Startschuss zum Sportrechtsmaster
„Der professionelle Sport braucht kompetente Berater“, sind die ersten Worte von Prof. Dr. Martin Gutzeit in seiner Begrüßungsrede an die Gäste der Eröffnungsveranstaltung des Sportrechtsmasters in Gießen. Neben Prof. Dr. Martin Nolte, Leiter des Instituts für Sportrecht der Deutschen Sporthochschule Köln, ist der Inhaber der Professur für Bürgerliches Recht, Arbeitsrecht und Sozialrecht an der JLU Gießen Mitinitiator des neuen Weiterbildungsstudiengangs LL.M. Sportrecht.
Mit Einführung des Weiterbildungsstudiengangs Sportrecht reagieren die beiden Initiatoren Gutzeit und Nolte auf den steigenden Beratungsbedarf, der mit der Professionalisierung des Sports einhergeht. Fälle, wie die Dopingvorwürfe gegenüber Claudia Pechstein, Diskussionen um fragliche Vorteile von Sportlern mit Prothese (Weitspringer Markus Rehm), aber auch enorme Kosten, die für die Öffentlichkeit aus Sicherheitseinsätzen der Polizei bei Fußballspielen entstehen, sind nur ein kleiner Ausschnitt von Themen des Sportrechts. Sie zeigen aber, dass nicht nur von Seiten der Athleten, sondern auch von Seiten der Vereine, Verbände und Ligen zunehmend komplexe Rechtsfragen gestellt werden, die vertiefte Kenntnisse im Sportrecht erfordern. Weiterbildungsmöglichkeiten für Juristen, die sich auf komplexe Sportthemen spezialisieren wollen, gibt es jedoch praktisch nicht. Der Beratungsbedarf steht also umgekehrt proportional zu den Weiterbildungsangeboten.
Die besondere Herausforderung des Themengebiets Sportrecht besteht laut Gutzeit darin, Generalist und Spezialist gleichzeitig zu sein. Denn die Verfahren des Sports tangieren einerseits verschiedene Rechtsgebiete, verlangen ihren juristischen Beratern andererseits aber auch ein hohes sportspezifisches Sachverständnis ab. Laut Nolte geht es deshalb im Studiengang nicht darum, Inselwissen im Sport zu vermitteln, sondern durch die Verknüpfung verschiedener Rechtsgebiete Verständnis zu schaffen. Mit der Kooperation aus Sporthochschule und Uni Gießen sowie der sorgfältigen Auswahl namhafter Dozierender haben die Studiengangsverantwortlichen eine Grundlage hierfür geschaffen. Gerade das Zustandekommen der Hochschulkooperation würdigten die Vizepräsidentin der JLU Gießen, Prof. Dr. Verena Dolle, und der Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln, Prof. Dr. Heiko Strüder, in ihren Festvorträgen ausdrücklich. „Mit Ihrer Studienwahl schauen Sie über den Tellerrand der üblichen Rechtsgebiete hinaus“, richtete sich etwa Strüder an die Studierenden.
Mitinitiator Prof. Dr. Martin Nolte bedankte sich im Rahmen der Veranstaltung bei den Studierenden vor allem für den Vertrauensvorschuss, mit dem sie das Studium beginnen werden. Einen ersten Einblick in die Lehre bekamen alle Gäste schließlich durch den Festvortrag des DFB-Generalsekretärs und damit höchsten hauptamtlichen Vertreter des DFB, Dr. Friedrich Curtius. Curtius, gleichzeitig einer der Dozenten des Studiengangs, erörterte klassische und laufende Verfahren aus dem Gebiet des Profifußballs und zeigte an ihnen die rechtlichen Herausforderungen, denen der Profifußball – stellvertretend für den gesamten organisierten Sport weltweit – im Zuge von Internationalisierung, Digitalisierung und Kommerzialisierung ausgesetzt ist.
Nach der Einführung konnten Studierende und Lehrende bei einem Umtrunk mit Snacks erste Kontakte knüpfen und sich gegenseitig austauschen. Da sich der Studiengang an Volljuristen nach dem Zweiten Staatsexamen sowie geprüfte Rechtskandidaten mit einjähriger Berufserfahrung bzw. Referendariat richtet, sind die „Erstis“ eine bunte Mischung aus Juristen unterschiedlicher Altersklassen und mit verschiedenen Vorkenntnissen. Das erste Blockseminar findet vom 20. bis 22. Oktober an der Sporthochschule unter der Leitung von Prof. Nolte zu den Grundlagen des Sportrechts statt. Ein darüber hinaus gehendes Interesse der Studierenden an den Trainingsmöglichkeiten auf dem SpoHo-Campus wurde schon bei der Eröffnungsveranstaltung geäußert.