Referent*innen und Sprecher*innen

Referent*innen und Sprecher*innen

Univ.-Prof. Dr. Thomas Abel

Univ.-Prof. Dr. Thomas Abel

Deutsche Sporthochschule Köln

Kurzvita

Thomas Abel arbeitet im Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaften der Deutschen Sporthochschule Köln. Er ist seit 2003 Dozierender im Lehr- und Forschungsgebiet Schwimmen.

Sein Forschungs- und Lehrschwerpunkt liegt im Bereich des Sports von Menschen mit Behinderungen, wobei leistungsphysiologische Aspekte im Zentrum des Interesses stehen. Im Bereich der Sportarten Handcycling, Leichtathletik, Schwimmen und den Ballsportarten Rollstuhl-Basketball und Rollstuhl-Rugby bestehen umfangreiche Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit national und international aktiven Spitzensportler*innen.

Ein weiterer Forschungs- und Lehrschwerpunkt liegt im Bereich der Lehrer*innenbildung in den Bereichen: Umgang mit Heterogenität und der Förderung von Inklusion.

Thomas Abel ist Gründungsmitglied und Mitglied des steering board der European Research Group in Disability Sport (ERGiDS) und Beiratsmitglied in der Kommission Medizin des Deutschen Behindertensportverband e.V..

Zusammen mit Frau Dr. Raabe-Oetker ist er Rektoratsbeauftragter für Studierende mit einer Behinderung oder chronischen Erkrankung. In dieser Funktion ist er Mitglied in Arbeitsgruppen auf regionaler Ebene aller Hochschulen in Köln, in der Landesarbeitsgemeinschaft der Beauftragten an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen sowie auf Bundesebene. 

Seit 2020 ist er als Prorektor für Kommunikation, Digitalisierung und Diversität Teil der aktuellen Hochschulleitung der Deutschen Sporthochschule Köln.

Lucas Abel

Lucas Abel

Deutsche Sporthochschule Köln

Mit dem Show-Room Prinzip individualisiert Schwimmtechnik vermitteln

Lucas Abel, Andreas Bieder, Luis Ohlendorf & Ilka Staub

Der Schwimmunterricht konfrontiert Trainer*innen und Lehrer*innen mit zahlreichen Herausforderungen, die den Einsatz von individuellem Feedback erschweren. Zu diesen Herausforderungen gehören eine eingeschränkte Kommunikation, eine große Heterogenität der Lerngruppen, ein unzureichender Betreuungsschlüssel sowie Zeit- und Platzmangel.

In diesem Vortrag wird ein Prinzip des strukturierten Feedbacks, das sogenannte Show-Room-Prinzip, vorgestellt.  Das Prinzip kann mit und ohne Videofeedback für die individualisierte Vermittlung von Schwimmtechniken im Schul-, Freizeit- und Leistungssport eingesetzt werden.

Aus der Literatur geht hervor, dass die Schlüsselvariablen für erfolgreiches motorisches Lernen Instruktion, körperliche Übung und Feedback sind. Das Show-Room-Prinzip ermöglicht es, die oben genannten Variablen im Schwimmen zu realisieren, indem es zwischen eigenständigem Üben und strukturiertem Feedback abwechselt. Neben dieser theoretischen Grundlage werden praktische Anwendungen des Show-Room-Prinzips detailliert beschrieben, wobei Anwendungsbeispiele aus dem Bereich des Basislernens bis hin zum Schwimmen sowie aus dem Schul-, Freizeit- und Leistungssport vorgestellt werden. Abschließend werden Chancen der Verknüpfung des Show-Room-Prinzips mit Video-Feedback zur Selbstbeobachtung durch die Teilnehmenden dargestellt.

Kurzvita

Deutsche Sporthochschule Köln, Wissenschaftliche Assistenz am Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, Abteilung Didaktik und Methodik der Sportarten, Lehr- und Forschungsgebiet Schwimmen

Dozent an der Fresenius Hochschule für Trainings- und Bewegungslehre

Studium Lehramt Förderpädagogik

langjähriger Trainer im Bereich Schwimmen und Triathlon bei Kopfsprung Köln e.V. und Kölner Triathlon Team 01 e.V. sowie für die ProAthletes GmbH.

 

Birte Ahlers

Birte Ahlers

Projektleiterin an der städtischen Schulschwimm-Initiative Paderborn (Schip)

Optimierung der Wasserzeiten der Schulen durch den Paderborner Sportservice

Ahlers, B. - Paderborner Sportservice, Stadt Paderborn

Einleitung

Der Grundstein der Schwimmfähigkeit wird nicht selten im schulischen Schwimmunterricht gelegt. Die Schulen stehen vor der Herausforderung ihre Schülerinnen und Schüler so zu unterstützen, dass diese am Ende der Grundschule die Schwimmfähigkeit aufweisen. Hier unterstützt die Schulschwimm-Initiative Paderborn der Stadt Paderborn seit 2011 durch die Umsetzung verschiedener Projektbausteine sowohl inhaltlich als auch personell den Schwimmunterricht in den Paderborner Grundschulen. Zusätzlich galt es nun auch die organisatorischen Rahmenbedingungen zu optimieren, damit die Schulen über möglichst viel Wasserzeit für die Vermittlung der Schwimmfähigkeit verfügen.

Fragestellung

Seit mehr als 20 Jahren existieren die Belegungspläne für die Schwimmbäder sowie der dazugehörige Busfahrplan für den schulischen Schwimmunterricht in der Stadt Paderborn.

So verfügten manche Schulen durch die über die Jahre veränderten Zügigkeiten über dreimal so viel Zeiten als andere Schulen. Hinzu kommen Themen wie z.B., dass Wasserflächen trotz eingetragener Belegungen leer standen, kurzfristige Vertretungslösungen kaum realisierbar oder die Umkleidekapazitäten teilweise überlastet waren.  Diese und weitere Aufgaben galt und gilt es durch eine Optimierung der Pläne zu minimieren bzw. zukünftig lösen zu können.

Zielsetzung

Durch die Optimierung der Wasserzeiten wird das übergeordnete Ziel verfolgt, die Anzahl der Kinder im Grundschulalter, die nicht sicher schwimmen können, im Stadtgebiet Paderborn zu reduzieren. Die Anpassung des organisatorischen Rahmens für den Schwimmunterricht liegt in erster Linie bei den städtischen Grundschulen.

Durch eine Neuverteilung vorhandener Kapazitäten unter den städtischen Grundschulen bei vorzugsweise gleichbleibenden Zeitkontingenten aller anderen Nutzern, wird eine Optimierung der Auslastung bestehender Wasserflächen im Vormittagsbereich angestrebt.

Damit alle Schulen geplante Belegungszeiten optimal nutzen können, erfolgte zudem eine Neu-Ausschreibung des Bus-Transfers, um den Kindern möglichst viel Zeit im Wasser zu ermöglichen.

Herangehensweise

Zur Problemlösung wurde zunächst die Ausgangssituation analysiert. Hierbei wurden bspw. die verfügbaren und genutzten Kapazitäten der Bäder, die Zügigkeiten der städtischen Grundschulen oder auch die Wegezeiten der Schulen zu den unterschiedlichen Bädern berücksichtigt. Nach Anpassung der Belegungszeiten wurden die Belegungspläne und Busfahrpläne inkl. einheitlicher Abfahrts- und Ankunftszeiten erstellt. So wurden u.a. die Wegezeiten berücksichtigt und die Schulen dem nächstgelegenen Bad zugeordnet. Für eine bessere Planbarkeit (Personal, alternative Nutzer bei Absage) oder auch für eine mögliche Umsetzung alternativer Schwimmförderangebote, wurde die Zeiten vornehmlich blockweise an die Schulen vergeben.

Nach der Erstellung der Pläne erfolgte ein intensiver Abstimmungsprozess mit der PaderBäder GmbH, einem Busunternehmen sowie jeglichen Vertretern der Schulen.

Ausblick – Weitere Schritte

Die Optimierung der Wasserzeiten ist durch die Erstellung der neuen Pläne längst nicht abgeschlossen. Eine fortlaufende Begleitung und ggfls. Anpassung ist vor allem im Hinblick auf die sich verändernden Zügigkeiten unumgänglich. Zusätzlich wird geprüft, inwiefern eine Nutzung von Zeiten im Nachmittagsbereich, an Wochenenden oder in Freibädern für mögliche Projektwochen, Aktionstage o.Ä. ermöglicht werden kann.

Kurzvita

M.A. Birte Ahlers

Sportwissenschaftlerin im Schulverwaltungs- und Sportamt, Abt. Paderborner Sportservice, der Stadt Paderborn

Birte Ahlers studierte Angewandte Sportwissenschaften (B.A.) sowie Sport und Gesundheit (M.A.) an der Universität Paderborn.

Nach einer beruflichen Tätigkeit im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements übernahm die ehemalige Leistungsschwimmerin im Juli 2019 die Projektleitung der Schulschwimm-Initiative Paderborn (kurz SchIP) im Paderborner Sportservice der Stadt Paderborn.

SchIP ist ein Projekt der Stadt Paderborn zur Förderung der Schwimmfähigkeit von Kindern im Grundschulalter. Bereits seit 2011 wird durch die Umsetzung verschiedener Bausteine das Ziel verfolgt, dass alle Kinder mit Abschluss der Grundschule sicher schwimmen können.

Weitere Informationen zum Projekt unter:

https://www.paderborn.de/sport-freizeit/schwimmen

Gunter Archinger

Gunter Archinger

Geschäftsführer/stellv. Vorsitzender SV Bayer Uerdingen

KiTa Kinder wasserfit

Gunter Archinger; Schwimmverein Bayer Uerdingen 08 e.V., Krefeld

Im Jahr 2012 entstand in einer ersten Kooperation zwischen der Sportjugend Krefeld und der Stadt Krefeld (Sport- und Jugendamt) ein Schwimmlernangebot für einzelne Kindertagesstätten. Der Schwimmunterricht wurde durch Mitarbeitende der Stadt KR und nebenberufliche Übungsleiter*innen durchgeführt.

Nachdem das Projekt von Jahr zu Jahr weiteren Zulauf bekam, wurde im Jahr 2016 der SV Bayer Uerdingen 08 e.V. als Partner gewonnen.

Der SV Bayer 08 übernahm die komplette Organisation sowie die Durchführung der Kurse mit eigenem (hauptamtlichem) Personal in überwiegend städtischen Bädern.

Mittlerweile nehmen etwa ¼ der Krefelder Kindertagesstätten am Projekt teil, wobei sich jede KiTa aktiv in den Prozess einbringt. Die KiTas unterstützen die verantwortliche Übungsleitung im Wasser und organisieren die An- und Abreise der jeweiligen Gruppe in Eigenverantwortung.

KiTa Kinder wasserfit bietet pro Jahr ca. 400 Krefelder Kindern eine intensive Wassergewöhnung sowie eine gute Grundlage sichere Schwimmer*innen zu werden. Eine Erweiterung des Programms auf den Schulbetrieb ist geplant.

Kurzvita

Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann studierte Gunter Archinger am RheinAhrCampus unter Prof. Lutz Thieme Sportmanagement. Nach Beschäftigungen im privaten Sport- und Freizeitsektor trat er 2014 die Stelle als Geschäftsführer des größten Schwimmvereins in Deutschland beim SV Bayer Uerdingen 08 e.V. an. Er ist seit vielen Jahren in der Erwachsenenbildung aktiv und freiberuflicher Dozent an verschiedenen Hochschulen.

Florian Becker

Florian Becker

Förderschullehrer an der LVR-Irena-Sendler-Schule in Euskirchen

Max will nicht ins Wasser! Konzepte und Ideen für Herausforderungen des inklusiven Anfängerschwimmens. 

Schwimmen erschließt allen Kindern und Jugendlichen einen Bewegungsraum, in dem sie vielfältige und einzigartige Erfahrungen machen können. Der Schwimmunterricht bietet dabei gerade für inklusive Lerngruppen besondere Chancen, konfrontiert Lehrende und Lernende aber auch mit besonderen Herausforderungen. Der Zugang zum Wasser stellt für alle Schwimmanfänger*innen ein Wagnis dar, welches Ängste auslösen kann. Der Umgang mit der Angst vor dem Element Wasser ist dabei die Herausforderung, die von allen gemeistert werden muss. Unbestritten ist, dass ein Handicap insbesondere im körperlichen und motorischen Bereich diesen Lernprozess erschweren kann. Gerade Kinder und Jugendliche mit Behinderungen müssen deshalb die Chance erhalten, vielfältige Bewegungserfahrungen im Element Wasser zu machen. Sie müssen die Gelegenheit haben, durch offene Aufgabenstellungen Antriebskonzepte zu erproben, Auftrieb zu erleben und individuelle Lösungen zu entwickeln. Im Vortrag werden deshalb Hinweise zur Planung und Organisation einer Lernumgebung gegeben, in der Lernende eigenverantwortlich aktiv werden können und die es der Lehrkraft erlaubt, individualisiert auf die Bedürfnisse der Einzelnen in ihrer heterogenen Lerngruppe einzugehen. Ein wertschätzendes und unterstützendes Lehrerverhalten ist dabei die Basis, um Ängste zu überwinden und Wagnisse einzugehen.

Kurzvita

Florian Becker studierte an der Deutschen Sporthochschule Köln Sportwissenschaften und an der Universität zu Köln das Lehramt für Sonderpädagogik. Parallel zum Referendariat an einer Kölner Förderschule arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport an der Deutschen Sporthochschule. Seit dem Sommersemester 2014 ist er als Lehrbeauftragter an der Sporthochschule tätig. Von 2015 bis 2019 war er als abgeordnete Lehrkraft im Institut für Sportdidaktik und Schulsport an der Deutschen Sporthochschule. Aktuell arbeitet er als Förderschullehrer an der LVR-Irena-Sendler-Schule in Euskirchen. Er beschäftigt sich mit didaktischen und methodischen Aspekten des Sportunterrichtes in heterogenen Lerngruppen von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung sowie mit Projekten zur Teilhabeförderung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung durch Sport.

Dr. Andreas Bieder

Dr. Andreas Bieder

Deutsche Sporthochschule Köln

Kurzvita

Beruf:

seit 2003 Lehrkraft für besondere Aufgaben an der DSHS Köln, Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten

2002 bis 2003 Referent im Geschäftsbereich Leistungssport des DOSB

seit 1993 Wiss. Mitarbeiter an der DSHS Köln

 

Bildung:

bis 2003 Promotionsstudium an der DSHS Köln, Abschluss Dr. Sportwiss. bei Prof. Mader und Prof. Wilke

bis 1992 Studium der Sportwissenschaften an der Universität Göttingen, Abschluss M.A. bei Prof. Krüger

 

seit 2011 Gründungs- und Vorstandsmitglied sowie Trainer Kopfsprung Köln e.V.

Univ.-Prof. Dr. Tim Bindel

Univ.-Prof. Dr. Tim Bindel

Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Wir können schwimmen! Ein menschliches Phänomen zwischen Kultur, Sport und Überlebenstechnik

Tim Bindel

Das Schwimmen stellt vielleicht die zärtlichste Verschmelzung des Menschen mit seiner Welt dar. Wer schwimmt, verbindet sich, macht zugleich aber seinen Überlebenswillen und damit seine Abgrenzung zur Welt sichtbar. Aus dieser tiefen Verbeugung an die eigene Existenz hat sich bis in die Gegenwart eine Schwimm- und Badekultur entwickelt, die – entlang der menschlichen Historie und je nach gesellschaftlicher Bewertung – Hygiene und Wohlstand, Aristokratie, Lebensfreude oder Sport bedeutet.

In der modernen Bundesrepublik spielt das Phänomen auf dreierlei Weise eine Rolle: als Überlebenstechnik, als Badekultur und als Wettkampfsport. Die Bereiche sind miteinander verwoben, denn wer schwimmen lernt, sichert nicht nur sein Überleben, sondern steht am potentiellen Anfang der Sport- und Badekultur. Er oder sie ist bereit für die informellen, non-formalen und formalen Angebote, denen man nur schwimmend begegnen kann. In diesem Beitrag wird die skizierte Unterscheidung des Phänomens ethnografisch beleuchtet und der pädagogische Wert der Angebote für junge Menschen dargestellt. Ich möchte veranschaulichen, was Schwimmen in Schule, Freizeit und Verein auch in Zukunft bedeuten kann. Das wird nicht leicht, denn das Schwimmen in all seinen Facetten steht im Spannungsfeld zwischen einer zunehmenden Privatisierung von Körperlichkeit und einer anwachsenden Sehnsucht nach echtem Erleben.

Univ.-Prof. Dr. Jan Erhorn

Univ.-Prof. Dr. Jan Erhorn

Universität Osnabrück

Bewegung in der frühen Kindheit

Bewegung stellt insbesondere im frühen Kindesalter einen zentralen Zugang zur Welt dar (Buytendijk, 1956; Tambour, 1994; Dietrich, 2008). Während das Medium der Sprache für erwachsene Personen i. d. R. den dominanten Modus der Auseinandersetzung mit der Umwelt darstellt, setzen sich jüngere Kinder primär im Modus der Bewegung mit der materialen und sozialen Umwelt auseinander und erschließen sich dabei neue Lebensräume (Erhorn & Schwier, 2015; Erhorn, Schwier & Hampel, 2016). Dieser Prozess kann pädagogisch angebahnt und begleitet werden. Dafür ist jedoch eine konkretere Vorstellung darüber notwendig, wie und warum sich Kinder im frühen Kindesalter bewegen, wie Bewegung in der frühen Kindheit erlernt wird und wie dieser Prozess zielführend begleitet bzw. Bewegung vermittelt werden kann. Diese Fragen stehen im Zentrum des Vortrags.

Zunächst wird der Frage nachgegangen, wie und warum sich Kinder im frühen Kindesalter bewegen. Dafür werden die alterstypischen Bewegungsfertigkeiten thematisiert, wobei zwischen kulturübergreifenden, elementaren Bewegungsfertigkeiten und kulturell gerahmten, spezifischen Bewegungsfertigkeiten differenziert werden kann (Schwarz, 2018, Scheid, 2009). Da es zu kurz greift Bewegungen nur als äußerlich sichtbare Erscheinungen zu betrachten, sollen sie darüberhinausgehend als sinngeleitetes Handeln von Kindern begriffen werden. In diesem Zusammenhang werden die das Bewegungshandeln zentral bestimmenden Aktionsformen des Erkundens, Übens und Spielens eingeführt (Ehni, 2008/1985; Erhorn, 2012). Darauf aufbauend werden Überlegungen angestellt, wie Bewegungsformen bzw. Bewegungsfertigkeiten in der frühen Kindheit durch den Vollzug von Bewegungshandlungen erlernt werden können. Das Bewegungslernen in der frühen Kindheit wird als ein sinngeleiteter und selbsttätiger Bewegungsdialog mit der Bewegungsumwelt zur Lösung von Bewegungsproblemen verstanden (Trebels, 1992; Schwarz, 2014).

Abschließend werden Möglichkeiten der pädagogischen Gestaltung dieser Lernprozesse vorgestellt. Eine zentrale Bedeutung kommt der Darbietung einer anregungsreichen Lernumgebung zu. Denn ohne eine geeignete Bewegungsumwelt kommen keine reichhaltigen Bewegungsdialoge zustande und es findet kein differenziertes Bewegungslernen statt. Ebenfalls von hoher Bedeutung ist die Lernbegleitung, welche eine Anpassung der Bedingungen an die Voraussetzungen des Kindes, eine emotionale Unterstützung, ein Bewegungsvorbild oder Instruktionen sowie Momente einer Ko-Konstruktion (scaffolding, sustained shared thinking/ doing) umfassen kann (Brandes, 2019; Schwarz, 2018; Ungerer-Röhrich et al., 2015).

Literatur

Brandes, B. (2020). Bewegung und Entwicklung. In J. Erhorn, J. Schwier & B. Brandes (Hrsg.), Bewegung – Spielraum für Bildung. Chancen für bereichsbezogenes Lernen in der frühen Kindheit (S. 9-35). Bielefeld: Transcript.
Buytendijk, F.J.J. (1956). Allgemeine Theorie der menschlichen Haltung und Bewegung. Berlin: Springer.
Dietrich, K. (2008). Bewegungsförderung in gestaltbaren Umwelten. In J. Funke-Wieneke & G. Klein (Hrsg.), Bewegungsraum und Stadtkultur. Sozial und kulturwissenschaftliche Perspektiven (S. 99-125). Bielefeld: transcript.
Ehni, H. (2008/1985). Üben. In W. Petra & E. Balz (Hrsg.), Schulsport Didaktik und Methodik (S. 177 -186). Seelze-Velber: Friedrich.
Erhorn, J. & Schwier, J. (Hrsg.). (2015). Die Eroberung urbaner Bewegungsräume. SportBündnisse für Kinder und Jugendliche. Bielefeld: transcript.
Erhorn, J. (2012). Dem Bewegungsmangel auf der Spur. Zu den schulischen und außerschulischen Bewegungspraxen von Grundschulkindern. Bietefeld: transcript.
Erhorn, J., Schwier, J. & Hampel, P. (2016). Bewegung und Gesundheit in der KITA. Analysen und Konzepte für die Praxis. Bielefeld: transcript.
Scheid, V. (2009). Motorische Entwicklung in der frühen Kindheit. In. Baur, J. Bös, K., Conzelmann, A. & Singer, R. (Hrsg.), Handbuch motorische Entwicklung (S. 281-300). Schorndorf: Hofmann.
Schwarz, R. (2018). Motorische Förderung. In T. Schmidt & W. Smidt (Hrsg.), Handbuch empirische Forschung in der Pädagogik der frühen Kindheit (S. 249-271). Münster: Waxmann.
Schwarz, R. (2014). Frühe Bewegungserziehung. München: Reinhardt.
Tamboer, J. (1994). Philosophie der Bewegungswissenschaften. Butzbach, Griedel: Afra.
Trebels, A. H. ( 1992). Das dialogische Bewegungskonzept- Eine pädagogische Auslegung von Bewegung. Sportunterricht, 1, 20-29.
Ungerer-Röhrich, U., Popp, V. & Quarrte, S. (2015). Bildung durch Bewegung. Kita-Kinder ganzheitlich in ihrer Entwicklung fördern. Berlin: Comelsen Scriptor.

Kurzvita:

Jan Erhorn, Professor für Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt Sportpädagogik und Sportdidaktik an der Universität Osnabrück, Vorstand des interdisziplinären Forschungszentrums Center for Early Childhood Development and Education Research (www.ceder.uni-osnabrueck.de) und Vorstandsvorsitzender des niedersächsischen Instituts ftlr frühkindliche Bildung und Entwicklung (www.nifbe.de). Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. die empirische Unterrichtsforschung sowie Bewegung, Spiel und Sport in der frühen Kindheit. Neben seinen Forschungen in den Themenfeldern der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung und der Schule, unterstützt er Kindertagesstätten und Schulen bei der qualitativen Weiterentwicklung und Professionalisierung.

Ute Feinweber

Ute Feinweber

Stadt Bochum, Referat für Sport und Bewegung

„Schwimm Mit“! – Erhöhung der Schwimmfähigkeit bei Kindern in Bochum

Ute Feinweber, Jana Neumann

Stadt Bochum, Referat für Sport und Bewegung

Einleitung

Mit Blick auf die Notwendigkeit, die Quote der Nichtschwimmer*innen in Bochum zu senken, hat die Stadt Bochum das Projekt „Schwimm Mit!“ – Erhöhung der Schwimmfähigkeit bei Kindern als Kernaktivität in die Bochum Strategie aufgenommen. Sicher schwimmen zu können gilt als eine motorische Basiskompetenz und ist eine grundlegende Voraussetzung für die aktive Teilhabe an der Bewegungs-Spiel- und Sportkultur. Die Schwimmfähigkeit ist für Kinder und Jugendliche zudem in gesundheitlicher, in psychosozialer und in ihrer mitunter auch lebensrettenden Funktion von hoher Bedeutung.

Eine repräsentative forsa-Umfrage hat es deutlich aufgezeigt: 59 Prozent der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer*innen, dies gab die DLRG bekannt. Als sicherer Schwimmer*in wird bezeichnet, wer die Disziplinen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze erfüllt. Mit dieser Auffassung steht die DLRG nicht alleine da. Sie wird unterstützt von allen schwimmsporttreibenden Verbänden und der Kultusministerkonferenz. Die Schwimmfähigkeit der Kinder im Grundschulalter ist weiterhin ungenügend. Im Durchschnitt besitzen nur 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen ein Jugendschwimmabzeichen.

Konzept

Mit dem Bochumer Projekt „Schwimm Mit!“ soll die Schwimmfähigkeit generell erhöht werden, denn etwa die Hälfte der sechs-bis zehnjährigen Kinder kann am Ende der Grundschulzeit nicht ausreichend schwimmen. Trotz des in Lehrplänen vorgesehenen Schwimmunterrichts wird dieses wesentliche Ziel oft nicht erreicht. Unter schulischen Rahmenbedingungen lässt sich das Problem u.a. schon aus zeitlichen Gründen kaum lösen. Fehlt dann auch noch das familiäre Engagement oder reicht dies nicht aus, können institutionelle Programme oder aktive Netzwerke vor Ort helfen.

Die Auswirkungen der Corona Pandemie und der hierdurch bedingte Ausfall des Schulschwimmunterrichts sowie die lange Schließung der Schwimmstätten haben diese Tatsache noch weiter verschärft. Wenn jetzt nichts getan wird, wächst eine Generation von Nichtschwimmer*innen heran.

In einem Sportforum und sich daran anschließenden Workshops wurden bereits in 2019 mit verschiedenen Akteuren aus dem Schwimmsport, Experten und Interessensgruppen die Ursachen und Ziele diskutiert. Aus den Hinweisen der Akteure zeichnete sich deutlich ab, dass der Unterstützungsbedarf in benachteiligten Quartieren ungleich höher ist. Häufig fehlt hier das familiäre Engagement, so dass intensivere Unterstützungsmaßnahmen erforderlich sind. Aus diesem Grund sollen die städtischen Aktivitäten vorrangig hier zum Einsatz gebracht werden.           

Maßnahmen

Unter Beteiligung der Workshopteilnehmer*innen konnten praxisorientierte Lösungsansätze, konkrete Projektideen und neue Organisationsmodelle zur Verbesserung des Schwimmunterrichts erarbeitet und hieraus ein Katalog mit geeigneten Maßnahmen zur Erhöhung der Schwimmfähigkeit von Kindern in Bochum entwickelt werden. Leider konnten die für 2020 geplanten Projektmaßnahmen wie z.B. die Durchführung einer Schwimmkompaktwoche coronabedingt nicht stattfinden.

Ein besonderes Potential zur Erhöhung der Schwimmfähigkeit wird dem Einsatz sogenannter Schwimmassistenzen im Schwimmunterricht der Grundschulen bzw. in Klasse 5 und 6 der weiterführenden Schulen eingeräumt. Häufig stehen die Schulen mit einer hohen Zahl an Nichtschwimmer*innen vor der Herausforderung einen adäquaten Schwimmunterricht orientiert an den Leistungsniveaus der Kinder durchzuführen. Daher ist es vorgesehen, bei Bedarfzur Unterstützung des Schwimmunterrichts in den Bochumer Schulen Schwimmassistenzen an den „Schwimmstätten“ einzusetzen. Die Schwimmassistenzen werden aus den Bochumer Schwimmvereinen rekrutiert. Mit dem SV Blau-Weiß Bochum e.V. sowie dem SV Bochum 03 e.V. wurde eine Kooperation über den Einsatz von Schwimmassistenzen geschlossen.

Erfreulicherweise konnten bereits ab Mai dieses Jahres die Schwimmassistenzen in den Lehrschwimmbecken am Sportzentrum Westenfeld und in der Berliner Straße kurzfristig eingesetzt werden. Nach den Sommerferien ist im Rahmen einer Kooperation mit der WasserWelten Bochum GmbH der Einsatz der Schwimmassistenzen zunächst in den Bädern Querenburg und Langendreer vorgesehen. Nach Bedarf und verfügbarere Kapazität soll der Einsatz auf weitere Schwimmstätten ausgeweitet werden.

Weitere zum Teil schon umgesetzte oder in der Planung befindliche Maßnahmen sind die Einrichtung einer Internetplattform für Schwimmangebote, die Erfassung und Evaluierung der Schwimmfähigkeit, die bedarfsgerechte Ausstattung der Schwimmstätten, eine Schwimmkompaktwoche für Bochumer Grundschulen, die Ausweitung der Kurse „NRW kann schwimmen“, ein Wasserflächenmanagement im Kontext der Sportstättenbedarfsplanung sowie verschiedene Pilotprojekte.

Start eines ersten Pilotprojektes

Mit Beginn der Sommerferien konnten als erstes Pilotprojekt Schwimmkurse für Kinder mit internationaler Familiengeschichte in Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum und unter Einbindung des Kinder- und Jugendrings Bochum e.V. eingerichtet werden.

Unter dem Motto „Schwimm mit!“ lernen aktuell 40 Kinder mit internationaler Familiengeschichte in insgesamt vier Schwimmkursen das Schwimmen. Dank des niedrigen Inzidenzwertes war es nun endlich möglich eine solche Aktivität anbieten zu können.

In Zusammenarbeit mit den kooperierenden Bochumer Schwimmvereinen finden die Schwimmkurse täglich statt und umfassen insgesamt 10 Unterrichtsstunden für jedes Kind. Das Ziel der Kurse ist, den Kindern im Alter von 6 bis 12 Jahren, eine erste Wassergewöhnung zu ermöglichen und je nach individuellem Fortschritt am Ende des Kurses auch das Seepferdchen-Abzeichen abzulegen.

Die große Nachfrage bei Kindern mit internationaler Familiengeschichte macht schon jetzt die Notwendigkeit und den Bedarf für dieses Ferienkompaktangebot insbesondere für diese Alters- und Zielgruppe deutlich. Weitere Veranstaltungen in diesem Format sollen folgen. 

Inga Fokken

Inga Fokken

Deutsche Sporthochschule Köln

Lerngruppen analysieren und Schwimmunterricht passgenau gestalten

Inga Fokken, Ilka Staub & Tobias Vogt

Eine adäquate Planung, Organisation und Durchführung von Schwimmunterricht bedarf der Kenntnis der individuellen Lernausgangslagen der Lernenden hinsichtlich ihrer schwimmerischen Fähigkeiten und Fertigkeiten, um diesen möglichst passgenau gestalten zu können (Herrmann et al., 2020). Insbesondere im schulischen Schwimmunterricht sind die Vorerfahrungen der Schüler*innen mit dem Bewegungsraum Wasser oft sehr verschieden, aber auch beim Anfängerschwimmunterricht im Verein oder bei der privaten Schwimmschule zeigen sich in Bezug auf das Bewegungskönnen im Wasser häufig große Unterschiede (Kurz & Fritz, 2008).

Das vorgestellte Beobachtungsverfahren dient als methodisches Hilfsmittel, um vornehmlich zu Beginn des Schwimmunterrichts eine zügige Einordnung der Lernenden hinsichtlich ihres aktuellen Lernstands vorzunehmen. Dazu erfolgt zunächst eine Erstanalyse mittels Kurztest, die zur Einordnung der Lernenden in bis zu vier Stufen führt und dabei auch ermittelt, welche Lernenden bereits im Tiefwasser unterrichtet werden können („Blaue Bahn“) und für wen ein Unterricht im stehtiefen Wasser angezeigt ist. Der Einteilung in vier Stufen liegt das Vermittlungsmodell der Schwimmerischen Grundbildung zu Grunde (Staub & Fokken, 2020). Auf der Basis dieser Einordnung kann mithilfe des ABAS-Tests (Assessment of Basic Aquatic Skills; Vogt & Staub, 2020) eine vertiefte schwimmspezifische Bewegungsdiagnostik durchgeführt werden.

Der ABAS-Test besteht aus insgesamt 19 Aufgaben, die sich auf die schwimmerischen Grundfertigkeiten Atmen, (Unter-)Tauchen, Schweben, Gleiten, Drehen und Springen beziehen und in ihrer Komplexität zunehmen. Dazu gehören Aufgaben wie „Tauche unter Wasser und öffne deine Augen“ oder „Stoße dich vom Beckenrand ab und bleibe entspannt liegen“. Die Lernenden absolvieren jedoch nur die Aufgaben, die nötig sind, um nach der Erstanalyse die individuelle Lernausgangslage zu erfassen. Der ABAS-Test beinhaltet keine Aufgaben, die das Absolvieren einer längeren Schwimmstrecke oder das Beherrschen einer wettkampforientierten Schwimm-technik erfordern. Er eignet sich aber dennoch auch für fortgeschrittene Schwimmer*innen, bei denen nicht selten Förderbedarfe hinsichtlich der schwimmerischen Grundfertigkeiten festgestellt werden können (vorzugsweise im Hinblick auf die Grundfertigkeit des Atmens).

Zur Testung der „Tiefwassertauglichkeit“ dient die sog. „Blaue Bahn“. Dabei müssen verschiedene Aufgaben nacheinander (u.a. Untertauchen eines Hindernisses, Drehung um die Körperlängsachse, Wassertreten in der Vertikale, Schwimmen in Bauch- und Rückenlage) und ohne zwischenzeitliches Pausieren auf einer Außenbahn des Schwimmer*innenbeckens absolviert werden (etwa 25m), während die Lehrkraft die Lernenden am Beckenrand begleitet.

Eine genauere Betrachtung der Lernenden mithilfe des vorgestellten Verfahrens unterstützt die Lehrenden bei der differenzierten Einschätzung der individuellen Lernausgangslagen. Die detaillierte Lerngruppenanalyse ist die Basis für eine passgenaue Auswahl von Spiel- und Übungsformen sowie Bewegungsaufgaben im Schwimmunterricht. Es gilt, geeignete Lernanlässe zu arrangieren, die einen individuellen Lernzuwachs aller Lernenden im angestrebten Bereich ermöglichen. In der konkreten Umsetzung kann dafür beispielweise ein überwiegend offenes Setting mit mehreren Lernstation (analog zur Einteilung in die unterschiedlichen Stufen) gewählt werden.

Literatur

Herrmann, C., Sygusch, R., & Töpfer, C. (2020). Motorische Leistungsdispositionen von Schülerinnen und Schülern. In E. Balz, C. Krieger, W.-D. Miethling, & P. Wolters (Eds.), Empirie des Schulsports (3., überarb. Aufl. ed.). Meyer & Meyer Verlag.

Kurz, D., & Fritz, T. (2008). Das Bewegungskönnen der Kinder – eine Bestandsaufnahme. In I. d. L. NRW (Ed.), Kinder l(i)eben Sport. . Innenministerium des Landes NRW.

Staub, I., & Fokken, I. (2020). Vermittlungsinhalte einer umfassenden schwimmerischen Grundbildung. In T. Vogt (Ed.), Vermittlungskompetenz in Sport, Spiel und Bewegung. Sportartspezifische Perspektiven (pp. 129-148). Meyer & Meyer.

Vogt, T., & Staub, I. (2020). Assessment of basic aquatic skills in children: inter-rater reliability of coaches, teachers, students and parents. Journal of Physical Education and Sport, 20(2), 577-583. https://doi.org/0.7752/jpes.2020.02085

Kurzvita

seit 08/2021
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, DSHS Köln

04/2020 – 07/2020
Lehrkraft für besondere Aufgaben (Vertretung) LFG Schwimmen, Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, DSHS Köln

seit 04/2019
Lehrbeauftragte im LFG Schwimmen (BA/MA Lehramt Sport), Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, DSHS Köln

02/2018 – 04/2019
Wissenschaftliche Hilfskraft/Mitarbeiterin am Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, DSHS Köln

02/2017 – 01/2018
Vertretungslehrkraft Sport/Pädagogik Gymnasium Rodenkirchen, Köln 

seit 10/2015
Lehrbeauftragte im LFG Schwimmen (Säuglings- und Kleinkinderschwimmen), Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, DSHS Köln

07/2013 – 12/2015
Projektleiterin/wiss. Mitarbeiterin des zdi-Zentrums Köln, Koordinierungsstelle zur Förderung des naturwiss.-techn. Nachwuchs

06/2013
Zweites Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen, Seminar Köln

06/2010
Erstes Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen mit den Fächern Sport und Pädagogik (als Unterrichtsfach), Deutsche Sporthochschule Köln und Universität zu Köln 

seit 11/2007
Referentin im Bereich Säuglings- und Kleinkinderschwimmen und Schwimmenlernen für diverse Landeschwimmverbände, private Schwimmschulen sowie auf Tagungen und Kongressen

10/2003
Staatliche Prüfung zur Physiotherapeutin, Schule für Physiotherapie am Universitätsklinikum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Univ.-Prof. Dr. Elke Grimminger-Seidensticker

Univ.-Prof. Dr. Elke Grimminger-Seidensticker

Universität Paderborn

„Die anderen sagten ich sei fett, also nahm ich nicht am Schwimmunterricht teil“ – Herausforderungen im Schwimmunterricht aus der Perspektive von Kindern und Jugendlichen und sportdidaktische Konsequenzen für die Vermittlung von Schwimmen

Elke Grimminger-Seidensticker, Department Sport & Gesundheit, Lehrstuhl Sportdidaktik und -pädagogik, Universität Paderborn

Einleitung

Bewegung und Sport sind ein Kontext, in dem der Körper seine Leistungsfähigkeit, aber auch seine Ästhetik besonders in den Vordergrund rücken. Nicht alle Kinder und Jugendlichen erleben jedoch diese körperliche Exponiertheit als angenehm, sondern vielmehr als Grenzüberschreitung (Hunger, Böhlke & Witte, 2017), die zum Rückzug führen kann. Dem Schwimmunterricht kann im Hinblick auf körperliche Exponiertheit ein besonderes Potenzial zugeschrieben werden, da durch das Tragen von Badekleidung viele Körperstellen für Andere sichtbar werden, die ansonsten verdeckt bleiben. Die Gründe, warum manche Kinder und Jugendliche die körperliche Exponiertheit im Sport- bzw. Schwimmunterricht für belastend oder grenzüberschreitend erleben, sind unterschiedlich. Unterschiedliche Studien zeigen, dass Körperunzufriedenheit, Übergewicht, aber auch kulturell-religiöse Überzeugungen oder sexualisierte Deutungen seitens der Lehrkräfte eine bedeutsame Rolle spielen können. Geschlecht spielt dabei seltener eine Rolle, das heißt, Mädchen und Jungen können gleichermaßen körperliche Exponiertheit als unangenehm empfinden (Grimminger-Seidensticker, Korte, Möhwald & Trojan, 2019).

Fokus des Vortrags

Der Vortrag möchte überblicksartig darstellen, wie Kinder und Jugendliche Schwimmunterricht erleben. Dabei sollen insbesondere neuralgische Punkte der körperlichen Exponiertheit dargestellt und in ihrer Relevanz für die Vermittlung von Schwimmen diskutiert werden. Abschließend sollen didaktisch-methodische Möglichkeiten zur Gestaltung eines heterogenitätssensiblen Schwimmunterrichts aufgezeigt werden.

Literatur

Grimminger-Seidensticker, E., Korte, J., Möhwald, A. & Trojan, J. (2019). Körperunzufriedenheit, Angsterleben und Präferenzen didaktischer Inszenierungen im Sportunterricht der Grundschule. Zeitschrift für sportpädagogische Forschung, 7(2), 73-87.Hunger, I., Böhlke, N. & Witte, C. (2017). Körper im Fokus. Erlebte Grenzüberschreitungen im Sportunterricht. Sportunterricht, 66 (9), 264-269.

Kurzvita

Elke Grimminger-Seidensticker ist Professorin für Sportdidaktik und Sportpädagogik an der Universität Paderborn. Sie ist verantwortlich für die Sportlehramtsausbildung. Nach ihrem Lehramtsstudium der Fächer Sport und Französisch für das Gymnasium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg promovierte sie 2008 im Rahmen eines EU-Projekts zum Thema „Interkulturelle Kompetenz von Sportlehrkräften“. 2014 schloss sie ihre Habilitation zum Thema „Anerkennungs- und Missachtungsprozesse unter Schüler*innen im Sportunterricht“ ab. Diese Arbeit wurde mit dem 3. Platz des DOSB-Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Sie ist Fellow und Mitglied des Executive Board des European College of Sport Science.

 

Valeska Homburg

Valeska Homburg

Moderatorin

Andrea Milz

Andrea Milz

Staatssekretärin des Landes Nordrhein-Westfalen Abteilung III Sport und Ehrenamt des Landes NRW

Univ.-Prof. Dr. Nils Neuber

Univ.-Prof. Dr. Nils Neuber

Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Das ist doch ein Kinderspiel!? – Bewegung, Spiel und Sport im Grundschulalter

Prof. Dr. Nils Neuber, Institut für Sportwissenschaft, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Das Grundschulalter fällt in die mittlere Kindheit, die im Alter von 6-12 Jahren angesiedelt ist. Die Kindheit ist dabei sowohl von biologischen Einflussfaktoren (Lebensphase) als auch von sozialen Rahmenbedingungen abhängig (Lebenslage) (Bründel & Hurrelmann, 2017). Das Aufwachsen von Kindern in modernen Gesellschaften ist von einer Vielzahl an Möglichkeiten bei zunehmender Dynamisierung gekennzeichnet. Zugleich wird die Kindheit immer weiter pädagogisiert. Man spricht auch von einer Ausweitung des öffentlichen Erziehungs- und Bildungsauftrags (Rauschenbach, 2015). Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob Kindheit heute eher als Risiko oder als Chance zu verstehen ist (Stange, 2006). Zu den zentralen Entwicklungsaufgaben des Kindesalters gehören der Aufbau eines emotionalen Grundvertrauens sowie die Entwicklung motorischer Fähigkeiten. Beide Entwicklungsbereiche werden im Vortrag vorgestellt und im Hinblick auf Fördermöglichkeiten in der Praxis untersucht. Dazu werden auch fachdidaktische Konzepte, wie der psychomotorische und der sportorientierte Ansatz, herangezogen (Neuber, 2020). Diese Überlegungen werden im Ausblick auf das Schwimmen(lernen) bezogen, das sowohl motorische als auch psychische Heraus­for­de­run­gen für die Kinder bereithält.    

Literatur

Bründel, H. & Hurrelmann, K. (2017). Kindheit heute. Lebenswelten der jungen Generation. Weinheim; Basel: Beltz.

Neuber, N. (2020). Fachdidaktische Konzepte Sport – Zielgruppen und Voraussetzungen (Basiswissen Lernen im Sport, 2). Wiesbaden: Springer VS.

Rauschenbach, T. (2015). Gesellschaftliche Veränderungen: Umbrüche im Bildungswesen. In W. Schmidt, N. Neuber, T. Rauschenbach, H. P. Brandl-Bredenbeck, J. Süßenbach & C. Breuer (Hrsg.), Dritter Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht – Kinder- und Jugendsport im Umbruch (S. 50-77). Schorndorf: Hofmann.

Stange, H. (2006). Kindheit heute – Kindheit zwischen Chance und Risiko. In A. Fritz, R. Klupsch-Sahlmann & G. Ricken (Hrsg.), Handbuch Kindheit und Schule – Neue Kindheit, neues Lernen, neuer Unterricht (S. 37-60). Weinheim, Basel: Beltz.

Kurzvita

Prof. Dr. Nils Neuber; Institut für Sportwissenschaft, Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Promotion an der Deutschen Sporthochschule Köln, Habilitation an der Ruhr-Universität Bochum. Leiter des Arbeits­bereichs Bildung und Unterricht im Sport, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Sport­wissenschaft (IfS) und Studiendekan des Fachbereichs Psychologie und Sportwissenschaft an der WWU Münster sowie Sprecher des Forschungsverbundes Kinder- und Jugendsport NRW. Arbeitsschwerpunkte: Bildungs- und Unterrichtsforschung, Individuelle Förderung und Aufgabenkultur, Ganztagsbildung und Bildungsnetzwerke, Kompetenzentwicklung von Sportlehrkräften und Weiterbildung im Sport.

Jana Neumann

Jana Neumann

Stadt Bochum, Referat für Sport und Bewegung

„Schwimm Mit“! – Erhöhung der Schwimmfähigkeit bei Kindern in Bochum

Ute Feinweber, Jana Neumann

Stadt Bochum, Referat für Sport und Bewegung

Einleitung

Mit Blick auf die Notwendigkeit, die Quote der Nichtschwimmer*innen in Bochum zu senken, hat die Stadt Bochum das Projekt „Schwimm Mit!“ – Erhöhung der Schwimmfähigkeit bei Kindern als Kernaktivität in die Bochum Strategie aufgenommen. Sicher schwimmen zu können gilt als eine motorische Basiskompetenz und ist eine grundlegende Voraussetzung für die aktive Teilhabe an der Bewegungs-Spiel- und Sportkultur. Die Schwimmfähigkeit ist für Kinder und Jugendliche zudem in gesundheitlicher, in psychosozialer und in ihrer mitunter auch lebensrettenden Funktion von hoher Bedeutung.

Eine repräsentative forsa-Umfrage hat es deutlich aufgezeigt: 59 Prozent der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer*innen, dies gab die DLRG bekannt. Als sicherer Schwimmer*in wird bezeichnet, wer die Disziplinen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze erfüllt. Mit dieser Auffassung steht die DLRG nicht alleine da. Sie wird unterstützt von allen schwimmsporttreibenden Verbänden und der Kultusministerkonferenz. Die Schwimmfähigkeit der Kinder im Grundschulalter ist weiterhin ungenügend. Im Durchschnitt besitzen nur 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen ein Jugendschwimmabzeichen.

Konzept

Mit dem Bochumer Projekt „Schwimm Mit!“ soll die Schwimmfähigkeit generell erhöht werden, denn etwa die Hälfte der sechs-bis zehnjährigen Kinder kann am Ende der Grundschulzeit nicht ausreichend schwimmen. Trotz des in Lehrplänen vorgesehenen Schwimmunterrichts wird dieses wesentliche Ziel oft nicht erreicht. Unter schulischen Rahmenbedingungen lässt sich das Problem u.a. schon aus zeitlichen Gründen kaum lösen. Fehlt dann auch noch das familiäre Engagement oder reicht dies nicht aus, können institutionelle Programme oder aktive Netzwerke vor Ort helfen.

Die Auswirkungen der Corona Pandemie und der hierdurch bedingte Ausfall des Schulschwimmunterrichts sowie die lange Schließung der Schwimmstätten haben diese Tatsache noch weiter verschärft. Wenn jetzt nichts getan wird, wächst eine Generation von Nichtschwimmer*innen heran.

In einem Sportforum und sich daran anschließenden Workshops wurden bereits in 2019 mit verschiedenen Akteuren aus dem Schwimmsport, Experten und Interessensgruppen die Ursachen und Ziele diskutiert. Aus den Hinweisen der Akteure zeichnete sich deutlich ab, dass der Unterstützungsbedarf in benachteiligten Quartieren ungleich höher ist. Häufig fehlt hier das familiäre Engagement, so dass intensivere Unterstützungsmaßnahmen erforderlich sind. Aus diesem Grund sollen die städtischen Aktivitäten vorrangig hier zum Einsatz gebracht werden.           

Maßnahmen

Unter Beteiligung der Workshopteilnehmer*innen konnten praxisorientierte Lösungsansätze, konkrete Projektideen und neue Organisationsmodelle zur Verbesserung des Schwimmunterrichts erarbeitet und hieraus ein Katalog mit geeigneten Maßnahmen zur Erhöhung der Schwimmfähigkeit von Kindern in Bochum entwickelt werden. Leider konnten die für 2020 geplanten Projektmaßnahmen wie z.B. die Durchführung einer Schwimmkompaktwoche coronabedingt nicht stattfinden.

Ein besonderes Potential zur Erhöhung der Schwimmfähigkeit wird dem Einsatz sogenannter Schwimmassistenzen im Schwimmunterricht der Grundschulen bzw. in Klasse 5 und 6 der weiterführenden Schulen eingeräumt. Häufig stehen die Schulen mit einer hohen Zahl an Nichtschwimmer*innen vor der Herausforderung einen adäquaten Schwimmunterricht orientiert an den Leistungsniveaus der Kinder durchzuführen. Daher ist es vorgesehen, bei Bedarfzur Unterstützung des Schwimmunterrichts in den Bochumer Schulen Schwimmassistenzen an den „Schwimmstätten“ einzusetzen. Die Schwimmassistenzen werden aus den Bochumer Schwimmvereinen rekrutiert. Mit dem SV Blau-Weiß Bochum e.V. sowie dem SV Bochum 03 e.V. wurde eine Kooperation über den Einsatz von Schwimmassistenzen geschlossen.

Erfreulicherweise konnten bereits ab Mai dieses Jahres die Schwimmassistenzen in den Lehrschwimmbecken am Sportzentrum Westenfeld und in der Berliner Straße kurzfristig eingesetzt werden. Nach den Sommerferien ist im Rahmen einer Kooperation mit der WasserWelten Bochum GmbH der Einsatz der Schwimmassistenzen zunächst in den Bädern Querenburg und Langendreer vorgesehen. Nach Bedarf und verfügbarere Kapazität soll der Einsatz auf weitere Schwimmstätten ausgeweitet werden.

Weitere zum Teil schon umgesetzte oder in der Planung befindliche Maßnahmen sind die Einrichtung einer Internetplattform für Schwimmangebote, die Erfassung und Evaluierung der Schwimmfähigkeit, die bedarfsgerechte Ausstattung der Schwimmstätten, eine Schwimmkompaktwoche für Bochumer Grundschulen, die Ausweitung der Kurse „NRW kann schwimmen“, ein Wasserflächenmanagement im Kontext der Sportstättenbedarfsplanung sowie verschiedene Pilotprojekte.

Start eines ersten Pilotprojektes

Mit Beginn der Sommerferien konnten als erstes Pilotprojekt Schwimmkurse für Kinder mit internationaler Familiengeschichte in Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum und unter Einbindung des Kinder- und Jugendrings Bochum e.V. eingerichtet werden.

Unter dem Motto „Schwimm mit!“ lernen aktuell 40 Kinder mit internationaler Familiengeschichte in insgesamt vier Schwimmkursen das Schwimmen. Dank des niedrigen Inzidenzwertes war es nun endlich möglich eine solche Aktivität anbieten zu können.

In Zusammenarbeit mit den kooperierenden Bochumer Schwimmvereinen finden die Schwimmkurse täglich statt und umfassen insgesamt 10 Unterrichtsstunden für jedes Kind. Das Ziel der Kurse ist, den Kindern im Alter von 6 bis 12 Jahren, eine erste Wassergewöhnung zu ermöglichen und je nach individuellem Fortschritt am Ende des Kurses auch das Seepferdchen-Abzeichen abzulegen.

Die große Nachfrage bei Kindern mit internationaler Familiengeschichte macht schon jetzt die Notwendigkeit und den Bedarf für dieses Ferienkompaktangebot insbesondere für diese Alters- und Zielgruppe deutlich. Weitere Veranstaltungen in diesem Format sollen folgen. 

Luis Ohlendorf

Luis Ohlendorf

Deutsche Sporthochschule Köln

Geöffneter Schwimmunterricht - selbstbestimmt und motiviert Schwimmen lernen

Ohlendorf, L., Abel, L., Staub, I. - Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, Deutsche Sporthochschule Köln

Schwimmenlernen als anfänglicher und zentraler Auseinandersetzungsprozess mit dem Element Wasser sollte freudvoll und motivierend gestaltet werden, denn Freude am und Sicherheit im Wasser lassen sich nicht erzwingen, sondern entwickeln sich bei den Lernenden, wenn die Lernumgebung richtig gestaltet ist. Geöffneter Schwimmunterricht nach dem in diesem Beitrag dargestellten Verständnis schafft eine motivierende und effektive Lernumgebung aufbauend auf Erkenntnissen der Motivationsforschung von Deci & Ryan (2008) und an diese angelehnte Forschung zum motorischen Lernen nach Wulf & Lewthwaite (2016).

Anhand dieser Erkenntnisse wird ein geöffneter Schwimmunterricht dargestellt und Handlungsempfehlungen formuliert mit dem Ziel diesen organisatorisch-methodischen Rahmen theoretisch zu begründen und praxis- und anwendungsorientiert zu vermitteln. Es wird (1) eine allgemeine Unterrichtstruktur empfohlen, (2) der Unterschied von Offenheit und Beliebigkeit diskutiert, (3) Möglichkeiten des strukturierten Übens aufgezeigt und (4) der Aufbau und Mehrwert von offenen Bewegungslandschaften dargestellt. Die Rolle der Übungsleitung wird (5) anhand autonomieunterstützender Sprache verdeutlicht. Geöffneter Schwimmunterricht bietet (6) gute Möglichkeiten der Individualisierung und Differenzierung des Lernprozesses, welche an Praxisbeispielen ebenfalls erläutert werden. Auch alle anderen Handlungsempfehlungen werden durch konkrete Beispiele aus der Praxis ergänzt und vertieft.

Literatur

Deci, E. L. & Ryan, R. M. (2008). Self-determination theory. A macrotheory of human motivation, development, and health. Canadian Psychology, 49 (3), 182-185.

Wulf, G. & Lewthwaite, R. (2016). Optimizing performance through intrinsic motivation and attention for learning. The OPTIMAL theory of motor learning. Psychonomic Bulletin & Review, 23 (5), 1382 1414.

Kurzvita

Deutsche Sporthochschule Köln, Wissenschaftliche Assistenz und Lehrbeauftragter am Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, Abteilung Didaktik und Methodik der Sportarten, Lehr- und Forschungsgebiet Schwimmen

Übungsleiter und Koordinator der Anfängerschwimmausbildung bei Kopfsprung Köln e.V

Désirée Richter

Désirée Richter

Sport- u. Bäderamt Stadt Wuppertal, Referat Schulsport

SchulSchwimmWoche in Wuppertal, 21. - 25.06.2021

Désirée Richter
Sport- und Bäderamt der Stadt Wuppertal (Geschäftsführerin des Schulsport-Ausschusses)

Projektbeschreibung

Die 1. SchulSchwimmWoche in Wuppertal wurde in der vorletzten Schulwoche vor den Sommerferien durchgeführt: 21. – 25.06.2021. Sie fand täglich in der Zeit von 8.30 bis 15.30 Uhr in fünf verschiedenen Bädern statt (Schwimmsportleistungszentrum, Schwimmoper, Stadtbad Uellendahl, Gartenhallenbad Langerfeld, Freibad Neuenhof).

Mit 41 Klassen von 18 Schulen (13 Grundschulen, 4 weiterführende Schulen und 1 Förderschule) kamen täglich rund 850 Kinder und Jugendliche in den Genuss, eine Schwimmzeit im Wasser mit personeller Unterstützung durch Schwimmhelfer*innen des Schwimmverbandes zu genießen.

Grundsätzlich soll allen teilnehmenden Kindern/Jugendlichen die Chance gegeben werden, an fünf aufeinander folgenden Tagen eine Schwimmzeit von ca. 60 Minuten zu nutzen. Es handelt sich also um eine Intensiv-Schwimmwoche während der Unterrichtszeit. Die Organisation vor Ort bzw. das Konzept für das Schwimmtraining obliegt den Lehrer*innen. Hier gibt es vielerlei Möglichkeiten, von der Wassergewöhnung, Seepferdchen-Kurs, Wassergymnastik, Wasserball, etc. Das Hauptaugenmerk sollte natürlich auf das „Sicher Schwimmen lernen“ gelegt werden. Durch den Schwimmverband Wuppertal konnte nahezu jeder Klasse ein Schwimmassistenz an die Seite gestellt werden, die das Lehrpersonal unterstützt und sogar mit den Kindern und Jugendlichen ins Wasser gehen konnte. Dem Lehrpersonal wurde von der Landesstelle für den Schulsport die DGUV- Broschüre 202-107 und das zugehörige Handkarten-Set zur Verfügung gestellt.

Kooperationspartner*innen

In Abstimmung mit den Sportlehrer*innen der Schulen erfolgte die Einteilung der Schwimmzeiten. Der Stadtbetrieb Schulen organisierte und finanzierte den Transfer von den Schulen zu den Schwimmstätten und wieder zurück. Der Schwimmverband Wuppertal e.V. stellte Schwimmassist*innen zur Verfügung und finanzierte diese auch zu 1/3. Weitere finanzielle Unterstützung erhielten wir vom Stadtsportbund/Sportjugend. Das letzte Drittel wurde von der Landestelle für den Schulsport zur Verfügung gestellt. Das Badpersonal unterstützte vor Ort.

Planung und Organisation

Im Dezember erfolgten die ersten Gespräche mit der Landesstelle für den Schulsport. Da aber Corona im Frühjahr noch sehr präsent und die Rückkehr in die Schulen noch undenkbar war, wurde die SchulSchwimmWoche nach einer weiteren Besprechung am 14.04.21 erst nach den Osterferien (21.04.21) ausgeschrieben. Trotz der kurzen „Bewerbungsfrist“ war die Resonanz und Begeisterung bei den Schulen riesig. Meldeschluss war der 17.05.21. Die konkrete Belegung war am 01.06. fertig, dann musste der Bustransfer organisiert werden. Am 11.06.21 stand sowohl der Belegungs- als auch der Busfahrplan fest. Aufgrund der Corona- Abstandsregeln fand in den Bädern während der Schulschwimmzeiten kein weiterer Badebetrieb statt.

Fazit

Aufgrund der Hygieneauflagen und Abstandsregeln wegen der Corona-Pandemie war bei den Schülergruppen besonders viel Disziplin gefragt. Die Regeln wurden verantwortungsbewusst eingehalten.
Den Kindern merkte man die lange Wasserabstinenz an. Nicht nur, dass das Verhältnis von Schwimmern zu Nichtschwimmern anfangs bei 1/3 zu 2/3 lag, sondern viele Kinder haben während der Corona-Zwangspause augenscheinlich auch allgemein weniger Bewegung gehabt.

Manche von ihnen, besonders Kinder mit Migrationshintergrund, waren zum ersten Mal in einem Schwimmbad. Hier waren die Schwimmassistent*innen besonders wichtig, die den Kindern behutsam durch Übungen und Hilfestellung die Angst vorm Wasser nehmen konnten.

Die Lehrer*innen war durchweg begeistert und lobten die sichtbaren Erfolge. Viele Kinder konnten ihr Seepferdchen-Abzeichen machen oder sogar zu sicheren Schwimmer*innen werden. Gegenüber der sonst üblichen 30minütigen Netto-Wasserzeit wurden die 60 Minuten als echter Mehrwert empfunden. So konnte unverkrampft über Spaß und Spiel zum Training übergegangen werden. Auch Außergwöhnliches wie beispielsweise Flossentraining konnte ausprobiert werden.

Kurzvita

Désirée Richter ist 41 Jahre alt, verheiratet und hat eine 10jährige Tochter. Sie arbeitet seit 1999 bei der Stadt Wuppertal und seit 2019 beim Sport- und Bäderamt. Dort ist sie als Geschäftsführerin des Ausschusses für den Schulsport hauptsächlich für die Organisation und Durchführung außerschulischer Sportangebote / Stadtmeisterschaften zuständig. Überdies betreut sie auch andere sportliche Projekte im Stadtgebiet, z.B. Sport im Park.

Désirée Richter hat mit 5 Jahren in Wuppertal schwimmen gelernt und die Schwimmbäder sind seit jeher ihre 2.Heimat. Neben dem Leistungsschwimmen hat sie 10 Jahre lang erfolgreich Wasserball-Bundesliga gespielt. Sie ist in ihrem Heimat-Schwimmverein ehrenamtlich im Vorstand tätig und hat auch schon Schwimmkurse für Kinder gegeben. Erst kürzlich hat sie die 3.Klasse ihrer Tochter beim Schulschwimmen als Schwimmassistentin unterstützt.

Susanne Blasberg-Bense

Susanne Blasberg-Bense

MDgt'in im Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen

Anna Sendt

Anna Sendt

Technische Universität Dortmund

Schwimmen lernen von Kindern mit Migrationshintergrund – Eine Analyse der Rahmenbedingungen in Nordrhein-Westfalen

Sendt, A., Wolter, V., & Jaitner, T. - Institut für Sport und Sportwissenschaft, Technische Universität Dortmund

Einleitung

Die Fähigkeit zu Schwimmen ist ein in den letzten Jahrhunderten gewachsenes Kulturgut und eine Voraussetzung, um an der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur aktiv teilhaben zu können. Neben lebensrettenden Zielsetzungen, wie der Prävention von Ertrinkungsunfällen, hat die Schwimmausbildung weitere gesundheits- und entwicklungsbegleitende Funktionen. In der Betrachtung soziodemografischer Dimensionen wird deutlich, dass unter den Nichtschwimmer*innen weniger Kinder mit einem höheren sozialen Status zu finden sind. Wenn das familiäre Umfeld, unter anderem aus kulturellen Gründen, weniger Bezug zum Schwimmen und dem Bewegungsraum Wasser hat, eventuell sogar selbst nicht schwimmen kann, wird der Unterschied durch die ‚intergenerationale Vererbung‘ noch verstärkt und begründet oftmals eine höhere Nichtschwimmer*innen-Quote in der Gruppe der Kinder mit Migrationshintergrund.

Ein wichtiger Baustein für einen flächendeckenden Zugang zur Zielgruppe ist daher der schulische Schwimmunterricht. Es stellen sich deshalb die Fragen, welche Rahmenbedingungen des schulischen Schwimmunterrichts fördernd und hemmend auf die Schwimmfähigkeit von Kindern (mit Migrationshintergrund) Einfluss nehmen und welche Strategien Lehrkräfte entwickeln, ihren Schwimmunterricht trotz vielfältig heterogener Lerngruppen erfolgreich zu gestalten.

Methode

Für den Standort Dortmund wurden die personalen und organisationalen Unterstützungsstrukturen am Beispiel von Schwimmassistent*innen respektive lokalen Kooperationen über qualitative, leitfadengestützte Interviews mit Mitarbeiter*innen aus Schulen, Sportvereinen und der kommunalen Organisationsebene (n=6) beleuchtet. Zudem konnten über eine Online-Befragung und vertiefende Einzelinterviews (n=4) mit Sportlehrkräften Einblicke in die Entwicklung einer interkulturellen Kompetenz durch die Aus- und Fortbildungsstrukturen gewonnen werden.

Ergebnis

In Bezug auf die Chancen und Herausforderungen in der schulischen Schwimmausbildung steht für die Befragten ziel-/altersgruppenübergreifend die Vermittlung einer Wassersicherheit an erster Stelle. Auffällig sind, aus Sicht der Befragten, sinkende Schwimm-/Wasservorerfahrungen bei Kindern und Jugendlichen aus schwächeren Sozialräumen. Besondere Rahmenbedingungen für Kinder mit Migrationshintergrund, wie beispielsweise die Aufklärung der Eltern sowie der Umgang mit geringen Sprachkenntnissen, Geschlechterrollen und Körperlichkeit, müssen von Anfang an berücksichtigt werden. Aufgrund der allgemeinen Strukturbedingungen (Lerngruppenheterogenität, Personal-/Organisationsstrukturen usw.) rücken sie jedoch oft in den Hintergrund. Der Einsatz von gut ausgebildeten Schwimmassistent*innen und die verstärkte Thematisierung kultursensibler Inhalte und Organisationsmöglichkeiten in der Aus- und Fortbildung von Sportlehrkräften können den schulischen Schwimmunterricht zielgruppengerechter gelingen lassen.

Diskussion

Die bestehenden Rahmenbedingungen für die Organisation und Durchführung des schulischen Schwimmunterrichts erschweren die Fokussierung zielgruppenspezifischer Bedarfe. Über die Erhebungen wurde zudem erneut die Bedeutung der verschiedenen Sozialisationsinstanzen in Bezug auf eine Wassergewöhnung und Wassersicherheit in den Fokus gerückt, die den Erfolg des schulischen Schwimmunterrichtes, aber vor allem den Erfolg einer niedrigen Nichtschwimmer*innen-Quote vorbereiten und begleiten können. Zukünftig sollten kulturellen Besonderheiten im Umgang mit dem Bewegungsraum Wasser berücksichtigt und fördernde Maßnahmen auf die individuellen Bedarfe der Zielgruppen angepasst werden. Der Einsatz von unterstützenden Schwimmassistent*innen zeigt sich dahingehend als überaus empfehlenswert, bedingt jedoch einen erhöhten organisatorischen Aufwand. Für eine flächendeckende Bedarfserhebung und Überprüfung der Einsatzeffizienz empfiehlt sich die Entwicklung einer schwimmspezifischen Testbatterie.

Kurzvita

Werdegang:

2010 – 2017     Lehramtsstudium an der TU Dortmund (Fächer: Sport, Englisch)

2017 – 2019     Referendariat an einem Dortmunder Gymnasium

seit 2019          wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Sport und Sportwissenschaft der TU Dortmund

weitere Tätigkeiten:

seit 2016          Referentin im Schwimmverband Südwestfalen

weitere Qualifikationen:

Trainer C Leistungsschwimmen, Fachübungsleiter Rettungsschwimmen, Zertifikat zur Ausbildung von Sporthelfern

Dr. Olga Siegmund

Dr. Olga Siegmund

Stadtsportbund Aachen

Aachener Kids auf Schwimmkurs

Förderung der Schwimmfähigkeit für Aachener Grundschulkinder durch das SportBildungswerk des Stadtsportbund Aachen e.V.

Siegmund, O.

SportBildungswerk des Stadtsportbund Aachen e.V.

Die aktuelle wissenschaftliche Datenlage zeigt, dass beim Übergang in die weiterführende Schule jedes zweite bis vierte Kind nicht sicher schwimmen kann. Gerade mit gestiegener Fluchtmigration finden sich vermehrt ängstliche Kinder im schulischen Schwimmunterricht ein. Die Diskrepanzen zwischen den wasserscheuen Nichtschwimmern*innen und sicheren Schwimmer*innen klaffen weiter auseinander. Diese Heterogenität wird für Lehrkräfte im Schwimmunterricht zur größten Herausforderung.

Im Folgenden werden zwei Projekte vorgestellt, die in Aachen stattfinden, und deren Stärken, Schwächen und Wirksamkeit bewertet.

Projekt „Aachener Kids auf Schwimmkurs“

Die Intervention erfolgte in Form einer zusätzlichen, qualifizierten Übungsleitung, die jede teilnehmende Schulklasse im regulären Schwimmunterricht für eine Einheit wöchentlich unterstützte. Dabei wurde von der Übungsleitung eine separate Gruppe an Schüler*innen betreut, in der Regel Nichtschwimmer*innen. Eine schriftliche Befragung der Lehrer*innen nach jedem Schulhalbjahr mit einem standardisierten Fragebogen ermittelt die Wirksamkeit des Projektes im Hinblick auf die Projektziele, dessen Stärken und mögliche Schwierigkeiten.

Ergebnisse der Evaluation: Seit der Pilotphase im Schuljahr 2017 / 2018 nahmen bis zum ersten Lockdown im März 2020 30 35 Grundschulen in jedem Schulhalbjahr am Projekt teil. Die absolute Mehrheit der Schwimmklassen (> 90%), die am Projekt teilgenommen haben, haben einmal wöchentlich Schwimmunterricht. Jede vierte Klasse hat weniger als eine halbe Stunde (!) reine Schwimmzeit pro Einheit; weitere 65 % - zwischen 30 und 45 Minuten.

Nach der Einschätzung der positiven Veränderungen werden von den Lehrkräften auffällig häufig, vor allem in Bezug auf Nichtschwimmer*innen, die Faktoren „Angst nehmen/Vertrauen“ und „Freude am Wasser/Motivation“ genannt. Für bereits schwimmfähige Kinder lässt sich ein verbessertes Techniklernen und gesteigerte Ausdauer feststellen. Dass diese positiven Veränderungen mit der Aufteilung in Kleingruppen, zusammenhängen, ist naheliegend und wird auch von den Lehrkräften bestätigt.

Fazit und Ausblick: Die Teilnahme am Schwimmprojekt hat sich aus Sicht von 100% der Befragten gelohnt. Die Unterstützung wird im gleichen oder höheren Umfang weiterhin gewünscht. Im Schuljahr 2021 / 2022 wird das Projekt in den Grundschulen fortgeführt und auf weiterführende Schulen ausgeweitet.

Projektpartner: Fachbereich Sport der Stadt Aachen, Franziska-van-Almsick-Stiftung, Lions Club Carolina Aachen, Aachener Bank, actimonda-Krankenkasse, Aachener Firmenlauf, Nele und Hanns Bittmann e.V.

Ferienschwimmkurse „NRW kann schwimmen!“

Die wichtigsten Informationen zum Landesprogramm „NRW kann schwimmen! Schwimmen lernen in den Schulferien in NRW!“ sind unter https://www.swimpool.de/schwimmjugend/nrw-kann-schwimmen.html verfügbar.  

Erfahrungen aus Aachen:

  • Bewerbung über die Schulen
  • im Sommer 2021 1000 Anmeldungen für 325 Plätze, gerade jetzt sehr hohe Nachfrage
  • kaum ein Verständnis für die begrenzten Plätze, für Ablehnung
  • oft Sprachbarrieren bei Eltern
  • weniger Wertschätzung wegen des geringeren Preises
  • kurzfristige oder keine Abmeldungen
  • Emails werden oft nicht gelesen
  • zwei ÜL unterschiedlichen Geschlechts
  • ohne Eltern, daher mit älteren Kindern. Erstklässler*innen sehr oft zu unselbständig
  • Kinder mit Einschränkungen – Einzelfallentscheidung

Kurzvita

02/2016 - aktuell
SportBildungswerk des Stadtsportbund Aachen e.V. pädagogische Leitung (Organisation von Schwimm- und Sportkursen inkl. Rehasport, Organisation der Qualifizierungen im Sport, verantw. Koordinierung des Projektes "Aachener Kinder auf Schwimmkurs")

10/2009 - 06/2015
Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten
Lehrkraft für besondere Aufgaben und wissenschaftliche Mitarbeiterin
Lehrverpflichtung im Schwimm- und Segelsport
wissenschaftliche Evaluation des Projekts „Anerkannter Bewegungskindergarten mit dem Pluspunkt Ernährung“

10/2004 - 09/2009
diverse Anbieter in Raum Köln
Übungsleiterin Schwimmen für Kinder, Erwachsene, Senioren

10/2009 - 04/2014
Promotion, Deutsche Sporthochschule Köln

04/2003 - 06/2009
Diplom-Sportwissenschaft, Deutsche Sporthochschule Köln
Studienschwerpunkte: - Training und Leistung (Schwimmen, Segeln, Klettern)

Dr. Ilka Staub

Dr. Ilka Staub

Deutsche Sporthochschule Köln

Zur Bedeutung der schwimmerischen Grundfertigkeiten für das Schwimmen(-lernen)

Ilka Staub & Inga Fokken

Die schwimmerischen Grundfertigkeiten Atmen, (Unter-)tauchen, Schweben, Gleiten, Springen, Drehen und Rollen nehmen einen elementaren Stellenwert bei der Erschließung des Bewegungsraums Wasser ein. Es existieren zahlreiche Planungskonzepte, sportdidaktische Modelle, Handbücher und Praxisleitfäden für den Schwimmunterricht, in denen übereinstimmend die Bedeutung der Grundfertigkeiten betont wird. Dennoch wird im Unterricht oft sehr frühzeitig die Vermittlung einer normierten Schwimmart angestrebt. Dabei wird jedoch die Bedeutung unterschätzt, die die Entwicklung einer grundlegenden Wasservertrautheit, die Ausbildung des Wassergefühls sowie die Erfahrung vielfältiger Antriebsmöglichkeiten für das Ziel des souveränen Aufenthalts im Wasser hat.

Schwimmen lernen beginnt unter Wasser (Bissig & Gröbli, 2004; Wilke & Daniel, 2002), denn nur der komplett eingetauchte Körper ist in der Lage den vollständigen Auftrieb zu erleben. Dies ist insofern bedeutsam, als dass der kindliche Kopf im Vorschulalter im Verhältnis zum Körper noch deutlich größer und schwerer ist als beim Erwachsenen. Daher ist es für Kinder deutlich schwieriger den „Kopf über Wasser zu halten“, weil das Herausheben des Kopfes zu einem erheblichen Auftriebsverlust führt.

Das Eintauchen ins Wasser erfordert Zutrauen. Kinder brauchen unterschiedlich viel Zeit, um sich an die Bedingungen des Wassers zu gewöhnen und sich im und unter Wasser wohlzufühlen. Die Erfahrung des eigenen Auftriebs ist verbunden mit der Erkenntnis „Das Wasser trägt mich“ (Staub & Fokken, 2020). Somit sind Kinder in der Lage Widerstände im Wasser zu spüren und sie für die Fortbewegung zu nutzen. Es ergeben sich eine Vielzahl an Bewegungsmöglichkeiten, die zu einem Repertoire an individuellen, erfahrungsbezogenen und situativ flexiblen Antriebsmöglichkeiten führen. Mit dem entstandenem „Wasser(bewegungs)gefühl“ (Lange & Volck, 1999) und der Erkenntnis „ich komme voran“ steht dem Erlernen einer oder mehrerer normierter Schwimmarten nichts mehr im Wege. Es ist grundsätzlich möglich eine Schwimmart zu erlernen, ohne sich mit den spezifischen Eigenschaften des Wassers im Sinne eines Bewegungsdialogs auseinanderzusetzen. Eine Reduzierung des Lernprozesses (z.B. auf Arm- und Beinbewegungen) führt jedoch zu einer massiven Einschränkung der Wassersicherheit (Brenner et al., 2006)und reduziert die Möglichkeiten das Wasser als Bewegungsraum zu nutzen (Rheker, 2011).

Die Fokussierung auf die schwimmerischen Grundfertigkeiten sind im Sinne einer Schwimmerischen Grundbildung von zentraler Bedeutung für den Prozess des Schwimmenlernens. Für die Umsetzung in der Praxis sollen die schwimmerischer Grundfertigkeiten daher nicht „abgearbeitet“, sondern als integraler Bestandteil des Schwimmunterrichts sowie eines späteren Schwimmtrainings betrachtet werden (Fokken et al., 2021).

Literatur

Bissig, M., & Gröbli, C. (2004). SchwimmWelt: Schwimmen lernen - Schwimmtechnik optimieren SchulVerlag.
Brenner, R., Moran, K., Stallman, R., Gilchrist, J., & McVan, J. (2006). Swimming ability, water safety education, and drowning prevention. Handbook on drowning: Prevention, rescue, treatment.
Fokken, I., Staub, I., & Vogt, T. (2021). Tauchen, Schweben, Gleiten – und wann lernen die Kinder endlich schwimmen?! Praxis Grundschule, 2021(2).
Lange, J., & Volck, G. (1999). Schwimmen und Schwimmunterricht in der Schule - Problemlage und ein Lösungsansatz. sportpädagogik, 5, 16-25.
Rheker, U. (2011). Alle ins Wasser: Spiel und Spaß für Anfänger (3. Aufl. ed., Vol. 1). Meyer & Meyer Verlag.
Staub, I., & Fokken, I. (2020). Vermittlungsinhalte einer umfassenden schwimmerischen Grundbildung. In T. Vogt (Ed.), Vermittlungskompetenz in Sport, Spiel und Bewegung. Sportartspezifische Perspektiven (pp. 129-148). Meyer & Meyer.
Wilke, K., & Daniel, K. (2002). Schwimmen: Lernen, Üben, Trainieren (4., korr. ed.). Limpert.

Kurzvita

seit 09/2013

Lehrkraft für besondere Aufgaben im Schwimmen (100%)

Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten,
Abteilung für Didaktik und Methodik der Sportarten

Deutsche Sporthochschule Köln

seit 08/2011

Gründungsmitglied und Trainerin, Kopfsprung Köln e.V.

04/2011 – 08/2020 Geschäftsführerin

seit 2005

 

Referentin / Beraterin

Verbände: Badischer Schwimmverband e.V. I Deutsche Schwimmjugend e.V. I Deutsche Schwimmtrainervereinigung e.V. I Deutscher Schwimmverband e.V. I Schwimmverband Nordrhein-Westfalen e.V. I Sportärztebund Nordrhein e.V. I Württembergischer Tauchverband e.V.

Vereine: SSF Bonn e.V. I SSV Erfurt-Nord e.V. I Wasserfreunde Spandau 04 e.V. I TSV Bayer-Dormagen e.V.

Schwimmschulen: Schwimmschule „Flipper“ I Schwimmschule „Plitsch-Platsch“

Bildungsweg

04/2014 - 07/2021

Promotion zur Dr. Sportwiss.

Betreut durch Jun.-Prof. Dr. Tobias Vogt

Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, Deutsche Sporthochschule Köln

"Zur Vermittlung im Schwimmen: Prognosen der Leistungsentwicklung im Nachwuchsleistungssport: Empirische Befunde und Konsequenzen"

Prof. Dr. Lutz Thieme

Prof. Dr. Lutz Thieme

Hochschule Koblenz

Lutz Thieme studierte an der Universität Leipzig Sportwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Psychologie und arbeitete zunächst im Sportamt der Stadt Dresden. Weitere berufliche Stationen waren das sächsische Umweltministeriums, der Verkehrsverbundes Oberelbe, die Marketingabteilung der TU Dresden. Parallel dazu sowie zum ehrenamtlichen Engagement im Sport entstand seine Promotion. Seit Herbst 2001 verantwortet Thieme am RheinAhrCampus in Remagen das Lehrgebiet Sportmanagement. Seit 2012 ist er zudem Privatdozent an der Universität des Saarlandes. Seine Forschungsschwerpunkte lie-gen in der Entwicklung von Steuerungsinstrumenten für Sportvereine und –verbände, im Bereich der öffentlichen Sportförderung, der Verhaltensökonomik und der Wissenschaftstheorie. Er engagiert sich ehrenamtlich in Wissenschafts- und Sportorganisationen. Zudem berät er Sportvereine, Sportverbände und Sportverwaltungen.

Jun. Prof. Dr. Tobias Vogt

Jun. Prof. Dr. Tobias Vogt

Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, DSHS Köln

Kurzvita

Jun.-Prof. Dr. habil. Tobias Vogt leitet das Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten, Abteilung Didaktik und Methodik der Sportarten an der Deutschen Sporthochschule Köln. 

Forschungsprojekte widmet er der sportartspezifischen Vermittlungsforschung, insbesondere in Breiten-, Schul- und (Nachwuchs-)Leistungssport-Settings. Einen Schwerpunkt bildet darin das Bewegungslernen und -handeln sowie grundlegender die Bewegungskontrolle.

Tobias Vogt vertritt die Deutsche Sporthochschule Köln aktiv im 'Forschungsverbund Kinder- und Jugendsport NRW'.

Verantwortlich für den Aufbau eines international-geförderten Graduiertenkollegs zu ‚Performance control in sports: Skill-related motor behaviour of sports-specific movement techniques in novices and athletes‘ war er zwischen 2016 und 2018 regelmäßig an der Waseda University (Japan) in Forschung und Lehre tätig; in 2019 wurde er an der Faculty of Sport Sciences zum Adjunct Associate Professor ernannt.

Tobias Vogt ist Fellow des European College of Sport Science und wurde zu mehrmonatigen Lehr- und Forschungsaufenthalten an die University of the Sunshine Coast (Australien) und die Loughborough University (England) eingeladen.

Ulrike Volkenandt

Ulrike Volkenandt

Schwimmverband Nordrhein-Westfalen

Schwimmen lernen - schon zuhause

Schwimmlehrer*innen stehen immer wieder vor der Herausforderung, dass Kinder nicht ans Wasser gewöhnt sind, aber schnellstmöglich schwimmen lernen sollen. Dabei können die Eltern schon zu Hause die Grundlage für einen erfolgreichen Schwimmunterricht legen. Zahlreiche Übungen, die mit einer Schüssel, einem Eimer, in der Dusche, in der Badewanne oder in einem Planschbecken durchgeführt werden können, bereiten die Kinder optimal auf den Schwimmunterricht vor und helfen auch während des Kurses, die Fortschritte zu sichern. Neben Klassikern, wie z.B. den Apfel nur mit dem Mund aus dem Wasser zu fischen, können die Kinder tatsächlich Zuhause schon die Arm- & Beinbewegungen üben. In diesem Vortrag lernen die Teilnehmer*innen zahlreiche Übungen kennen, wie Kinder sich Zuhause spielend an das Element Wasser gewöhnen können.

Kurzvita

Fachkraft für die Jugendarbeit beim Schwimmverband NRW e.V.

Schwimmlehrerin & -trainerin seit 2008 (Berliner Wasserratten e.V., 1. Schwimmverein Köln e.V., ProPhysio Köln, privater Schwimmunterricht)

Kampf- und Schiedsrichterin im Schwimmen (Freie Wassersportvereinigung Köln e.V. & Schwimmbezirk Mittelrhein e.V.)

Ehemalige Leistungsschwimmerin (BSV Medizin Marzahn 1990 e.V.; Freie Wassersportvereinigung Köln e.V.)

B.A. Sportmanagement und -kommunikation (Deutsche Sporthochschule Köln)

M.A. International Marketing and Media Management (Rheinische Fachhochschule Köln)

Kontakt

www.swimpool.de

John von Düffel

John von Düffel

Abstract

In dem Auszug aus seinem Büchlein „Schwimmen“ (erschienen bei dtv) geht es um eine kleine Typologie der Schwimmer und Schwimmstile, sowie um die Vorzüge des Kraulschwimmens und die humorvoll kritische Betrachtung der Brustschwimmerei.

Kurzvita

John von Düffel, Schwimmer und Schriftsteller, geb. 1966 in Göttingen, debütierte 1998 als Romanautor mit dem Bestseller „Vom Wasser“. Wasser ist sein Lebensthema, Schwimmen seine Leidenschaft, wie weitere Titel verraten: „Wassererzählungen“ (2016), „Der brennende See“ (2020), „Wasser und andere Welten“ (2021), allesamt erschienen im Dumont-Verlag.

Dr. Veronique Wolter

Dr. Veronique Wolter

Technische Universität Dortmund

Schwimmen lernen von Kindern mit Migrationshintergrund – Eine Analyse der Rahmenbedingungen in Nordrhein-Westfalen

Sendt, A., Wolter, V., & Jaitner, T.

Institut für Sport und Sportwissenschaft, Technische Universität Dortmund

Einleitung

Die Fähigkeit zu Schwimmen ist ein in den letzten Jahrhunderten gewachsenes Kulturgut und eine Voraussetzung, um an der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur aktiv teilhaben zu können. Neben lebensrettenden Zielsetzungen, wie der Prävention von Ertrinkungsunfällen, hat die Schwimmausbildung weitere gesundheits- und entwicklungsbegleitende Funktionen. In der Betrachtung soziodemografischer Dimensionen wird deutlich, dass unter den Nichtschwimmer*innen weniger Kinder mit einem höheren sozialen Status zu finden sind. Wenn das familiäre Umfeld, unter anderem aus kulturellen Gründen, weniger Bezug zum Schwimmen und dem Bewegungsraum Wasser hat, eventuell sogar selbst nicht schwimmen kann, wird der Unterschied durch die ‚intergenerationale Vererbung‘ noch verstärkt und begründet oftmals eine höhere Nichtschwimmer*innen-Quote in der Gruppe der Kinder mit Migrationshintergrund.

Ein wichtiger Baustein für einen flächendeckenden Zugang zur Zielgruppe ist daher der schulische Schwimmunterricht. Es stellen sich deshalb die Fragen, welche Rahmenbedingungen des schulischen Schwimmunterrichts fördernd und hemmend auf die Schwimmfähigkeit von Kindern (mit Migrationshintergrund) Einfluss nehmen und welche Strategien Lehrkräfte entwickeln, ihren Schwimmunterricht trotz vielfältig heterogener Lerngruppen erfolgreich zu gestalten.

Methode

Für den Standort Dortmund wurden die personalen und organisationalen Unterstützungsstrukturen am Beispiel von Schwimmassistent*innen respektive lokalen Kooperationen über qualitative, leitfadengestützte Interviews mit Mitarbeiter*innen aus Schulen, Sportvereinen und der kommunalen Organisationsebene (n=6) beleuchtet. Zudem konnten über eine Online-Befragung und vertiefende Einzelinterviews (n=4) mit Sportlehrkräften Einblicke in die Entwicklung einer interkulturellen Kompetenz durch die Aus- und Fortbildungsstrukturen gewonnen werden.

Ergebnis

In Bezug auf die Chancen und Herausforderungen in der schulischen Schwimmausbildung steht für die Befragten ziel-/altersgruppenübergreifend die Vermittlung einer Wassersicherheit an erster Stelle. Auffällig sind, aus Sicht der Befragten, sinkende Schwimm-/Wasservorerfahrungen bei Kindern und Jugendlichen aus schwächeren Sozialräumen. Besondere Rahmenbedingungen für Kinder mit Migrationshintergrund, wie beispielsweise die Aufklärung der Eltern sowie der Umgang mit geringen Sprachkenntnissen, Geschlechterrollen und Körperlichkeit, müssen von Anfang an berücksichtigt werden. Aufgrund der allgemeinen Strukturbedingungen (Lerngruppenheterogenität, Personal-/Organisationsstrukturen usw.) rücken sie jedoch oft in den Hintergrund. Der Einsatz von gut ausgebildeten Schwimmassistent*innen und die verstärkte Thematisierung kultursensibler Inhalte und Organisationsmöglichkeiten in der Aus- und Fortbildung von Sportlehrkräften können den schulischen Schwimmunterricht zielgruppengerechter gelingen lassen.

Diskussion

Die bestehenden Rahmenbedingungen für die Organisation und Durchführung des schulischen Schwimmunterrichts erschweren die Fokussierung zielgruppenspezifischer Bedarfe. Über die Erhebungen wurde zudem erneut die Bedeutung der verschiedenen Sozialisationsinstanzen in Bezug auf eine Wassergewöhnung und Wassersicherheit in den Fokus gerückt, die den Erfolg des schulischen Schwimmunterrichtes, aber vor allem den Erfolg einer niedrigen Nichtschwimmer*innen-Quote vorbereiten und begleiten können. Zukünftig sollten kulturellen Besonderheiten im Umgang mit dem Bewegungsraum Wasser berücksichtigt und fördernde Maßnahmen auf die individuellen Bedarfe der Zielgruppen angepasst werden. Der Einsatz von unterstützenden Schwimmassistent*innen zeigt sich dahingehend als überaus empfehlenswert, bedingt jedoch einen erhöhten organisatorischen Aufwand. Für eine flächendeckende Bedarfserhebung und Überprüfung der Einsatzeffizienz empfiehlt sich die Entwicklung einer schwimmspezifischen Testbatterie.

Kurzvita

 

seit 2017
TU Dortmund, Institut für Sport und Sportwissenschaft, Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Fachleitung Schwimmen, stellvertretendes Mitglied im Senat der TU Dortmund / Gruppe der Akademische Mitarbeiter*innen (seit 2018), Mittelbausprecherin im Institut für Sport und Sportwissenschaft (seit 2019), stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät 16 (seit 2021)

2014 - 2017
TU Dortmund, Institut für Soziologie, Wissenschaftliche Mitarbeiterin (u.a. im Drittmittelprojekt "Sport für Menschen mit Demenz")

2012 - 2014
Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Natursport und Ökologie, Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Studiengangskoordinatorin "B.A. Sport, Erlebnis und Bewegung"

 

2018
Promotion im Fach Soziologie (TU Dortmund) /Titel der Dissertation "Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Demenz - Die Rolle der Sportvereine"

2009 - 2012 
Studium "M.Sc. Sportwissenschaft - Diagnostik und Intervention im Sport" (Ruhr-Universität Bochum)

2006 - 2009
Studium "B.Sc. Sportwissenschaft - Freizeit, Gesundheit, Training" (Ruhr-Universität Bochum)

Projektteam

Jun.-Prof. Dr. Tobias Vogt (Projektleitung, DSHS Köln)

Dr. Eva Engelmeyer (Projektmanagement, Budgetplanung, DSHS Köln)

Inga Fokken (inhaltliche Gestaltung, DSHS Köln)

Aldo Sommer (Techn. Umsetzung, Mediendesign, DSHS Köln)

Dr. Ilka Staub (inhaltliche Gestaltung, DSHS Köln)

Maila Vogel (Kommunikation, Social Media, DSHS Köln)