Sichere Vereinsstrukturen im Sport

In Kooperation mit der Deutschen Sporthochschule Köln und dem Projekt »SafeClubs« hat die Deutsche Sportjugend (dsj) das Forum „Safe Sport in Safe Clubs“ durchgeführt und damit an zwei Tagen wertvolle Impulse für sichere Vereinsstrukturen im Sport geliefert.

Beim Forum „Safe Sport in Safe Clubs“ am vergangenen Wochenende kamen Ansprechpersonen aus Sportorganisationen, sportpsychologische Expert*innen sowie interessierte Vereinsvertreter*innen zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen, präventive Maßnahmen und die Stärkung von Schutzprozessen auszutauschen. Gleichzeitig diente die Veranstaltung als feierlicher Abschluss des Projekts »SafeClubs«, das in den vergangenen drei Jahren Materialien und Instrumente für die Handlungsfelder Analyse, Prävention und Intervention bezüglich sexualisierter Gewalt speziell für Sportvereine entwickelt hat. An beiden Tagen bot die Veranstaltung den Teilnehmenden praxisnahe Workshops sowie Impulsvorträge, die gezielt auf die Herausforderungen und Anforderungen der täglichen Arbeit in der Praxis abgestimmt waren.

Tag 1: Selbstfürsorge und der Umgang mit Belastungen für Ansprechpersonen im Fokus

Der erste Veranstaltungstag richtete sich an Fachleute aus Mitgliedsorganisationen der dsj und des DOSB. Nach einer Begrüßung durch Stefan Raid, den 1. Vorsitzenden der dsj, setzten die Grußworte der parlamentarischen Staatssekretäre Mahmut Özdemir (BMI) und Sven Lehmann (BMFSFJ) ein starkes politisches Signal: Der Schutz vor physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt im Sport genießt hohe Priorität auf der politischen Agenda.

Prof. Dr. med. Marc Allroggen eröffnete den inhaltlichen Teil der Veranstaltung mit einem Vortrag, in dem er den aktuellen wissenschaftlichen Stand und zentrale Forschungsergebnisse zur Prävention von interpersonaler Gewalt in Sportvereinen präsentierte. Dabei hob er hervor, dass Menschen, die außerhalb des Sports von interpersonaler Gewalt betroffen sind, ein erhöhtes Risiko haben, auch im Sport interpersonale Gewalt zu erfahren. Er betonte die dringende Notwendigkeit, Schutzmaßnahmen sowohl im sportlichen Umfeld als auch darüber hinaus kontinuierlich zu verbessern und anzupassen.

Am Nachmittag lag der Schwerpunkt auf dem Thema der Selbstfürsorge und Resilienz von Ansprechpersonen, die in Sportvereinen und -verbänden mit teils sehr belastenden Fällen konfrontiert sind. In zwei Impulsvorträgen wurden zentrale Herausforderungen beleuchtet:

  • Dima Zito, Systemische Therapeutin und Traumatherapeutin, gab Einblicke in Strategien der Selbstfürsorge und erklärte, wie Ansprechpersonen Belastungen frühzeitig erkennen und aktiv regulieren können.
  • Eine Referentin von N.I.N.A. e.V. thematisierte die Herausforderung, zwischen den Bedürfnissen von Betroffenen, potenziellen Tatpersonen und den Interessen der Organisation zu vermitteln.

Im Anschluss wurde ein Live-Interview mit Hannes Günther, Kinderschutz-Ansprechperson der Sportjugend Sachsen, präsentiert. Er gab Einblicke in seinen Arbeitsalltag und schilderte auch Herausforderungen und Belastungen, die mit der Rolle als Ansprechperson im Kinderschutz einhergehen. Seine Ausführungen verdeutlichen, wie wichtig es ist, Unterstützungsstrukturen und ein stabiles Netzwerk zu haben, um den Anforderungen gerecht zu werden.

An das Interview schloss sich eine interaktive Podiumsdiskussion mit den drei Referent*innen an. Die Diskussion beleuchtete praxisnahe Ansätze, wie Ansprechpersonen ihre mentale Gesundheit stärken können und mit Belastungen sowie möglichen Auswirkungen gut umgehen können. Der Abend endete in einer lockeren Atmosphäre mit einem Get-together und einem Buffet im Foyer der DSHS, das Gelegenheit zur Vernetzung und zum Erfahrungsaustausch bot. Ein besonderes Highlight beim Get-together war eine akrobatische Darbietung der »SafeClubs«-Mitarbeiterin Sina Kiekbusch, die auf ihrem Cyr-Wheel ihr Können bewies.

Tag 2: Abschlussveranstaltung des Projektes »SafeClubs«: Präsentation der Transferprodukte für die Praxis

Der zweite Veranstaltungstag begann mit einleitenden Worten von Prof. Dr. Bettina Rulofs von der Deutschen Sporthochschule Köln, die als Leiterin von zwei Teilprojekten im Projekt »SafeClubs« eingebunden ist. Anschließend präsentierte Dr. Jeannine Ohlert, die Verbundleiterin des Projekts, die zentralen Aspekte von »SafeClubs«. Sie erläuterte die ursprüngliche Ausgangslage und Motivation, die das Projekt vor 2,5 Jahren ins Leben gerufen hatten und führte durch den Entwicklungsprozess. Ziel des Projekts ist es, Sportvereine in den Handlungsfeldern Analyse, Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt zu unterstützen und praxisnahe Materialien bereitzustellen. Diese wurden in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Sportpraxis entwickelt und boten den Teilnehmenden wichtige Erkenntnisse für die Etablierung sicherer Vereinsstrukturen.

Im Mittelpunkt des Tages standen zwei Workshopsessions, die die konkret erarbeiteten Transferprodukte behandelten. Die Teilnehmenden konnten sich interaktiv mit Themen wie der Risikoanalyse, der Gestaltung von Schutzkonzepten, präventiven Workshops für Erwachsene im Vereinsumfeld, Trainer*innen und Athlet*innen sowie der Selbstfürsorge auseinandersetzen. Die praxisorientierten Inhalte stießen auf große Resonanz und lieferten wertvolle Impulse für die Arbeit in der Praxis.

Im Anschluss an die Workshop-Phase war der letzte Tagesordnungspunkt für das Forum der „Marktplatz der Vereine“ am Nachmittag. Hier berichteten zwei Vereinsvertreter*innen und eine Sportpsychologin über die Erfahrungen und Herausforderungen in der Umsetzung von Kinderschutzmaßnahmen und insbesondere der »SafeClubs«-Produkte in der Sportpraxis. Hier präsentierten Vereine ihre Ansätze, Maßnahmen und Erfahrungen, wodurch die Teilnehmenden wertvolle Inspirationen für die eigene Arbeit erhielten.

Fazit: ein starkes Zeichen für die Sicherheit im Sport

Laut der Veranstalter*innen war das Forum „Safe Sport in Safe Clubs“ ein voller Erfolg, indem es eine Plattform für Austausch, fachliche Weiterbildung und die Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis bot. Besonders die Kombination aus theoretischen Impulsen, praktischen Workshops und Raum für Dialog wurde von den Teilnehmenden geschätzt. Das Forum diente auch der Würdigung des Projekts »SafeClubs«. Die im Projekt entwickelten Materialien werden entscheidend dazu beigetragen, Sportvereine in ihrer Arbeit zum Schutz vor Gewalt zu stärken und nachhaltige Schutzstrukturen aufzubauen. Alle Materialien sind spätestens ab Jahresende dauerhaft kostenfrei über die Homepage www.safe-clubs.de abzurufen. Mit dem jährlich stattfindenden Safe Sport Forum setzt die dsj außerdem ein klares Zeichen: Sicherheit im Sport ist keine Option, sondern eine Verpflichtung.