The first 4 shots
Craig O’Shannessy ist ein Zahlenmensch. Als Kind hasste er zwar den Mathematikunterricht, aber heute liebt er Statistiken und Daten – vor allem Zahlenmaterial aus dem Tennissport. Für die ATP analysiert der Australier tonnenweise Zahlen. Einen kleinen Einblick in seine Auswertungen des Profitennis gewährte er bei seinem heutigen Vortrag an der Deutschen Sporthochschule Köln mit dem Titel „The practice court is broken“.
Bis auf den letzten Platz war der Hörsaal 3 besetzt als Jun.-Prof. Dr. Tobias Vogt, Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, gemeinsam mit dem Lehr- und Forschungsgebiet Tennis (Philipp Born, Dominik Meffert und Ralph Grambow) O’Shannessy begrüßte und vorstellte. Im Publikum saßen neben zahlreichen Studierenden auch viele ehemalige und aktive Profi-Tennisspieler sowie Trainer. Gleich zu Beginn machte O’Shannessy klar, was unter dem Titel seines Vortrags zu verstehen ist, nämlich die Diskrepanz zwischen dem, was im Tennismatch tatsächlich passiert und dem, was tagtäglich auf dem Trainingscourt trainiert wird. „Im Training liegt der Schwerpunkt zum Beispiel häufig auf langen Ballwechseln. Meine Datenauswertungen zeigen aber, dass der mit Abstand größte Teil aller Punkte mit den ersten vier Schlägen erzielt wird. Aufschlag und Return spielen im Match also eine sehr, sehr große Rolle, werden im Training aber oft vernachlässigt“, erklärte O’Shannessy. Im Bereich „0-4 shots“ entscheide sich also, ob ein Spiel gewonnen oder verloren werde.
Mit vielen verschiedenen Statistiken unterstrich der Zahlenguru im Folgenden die Bedeutung der ersten vier Schläge im Tennis, nicht nur im Männertennis, sondern auch bei den Frauen und nicht nur im absoluten Topbereich, sondern auch bei Nachwuchsspielern. Durchschnittlich würden 70 Prozent aller Punkte zwischen Aufschlag und viertem Schlag erzielt, 20 Prozent mit den Schlägen fünf bis acht und zehn Prozent aller Punkte mit neun oder mehr Schlägen. „Mit unseren Augen können wir im Tennis sehr wenig analysieren. Datenmaterial ist alles. Zahlen sprechen eine strategische Sprache“, konstatierte er. Aus seinen Analysen leitet er auch Empfehlungen für die Praxis ab, die zum individuellen Spielstil und den persönlichen Stärken eines Spielers passen. Dieser Transfer der Erkenntnisse in die Praxis und in die Vermittlung des Tennis sei ein nächster wichtiger Schritt. Da waren sich das Publikum, O’Shannessy und die weiteren Podiumsgäste Alexander Flock, Ralph Grambow, Lars Uebel und TimPütz einig. In einer lebhaften Runde wurden zum Abschluss noch Trainingsempfehlungen und praktische Tipps ausgetauscht.