Mit Athletiktraining zum Leistungsoptimum. Yanni Egyptien, Athletiktrainer der KAS Eupen, klärt uns über Aspekte des Athletiktrainings auf.

Yanni Egyptien weiß, worauf es beim Athletiktraining ankommt.
Yanni Egyptien weiß, worauf es beim Athletiktraining ankommt.

Yanni Egyptien ist Absolvent des Zertifikatsstudiengangs DSHS Athletiktrainer und ab diesem Jahr auch als Dozent in diesem Zertifikat tätig. Außerdem ist er als Athletiktrainer bei der KAS Eupen für die Fitness der Spieler zuständig. Im Interview verrät er uns unter anderem, was man unter Profound Performance Training versteht und welchen Einfluss Nahrungsergänzungsmittel auf das Athletiktraining haben.

UW: Sie sind Athletiktrainer bei der KAS Eupen, dem Verein Ihrer Heimatstadt. Was genau ist Ihre Aufgabe in dieser Funktion?

Yanni Egyptien: „Es ist zwar ungewöhnlich für einen Erstliga-Profiverein, aber ich befinde mich zunächst einmal alleine in dieser Position. Genau aus diesem Grund habe ich viele Aufgaben. Mitunter zählen dazu die komplette Leistungsdiagnostik der ersten Mannschaft und der Jugendperspektivspieler sowie die letzten Stufen der Reha von verletzten Spielern der ersten Mannschaft und der Perspektivspieler. Zu meinen alltäglichen Aufgaben gehören die morgendliche Aktivierung und das anschließende kollektive Warm-Up auf dem Platz. Einmal in der Woche führe ich ein Mannschaftskrafttraining durch und ergänze dieses zusätzlich mit zwei weiteren Einheiten Individualtraining im Kraftraum. Natürlich gebe ich unter der Woche, je nach Spielplanung immer wieder auch Ausdauer- und Sprinteinheiten. Zu guter Letzt gehören auch die Belastungssteuerung und jegliche sportwissenschaftliche Beratung durch die Erstellung von Berichten zu meinen Aufgabenbereichen.“

Der Traum aller Fußballtrainer*innen ist es, fitte Spieler*innen, die auf den Punkt vorbereitet sind und im entscheidenden Moment auf dem Platz ihre maximale Leistung abrufen können, zur Verfügung zu haben. Mit welcher Art von Training erreicht man dieses Ziel?

„Entscheidend ist heutzutage nicht mehr nur das Training per se, sondern die Kunst ist, die Spieler*innen auf den Punkt frisch zu bekommen. Im oberen Profibereich wechseln die Cheftrainer*innen häufig und mit ihnen die jeweilige Trainingsphilosophie sowie Periodisierungsvorlieben. Bei Mannschaften, die nicht an mehreren Wettbewerben teilnehmen, bleibt viel Zeit für Training unter der Woche. Bei Mannschaften mit meisterschaftsübergreifenden Verpflichtungen ist die Belastung alleine durch die Masse an Spielen gegeben. Alle Spieler*innen auf eine ähnliche Belastung zu bringen, ist die Kunst in Absprache mit allen Parteien im Staff. Wenn alle helfen, das Training so zu steuern und zu individualisieren, dann bekommt man seinen Kader auf den Punkt fit und frisch und im besten Fall zu ihrer Höchstleistung.“

Was versteht man unter Profound Performance Training?

„Es bedeutet in meinem Fall, auf der Grundlage eines immer wieder aktuellen wissenschaftlichen Standards mein Training anzubieten. Das heißt, sich als Trainer*in ständig zu informieren und selbstkritisch zu hinterfragen. Es bedeutet auch, gegebenenfalls eigene Methoden zu verwerfen, sich dem neuesten Wissensstand anzupassen und dementsprechend andere Verantwortliche davon zu überzeugen. Mit wissenschaftlich fundiertem Training kann man auch Athlet*innen viel besser verdeutlichen, warum sie bestimmte Dinge ausüben sollen, die du als Trainer*in von ihnen verlangst.“

Ist Athletiktraining für jede Altersgruppe geeignet?

„Athletiktraining an sich ist ein breiter Begriff und beinhaltet viele Trainingskategorien, -methoden und Aufgabenbereiche. Athletiktraining ist meiner Ansicht nach der Begriff zur Definition des Trainings von bereits durchtrainierten Menschen, also Athlet*innen. Athlet*innen lassen sich in jeder Altersgruppe finden und dementsprechend ist Athletiktraining etwas für alle Altersgruppen, aber nicht für jedermann. Training und altersspezifische Trainingsreize sollten für jeden Menschen bedeutsam sein. Mit Athletiktraining ist für mich spezieller das Training mit Ziel zur ständigen Leistungsoptimierung gemeint. Und eben nicht immer für lange Zeit bestimmt, denn es fordert den Körper der Athlet*innen, was ab einem gewissen Alter in dieser Form nicht mehr umsetzbar ist (je nach Sportart).“

Wie ist Ihre Meinung zum Thema Nahrungsergänzungsmittel? Kann man hierdurch stärkere Effekte im Athletiktraining erreichen?

„Jein, denn es kommt ganz auf die Substanzen und die Sportart an. Ja, denn Nahrungsergänzungsmittel wie z. B. Kreatin und Koffein haben wissenschaftlich fundierte, positive Ergebnisse zur Wettkampf- oder Trainingsverbesserung gezeigt. Aber auch nein, denn nicht alle Mittel wirken bei jedem gleich und nicht alle Mittel sollten querbeet eingenommen werden, trotz oder auch gerade wenn sie breite Anwendung finden. Zudem sollte kein*e Athlet*in gezwungen werden, irgendwelche Präparate zu sich zu nehmen. Nehmen Sportler*innen Nahrungsergänzungsmittel auf freiwilliger Basis ein, könnte so nämlich noch der Placebo-Effekt greifen. Dieser ist nicht zu vernachlässigen und solange das jeweilige Mittel gegebenenfalls zwar nicht nachweislich hilft, aber auch keinen Schaden anrichten kann, kann eine Einnahme unter diesem Gesichtspunkt vorteilhaft sein.“

Welchen Verletzungen kann mit Athletiktraining vorgebeugt werden bzw. welche Blessuren lassen sich hiermit schnell unter Kontrolle bekommen?

„Definitiv lassen sich muskuläre Verletzungen eindämmen. Mit regelmäßiger mechanischer Reizsetzung der Muskulatur kann sich präventiv vieles verhindern lassen. Verletzungen sind extrem multifaktoriell und Athletiktraining spielt nur eine Teilrolle im großen Ganzen. Ich gehe trotzdem soweit und behaupte, dass ein fundiertes hartes Krafttraining auch durch seine psychische und mentale Vorbereitung den Athlet*innen hilft. Ein spürbar hilfreiches Krafttraining gibt den Athlet*innen Sicherheit im Wettkampf und sie fühlen sich gegen Verletzungen besser geschützt. Ganz verhindern lassen sich aber die wenigsten Verletzungen. Mit steigendem Alter der Athlet*innen sind degenerative Schäden nicht mehr auszuschließen. Aber auch hier kann ein angepasstes Athletiktraining die Karriere verlängern und Schäden verlangsamen.“

Inwieweit hat Ihnen die Weiterbildung des DSHS Athletiktrainers bei Ihrer Arbeit weitergeholfen bzw. Sie vorangebracht?

„Mir war früh klar, wohin mein persönlicher Weg führen soll. Und die Weiterbildung DSHS Athletiktrainer war ein erster wichtiger Baustein für den weiteren Karriereweg in Richtung meines derzeitigen Jobs. Die Weiterbildung hat mir nochmal die Facetten des Athletiktrainings aufgezeigt und mich durch die übertragbaren Inhalte aus anderen Sportarten inspiriert. Lange Zeit habe ich regelmäßig zurück in die Folien und meine Notizen dieser Weiterbildung gesehen. Sie kann einem keiner mehr nehmen und die gelehrten Inhalte begleiten mich bis heute tagtäglich im Beruf. Es war eine ideale Gelegenheit, die Inhalte meines Studiums spezifischer zu wiederholen und teilweise gleich in Anwendung zu bringen. Außerdem ist der Austausch mit lauter gleichgesinnten Kommiliton*innen und Dozent*innen ein enorm wichtiger Teil dieser Weiterbildung.“

 

 

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