Kölner Theaternacht
Dass nur der Titel, die Goldmedaille, der erste Platz zählt und alles weitere einer Niederlage gleichkommt, das stellte der ehemalige Fußballprofi Erik Meijer mit einer legendären Aussage fest: „Nichts ist scheißer als Platz Zwei!“. Unter diesem Motto traten Anfang Oktober Studierende und MitarbeiterInnen des Instituts für Tanz und Bewegungskultur (ITB) der Deutschen Sporthochschule
Köln mit einem künstlerischen Projekt bei der Kölner Theaternacht auf. 15 Studierende sowie sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts waren in Zusammenarbeit mitdem Alumni-Netzwerk Spielraum e.V. der Einladung des Deutschen Sport & Olympia Museums gefolgt. Unter dem herben Motto setzten sich die Mitwirkenden und das künstlerische Leitungsteam (Dilan Ercenk-Heimann, Denise Temme, Tessa Temme, Frederike Bohr und Simone Kieltyka) tänzerisch und theatral mit dem Nicht-Gewonnen- Haben auseinander: Beginnend mit der Situation nach dem Wettkampf sammelten sich die Akteure nach kleinen Soli an ihren Spinden auf dem runden Siegerpodest und kämpften tänzerisch um die Spitzenposition. Die Tartanbahn, die durch das Museum läuft, entließ die Performerinnen und Performer in ihre Einzelstationen – und dem damit installativen Teil des Stücks. Pressekonferenz mit den Verlierern, im Aufzug mit den Gewinnern „Das Besondere an dem Stück war unter anderem, dass sich die ZuschauerInnen während der Performance frei durch das Museum bewegen konnten und eingeladen waren, zu entdecken, zu verweilen und auch zu partizipieren“, erklärt Institutsleiterin Jun. Prof. Dr. Denise Temme. So fanden die BesucherInnen beispielsweise im Trendsportraum des Museums „eine Fusion aus urbanem und zeitgenössischem Tanz als eine Auseinandersetzung mit dem normierenden System des Wettkampfsports“. Partizipieren konnten die Besucher- Innen an zwei Orten: Im Pressekonferenzraum des Verlierers konnten sie Karten ziehen und die auf diesen formulierten Fragen den Verlierern stellen. Diese reagierten dann tänzerisch angekettet und mit Maulkorb versehen. Als Sieger fühlen konnten sich die ZuschauerInnen, die versehentlich ein unbekanntes Spiel gewonnen hatten: Sie fuhren laut bejubelt im Cheerleader- Aufzug auf das Dach des Museums, wo sie eine Überraschung erwartete. Schattenseiten des Erfolgs Für den (sprech-)theatralen Teil des Stücks inszenierte Frederike Bohr zwei Studierende zum Thema Sieg und Niederlage im Hinblick auf einen von Leistungsgesellschaft geprägten Alltag: So beispielsweise mit der Figur eines jungen Leistungssportlers, der als hochdotierter Sportler die Schattenseiten des Erfolgs erlebt und auf dem Höhepunkt seiner Karriere scheinbar alles verliert. Der Abend bescherte dem Deutschen Sport & Olympia Museum einen Zuschauerrekord: über 200 Interessierte wollten das Programm sehen, das viermal an diesem Abend gezeigt wurde. Es gab sogar einige BesucherInnen, die sich das Stück ein zweites und drittes Mal anschauten. Die Organisationsleitung der Produktion inklusive Themenfindung übernahm Marco Grawunder, unterstützt wurde das Team durch den Lichtdesigner Philipp Sander. Es tanzten und spielten: Patrik Schölzke, Levin Weis, Henning Schröder, Doreen Henkel, Megan Sierz, Alexander Grösgen, Elisabeth Jäschke, Augustin Boll, Dina Klingmann, Sofie Kühl, Lena Yolande Sommer, Hermann Bär und Anastasia Petrosyan. Im KURIER 4/2018!