen Wirklichkeit, einen hohen Stellenwert ein. Abschlussarbeiten können konkreten Fälle aus unterschiedlichen sport- oder bewegungskulturellen Feldern pädagogisch analysieren. Dazu bieten sich beispielsweise ausgewählte pädagogische Grundbegriffe (z. B. Bildung, Erziehung, Unterricht) oder Basiskonzepte (z. B. Macht, Mündigkeit, Üben, Geschlecht) an.
Ansprechpartner: Prof. Dr. David Jaitner, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 511, d.jaitner@dshs-koeln.de
Prinzip: Lebensweltorientierung
Die Inszenierung von Lerngelegenheiten (z. B. Unterricht, Training) ist eine komplexe Angelegenheit, die in modernen Gesellschaften beständig in der pädagogischen Paradoxie zwischen zukünftiger Freiheit und gegenwärtigem Zwang bedingt ist. Das Prinzip der Lebensweltorientierung geht davon aus, dass Inszenierung von Lerngelegenheiten einen Unterschied macht, was die Adressat*innen in ihrem alltäglichen Leben erfahren und bewegt. Bezüge zur Lebenswelt haben bspw. einen Einfluss darauf, dass Inhalte und Themen für die Lernenden bedeutsam werden, erhöhen die Motivation und fördern damit das Lernen. Abschlussarbeiten können sich empirisch mit den sport- und bewegungskulturellen Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auseinandersetzen oder sich mit der Fragen der gelingenden didaktischen Integration von konkreten Sport- und Bewegungskulturen in formale Bildungssettings auseinandersetzen.
Ansprechpartner: Prof. Dr. David Jaitner, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 511, d.jaitner@dshs-koeln.de
Personenorientierte Beratung mit Coachingelementen (POB-C) als Pflichtangebot in der überfachlichen Lehrer*innenausbildung
Die Inanspruchnahme von Beratung setzt Freiwilligkeit des/der Rat Suchenden voraus. In der Lehramtsausbildung aber ist sie gem. OVP §10 (4) verpflichtender Bestandteil der überfachlichen Ausbildung (Kernseminar), die dazu beitragen soll, die Referendar*innen bei der Entwicklung ihrer Lehrer*innenrolle zu unterstützen.
Masterarbeiten im Lehramt können POB-C professionstheoretisch untersuchen. Möglich ist es bspw., mittels theoriegeleiteter Interviews Bewertungen von Seminarleitungen mit der Zufriedenheit der Referendar*innen an einem Standort in NRW vergleichend gegenüberzustellen.
Ansprechpartnerin: Dr. Annika Steinmann, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 506, a.steinmann@dshs-koeln.de
Sport im Strafvollzug
Hintergründe: Angelehnt an das systematische Review qualitativer Forschungsarbeiten zu Sport im Strafvollzug von Müller & Mutz (2019) bleiben viele Fragen offen, denen im Rahmen einer Abschlussarbeit nachgegangen werden kann.
In deutschen Gefängnissen sind ca. 63.000Menschen inhaftiert. Sport ist in allen Justizvollzugsgesetzen verankert. In größeren Justizvollzugsanstalten existieren eigene Sportvereine, deren Mitglieder Häftlinge, aber auch Bedienstete sein können. Sport hat viele Funktionen, auch und gerade im Strafvollzug. Doch, wie wird er aus unterschiedlichen Perspektiven wahrgenommen? Gibt es auch negative Auswirkungen? Wie werden die Sportangebote umgesetzt? Welcher pädagogischen Leitidee folgen sie?
Durchführung: Die gewählte Methode der Bearbeitung steht in Abhängigkeit zum eigenen Interesse und der daraus selbst zu entwickelnden leitenden Fragestellung. Möglich ist es, eine Literaturarbeit zu verfassen oder Interviews zu führen. Ausgangspunkt ist das oben genannte Review, abrufbar unter: DOI 10.1515/sug-2019-0010
Ansprechpartnerin: Dr. Annika Steinmann, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 506, a.steinmann@dshs-koeln.de
ChatGPT – Meilenstein für Bildungsgerechtigkeit?
Die BA-/Masterthesis untersucht Potential und Risiken von Sprachmodellen / KI-basierter Werkzeuge für (schulische) Bildung. Die gewählte Methode der Bearbeitung steht in Abhängigkeit zum eigenen Interesse und der daraus selbst zu entwickelnden leitenden Fragestellung. Möglich ist es, eine Literaturarbeit zu verfassen (z. B. Systematic Review) oder Interviews mit Lehrkräften, Schulleitungen, Schüler:innen zu führen und diese inhaltsanalytisch auszuwerten.
Ansprechpartnerin: Dr. Annika Steinmann, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 506, a.steinmann@dshs-koeln.de
Zusammenarbeit von Trainer/innen und Physiotherapeut/innen im Spitzensport
Hintergründe: Trainer/innen und Physiotherapeut/innen ordnen im Team mit Spitzensportler/innen regelmäßig gesundheitliche Risiken sportlichen Höchstleistungen unter. Immer wieder aufs Neue muss der Interessenskonflikt zwischen dem System des Hochleistungssports und dem Medizinsystem gelöst werden. Besonders Entscheidungen bezüglich der Einsatzfähigkeit von verletzten Athlet/innen provozieren Konfliktpotenzial. Wie werden diese systembedingten Konflikte von den Athlet/innen wahrgenommen? Wie gehen Athlet/innen damit um?
Durchführung: Auf Basis einer qualitativen Untersuchung (Leitfadeninterview) soll die Zusammenarbeit von Trainer/innen und Physiotherapeut/innen im Spitzensport aus der Sicht von Athlet/innen untersucht werden.
Die Abschlussarbeit umfasst die selbstständige Kontaktaufnahme zu Athlet/innen, die Konzipierung des Interviewleitfadens, die Durchführung der Interviews (n=5-7) sowie die Aufbereitung der Daten, um die eigens formulierte Forschungsfrage systematisch beantworten zu können.
Literatur zum Einstieg: https://www.dshs-koeln.de/fileadmin/redaktion/Aktuelles/Publikationen_und_Berichte/Publikationen/IMPULSE/IMPULSE-01-2023-DS.pdf (S. 42-47)
Ansprechpartnerin: Dr. Annika Steinmann, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 506, a.steinmann@dshs-koeln.de
Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sport
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) soll zu einer chancengerechten Entwicklung, die ein Leben in Frieden und ein dauerhaft tragfähiges Ökosystem ermöglicht, beitragen. Das ist das Ziel der gleichnamigen UNESCO-Bildungskampagne. Wie in anderen Gesellschaftsbereichen entgeht somit auch an den Sport der Auftrag, Bildungsziele, Lehrpläne etc. an die Prämissen von BNE und das Themenspektrum Nachhaltigkeit auszurichten. Fragestellungen für Abschlussarbeiten könnten z. B. sein:
- Grenzen und Möglichen von BNE in den Bildungsstrukturen/-curricular von Sportvereinen und -verbänden
- BNE in Trainingsplänen und -programmen
- Nicht das auch noch! Möglichkeiten der Attraktivitätssteigerung des Themas Nachhaltigkeit für die Implementation in Sportvereine/-verbände
Ansprechpartner: Dr. Tino Symanzik, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 505, t.symanzik@dshs-koeln.de
Sozialfigur Trainer*in und Trainer*innenbildung
Trainer*innen gelten als wichtige Sozialfiguren in der Generierung von sportlicher Leistung durch Athlet*innen. In ihrer Karriere durchlaufen Sie ein Aus- und Fortbildungsprogramm, was anders als in anderen Berufen ständig aktualisiert werden muss. Als Forschungsgegenstand in Abschlussarbeiten sind damit auf vielfältigen Ebenen interessant:
- Rollen und Rollenspiel - Trainer*innen in der Trainer*in-Athlet*in-Beziehung
- Berufsbedingungen - ist heute alles besser als früher?
- Maßnahmen zur Personalentwicklung – attraktive Karriereoptionen für Trainer*innen
- Trainer*innen und warum sie so schwer zu finden bzw. zu halten sind.
- Geschlossenen Gesellschaft - fehlende Diversität im Trainer*innenpersonal
- Ausscheiden und Wanderungsbewegungen von Trainer*innen
- Trainer*innen-Dropout als Problem – Konsequenzen für Trainer*innen, Vereine/Verbände und Athlet*innen
- Wissen und Wissenssicherung für Vereine/Verbände durch Trainer*innendropout
- Trainer*innenbildung heute: Herausforderungen in einer sich ändernden Bildungslandschaft
- Kompetenzerwerb in den Ausbildungscurricula und die Umsetzung in der Lehrpraxis
Ansprechpartner: Dr. Tino Symanzik, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 505, t.symanzik@dshs-koeln.de
Abweichendes Verhalten
Sport produziert Erfolge und Misserfolge. Dies kann unterschiedliche Ausprägungen von abweichenden Verhalten zur Folge haben. Doping, Korruption, Spielmanipulation oder Gewalt. Abschlussarbeiten können dazu beitragen, Situationsbeschreibungen vorzunehmen, Probleme herauszuarbeiten und Lösungsansätze zu entwickeln und ggf. Konsequenzen für pädagogisches Handeln darzustellen.
Ansprechpartner: Dr. Tino Symanzik, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 505, t.symanzik@dshs-koeln.de
Das soziale Netzwerk des Sports und die Dyade Schule-Leistungssport
Sport in der Spitze oder in der Breite ist als Netzwerks unterschiedlicher Akteur*innen und Erwartungen beobachtbar. Die Bedingungen im Netzwerk stellen eine Grundlage für das Handeln von Athlet*innen dar. Beobachtungen des Netzwerks oder einzelner Teilnetzwerke können zur Sichtbarkeit, Problembeschreibung und -lösung beitragen. Abschlussarbeiten können auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen.
- Makroebene: Systemkopplungen, z. B. Sport und Wirtschaft, Sport und Medien, Sport und Schule, Sport und Wissenschaft
- Mesoebene: Institutionskopplung, z. B. Schulen und Vereine, Sportinternate und Schulen, Vereine und Hochschulen
- Mikroebene: Rollenkopplung, z. B. Lehrertrainer*innen, Sportkoordinator*innen, Wissenschaftsmanager*innen
Ansprechpartner: Dr. Tino Symanzik, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 505, t.symanzik@dshs-koeln.de
Karrieren im Sport
Das Gesellschaftsfeld Sport bietet den Rahmen für unterschiedliche Berufskarrieren. Neben den Möglichkeiten etwa mit dem Ziel der Selbstverwirklichung zeigen sich jedoch auch immer z. B. systembedingte Gründe, warum Karrieren einen besonderen Verlauf haben, unterbrochen oder abgebrochen werden. Akteure, die hier vor allem im Blickfeld stehen, sind Athlet*innen und Trainer*innen. Aber auch Schiedsrichter*innen, Funktionär*innen und weitere Personengruppen können Ziel einer Untersuchung sein.
Forschungsfragen könnten lauten:
- Welche Gründe führen zur Aufnahme einer Karriere im Sport?
- Welche Gründe gibt es für die Beendigung von Karrieren?
- Wie verlaufen Bildungskarrieren im Sport?
- Wie erfolgt Wissenssteuerung im Sport?
Die Fragen können dabei auf nur eine Akteursgruppe oder auf mehrere ausgerichtet sein. Eigene Ideen in diesem Forschungsfeld sind willkommen.
Der forschungsmethodische Zugang kann je nach Forschungsfrage sowohl über quantitative als auch über qualitative Methoden erfolgen.
Ansprechpartner: Dr. Tino Symanzik, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Pädagogik, HG, Raum 505, t.symanzik@dshs-koeln.de
Philosophie
Allgemeines
Grundsätzlich gilt: An der Abteilung Philosophie können Sie jedes selbstgewählte Thema bearbeiten. Ein Thema selbst zu wählen, ist ausdrücklich erwünscht. Anregungen dazu finden Sie in den von uns durchgeführten Lehrveranstaltungen und in der wissenschaftlichen Literatur zu diesen Lehrveranstaltungen. Den Hintergrund unserer eigenen Lehrveranstaltungen finden Sie in
Arenz, T. (2020): Die Spur der Gesellschaft. Reflexionen zur Gesellschaftstheorie nach Luhmann. Weilerswist: Velbrück.
Schürmann, V. (2018): Grundlagen der Sportphilosophie (Reflexive Sportwissenschaft; Bd. 8). Berlin: lehmanns media.
Schürmann, V. (2020): Mündige Leiber. Grundlagen von modernem Sport und körperlicher Bildung (Mit einem Kapitel ›Bürgerliche Gesellschaft und Neoliberalismus‹ von Tobias Arenz und Nicolas Niot). Darmstadt: WissBG.
Mögliche Themen(felder) könnten sein:
- Fairness an einem bestimmten Fall (Doping, Korruption, Semenya, …)
- Mündigkeit
- Instrumentalisierung vs. Bildung (an einem bestimmten Fall: Bewegte Schule, Prohls ›Mündiger Ästhet‹, Kompetenzbegriff, …)
- Perfektibilität/Selbstoptimierung
- Rolle des Körpers in interkulturellen Konflikten
- Ist X Sport? (eSport, Schach, MMA, …)
- Olympismus als Religion?
- Klassiker der Bildungstheorie: Rousseau, Herder, Humboldt, …
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Volker Schürmann: v.schuermann@dshs-koeln.de
Dr. Tobias Arenz: t.arenz@dshs-koeln.de
Zu den nachstehenden Themenfeldern finden Sie aktuell konkrete Themenvorschläge für Bachelor- oder Masterarbeiten:
Bildungswert von Sportarten
Voraussetzung: Ein theoretischer Ansatz, der die pädagogische und/oder bildungstheoretische Dimension von sportlichen Bewegungen in den Bewegungen selbst verortet (also z.B. die sog. »Bewegungspädagogik«: Bietz, Scherer, Loibl, oder auch der nah verwandte Ansatz von Prohl).
Dann müsste es so sein, dass jede Sportart ihren spezifischen, je eigenen Bildungswert hat. Dieser wäre für eine konkrete Sportart X zu bestimmen.
Leitfrage/Fragestellung also: Was macht den Bildungswert der Sportart X aus? (X = eine Sportart Ihrer Wahl)
Drei Aspekte der Antwort, also der Anschlussarbeit:
- Darstellung des Ansatzes und seiner Spezifik (s.o.: »Voraussetzung«): Was heißt »Bildungswert einer Sportart«? In Abgrenzung wogegen?
- Materialgesättigte Beschreibung der Sportart unter der Fragestellung: Worum geht es? Was ist der Witz dieser Sportart?
Hier sind auch Varianten möglich, z.B. Bewegungsfelder statt Sportarten: Worum geht es beim Fahren, Rollen, Gleiten?
- Konsequenzen/Deutungsversuch im Hinblick auf die Fragestellung: Welche spezifischen Erfahrungen ermöglicht diese Sportart? Welchen spezifischen Bildungswert hat diese Sportart?
Hier wäre auch ein Vergleich zweier Sportarten möglich; entsprechend müssten dann vorher beide materialgesättigt beschrieben worden sein. Das könnte eine große Differenz sein (Ringen/Schwimmen), aber auch eine sehr feine (Ringen/Judo).
Aufgabe und Leistung: Die materialgesättigte Beschreibung im Hinblick auf die Fragestellung. Mögliche Einstiege in die Materialsuche: Es gibt eine alte dtv-Reihe ›Kleine Philosophie der Passionen‹ (darin z.B.: John von Düffel: Schwimmen). Oder das Buch von Ilija Trojanow: Meine Olympiade (dieses Buch war an der Deutschen Sporthochschule Köln 2017 Gegenstand im Rahmen der Semesteraktion ›Eine Uni – ein Buch‹). In Frage kommen in diesem Fall aber auch literarische Werke, z.B.: Joachim Zelter: Im Feld. Roman einer Obsession; oder Julia v. Lucadou: Die Hochhausspringerin.
Ansprechpartner: Prof. Dr. V. Schürmann: v.schuermann@dshs-koeln.de
Formen des Leistungsvergleichs
Der sportliche Wettkampf ist ein institutionalisierter Leistungsvergleich. Selbstverständlich gibt es auch ganz andere Formen des Leistungsvergleichs und der Konkurrenz: Prüfungen, Kriege, ökonomischer Wettbewerb, Zweikämpfe etc. Worin liegt die Spezifik eines sportlichen Leistungsvergleichs?
Leitfrage/Fragestellung: Worin liegt die Besonderheit des Leistungsvergleichs im sportlichen Wettkampf im Vergleich zu X?
Teilschritte der Antwort, also der Abschlussarbeit:
- Was meint: Sportlicher Wettkampf als Leistungsvergleich – im Unterschied (z.B.) zur Idee der Leistungssteigerung?
- Materialreiche Analyse von X im Hinblick auf Konkurrenz/Leistungsvergleich
- Vergleich beider Formen
Einstiegsliteratur:
Leipziger Sportwissenschaftliche Beiträge 49 (2008) 1 [Schwerpunktheft zu Agonalität]
Schürmann, V. (2021): Skript BAS2: Philosophie und Sportrecht – Teil Philosophie. Vorlesung 6: Verantwortung [zugänglich über diese Homepage unter Studium/Lehrmaterialien]
Simmel, G. (1903): Soziologie der Konkurrenz. In: G. Simmel (GSG): Gesamtausgabe. Hg. v. Otthein Rammstedt. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, Bd. 7 (1995), 221-246.
Johnen, S. (2016): Die Entwicklung von Leistung und Erfolg im Wettkampfsport der Medialen Moderne. Ein Vergleich mit den Prinzipien der Ökonomie (Reflexive Sportwissenschaft; Bd. 4). Berlin: lehmanns media.
Ansprechpartner: Prof. Dr. V. Schürmann: v.schuermann@dshs-koeln.de
Fairness im weiten Sinn
Fairness im Sport ist zunächst an den Wettkampfsport gebunden: Es soll nicht vorher schon feststehen, wer gewinnt. Klarerweise gibt es auch Sport außerhalb des Wettkampfsports – selbst dann, wenn man vom olympischen Sport ausgeht (der Deutsche Aikido-Bund ist Mitglied im DOSB; die Turnspiele sind Sportarten unter dem Dach des Deutschen Turner-Bunds), erst recht außerhalb (etwa Gesundheitssport).
Außerhalb des Wettkampfsports kann man dann entweder gar nicht von Fairness sprechen, oder man muss in einer anderen Bedeutung von Fairness sprechen, also Fairness im engen Sinn (Wettkampfsport) von Fairness im weiten Sinne unterscheiden. Eine dritte Bedeutung liegt dort vor, wo wir ganz außerhalb des Sports von Fairness sprechen.
Leitfrage/Fragestellung: Was macht einen Begriff von Fairness i.w.S. aus, in Abgrenzung zu Fairness i.e.S. und zu Fairness außerhalb des Sports?
Selbstverständlich gibt es hier Varianten und Zuspitzungen: Was könnte ein Fairness-Begriff bei der Sporttherapie sein? Insbesondere kann man die gegenteilige Annahme zugrunde legen: Dass es nur einen einzigen Begriff von Fairness gebe mit unterschiedlichen Anwendungsbedingungen.
Aufgabe und Leistung: Klare und (je nach Zuspitzung: mehr oder weniger) knappe Konturierung von Fairness im Wettkampfsport und Fairness außerhalb des Sports (z.B. anhand von J. Rawls: Gerechtigkeit als Fairness). Materialgesättigte Analyse des Bedeutungsraums zwischen diesen beiden Polen.
Ansprechpartner: Prof. Dr. V. Schürmann: v.schuermann@dshs-koeln.de
Digitalität und Selbst
Digitalität ist ein Schlagwort der Stunde, mit dem wir eine relevante Dimension unseres sozialen Miteinanders zu beschreiben und verstehen versuchen. Auf den ersten Blick scheint Digitalität ein Merkmal spezifischer Technologien zu sein, das wir uns zu nutzen machen können (etwa um Lernprozesse zu optimieren). Darüber hinaus zeigt sich in der Diskussion um Digitalität, dass diese eine Dimension unserer kulturellen Ordnung ausmacht, innerhalb derer wir Beziehungen zu uns Selbst, zu Anderen sowie zur Welt eingehen. Im Hinblick auf die Beziehungen zu uns Selbst stellt sich die Frage, welche Formen des subjektiven Auftretens, Verhaltens, Denkens, Fühlens und Handelns durch digitale Technologien ermöglicht und begrenzt werden. Für die Erschließung derartiger Formen bieten sich verschiedene theoretische Zugänge an, die entweder selbst zum Gegenstand der Forschung gemacht werden können (theoretische Forschung) oder aber empirisch-explorative Forschung (z.B. von Selbst-Repräsentationen auf Instagram) anleiten können. Im Rahmen von sogenannten subjektivierungstheoretischen Zugängen (vgl. Alkemeyer, 2014) geht es wesentlich um die Frage, wie Individuen Beziehungen zu sich Selbst, zu Anderen und zur Welt eingehen, die es ihnen ermöglichen, eine Welt (z.B. Instagram-Welt) nicht nur zu reproduzieren, sondern an ihrer Gestaltung auch aktiv teilzuhaben. Eine andere Möglichkeit wäre es, im Kontext von identitätstheoretischen Ansätzen der Wirkung digitaler Kommunikationen auf die Konstruktion der eigenen Identität einzugehen (vgl. Schachtner & Duller, 2013).
Einstiegsliteratur
Alkemeyer, T. (2014). Subjektivierung in sozialen Praktiken. Umrisse einer praxeologischen Analytik. In T. Alkemeyer, G. Budde & D. Feist (Hrsg.), Selbst-Bildungen. Soziale und kulturelle Praktiken der Subjektivierung (S. 33-68). Transcript.
Allert, H., Asmussen, M. & Richter, Ch. (Hrsg.) (2017). Digitalität und Selbst. Interdisziplinäre Perspektiven auf Subjektivierungs- und Bildungsprozesse. Transcript.
Schachtner,C. & Duller, N. (2013). Kommunikationsort Internet. Digitale Praktiken und Subjektwerdung. In T. Carstensen, C. Schachtner, H. Schelhowe & R. Beer (Hrsg.), Digitale Subjekte. Praktiken der Subjektivierung im Medienumbruch der Gegenwart (S. 81-154). Transcript.
Ansprechpartner: Dr. Tobias Arenz, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie, HG, Raum 506, T.Arenz@dshs-koeln.de
Zur (Un-)Möglichkeit der Herstellung von Bildungsgerechtigkeit
Die Frage nach der Unmöglichkeit bzw. Möglichkeit von Bildungsgerechtigkeit ist eine Frage, die Wissenschaft und Gesellschaft seit nunmehr über 200 Jahren (mit wechselnder Aufmerksamkeit) beschäftigt. Seit den 2000ern war es vor allem die PISA-Studie, die den nationalen Bildungssystemen ihre Bildungsungerechtigkeiten sehr eindrücklich vor Augen geführt hat, insofern (immer noch) starke Zusammenhänge zwischen sozialer Herkunft oder Geschlecht und Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg festgestellt wurden. In der Folge kann man beobachten, wie die Bildungspolitik mit Kompetenzkonzepten, Inklusions-, Digitalisierungsstrategien usw. versucht hat gegenzusteuern. Welche Vorstellungen von Gerechtigkeit und Bildung kommen in diesen Entwicklungen zum Ausdruck? Wo liegen Chancen, wo Grenzen der aktuellen Neubestimmung des Themas der Bildungsgerechtigkeit?
„[Das Thema] umfasst philosophische und ethische Fragen zum Begriff der Gerechtigkeit und der Spezifik des Begriffs von Bildungsgerechtigkeit, theoretische und empirische Fragen zu Erscheinungsformen und Ursachen von Bildungsungleichheit, wie sie in der Bildungssoziologie und der empirischen Bildungsforschung gestellt werden, (bildungs-)politische Fragen nach Instrumenten und Maßnahmen, von denen man sich ein ‚Mehr‘ an Bildungsgerechtigkeit verspricht, aber auch Fragen nach dem ‚Ort‘ der Kategorie ‚Bildungsgerechtigkeit‘ im Begründungszusammenhang Allgemeiner Erziehungswissenschaft. All diese Fragen lassen sich zudem sowohl in ihrer historischen Tiefendimension als auch international-vergleichend betrachten.“ (Bellmann 2019, S. 10)
Die Frage nach der Unmöglichkeit bzw. Möglichkeit der Herstellung von Bildungsgerechtigkeit verweist auf eine strukturelle Ambivalenz, die auf unterschiedlichen Ebenen in den Blick genommen werden kann: auf der Ebene des Erziehungssystems als einem Teilsystem der modernen Gesellschaft (Welche Probleme sind spezifisch auf das Erziehungssystem zurückzuführen? Wo hängt das Erziehungssystem wie von anderen Teilsystemen wie z.B. der Wirtschaft ab?), auf der Ebene von Organisationen wie Schulen (inklusive ihrer Architekturen, Wissensbestände, Rollenmuster etc.) oder auf der Ebene konkreter Interaktionsbeziehungen wie dem Unterricht oder sportlichem Training. Gemeinsamer Anknüpfungspunkt dieser Ebene ist der Grundsatz, wonach jedem nach seiner Leistung und nicht nach seiner Herkunft, Religionszugehörigkeit, Geschlecht etc. ein Platz im sozialen Gefüge einzuräumen ist (Leistungsprinzip). Die Möglichkeit der Einlösung des Leistungsprinzips ist rechtlich gewährleistet (gleiche Rechte für alle) und dennoch scheint sich so etwas wie Chancengleichheit nicht einzustellen: Was ist hier tatsächlich der Fall und was steckt dahinter?
Einstiegsliteratur
Bellmann, J. (2019). Bildungsgerechtigkeit als Versprechen. Zur Einleitung in den Band. In J. Bellmannn & H. Merkens (Hrsg.), Bildungsgerechtigkeit als Versprechen. Zur Rechtfertigung und Infragestellung eines mehrdeutigen Konzeptes (S. 9-22). Münster: Waxmann.
Bellmannn, J. & Merkens, H. (Hrsg.) (2019). Bildungsgerechtigkeit als Versprechen. Zur Rechtfertigung und Infragestellung eines mehrdeutigen Konzeptes. Münster: Waxmann.
Luhmann, N. & Schorr, K. E. (1981). »Wie ist Erziehung möglich? Eine wissenschaftssoziologische Analyse der Erziehungswissenschaft«. Zeitschrift für Sozialisationsforschung und Erziehungssoziologie, 1, 37-54.
Luhmann, N. & Schorr, K. E. (1988). Reflexionsprobleme im Erziehungssystem. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Pongratz, L. A. & Bünger, C. (2008) Bildung. In H. Faulstich-Wieland & P. Faulstich (Hrsg.), Erziehungswissenschaft. Ein Grundkurs (S. 110-129). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
Ansprechpartner: Dr. Tobias Arenz, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie, HG, Raum 506, T.Arenz@dshs-koeln.de
Rethinking Adorno: Brauchen wir eine „Erziehung des Madigmachens“?
Die Formel der „Erziehung des Madigmachens“ ist von Theodor W. Adorno im Kontext der Frage entworfen worden, wie sich das Prinzip der Mündigkeit in pädagogischen Settings konkretisiert. Ausgehend von der Prämisse, dass die Gesellschaft heteronom eingerichtet ist und die Menschen immerzu betrogen werden, hatte Adorno vorgeschlagen, den jungen Menschen die Welt „madig“ zu machen. So könnte man bspw. gemeinsam Schnulzen ansehen, um den zu Erziehenden die Falschheit und die Ideologie der cinematischen Darstellungen aufzuzeigen. Dabei hatte Adorno selbst auf die Gefahr aufmerksam gemacht, dass solch ein Madigmachen immer auch auf solche Personen treffen wird, deren Anliegen die Verteidigung von Schnulzen o.Ä. ist. In der Konsequenz könnte das Madigmachen dann immer auch in sein Gegenteil, die Bejahung solcher Themen, umschlagen.
Für die Kritische Erziehungswissenschaft, die sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etabliert hat, hat Adorno nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Es stellt sich daher die Fragen, inwiefern es sich lohnen könnte, bestimmte Formeln von Adorno wiederzuentdecken und sie auf gegenwärtige Problemstellungen, z.B. die mit aller Macht verfolgte Digitalisierung, anzuwenden.
Einführungsliteratur
Adorno, Th. W. (1969). Erziehung zur Mündigkeit. In Ders., Erziehung zur Mündigkeit. Vorträge und Gespräche mit Hellmut Becker 1959 1969 (hg. v. G. Kadelbach; S. 133-147). Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2017.
Benner, D. & Brüggen, F. (2004). Mündigkeit. In D. Benner & J. Oelkers (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Pädagogik (S. 687-699). Weinheim, Basel: Beltz.
Gelhard, A. (2018). Erziehung zur Leistungsbereitschaft. Über einige normative Voraussetzungen psychologischer Kompetenzkonzepte. In S. Reh & N. Ricken (Hrsg.), Leistung als Paradigma. Zur Entstehung und Transformation eines pädagogischen Konzeptes (S. 251-273). Wiesbaden: Springer VS.
Ansprechpartner: Dr. Tobias Arenz, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie, HG, Raum 506, T.Arenz@dshs-koeln.de
Die Gesellschaft des Abenteuer- und Risikosports
Die Entstehung des Abenteuer- und Risikosports ist eine – verglichen mit den Anfängen des modernen Sports – noch recht junge Entwicklung, die in der Sportwissenschaft vor allem von der Sportsoziologie zum Thema gemacht worden ist. Die Grundfrage der (Sport-)Soziologie lautet dabei immer, wie ist eine soziale Ordnung wie der Abenteuer- und Risikosport möglich. Wie lässt es sich erklären, dass solche sozialen Zusammenhänge entstehen, die sich entlang von Abenteuer und Risiko zusammenhalten? Wie funktionieren solche Ordnungen? Welche Vorstellungen von Individuen (Heldensubjekte, Singularitäten, Egoismus etc.), von Gemeinschaften (lokal/global, exklusiv etc.), von der umfassenden Gesellschaft (Politik, Wirtschaft, Sport, Religion, Kunst etc.) und der Natur (Zusammenhänge zum Klimawandel etc.) werden in solchen Ordnungen erzeugt?
Neben sportsoziologischer Literatur ließe sich z.B. auch auf psychologische Konzepte wie das Flow-Konzept zurückgreifen, um die psychischen Prozesse des Abenteuer- und Risikosports zu erklären. Es könnte aber auch darum gehen, nach dem Potential und den Grenzen des Abenteuer- und Risikosports für die Integration in pädagogische Settings zu fragen.
Einführungsliteratur
Bette, K.-H. (2004). X-Treme. Zur Soziologie des Abenteuer- und Risikosports. Bielefeld: transcript.
Csikszentmihalyi, M. (1985). Das Flow-Erlebnis. Jenseits von Angst und Langeweile: im Tun aufgehen. Stuttgart: Klett.
Nerlich, M. (1990). Abenteuer. In H. J. Sandkühler (Hrsg.), Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften (S. 25-31). Hamburg: Felix Meiner.
Schürmann, V., Mittag, J., Stibbe, G., Nieland, J. U. & Haut, J. (Hrsg.) (2016). Bewegungskulturen im Wandel. Der Sport der Medialen Moderne – Gesellschaftstheoretische Verortungen, Bielefeld: transcript.
Stichweh, R. (1995). Sport und Moderne. In J. Hinsching & F. Borkenhagen (Hrsg.), Modernisierung und Sport. Jahrestagung der dvs-Sektion Sportsoziologie vom 14.-16-9.1994 in Greifswald (S. 13-28). Sankt Augustin: Academia.
Ansprechpartner: Dr. Tobias Arenz, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie, HG, Raum 506, T.Arenz@dshs-koeln.de
Gemeinsinn im Sport
Der Sport ist ein Teil der Gesellschaft, mit dessen Erfolgsgeschichten aus dem Schul-, Vereins- oder Freizeitsport wir täglich zu tun haben. Gemeinsam fiebern wir mit, bejubeln sportliche Höchstleistungen, feiern Fortschritte, leiden bei Niederlagen. Sport geht uns alle an, in seinen lokalen Ausprägungen, aber auch in seiner globalen Form. Jeder soll sich an jedem Ort der Welt sportlich betätigen und den Sport mit gestalten können. Zugleich bekommt es jedes Engagement mit den Grenzen des Sports zu tun, wenn er ohne Rücksicht auf physische und psychische Unversehrtheit nur auf Leistung und Erfolg setzt, einer blinden Rekordsucht verfällt oder Menschen und sportliche Stile ausschließt. Er ist „nicht besser und schlechter als die Gesellschaftsordnung, der er entstammt und für die er einen Ausgleich darstellt.“ (Plessner 1956).
Wollen wir wissen, was den „Gemeinsinn im Sport“ bedroht und was wir für ihn tun können, müssen wir die Frage nach der Gesellschaft, in der wir leben, immer mitlaufen lassen. Mit unserer Arbeit am Gemeinsinn möchten wir deshalb auch einen Beitrag zur Debatte leisten, welchen Sport es in unserer Gesellschaft geben kann bzw. welchen Sport wir eigentlich wollen. Wegweisend ist für uns der olympische Sport, der über seine Charta eine Institution mit Verfassungscharakter geschaffen hat, die jeden Einzelnen dazu aufruft, einen souveränen Lebensstil, eine „philosophy of life“ (Olympic Charter, Fundamental Principle No. 1) mit auszubilden, also unter anderem friedlich, einander würdigend, vorbildlich und verantwortungsbewusst miteinander in den sportlichen Wettkampf zu gehen.
Mögliche Forschungsfragen könnten daher lauten: Was soll Gemeinsinn im Sport bedeuten? Wie lässt er sich in bildenden Feldern des Sports praktisch umsetzen? Wie wird der Gemeinsinn gegenwärtig bereits gefördert? Was kann gerade der Sport als Spiegel und Schule der Gesellschaft für die Gesellschaft tun? Was bedroht den Gemeinsinn im Sport?
Einführungsliteratur
Cachay, K. & Gahai, E. (1989): Brauchen Trainer Pädagogik? In: Leistungssport 19 (1989) 5, 26-30.
Gebauer, G. (1988/2009): Zwischen Besitz und Gemeinschaft. Individualismus und Holismus im Sport. In: Paragrana, 2009, Beiheft 4, 36-55 [auch in Gebauer, G. (Hg.). (1988). Körper- und Einbildungskraft. Berlin: Reimer, 191-215; und in Leviathan, Sonderheft 9 (1988), 313-323].
Lenk, H. (1979): ›Mündiger Athlet‹ und ›demokratisches Training‹. Zur Begründung eines Trainingskonzepts. In: H. Gabler et al. (Hg.) (1979): Praxis der Psychologie im Leistungssport. Berlin: Bartels & Wernitz, 483-503.
Plessner, H. (1956): Die Funktion des Sports in der industriellen Gesellschaft. In H. Plessner, Gesammelte Schriften (GS), Bd. X (hg. v. Günther Dux, Odo Marquard und Elisabeth Ströker). Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1985, S. 147-166.
Schürmann, V. (2006): ›Die schönste Nebensache der Welt‹. Sport als Inszenierung des Citoyen. Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 54 (3), 363-382.
Ansprechpartner: Dr. Tobias Arenz, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie, HG, Raum 506, T.Arenz@dshs-koeln.de
Überwachen und Strafen in der Schule
Die Schule ist eine Institution, die der pädagogischen Erziehungsfunktion von Kindern und Jugendlichen dient. In der Moderne ist diese pädagogische Funktion mit dem Anspruch konfrontiert, die Kinder und Jugendlichen zur Autonomie, d.h. zur Selbstbestimmung und -gesetzgebung, zu erziehen. Diesen Freiheitsanspruch entdeckt zu haben, ist die Leistung der europäischen Aufklärung. Folgt man der Argumentation von Michel Foucault in Überwachen und Strafen, hat die Aufklärung allerdings nicht nur die Freiheiten entdeckt, sondern auch „die Disziplinen erfunden“ (Foucault 1976, S. 285). Foucault vertritt sogar die Annahme, dass wir seit dem 18. Jahrhundert in einer „Disziplinargesellschaft“ leben, die wesentlich auf Praktiken der Überwachung und Bestrafung basiert. Dabei geht es Foucault zwar im Kern um das Gefängnis, aber auch die Schule gerät als ein zentraler Ort in den Blick, der mit seinen hierarchischen Blicken, normierenden Sanktionen und Prüfungen einen Beitrag zur Disziplinargesellschaft leistet. Man kann sich nun zum einen die Frage stellen, welche gegenwärtigen pädagogischen Praktiken sich mit Überwachung, Bestrafung und Disziplinierung wie verbinden; zum anderen scheint es nach Bernhard E. Harcourt lohnenswert darüber nachzudenken, ob es eine Gesellschaft und damit auch eine Schule ohne Bestrafung geben kann.
Einführungsliteratur
Barker, D. & Quennerstedt, M. (2017). Power and group work in physical education: A Foucauldian perspective. European Physical Education Review, 23 (3), 339-353.
Culpan, I. (2017). Olympism, Constructivism and Foucault’s Technologies of Power: Governmentality at Work. Diagoras: International Academic Journal on Olympic Studies, 1, 75–94.
Foucault, M. (1976). Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Göran Gerdin & Richard Pringle (2022) Towards more equal power relations in physical education: power, resistance and social transformation, Sport in Society, 25:6, 1193 1210, DOI: 10.1080/17430437.2022.2064108
Hertel, T. (2021). Entziffern und Strafen. Schulische Disziplin zwischen Macht und Marginalisierung. Transcript.
Hicourt, B. E. (2020). A world without punishment, beyond the punitive society. Online abrufbar unter http://blogs.law.columbia.edu/abolition1313/bernard-e-harcourt-a-world-without-punishment-beyond-the-punitive-society/?cn-reloaded=1
Lehmann-Rommel, R. (2004). Partizipation, Selbstreflexion und Rückmeldung: gouvernementale Regierungspraktiken im Feld der Schulentwicklung. In N. Ricken & M. Rieger-Ladich (Hrsg.), Michel Foucault: pädagogische Lektüren (S. 261-282). Wiesbaden: VS.
Pongratz, L. A. (2004). Freiwillige Selbstkontrolle. Schule zwischen Disziplinar- und Kontrollgesellschaft. In N. Ricken & M. Rieger-Ladich (Hrsg.), Michel Foucault: pädagogische Lektüren (S. 243-259). Wiesbaden: VS.
Ricken, N. (2017). Der pädagogische Blick. ZKpH, 11 (1), 173-198.
Schrödter, M. (2018). Sind Strafen pädagogisch legitimierbar? Das Beispiel der Strafliegestützt. Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik, 94 (2018), 313-330.
Ansprechpartner: Dr. Tobias Arenz, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie, HG, Raum 506, T.Arenz@dshs-koeln.de