Die Analyse unsichtbarer Kräfte - biomechanische Leistungsdiagnostik

Dozent Dr. Oliver Bloch (links) und Studierende des M.Sc. Sportphysiotherapie bei der Durchführung einer Bewegungsanalyse (rechts).

Was ist eigentlich die biomechanische Leistungsdiagnostik? Warum ist sie auch für Sportphysiotherapeut*innen wichtig? Und wie wird die Leistungsdiagnostik in unserem Weiterbildungsmaster M.Sc. Sportphysiotherapie gelehrt? Dr. Oliver Bloch verrät es uns im Interview.

Bloch ist Trainingswissenschaftler und Leistungsdiagnostiker (Biomechanik) am Olympiastützpunkt NRW/Rheinland. Außerdem ist er im M.Sc. Sportphysiotherapie Dozent und Modulleiter für Bewegungsanalyse und motorische Tests. Wir haben mit ihm über seine Arbeit und die Lehre gesprochen.

UW: Herr Bloch, was sind Ihre Aufgaben am Olympiastützpunkt Rheinland?

Dr. Oliver Bloch: „Ich bin in der biomechanischen Leistungsdiagnostik tätig. Das bedeutet, dass wir unter anderem Kräfte messen, um Bewegungen und Leistungen zu analysieren und darauf aufbauend dann zu optimieren. Im Gegensatz zur physiologischen Leistungsdiagnostik, die vor allem mit Blut- und Atemanalysen arbeitet, den meisten Leuten ist der Laktattest ein Begriff, arbeitet wir in der biomechanischen Leistungsdiagnostik mit „unsichtbaren“ Einflussgrößen (z.B. Kräfte). Die ermittelten Ergebnisse fließen dann in Trainingsempfehlung.“

Warum ist die Leistungsdiagnostik auch für Sportphysiotherapeuten wichtig?

„Ich kann meine Patient*innen erst richtig behandeln bzw. trainieren, wenn ich genau weiß, was sie haben. Da spielt es keine Rolle, ob ich im Spitzensport oder in der Reha tätig bin. Die Leistungsdiagnostik dient als argumentative Grundlage für den Behandlungs- oder Trainingsplan zum Beispiel nach einer Verletzung. Darum ist sie auch für Sportphysiotherapeuten so wichtig und wird im Master gelehrt.“

Und zwar im sportwissenschaftlichen Modul für Bewegungsanalyse und motorische Tests. Was lernen die Studierenden hier?

„Sie lernen die Grundlagen für genau diese beiden Sachen, Bewegungsanalyse und motorische Tests. In Abhängigkeit des zu untersuchenden Sportlers und dessen Disziplin müssen z.T. unterschiedliche Tests durchgeführt werden. Trotzdem muss immer standardisiert gemessen werden. Sobald von diesem Standard abgewichen wird, kann ich nicht mehr nachvollziehen, woher die Unterschiede bei den gemessenen Ergebnissen resultieren. Die Student*innen erlernen die Grundlagen in den beiden Bereichen, damit sollen sie in die Lage versetzt werden auch komplexer arbeiten zu können. Zwar gibt es heutzutage viele Hilfsmittel (z.B. Hard- und Software), die Grundlagen müssen die Studierenden aber trotzdem beherrschen.“

Wie sieht die Lehre in der Praxis aus?

„Die Studierenden sollen das „Handwerk“ lernen und das geht nur, wenn man selbst „Hand anlegt“, es selbst durchführt. Das fängt z.B. bei Aufbau und Einstellung einer Kamera an. Das muss man erstmal alles lernen und darum ist die Praxis so wichtig. Die Studierenden sollen selber Messungen planen, durchführen und auswerten. Der Großteil der Lehre findet in diesem Modul in der Praxis statt, damit die Studierenden die theoretischen Grundlagen direkt umsetzen können. Auch in der Abschlussprüfung müssen sie eine virtuelle Leistungsdiagnostik durchführen. Das nimmt einen großen Stellenwert ein.“

Was möchten Sie den Studierenden abschließend noch mit auf den Weg geben?

„Dass sie mit mehr Selbstvertrauen und Kreativität eigenständig denken und das Handwerkszeug selber anwenden lernen. Im Sport ist es nochmal schwieriger, die Anforderungen von Trainer*innen und Athlet*innen gleichermaßen zu erfüllen. Da reicht es nicht zu wissen, dass man im Muskelaufbautraining 6-10 Wiederholungen und 3-6 Sätze machen kann, sondern sie wollen ganz genaue Angaben haben, individuell auf die jeweiligen Personen abgestimmt. Deswegen ist auch die Praxis so wichtig, um genau das zu lernen und selber mitzudenken.“

 


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