Was hat der Klapperstorch mit dem Transfermarkt im Profifußball zu tun?
Dass das „Relative Alter“ den Erfolg von Spielern im Profifußball beeinflusst, haben zahlreiche Studien über die Geburtenverteilung gezeigt. Sind für früher Geborene nur die Chancen auf eine Fußballkarriere besser oder gibt es noch andere Auswirkungen? Eine neue Studie legt dies nahe: 60% der Fußballspieler mit dem höchsten Marktwert wurden in der ersten Jahreshälfte geboren.
Fast ein Jahr Altersdifferenz kann zwischen zwei Jugendspielern aus demselben Team liegen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass die nationalen Fußballverbände für die Einteilung der Jugendmannschaften als Stichtag den 1. Januar festgesetzt haben. Der Entwicklungsvorsprung führt dazu, dass Fußballer, die am Anfang des Jahres geboren wurden, körperliche und kognitive Vorteile und somit bessere Chancen haben, gefördert zu werden.
Den Einfluss des Relativen Alters auf den Marktwert von Profifußballern haben nun Dr. Philip Furley, Professor Daniel Memmert (beide Deutsche Sporthochschule Köln) und Professor Matthias Weigelt (Universität Paderborn) untersucht. Sie analysierten die Geburtenverteilung der 100 wertvollsten Profispieler, gemessen am Wert auf dem Transfermarkt. Als Vergleich (ohne Einteilung mit Stichtag und somit keine Entwicklungsvorteile für relativ Ältere) wurden die 100 reichsten Menschen der Forbes-Liste herangezogen.
Das Ergebnis: 60% der Fußballspieler mit dem höchsten Marktwert wurden in der ersten Jahreshälfte geboren. Ihr Wert war im Durchschnitt 8 Millionen Euro höher als der der restlichen 40% aus der zweiten Jahreshälfte. Bei den reichsten Menschen der Welt gab es diesen Unterschied nicht. So haben 49% in den Monaten Januar bis Juni Geburtstag, was der Geburtenverteilung insgesamt entspricht, die über das Jahr gemessen konstant ist.
Es bestätigt sich, dass die Einteilung durch Festlegung eines Stichtages für Jugendteams, wodurch Chancengleichheit entstehen soll, vielmehr diejenigen Spieler benachteiligt, die spät nach dem Stichtag geboren werden – auch in Hinblick auf den monetären Aspekt, nämlich deren Marktwert.
Der Relative Alterseffekt, auch „Dezemberkindeffekt“ genannt, beschreibt das Phänomen, dass Geburtstage – im Vergleich zur Normalbevölkerung – bereits in Jugendteams nicht gleichverteilt sind, sondern relativ ältere Spieler aufgrund von Entwick-lungsvorteilen häufiger vertreten sind.
Kontakt:
Institut für Kognitions- und Sportspielforschung
Univ.-Prof. Dr. Daniel Memmert
Tel.: +49 221 4982-4330
E-Mail: d.memmert@dshs-koeln.de
Dr. Philip Furley
Tel.: +49 221 4982-4310
E-Mail: p.furley@dshs-koeln.de