Absolventin, Referentin, Promovierende: Bianca Werdelmann im Interview
Bianca Werdelmann ist bereits eine erfahrene Dozentin und bildet junge Physiotherapeut*innen aus. Doch im Oktober 2024 hat sie das erste Mal eine Weiterbildung bei uns an der DSHS Köln geleitet. Mit „Functional Training – Rehabilitation“ hat sie 16 Teilnehmenden gezeigt, was Rehabilitation alles bewirken kann. Doch sie ist nicht nur Referentin: Im vergangenen Jahr hat sie unseren Studiengang M.Sc. Sportphysiotherapie abgeschlossen und promoviert jetzt am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin. Im Interview erzählt sie, wie die erste eigene Weiterbildung lief, was die Doktorarbeit für sie bedeutet und wie sie sich ihre Zukunft in der Sportphysiotherapie vorstellt.
UW: Was waren die Themen Ihrer ersten Weiterbildung bei uns?
Bianca Werdelmann: Ich habe mich sehr gefreut, dass ich erstmalig zum Thema „Functional Training - Rehabilitation“ referieren durfte. Ein Lernziel war, dass die Teilnehmer*innen verschiedene funktionelle Testverfahren für Patient*innen oder Sportler*innen anwenden, die Testergebnisse beurteilen und darauf individuelle Therapiekonzepte konzipieren können. Ein weiteres Lernziel war, dass die Teilnehmer*innen auf unterschiedliche Verletzungsbilder den „Return-to-Activity Algorythmus“ anwenden, interpretieren und darauf individuelle Rehabilitationskonzepte konzipieren können. Zusätzlich standen vertiefende theoretische Themen wie: funktionelle Anatomie, Sportverletzungen, Verletzungsentstehung von Sportverletzungen, verschiedene Verletzungsbilder, Wundheilung und Rehabilitation auf meiner Agenda.
Waren Sie vor Ihrer ersten Weiterbildung aufgeregt?
Ein bisschen Aufregung war natürlich dabei, da mir die Qualität meiner ersten Weiterbildung als Dozentin sehr wichtig war. Gleichzeitig hatte ich mich intensiv vorbereitet und habe mich darauf gefreut, mein Wissen mit den Teilnehmer*innen zu teilen und einen spannenden Austausch zu fördern. Es war eine tolle Gelegenheit, mein Fachwissen weiterzugeben und dabei selbst wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Gab es ein Highlight?
Ja, ich wollte die Weiterbildung so gestalten, dass die Teilnehmer*innen nicht nur theoretisches Wissen mitnehmen, sondern auch viel praktisch anwenden können. Mir war es wichtig, interaktive Elemente einzubauen, wie zum Beispiel praxisnahe Fallbeispiele und Übungen, die das Gelernte festigen. Außerdem wollte ich gezielt Raum für Fragen und Austausch schaffen, damit alle Teilnehmer*innen die Möglichkeit hatten, ihre individuellen Erfahrungen und Perspektiven einzubringen.
Haben Sie mit Schwierigkeiten gerechnet?
Ich denke, bei jeder neuen Herausforderung können kleinere Schwierigkeiten auftreten - zum Beispiel unterschiedliche Wissensstände der Teilnehmer*innen. Meine Strategie war es, flexibel zu bleiben und auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Insgesamt bin ich mit einer lösungsorientierten und offenen Haltung an meine erste Weiterbildung heran gegangen.
Sie promovieren auch an der DSHS Köln: Wann und warum haben Sie den Entschluss gefasst, einen Doktortitel zu erwerben?
Den Entschluss, einen Doktortitel zu erwerben, habe ich bereits am Ende meines Masterstudiums (M.Sc. Sportphysiotherapie DSHS) gefasst. Meine Masterarbeit bildete auch den Grundstein für meine Promotion und hat mein Interesse an Forschung weiter gestärkt. Ich möchte mit meiner Dissertation zur Weiterentwicklung der Sportphysiotherapie beitragen und neue Erkenntnisse gewinnen, die in der Praxis anwendbar sind. Dieser akademische Weg ist für mich eine Möglichkeit, meine Leidenschaft für das Fach noch weiter zu vertiefen. Ich promoviere berufsbegleitend als Physiotherapeutin hier an der SpoHo am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin.
Wie läuft es?
Mein Weg der Promotion ist ein längerer Prozess mit vielen spannenden und auch herausfordernden Meilensteinen. Ich bin mit meinen bisherigen Fortschritten zufrieden und fokussiere mich darauf, meine Projekte kontinuierlich voranzubringen.
Was ist Ihr Thema und wie weit sind Sie?
Ich promoviere zum Thema „Doping im Golf“. Ich habe vor wenigen Wochen meine erste Fragebogenerhebung abgeschlossen. Aktuell schreibe ich an meinem ersten Paper zum Thema „Verletzungshäufigkeiten und „Playing hurt“ im Golfsport: eine retrospektive Fragebogenerhebung bei Freizeitgolfer*innen“.
Wann wollen Sie die Doktorarbeit abgeben?
Meine kumulative Promotion ist auf drei bis fünf Jahre angesetzt. Ich befinde mich aktuell im fünften Semester meines Promotionsstudiums. Um meine Promotion auf dem gewünschten Niveau abzuschließen, plane ich mit einem Zeitraum von weiteren zwei bis drei Jahren. Der genaue Zeitrahmen wird sich durch die Zwischenziele (meine verschiedenen internationalen Publikationen) noch weiter konkretisieren.
Was planen Sie, nachdem Sie die Doktorarbeit abgegeben haben?
Nach der Promotion möchte ich meine akademische Laufbahn im Bereich Lehre und Forschung fortsetzen und mein Wissen als Dozentin weitergeben.
Was hat Ihnen der SPT-Master für Ihre Praxis als Physiotherapeutin gebracht?
Der Master in Sportphysiotherapie hat meine Arbeit als Physiotherapeutin in vielerlei Hinsicht bereichert und meine fachlichen Kompetenzen erheblich erweitert. Durch vertiefte Kenntnisse in Sportwissenschaft und -medizin kann ich Bewegungsabläufe und Belastungen im Sport gezielter analysieren. Spezifische sportphysiotherapeutische Behandlungsmethoden ermöglichen mir, individuellere Reha- und Präventionspläne zu erstellen. Zudem helfen mir wissenschaftliche Kompetenzen, aktuelle Forschungsergebnisse einzuschätzen und fundiert in die Praxis zu integrieren.
Wollen Sie weiterhin auch praktisch in der Physiotherapie arbeiten?
Ja, ich bin bereits in meiner eigenen, auf orthopädische, chirurgische und sportmedizinische Physiotherapie spezialisierten Privatpraxis tätig. Hier betreue ich Patient*innen sowie Sportler*innen und begleite sie durch individuell abgestimmte Therapieansätze in den Bereichen Training, Rehabilitation und Prävention.
Zusätzlich bin ich in der Lehre tätig: An der Akademie für Gesundheitsberufe der St. Augustinus Gruppe in Neuss bilde ich zukünftige Physiotherapeut*innen aus, und als Honorardozentin an der Deutschen Sporthochschule Köln und der Hochschule Fresenius gebe ich mein Wissen und meine praktischen Erfahrungen im Bereich Physiotherapie weiter. So kann ich meine praktische Arbeit in der Therapie mit wissenschaftlichem Know-how verbinden.
Was sind Ihre schönsten Erinnerungen an den M.Sc. Sportphysiotherapie?
Die schönsten Erinnerungen an meinen Master in Sportphysiotherapie sind die intensive Zusammenarbeit und der Austausch mit Kommiliton*innen und Dozent*innen, die ebenfalls eine große Leidenschaft für das Fach teilten.
Wie schaffen Sie es zeitlich, eine Doktorarbeit zu schreiben, Referentin zu sein und als Physiotherapeutin zu arbeiten?
Ich priorisiere meine Aufgaben klar, um alles gut zu bewältigen: An erster Stelle steht meine Tätigkeit an der Akademie, gefolgt von meiner Promotion. Die Lehrtätigkeit und die Arbeit in meiner Praxis plane ich entsprechend flexibel darum herum. Durch vorausschauende Planung und ein strukturiertes Zeitmanagement schaffe ich es, alle Bereiche miteinander zu vereinbaren und jedem Bereich gerecht zu werden.
Wie sieht ein klassischer Tagesablauf bei Ihnen aus?
Mein Wochenablauf startet am Montag, den ich der Promotion widme. An diesem Tag konzentriere ich mich intensiv auf meine Forschung. Dienstags und mittwochs arbeite ich dann als Dozentin an der Akademie, wo ich unterrichte, und Unterricht vorbereite. Der Donnerstag ist mein Praxistag, an dem ich mit meinen Patient*innen arbeite. Den Freitag widme ich mich wieder meiner Promotion. An den Wochenenden findet häufig meine Lehrtätigkeiten als Honorardozentin statt. Diese abwechslungsreiche Struktur ermöglicht es mir, in allen Bereichen aktiv zu sein und mein Wissen sowohl in der Praxis als auch in der Lehre zu vertiefen.
Wie lange wird Ihr Alltag noch so aussehen?
Ich plane, meinen aktuellen Ablauf beizubehalten, da mir diese abwechslungsreiche Struktur sehr gut gefällt und ich damit erfolgreich arbeite. Die Balance zwischen meinen Tätigkeiten als Dozentin, in der Praxis und meiner Promotion ermöglicht es mir, in jedem Bereich engagiert zu bleiben.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Für die Zukunft habe ich mir das Ziel gesetzt, in all meinen Tätigkeiten erfolgreich zu sein. Ich möchte meine Expertise in der Sportphysiotherapie weiter vertiefen und weiterhin einen positiven „Einfluss“ auf meine Patient*innen haben. Zudem plane ich, meine akademische Laufbahn auszubauen, um sowohl in der Lehre als auch in der Forschung aktiv zu sein. Ich sehe die Zukunft als Chance, meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln und meine Beiträge in der Physiotherapie und der akademischen Welt zu maximieren.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Für die Zukunft wünsche ich mir, sowohl privat als auch beruflich gesund, glücklich und zufrieden zu sein. Eine erfolgreiche Promotion steht dabei ganz oben auf meiner Liste, da ich meine akademischen Ziele erreichen möchte. Gleichzeitig bin ich offen für neue Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich ergeben könnten.
Hat dieses Interview Interesse bei Ihnen geweckt? Dann schauen Sie sich gerne unseren Master M.Sc. Sportphysiotherapie oder unsere Weiterbildung Functional Training – Rehabilitation an. Falls Sie das Dissertationsthema „Playing Hurt“ von Werdelmann interessiert, können sie ein ausführliches Interview von ihr in der Zeitschrift für Physiotherapeuten lesen. Den Artikel finden Sie in der Ausgabe von Oktober 2024. Die Referentin Bianca Werdelmann finden Sie auf LinkedIn.