Graduiertenkolleg

Die Teilnehmer*innen des Graduiertenkollegs (Dr. Fabienne Bartsch, Carolin Krumm, Lars Fischer, Ulrike Hartmann, Juliane Mackenbrock, Konstantin Rehlinghaus und Nina Zammit) sind in den verschiedenen Teilprojekten (Heterogenität & Förderung von Inklusion, Motivation & Bewegungsförderung, Umgang mit Sportlehrer*innenstress) angesiedelt. Die regelmäßigen Treffen dienen dazu, die Vernetzung innerhalb des Projekts zu fördern, sich auszutauschen und die wissenschaftliche Expertise der Teilnehmer*innen zu nutzen, um sich bei den verschiedenen Promotions- und Habilitationsvorhaben zu unterstützen.

Laufende Promotionsvorhaben

Pädagogische Diagnostik im Sportunterricht

Pädagogische Diagnostik im Sportunterricht

Betreuerin: Prof. Dr. Sabine Reuker

Doktorand (Kontakt): Lars Fischer, Institut für Sportdidaktik und Schulsport, Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft ()

Projektbeschreibung:

Ein moderner, inklusiver Sportunterricht verpflichtet sich dazu, die immanente Diversität der Schüler*innen und ihre Individualität anzuerkennen und hat darüber hinaus auch die individuelle Förderung aller zum Ziel. Dieser Auftrag ist in Nordrhein-Westfalen gesetzlich festgeschrieben und erhält somit zusätzliche Legitimation (Schulgesetz NRW, 2005). Damit eine Lehrkraft ihre Schüler*innen jedoch überhaupt individuell fördern kann, sind sowohl gewisse Fähigkeiten als auch Tätigkeiten seitens der Lehrkraft unabdingbar. So nimmt das diagnostische Handeln von Sportlehrkräften in diesem Kontext eine elementare Funktion ein. In diesem Rahmen wird das Sammeln und Bewerten von Informationen eben nicht als Selbstzweck verstanden, sondern vielmehr als erster Schritt in einem komplexen Förderprozess (Ingenkamp & Lissmann, 2008). Denn nur wenn Lernstand, Bedürfnisse und Interessen eines jungen Menschen möglichst treffend diagnostiziert werden, können diese in der didaktischen Ausgestaltung von Lernarrangements überhaupt Berücksichtigung finden. Dies gilt vor allem auch für den Sportunterricht, der u. a. aufgrund seiner Körperorientierung und den besonderen räumlichen Verhältnissen einzigartige Anforderungen an die pädagogische Diagnostik von Sportlehrkräften stellt (Cothran & Kulinna, 2015).

Da vor allem hinsichtlich der Prämissen kompetenter Diagnostik bisher noch wenig bekannt ist (Seyda, 2018), werden im Rahmen der Dissertation das diagnostische Handeln von Sportlehrkräften und die zugrunde liegende Einflussfaktoren wie z. B. diagnostisches Wissen auf Basis empirischer Daten näher untersucht. Um zunächst einen Überblick über die bisherige Forschung im Bereich der Diagnostik zu erlangen und um diese systematisiert abzubilden, wird in einem ersten Schritt ein Scoping Review angefertigt.

Affektive Stressreaktionen von Sportlehrkräften in der Interaktion...

Affektive Stressreaktionen von Sportlehrkräften in der Interaktion mit Schüler*innen

Betreuer: Prof. Dr. Jens Kleinert, Dr. Fabian Pels

Doktorandin (Kontakt): Ulrike Hartmann, M.A., Psychologisches Institut, ()

Projektbeschreibung:

Beschreibung des Dissertationsvorhabens:

Studien haben gezeigt, dass Sportlehrkräfte ein hohes Maß an Stress erleben und oftmals den Beruf frühzeitig verlassen (Gavish & Friedman, 2010; Mäkelä et al., 2014). Insbesondere angehende Sportlehrkräfte empfinden mehr Stress als ihre erfahreneren Kolleg:innen (Schäfer et al., 2019). Ursache dafür sind unter anderem Disziplinprobleme von Schüler:innen, der Mangel an Unterrichtsmaterialien und das unrealistische Curriculum (von Haaren-Mack et al., 2020). Daran zeigt sich, dass Sportlehrkräfte bereits während ihrer Ausbildung Stressbewältigungskompetenzen erlernen sollten, um besser auf stressreiche Situationen im Berufsalltag vorbereitet zu sein (Alsalhe et al., 2021; Darius et al., 2021).

Das übergeordnete Ziel des Promotionsvorhabens ist es, ein Lehr- /Lernwerkzeug zum Training von Stressbewältigungskompetenzen für die Ausbildung von Sportlehrkräften zu entwickeln, zu präsentieren und auf seine Wirksamkeit hin zu überprüfen.

  1. Eine Grundlage für die Entwicklung des Lehr-/ Lernwerkzeuges schaffen Ergebnisse einer Querschnittsbefragung. Ziel der Studie war es Sportlehramtsstudierende, Sportreferendar:innen und Sportlehrkräfte in Bezug auf ihre Wahrnehmung von unterschiedlichen Anforderungen im Sportunterricht zu vergleichen. Ergebnisse zeigten, dass Studierende das Auftreten von beispielsweise Disziplin- und Motivationsproblemen der Schüler:innen häufiger als Stressor wahrnehmen, als ihre erfahreneren Kolleg:innen (Pels et al., 2022).
  2. Unter Berücksichtigung dieser Ergebnisse und inhaltlich basierend auf dem transaktionalen Stressmodel (Lazarus & Folkman, 1984) und didaktisch basierend auf dem kumulativen Kompetenzerwerb (Bloom et al., 1956) wurde das Stresslabor als Lehr-/Lernwerkzeug für Sportlehramtsstudierende entwickelt. Das Stresslabor besteht aus zwei Teilen, einer vorgeschalteten e-Learning Einheit zur Wissensvermittlung von Stressentstehung und -bewältigungsstrategien und einer Seminareinheit, in der Stressbewältigungskompetenzen anhand von videobasierten potenziell stressreichen Unterrichtssituationen geübt werden können. Ziel des zweiten Papers ist es, das Konzept des Stresslabors zu präsentieren und in ersten Studien die Akzeptanz und den Kompetenzstand der Studierenden nach der Teilnahme an den einzelnen Teilen des Stresslabors zu erfassen (Hartmann et al., 2023).  
  3. Da der Lernerfolg der Studierenden nach der Teilnahme am gesamten Stresslabor bisher nicht getestet wurde, soll dies in einer Interventionsstudie durchgeführt werden. Ziel dieser Studie ist es, festzustellen, ob die Teilnahme am Stresslabor die wahrgenommenen Stressbewältigungskompetenzen von Sportlehramtsstudierenden in Bezug auf die Bewältigung von stressreichen Unterrichtssituationen verbessert.
  4. Ergänzend zu den bisherigen Studien ist das Ziel einer weiteren Studie herauszufinden, wie zufrieden die Studierenden mit dem Stresslabor sind und, ob dies den Lernerfolg der Studierenden begünstigt.

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse bisheriger Studien, dass die Studierenden von der Teilnahme am Stresslabor profitieren können. Zukünftig soll das Stresslabor in die universitäre Lehre integriert werden.

Alsalhe, T. A., Chalghaf, N., Guelmami, N., Azaiez, F. & Bragazzi, N. L. (2021). Occupational Burnout Prevalence and Its Determinants Among Physical Education Teachers: A Systematic Review and Meta-Analysis. Frontiers in Human Neuroscience, 15, 553230. doi.org/10.3389/fnhum.2021.553230

Bloom, B. S., Engelhart, M. D., Furst, E. J., Hill, W. H. & Krathwohl, D. R. (1956). Taxonomy of educational objectives: The classification of educational goals: Handbook I: Cognitive domain. David McKay Company.

Darius, S., Bunzel, K., Ehms-Ciechanowicz, E. & Böckelmann, I. (2021). Psychische Gesundheit bei Referendaren. Prävention und Gesundheitsförderung, 16(3), 215–224. doi.org/10.1007/s11553-020-00809-6

Gavish, B. & Friedman, I. A. (2010). Novice teachers’ experience of teaching: A dynamic aspect of burnout. Social Psychology of Education, 13(2), 141–167. doi.org/10.1007/s11218-009-9108-0

Haaren-Mack, B. v., Schaefer, A., Pels, F. & Kleinert, J. (2020). Stress in Physical Education Teachers: A Systematic Review of Sources, Consequences, and Moderators of Stress. Res Q Exerc Sport, 91(2), 279–297. doi.org/10.1080/02701367.2019.1662878

Hartmann, U., Kleinert, J., Wegner, M., & Pels, F. (2023). Presentation and evaluation of the stress lab-A tool to prepare physical education students to handle stressful teaching situations. Journal of Physical Education and Sport (JPES), 2023(23), 2903 2916.

Lazarus, R. S. & Folkman, S. (1984). Stress, appraisal, and coping. Springer.

Mäkelä, K., Hirvensalo, M. & Whipp, P. R. (2014). Should I stay or should I go? Physical education teachers' career intentions. Research Quarterly for Exercise and Sport, 85(2), 234–244. doi.org/10.1080/02701367.2014.893052

Pels, F., Hartmann, U., Schäfer-Pels, A. & von Haaren-Mack, B. (2022). Potential stressors in (prospective) physical education teachers: a comparison of different career stages. German Journal of Exercise and Sport Research. Vorab-Onlinepublikation. doi.org/10.1007/s12662-022-00804-3

Schäfer, A., Pels, F., von Haaren-Mack, B. & Kleinert, J. (2019). Perceived stress and coping in physical education teachers in different career stages. German Journal of Exercise and Sport Research, 49(4), 435–445. doi.org/10.1007/s12662-019-00593-2

Spilt, J. L., Koomen, Helma M. Y. & Thijs, J. T. (2011). Teacher Wellbeing: The Importance of Teacher–Student Relationships. Educational Psychology Review, 23(4), 457–477. doi.org/10.1007/s10648-011-9170-y

Von Haaren-Mack, B., Schäfer, A., Pels, F. & Kleinert, J. (2019). Stress in physical education teachers: A systematic review of sources, consequences and moderators of stress. Research Quarterly for Exercise and Sport. Advance online publication. doi.org/10.1080/02701367.2019.1662878

Digitale Medien und Motivation von Schüler*innen im Sportunterricht

Digitale Medien und Motivation von Schüler*innen im Sportunterricht

Betreuer: Prof. Dr. Jens Kleinert

Doktorandin (Kontakt): Juliane Mackenbrock, Psychologisches Institut, Abteilung Gesundheit & Sozialpsychologie ()

Projektbeschreibung:

Seit vielen Jahren ist ein anhaltender Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu verzeichnen (Finger et al., 2018). Dem Verlust an körperlicher Aktivität steht ein Anstieg des Medienkonsums gegenüber. Der mediale Wandel und die fortschreitende Digitalisierung führen dazu, dass der Konsum von Medien oftmals mit Sport und Bewegung konkurriert und der Alltag von Kindern und Jugendlichen inaktiver gestaltet wird (Reid Chassiakos et al., 2016).

Doch neben den umfassend erforschten negativen Aspekten des Medienkonsums gibt es auch einige Chancen und Potenziale digitaler Medien. Systematische Reviews und Metaanalysen zeigen, dass vor allem der Einsatz von transportablen Endgeräten durch den hohen Individualisierungsgrad und die Alltagsnähe sehr chancenreich zur Gesundheitsförderung sein kann (Gal et al., 2018, He et al., 2021). Vor allem für Kinder und Jugendliche scheint dieser Ansatz durch die Möglichkeit, Interventionen leicht zugänglich und individuell zu gestalten vielversprechend (Romeo et al., 2019; Gal et al., 2019; Schoeppe et al., 2017). Bisher ist allerdings nicht hinreichend erforscht ob und inwieweit dieses Potenzial auch auf die Motivation von Schüler:innen im Sportunterricht einwirken kann.

An dieser Stelle soll das Promotionsvorhabens anknüpfen. Ziel ist es, durch einen Perspektivwechsel digitale Medien weniger als Grund des Bewegungsmangels, sondern mehr als Teil der Problemlösung zu sehen. Innerhalb des Promotionsvorhabens soll erforscht werden, welche psychologischen Effekte der Einsatz digitaler Medien im Sportunterricht auf die Schüler:innen haben kann und inwieweit digitale Medien einen Beitrag dazu leisten können, die durch den Pflichtcharakter des Sportunterrichts oftmals ungünstige Motivationslage in Richtung selbstbestimmter Motivation zu verändern.

Literatur:

Finger, J. D., Varnaccia, G., Borrmann, A., Lange, C., & Mensink, G. B. M. (2018). Körperliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. doi.org/10.17886/RKI-GBE-2018-006.2

Gal, R., May, A. M., van Overmeeren, E. J., Simons, M., & Monninkhof, E. M. (2018). The Effect of Physical Activity Interventions Comprising Wearables and Smartphone Applications on Physical Activity: A Systematic Review and Meta-analysis. Sports Medicine - Open, 4(1), 42. doi.org/10.1186/s40798-018-0157-9

Reid Chassiakos, Y. L., Radesky, J., Christakis, D., Moreno, M. A., Cross, C., Hill, D., Ameenuddin, N., Hutchinson, J., Levine, A., Boyd, R., Mendelson, R. & Swanson, W. S. (2016). Children and Adolescents and Digital Media. Pediatrics, 138(5). doi.org/10.1542/peds.2016-2593

Romeo, A., Edney, S., Plotnikoff, R., Curtis, R., Ryan, J., Sanders, I., Crozier, A. & Maher, C. (2019). Can Smartphone Apps Increase Physical Activity? Systematic Review and Meta-Analysis. Journal of Medical Internet Research, 21(3), e12053. doi.org/10.2196/12053

Schoeppe, S., Alley, S., Rebar, A. L., Hayman, M., Bray, N. A., van Lippevelde, W., Gnam, J. P., Bachert, P., Direito, A. & Vandelanotte, C. (2017). Apps to improve diet, physical activity and sedentary behaviour in children and adolescents: a review of quality, features and behaviour change techniques. International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity, 14(1). doi.org/10.1186/s12966-017-0538-3

Digitale Bildung im Erziehenden Sportunterricht

Digitale Bildung im Erziehenden Sportunterricht

Betreuer: Prof. Dr. Günter Stibbe

Doktorandin (Kontakt): Konstantin Rehlinghaus, Institut für Pädagogik und Philosophie, Institut für Sportdidaktik und Schulsport ()

Projektbeschreibung:

Ausgelöst durch die Digitalisierung gibt es in fast allen gesellschaftlichen Bereichen umfassende Veränderungen durch neue digitale Möglichkeiten. Diese Veränderungen betreffen auch den schulischen Bereich. Bildungspolitisch wurde durch die Kultusministerkonferenz (2017) vorgegeben, dass eine digitale Bildung in Form von digitalen Lehr-Lernprozesse sowie die Förderung von Medienkompetenzen als Querschnittsaufgabe aller Fächer in der Schule implementiert werden. Von der Aufgabe einer digitalen Bildung bleibt somit auch der Sportunterricht nicht ausgeschlossen. Die Gesellschaft für Fachdidaktik (2018) hat darauf hingewiesen, dass bei der Implementierung einer digitalen Bildung auch fachliche Ziele zu berücksichtigen sind. Als Anspruchsebene ist somit gegeben, dass neben medienpädagogischen Zielsetzungen auch die fachliche Perspektive mitbedacht werden muss, die im Sportunterricht bundesweit durch das Konzept des Erziehenden Sportunterrichts geprägt ist. In diesem Zusammenhang existieren bislang kaum Studien, die sich mit der Unterrichtswirklichkeit einer digitalen Bildung im Erziehenden Sportunterricht auseinandersetzen. Ziel der Studie ist es, mittels eines differenzanalytischen Vorgehens mögliche Differenzen zwischen dem fachpädagogisch-curricularen Anspruch einer digitalen Bildung im Erziehenden Sportunterricht und der Unterrichtswirklichkeit (oder genauer: verschiedenen Wirklichkeitsfacetten von Unterricht) zu erforschen. So sollen zunächst Ansprüche mithilfe einer (1) Dokumenten-/Inhaltsanalyse (fach- und medienpädagogisch-didaktische Anspruchsanalyse, schulinterne Medienkonzepte und Fachlehrpläne) herausgearbeitet, dann unterschiedliche Wirklichkeitsfacetten mithilfe von (2) Lehrer*inneninterviews sowie (3) Gruppeninterviews mit Schüler*innen weiterführender Schulen in Nordrhein-Westfalen untersucht und zuletzt potentielle Differenzen vergleichend bestimmt und interpretiert werden. Im Blick auf die zukünftige Professionalisierung von Sportlehrkräften können schließlich Empfehlungen zum Umgang mit solchen Differenzen auf Grundlage der empirischen Teilstudien gegeben werden.

Achtsamkeitstechniken in Schulen

Achtsamkeitstechniken in Schulen

Betreuer/Co-Betreuerin: Prof. Dr. Jens Kleinert/Dr. Chloé Chermette

Doktorandin (Kontakt): Nina Zammit, Psychologisches Institut, Abteilung Gesundheit & Sozialpsychologie ()

Projektbeschreibung:

Das Jugendalter ist eine sensible Entwicklungsphase, die durch rasche emotionale, soziale und kognitive Veränderungen gekennzeichnet ist (Bennet et al., 2022). Obwohl das Jugendalter bereits besonders empfindlich für die Entwicklung von psychischen Störungen ist, haben die letzten Jahre einen deutlichen Anstieg von Stress, Angst und Depression in dieser Altersgruppe gezeigt (Merikangas et al., 2010; Shorey et al., 2021). Vor diesem Hintergrund erfährt die Anwendung von Achtsamkeitstechniken an Schulen einen bemerkenswerten Popularitätsschub und werden unter anderem angewendet, um die psychische Gesundheit zu fördern (Jennings et al., 2019). Zahlreiche positive Effekte dieser Techniken werden nicht nur auf die psychische Gesundheit, sondern auch auf schulische Leistungen und soziales Verhalten in der Schule berichtet (Mettler et al., 2023; Zenner et al., 2014). Trotzdem bleiben die Auswirkungen vergleichsweise gering und vorläufige Follow-Up Studien weisen darauf hin, dass sie größtenteils nicht anhalten (Mettler et al., 2023; Zenner et al., 2014; Carsley et al., 2018).

Um langanhaltende Effekte zu ermöglichen, erzielen Achtsamkeitstechniken eine erhöhte Selbsttranszendenz – einen Zustand, der durch einen verminderten Selbstbezug und einem gesteigerten Gefühl der Verbundenheit charakterisiert ist (Hanh, 1991; Lama; 1998; Yaden et al., 2017). Eine erhöhte Selbsttranszendenz führt wiederum zu positiven Effekten auf die psychische Gesundheit, auf die allgemeine Lebenszufriedenheit sowie auf den Einstellungen zu sich selbst und zu anderen (Dambrun & Ricard, 2011; Yaden et al., 2017). In Schulen steht jedoch das Erreichen einer erhöhten Selbsttranszendenz durch Achtsamkeitstechniken nicht im Fokus.

In der Forschung wird der Effekt von Achtsamkeit auf die Selbsttranszendenz bei Jugendlichen nicht erhoben. Ebenso sind die Mechanismen, durch die Achtsamkeit zu einer gesteigerten Selbsttranszendenz führt, noch nicht erforscht. Daher verfolgt diese Promotionsarbeit das Ziel, zunächst den Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und Selbsttranszendenz bei Jugendlichen zu erforschen. Zusätzlich ist die Durchführung einer Achtsamkeitsintervention in Schulen mit Jugendlichen geplant, um zu untersuchen, ob eine höhere Selbsttranszendenz erreicht wird und welche Mechanismen zu dieser gesteigerten Selbsttranszendenz führen. Abschließend werden im Rahmen der Promotion distale Effekte untersucht, die aus einer erhöhten Selbsttranszendenz resultieren, wie etwa anhaltende psychische Gesundheit und Glückseligkeit.

Literatur

Bennett, M. P., Knight, R. C., Dunning, D., Archer-Boyd, A., Blakemore, S. J., Dalmaijer, E., ... & MYRIAD Team. (2022). Protocol for a randomised controlled trial investigating an intervention to boost decentering in response to distressing mental experiences during adolescence: the decentering in adolescence study (DECADES). BMJ open12(3), e056864.

Carsley, D., Khoury, B., & Heath, N. L. (2018). Effectiveness of mindfulness interventions for mental health in schools: A comprehensive meta-analysis. Mindfulness, 9, 693-707.

Dambrun, M., & Ricard, M. (2011). Self-centeredness and selflessness: a theory of self-based psychological functioning and its consequences for happiness. Review of General Psychology, 15(2), 138–157.

Hanh, T. N. (2016). The miracle of mindfulness, gift edition: An introduction to the practice of meditation. Beacon Press.

Jennings, P. A., DeMauro, A. A., & Mischenko, P. P. (Eds.). (2019). The mindful school: Transforming school culture through mindfulness and compassion. Guilford Publications.

Lama, H. D. (1998). The four noble truths: Fundamentals of Buddhist teachings.

Merikangas, K. R., He, J., Burstein, M., Swanson, S. A., Avenevoli, S., Cui, L., Benjet, C., Georgiades, K., & Swendsen, J. (2010). Lifetime Prevalence of Mental Disorders in U.S. Adolescents: Results from the National Comorbidity Survey Replication–Adolescent Supplement (NCS-A). Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry, 49(10), 980–989. doi.org/10.1016/j.jaac.2010.05.017

Mettler, J., Khoury, B., Zito, S., Sadowski, I., & Heath, N. L. (2023). Mindfulness-based programs and school adjustment: A systematic review and meta-analysis. Journal of school psychology, 97, 43-62.

Shorey, S., Ng, E. D., & Wong, C. H. J. (2021). Global prevalence of depression and elevated depressive symptoms among adolescents: A systematic review and meta-analysis. The British Journal of Clinical Psychology. doi.org/10.1111/bjc.12333

Yaden, D. B., Haidt, J., Hood Jr, R. W., Vago, D. R., & Newberg, A. B. (2017). The varieties of self-transcendent experience. Review of general psychology21(2), 143-160.

Zenner, C., Herrnleben-Kurz, S., & Walach, H. (2014). Mindfulness-based interventions in schools—a systematic review and meta-analysis. Frontiers in psychology, 5, 603.

Abgeschlossene Promotionsvorhaben

Stress bei Sportlehrkräften. Zum Zusammenhang von Stresserleben und...

Stress bei Sportlehrkräften. Zum Zusammenhang von Stresserleben und Copingstrategien

Autorin: Dr. Alina Schäfer-Pels

Abstract: Ausgehend von der öffentlichen Wahrnehmung, dass Lehrkräfte im Allgemeinen aufgrund hoher Arbeitsanforderungen negative Konsequenzen für die psychische Gesundheit davontragen und wissenschaftlichen Hinweisen, dass auch Sportlehrkräfte im Speziellen davon betroffen sind, wurde in der vorliegenden Arbeit eine umfassende Betrachtung des Stresserlebens und der Stressbewältigung von (angehenden) Sportlehrkräften vorgenommen. Die Ergebnisse zeigen, dass Sportlehrkräfte, Sportlehrkräfte im Vorbereitungsdienst und Sportlehramtsstudierende im Durchschnitt ein moderates Stresserleben aufweisen. Zudem stellte sich heraus, dass Sportlehrkräfte im Vorbereitungsdienst ein höheres Stresserleben haben als Sportlehrkräfte und Sportlehramtsstudierende. Des Weiteren wurde deutlich, dass sich Copingstrategien wie positive Umbewertung und eine planmäßige Herangehensweise als günstiger im Umgang mit Stress erweisen als das Ausleben (negativer) Emotionen. Außerdem zeigte sich, dass Ressourcen wie Kompetenzen zur Emotionsregulation teilweise entscheidend dafür sind, welche Copingstrategien angewendet werden, um mit stressreichen Situationen erfolgreich umzugehen. Ausgehend von diesen Befunden gilt es für zukünftige Studien, dynamische Teilprozesse wie die kognitive Bewertung und Coping im Zusammenhang mit dem Stresserleben zu berücksichtigen. Dazu sind weitere experimentelle Studien notwendig, die insbesondere durch die mehrfache, zeitnahe Erfassung der Teilprozesse den Wirkmechanismus von Copingstrategien auf das Stresserleben weiter aufklären können. Für die Praxis gilt es, (angehenden) Sportlehrkräften Kompetenzen im Umgang mit Stress zu vermitteln und sie auf den Umgang mit den hohen Arbeitsanforderungen vorzubereiten.

Sportunterricht im Kontext von Flucht und Migration: Empirische...

Sportunterricht im Kontext von Flucht und Migration: Empirische Analysen zur sozialen Konstruktion von geflüchteten Schüler*innen durch Sportlehrkräfte

Autorin: Dr. Fabienne Bartsch

Abstract: Die gesellschaftliche Realität in Deutschland ist gegenwärtig stark durch Flucht- und Migrationsphänomene geprägt. Schulen sind als zentraler Vermittlungs- und Sozialisationskontext wesentlich in die Ausgestaltung migrationsgesellschaftlicher Wirklichkeit involviert. Die Art und Weise wie Fluchtbewegungen im Setting der Schule verhandelt und von Lehrkräften thematisiert werden, formt das kollektive Wissen über Geflüchtete sowie ihre Platzzuweisung in der Gesellschaft, die sich daraus ergibt. Ernst zu nehmen sind daher empirische Hinweise darauf, dass Lehrkräfte in Bezug auf geflüchtete Schüler*innen eine eher defizitorientierte Perspektive aufweisen, die auf monolingual bzw. monokulturell ausgerichteten Normalitätserwartungen basiert. Anzunehmen ist ferner, dass Lehrkräfte ihre Vorstellungen an medial kursierenden Bildern von Geflüchteten ausrichten, die oftmals das Negative betonen und ethnisierte Geschlechterstereotype vermitteln. Für Sportlehrkräfte gilt obendrein, dass sie aufgrund ihrer Sozialisation vermutlich eine eher leistungsorientierte Deutung von Schule und Sport verinnerlicht haben, die geflüchtete Schüler*innen aufgrund ihrer Biographie mitunter nicht immer erfüllen können. Dieser Bruch mit den institutionalisierten Erwartungen der hiesigen Schul- und Sportkultur kann die eingespielten pädagogischen Deutungsroutinen von Sportlehrkräften irritieren, die durch weitere Faktoren gerahmt sind (z. B. Geschlecht und Migrationserfahrungen der Lehrkräfte). Dies wirft die grundsätzliche Frage auf, wie Lehrkräfte geflüchtete Schüler*innen im Sportunterricht sozial konstruieren und welche Deutungsmuster sie in Bezug auf diese Gruppe von Schüler*innen aufweisen.

Um eine umfängliche Antwort auf diese übergeordnete Fragestellung zu finden, werden in den vier Publikationen dieser kumulativen Dissertation differenzierende Unterfragestellungen verfolgt, die sich aus den skizzierten Hintergründen sowie konstruktivistischen, gendersensiblen, postkolonialen und intersektionalen Theorieansätzen ergeben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den folgenden Forschungsfragen: 1) Welche Deutungsmuster kommen zum Ausdruck, wenn Sportlehrkräfte über geflüchtete Schüler*innen sprechen und wie können diese Muster vor dem Hintergrund des theoretischen Bezugsrahmens interpretiert werden? 2) Inwiefern unterscheiden sich die Deutungsmuster und sozialen Konstruktionen der Sportlehrkräfte in Bezug auf geflüchtete Schüler*innen hinsichtlich verschiedener sozialstruktureller Aspekte der Akteur*innen und der Institution Schule? Für eine adäquate Bearbeitung dieser Forschungsfragen werden Daten aus einer qualitativen Interviewstudie und einer Fragenbogenerhebung mit Sportlehrkräften herangezogen. Der empirische Zugriff in den Interviews findet über die Analyse von Deutungsmustern statt, welche durch ein diskursanalytisches Verfahren gestützt wird. Die Aufbereitung der quantitativen Daten erfolgt mittels explorativer Faktorenanalyse und Mittelwertvergleichen.

Die empirischen Befunde verdeutlichen, dass die Deutungsmuster der Sportlehrkräfte hegemoniale Vorstellungen von Normalität und Andersheit beinhalten und mitunter postkoloniales Gedankengut in Bezug auf geflüchtete Schüler*innen transportieren. Ersichtlich wird zudem, dass sich die Deutungsmuster durch eine enge Verflechtung von geschlechter- und migrations-/fluchtbezogenen Konstruktionen auszeichnen, die mit Kulturalisierungen und Religionisierungen einhergehen. Diese Deutungsmuster erfahren durch die körperlichen Bezüge des Fachs Sport und die dort genutzten Utensilien (Bälle, Schläger) vermutlich eine Aktualisierung. Darüber hinaus ist zu konstatieren, dass die herausgearbeiteten Deutungsmuster und sozialen Konstruktionen nicht pauschal zum Ausdruck kommen, sondern differenziert betrachtet werden müssen. So zeigt sich, dass das Geschlecht der Lehrkräfte, die Schulform, an der sie tätig sind und die Form, in der geflüchtete Schüler*innen beschult werden (internationale Klasse vs. Regelklasse), die Deutungsmuster rahmen. Die Analysen unterstreichen das gewinnbringende Potential der postkolonialen Perspektive, die neue und bisher vernachlässigte Erkenntnisse hervorgebracht hat und die es daher zu vertiefen gilt. Darüber hinaus verweisen die Ergebnisse auf die Notwendigkeit, Rassismus, postkoloniale Einschreibungen und die Verflechtungen von migrations- und geschlechterbezogenen Zuschreibungen in der Aus- und Weiterbildung von Sportlehrer*innen zukünftig verstärkt zum Thema zu machen.

Rahmenschrift

Stress im Sportstudium – empirische Studien zu Stressoren,...

Stress im Sportstudium – empirische Studien zu Stressoren, Stressreaktionen und der Rolle von körperlicher Aktivität

Autorin: Dr. des. Carolin Krumm

Abstract: Stress im Studium ist ein häufig auftretendes Phänomen, welches negativ mit der psychischen und körperlichen Gesundheit von Studierenden assoziiert ist. Inwiefern Sportstudierende aufgrund ihres Studiums Stress erleben und welche gesundheitlichen Folgen daraus entstehen, wurde bisher noch nicht untersucht. Diese kumulative Dissertation hat mit Hilfe von drei empirischen Studien Stress im Sportstudium detailliert untersucht und dabei die Rolle der körperlichen Aktivität berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen, dass Sportstudierende aufgrund der studienspezifischen Anforderungen Stress erleben und dieser einen Prädiktor für die globale psychische Gesundheit darstellt. Als Ursachen für den kontextbezogenen Stress im Studium konnten allgemeine Stressoren (z. B. aufgrund des Alltags oder Prüfungsphasen) und fachspezifische, sportpraktische Stressoren (z. B. körperliche Anforderungen) identifiziert werden. Stressreaktionen ergeben sich in Abhängigkeit des Kontextes des wahrgenommenen Stressors. Die Dissertation belegt, dass allgemeine körperliche Aktivität einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden von Sportstudierenden hat, allerdings ist die stressregulative Wirkweise von körperlicher Aktivität, die im Rahmen des Studiums durchgeführt wird, begrenzt. Im Zusammenhang mit auftretenden Stressoren hat körperliche Aktivität im Kontext des Studiums keine stresspuffernde Wirkweise auf den Zusammenhang von Stressoren und Stressreaktionen. Es werden weitere Studien benötigt, die spezifisch untersuchen wann (z. B. während Sportpraktischer Prüfungen) und unter welchen Umständen (z. B. Sportdisziplin) körperliche Aktivität positive bzw. negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Sportstudierenden haben kann. Auf Basis dieser Ergebnisse ist es von Relevanz, Sportstudierende im Umgang mit Stressoren und Stressreaktionen zu schulen, um negative gesundheitliche Folgen von Stress zu vermeiden und einen erfolgreichen Berufseinstieg zu ermöglichen. Im Kontext der Hochschule sollten zielgruppenspezifische Angebote zur Prävention von Stress und psychischen Erkrankungen angeboten werden, um gefährdete Sportstudierende früh zu erkennen und deren psychische Gesundheit langfristig zu erhalten.