„Karrierebooster Universitäre Weiterbildung“ – Von Heidenheim über die Spoho zum 1. FC Köln
Marvin Kreuzwieser hat 2019 den M.Sc Sportphysiotherapie bei uns abgeschlossen. Im Interview erzählt der Sportphysiotherapeut, welchen Mehrwert der Weiterbildungsmaster für ihn hatte und warum dieser auch ein Türöffner für seine berufliche Zukunft beim 1. FC Köln war.
UW: Marvin, Du hast von 2017 bis 2019 den Weiterbildungsmaster M.Sc. Sportphysiotherapie bei uns absolviert und bist aktuell Physiotherapeut des 1. FC Köln. Wie bist Du zu diesem Job gekommen, der für viele sicher ein Traumjob ist?
Marvin Kreuzwieser: „Dass ich zum FC gekommen bin hat sich dadurch ergeben, dass es von klein auf mein Ziel war, an der Deutschen Sporthochschule Köln zu studieren. Normalerweise ist es nicht üblich, dass man als Physiotherapeut*in ein Studium absolviert. Ich habe allerdings damals schon, während meiner ursprünglichen Physiotherapeut*innen-Ausbildung, ein Bachelor-Studium im Bereich der professionellen Gesundheitsversorgung gemacht. Im Zuge eines Praktikums war ich dann, einfach weil ich fußball- beziehungsweise sportbegeistert bin, im Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Heidenheim. Nach dem Abschluss meines Bachelors wurde ich anschließend dort als Sportphysiotherapeut fest übernommen. Ich habe mir allerdings nach einem Jahr gesagt, dass ich nochmal an der Deutschen Sporthochschule Köln studieren möchte. Das war schon während meiner Schulzeit mein Traum. Einfach wegen der Möglichkeiten, die man hier auf dem Campus hat. Ich habe mich dann also auf den M.Sc. Sportphysiotherapie beworben, wurde angenommen, und habe in dem Rahmen beim 1. FC Köln angefragt, ob irgendeine Stelle für mich bei ihnen frei ist. Mehrere Monate habe ich um ein Bewerbungsgespräch gebeten. Und den damalig verantwortlichen Dennis Morschel bestimmt schon genervt. Im Sommer 2017 habe ich erst als Mini-Jobber beim FC im Nachwuchs angefangen. Nun bin ich hauptberuflich als Sportphysiotherapeut für die U21 zuständig.“
Was konntest Du aus dem M.Sc. Sportphysiotherapie für Deine jetzige Tätigkeit mitnehmen? Was ist Deiner Meinung nach der Mehrwert, den der Weiterbildungsmaster M.Sc. Sportphysiotherapie bietet?
„Der Mehrwert hier an der Deutschen Sporthochschule Köln ist, dass man nicht nur ausschließlich mit Sportphysiotherapeut*innen in Kontakt kommt, sondern du triffst Personen aus allen Fachdisziplinen auf dem Campus. Daher finde ich es vorteilhaft auf dem Campus zu wohnen, am besten im SpoHo Turm. Du kannst einfach in jedmögliche Bereiche reinschnuppern und kriegst fachlichen Input, den du auf „normalem“ Physiotherapeut*innen-Niveau nicht haben würdest. Außerdem ist der akademische Hintergrund ebenfalls förderlich. Wie forsche ich? Wie baue ich selbst eine Studie auf? Wie messe ich bestimmte Dinge? Durch das Know-how und die technischen Standards, die man an der Sporthochschule hat, können Dir Inhalte vermittelt werden, die in einer normalen Phyisotherapeut*innen-Ausbildung nicht vorkommen. Als Letztes würde ich noch hervorheben, dass im M.Sc. Sportphysiotherapie bereits ausgebildete Therapeut*innen zusammenkommen. So kann man sich gut ein eigenes Netzwerk aufbauen, in dem Wissen und Erfahrungen ausgetauscht werden.“
Hast Du eventuell Inhalte oder Seminare, die Dir besonders im Gedächtnis geblieben sind? Wenn ja, warum?
„Für mich war eigentlich alles erstmal besonders. Alles war neu und die einzelnen Dozent*innen haben sich spezifisch auf uns Studierende vorbereitet. Beispielsweise hatten wir eine Vorlesung bei Prof. Dr. Potthast, in der in Zusammenarbeit mit seinen Doktorand*innen viele theoretische Inhalte direkt praktisch in Kleingruppen umgesetzt wurden. So hatten wir in zahlreichen Versuchen die Möglichkeit, Messungen an uns selbst durchzuführen. Auch die Laktat-Diagnostik mit Prof. Dr. Baum oder die sportpraktischen Inhalte bei Tobias Alt, wo wir im Kraftraum Methoden und Übungen eigenständig ausprobieren konnten. Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir die Module bei Dozenten mit physiotherapeutischem Hintergrund. Hier sind Herr Knoblauch, Frau Jedlicke und auch ehemalige Studenten*Innen des Masters Sportphysiotherapie zu erwähnen. Mit Herr Knoblauch haben wir praktisch Studenten der SpoHo befundet und behandelt, um unser Clinical Reasoning zu verbessern. Seine Expertise und Tipps waren hervorragend. So haben wir einfach eine riesige Bandbreite an Themen sowohl theoretisch als auch praktisch kennengelernt.“
Das Arbeitsfeld der Physiotherapie im Allgemeinen wird bei der Berufswahl immer beliebter. Du hast Dich für das etwas spezifischere Feld der Sportphysiotherapie entschieden. Was sind Unterschiede zwischen Alltags- und Sportphysiotherapie und was macht die Sportphysiotherapie für Dich so besonders?
„Ich denke man muss da erstmal zwischen den unterschiedlichen Sportarten differenzieren. Jede Sportart hat da ihre eigenen Anforderungen. Wenn ich aber an meine Zeit in einer allgemeinen Physiotherapie-Praxis denke, liegt der Hauptunterschied bei der Art der Patient*innen. Wenn du eine*n normale*n Patient*in betreust, dann haben diese meist ein Rezept mit 6-10 Behandlungen und danach siehst du die Patient*innen nicht mehr. Wenn du jetzt wie ich aber Fußballer betreust, dann siehst du diese Personen über eine ganze Saison fast 365 Tage im Jahr und bist jeden Tag mit ihnen im Austausch. Außerdem ist die Arbeit im Sport oftmals mit Zielen verbunden. Jede Woche ist das Ziel der nächste Wettkampf oder das nächste Pflichtspiel. Da ist man nicht nur der Sportphysiotherapeut, sondern wirklich Teil der Mannschaft und man erlebt jeden Tag Neues. Du trainierst zwar nicht selbst, aber bist immer drumherum und kriegst so alles mit.“
Was sind Deine Aufgabenfelder als Sportphysiotherapeut in der U21 des 1. FC Köln?
„Als normaler Physiotherapeut*in weißt du jeden Tag, was auf dich zukommt. Im Fußball habe ich beispielsweise mehr als 20 Spieler gleichzeitig, die ich betreue. Man muss also immer auf das Tagesaktuelle reagieren, weil jedes Training etwas anderes passieren kann und bei Sport*lerinnen unterschiedliche Probleme oder Blessuren auftreten. Außerdem liegt der Fokus in unserer Arbeit darin, möglichst präventiv zu arbeiten. Wenn man „normale“ Patient*innen betreut, haben diese bereits schon ein Problem, das behoben werden soll. Bei uns im Sport wollen wir ja gar nicht, dass dieses Problem überhaupt erst entsteht. So können Sportler*innen über eine möglichst lange Zeit verletzungsfrei bleiben und dadurch im Wettkampf ihre optimale Leistung abrufen. Der Wettkampf ist ja die Phase im Fußball, wo der einzelne Spieler seinen individuellen Mehrwert für das Team einbringen soll. Dafür arbeiten wir als Sportphysiotherapeut*innen und Athletiktrainer*innen eng mit den Trainer*innen, Sportpsycholog*innen und allen anderen Team-Mitgliedern zusammen, um dieses Ziel zu erreichen.“
Als Zweitvertretung eines Bundesligisten steht Ihr in der Regionalliga West an der Schwelle zum Profifußball und arbeitet demzufolge sehr professionell. Wie unterscheidet sich da die Arbeitsweise eines*r Sportphysiotherapeut*in eines Regionalligisten im Vergleich zu einem*r Sportphysiotherapeut*in, der*die „nur“ in der Verbands- oder Landesliga tätig ist oder auf vergleichbarem Niveau in anderen Sportarten?
„Ich denke der Hauptunterschied ist einfach, wie viele Stunden dir als Sportler*in ein*e Sportphysiotherapeut*in zur Verfügung steht, der sich um dich kümmert. Denn um so mehr Zeit du für jemanden hast, desto mehr kann man sich mit dem*der Athlet*in beschäftigen und so bei der eigentlichen Ausübung des Sports helfen. Speziell beim 1. FC Köln haben wir ja auch noch eine Mannschaft, die in der Bundesliga spielt. Davon profitieren wir als Zweitvertretung natürlich ungemein, da man sich auch mit den Sportphysiotherapeut*innen der ersten Mannschaft austauschen kann. Im Allgemeinen verfügen wir über ein breites Netzwerk an internen und externen Experten. Diese Netzwerke und Möglichkeiten, die so entstehen, begünstigen natürlich auch professionelles Arbeiten.“
Infos und Bewerbung
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