Problemlösung und Kreativität
Institut für Kognitions- und Sportspielforschung erhält Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für ein Projekt mit holländischen Kollegen.
Nach links mit der Außenseite oder rechts mit der Innenseite passen? Dribbeln mit oder ohne Finte oder kurzfristig doch den langen Ball in die Spitze spielen? Im Laufe eines Fußballspiels und auch bei anderen Sportspielen und Sportarten müssen Sportler innerhalb kürzester Zeit äußerst adapative und zum Teil originelle motorische Lösungen zeigen. Man spricht hierbei von der Kompetenz „Motor Creativity“, d.h. motorische Bewegungsaufgaben flexibel zu lösen – eine entscheidende Eigenschaft in der Motorik, beim motorischen Lernen und auch generell im Sport.
Gleichwohl ist dies ein wenig erforschtes Gebiet im Bereich der Bewegungswissenschaften und Sportpsychologie, welches bislang auch in der Talentidentifikation und Talententwicklung im Leistungssport und der Sportlehrerausbildung weitgehend ignoriert wurde, sagt Univ.-Prof. Dr. Daniel Memmert, Leiter des Instituts für Kognititions- und Sportspielforschung der Deutschen Sporthochschule Köln.
Gleichzeitig gebe es aber einen dringenden Bedarf in den Kognitionswissenschaften, die Passung von Problemlösungsparadigmen und Kreativitätsmodellen in realitätsnahen Aufgabenbereichen zu prüfen. Für ein Forschungsprojekt, welches sich diesem Thema widmet, hat das Institut nun einen Förderzuschlag bekommen. Der Titel: „Finding appropriate and original solutions: An investigation into personal and situational factors that influence motor problem solving and creativity“.
Das geförderte Forschungsprogramm zielt daraufhin ab, Motorikforschung und Kognitionswissenschaft stärker miteinander zu verbinden. Dazu sollen validierte Kreativitätstest in bewegungsintensiven Settings eingesetzt werden. Beispielsweise wird untersucht, ob individuelle Unterschiede hinsichtlich bewegungsrelevanter Problemlösung dadurch zustande kommen, dass Unterschiede in der Aufmerksamkeitsbreite und des Arbeitsgedächtnisses auf kreative Prozesse einwirken. Zudem wird die Beziehung zwischen kognitiver und bewegungsrelevanter Kreativität im Verlauf der Lebenspanne (Zielgruppe: Kinder, ältere Menschen) thematisiert. Final wird der Frage nachgegangen, inwieweit Bewegungslernen das eigene Problemlösungsverhalten und damit die Kreativität fördert, insbesondere im Hinblick auf Trainingsvariationen. Die Forscher vermuten, dass ein Zuwachs von Wissen über Sachverhalte (deklaratives Wissen) dabei eine entscheidende Rolle spielen wird.
Das geförderte Projekt zur „Motor Creativity“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen den Niederlanden und Deutschland. Projektleiter auf der deutschen Seite ist Univ.-Prof. Dr. Daniel Memmert, Leiter des Instituts für Kognitions- und Sportspielforschung, auf der holländischen Seite Prof. Geert Savelsbergh von der Vrije Universiteit Amsterdam. Weiterer Kooperationspartner ist Dr. John van der Kamp (Vrije Universiteit Amsterdam). „Dies ist nun bereits das zweite DFG-Projekt, das wir mit unseren Kollegen aus Amsterdam haben. Ich freue mich sehr auf eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit; insbesondere auch mit Dr. John van der Kamp, der ein ausgewiesener Experte im Bereich motorisches Lernen und motorische Entwicklung ist, und seine Expertise in unser Projekt einbringen wird“, sagt Prof. Memmert zu der für zwei Jahre bewilligten Förderung.
Die Open Research Area (ORA) fördert Gemeinschaftsprojekte im Bereich „Social Sciences“ in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Die Projektteams müssen wenigstens zwei dieser Länder beteiligen. Vier nationale Förderorganisationen unterstützen diese internationalen Forschungskooperationen: die Agence Nationale de la Recherche (ANR, Frankreich), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG, Deutschland), das Economic and Social Research Council (ESRC, Großbritannien) und die Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek (NWO, Niederlande). Das ORA-Panel hat unter 188 Forschungsanträgen mit hoher Qualität für die erste Förderperiode 20 Anträge zur Förderung ausgewählt (Quote: 9.4%).