Neuer Zertifikatsstudiengang: Globales Lernen im Sport
Mit dem Zertifikatsstudiengang Globales Lernen im Sport reagiert die Deutsche Sporthochschule Köln auf die steigende globale Verantwortung des Sports im Hinblick auf soziale und entwicklungspolitische Ziele. Im Interview mit der Universitären Weiterbildung spricht Studiengangsleiterin Dr. Karen Petry über die Bedeutung des neuen Angebots im Kontext des aktuellen Diskurses.
UW: Was diente als Anlass für die Neukonzeption dieses Zertifikatsstudiengangs?
Dr. Karen Petry: „Das Thema Sport und globales Lernen ist in den vergangenen Jahren immer relevanter geworden und zeigt großes Potential für zukünftige Entwicklungen auf. Immer mehr NGOs, Sportjugenden, Verbände oder Vereine aus dem Sport wollen sich nachhaltig ausrichten, konzipieren Programme, die zu den globalen Entwicklungszielen (SDGs) einen Beitrag leisten können und setzen sich dabei mit der Frage auseinander, wie der Sport einen Beitrag zu einer ökonomisch-, ökologisch- und/oder sozial-nachhaltigen Zukunft im Sinne eines globalen Ansatzes beitragen kann. Als Reaktion auf die gestiegene Bedeutsamkeit der Thematik wurde der Zertifikatsstudiengang neu konzipiert und hat als Ziel, Grundlagen zu globalem Lernen im Sport in Theorie und Praxis zu vermitteln.“
Die globale Verantwortung des Sports rückt besonders bei der Vergabe und Umsetzung internationaler Sportveranstaltungen innerhalb von Entwicklungsländern und Nationen mit instabilen politischen Strukturen in den Vordergrund, ähnlich wie bei der FIFA WM 2022 in Katar. Inwiefern wird dieses Thema im Rahmen der Weiterbildung aufgegriffen?
„Internationale Sportgroßveranstaltungen erreichen in der Tat besonders viel Aufmerksamkeit in der Gesellschaft und rücken aktuell des Öfteren durch Kritik und negative Schlagzeilen in den Vordergrund. Die (kritische) Auseinandersetzung mit Sport(groß)veranstaltungen wird auch im Rahmen der Weiterbildung thematisiert, stellt aber nur einen Aspekt des Themenfeldes Globales Lernen im Sport dar. Da die Teilnehmenden insbesondere für ihr eigenes Handeln Wissen und Anreize erlangen sollen, werden viele Inhalte aus einem globalen Kontext hergeleitet und auf die persönliche Ebene runtergebrochen. Im Rahmen von Sport(groß)veranstaltungen kann das dann zum Beispiel die Ausarbeitung von Aspekten zur nachhaltigen Ausrichtung eigener Sportveranstaltungen auf kommunaler, Verbands- oder Vereinsebene sein. Auch hier gibt es noch viel zu tun!“
Dem Sport wird oft vorgeworfen, sich nur an ökonomischen Interessen zu orientieren. Durch welche Maßnahmen kann im Zuge der fortschreitenden Kommerzialisierung auch das Bewusstsein der immensen Verantwortung wachsen?
„Die Sensibilisierung für globale Zusammenhänge, Ungleichheiten und Missstände, Vermittlung von Wissen zu den Auswirkungen im Rahmen des Sports und das Aufzeigen von (alternativen) Möglichkeiten und konkreten Handlungsansätzen zum eigenen Handeln sind hierbei die Schlüssel zum Erfolg. Im Rahmen des Zertifikatsstudiengangs werden diese Themenfelder durch eine Kombination von Theorie- und Praxisinhalten aufgegriffen, sodass die Teilnehmenden im Anschluss and den Kurs ein gesteigertes Bewusstsein der Verantwortung des Sports, aber auch Vorstellungen zur konkreten Umsetzung und Anregungen für eigene Projektideen mitnehmen können sollen.“
Welche konkreten Ziele sind im Kontext der globalen Verantwortung erstrebenswert?
„Den aktuellen globalen Handlungsrahmen der Nachhaltigkeitspolitik bieten die 17 Sustainable Development Goals (SDGs). Die SDGs wurden von den Vereinten Nationen konzipiert, sind universell gültig und verknüpfen die ökonomische, ökologische und soziale Dimension von Entwicklung miteinander. Aufgrund ihres aktuell nationalen und international sehr hohen Stellenwertes werden die SDGs und insbesondere ihre Schnittpunkte mit dem Sport auch während der Weiterbildung einen besonderen Schwerpunkt einnehmen und immer wieder als Referenzrahmen einbezogen werden. Themen sind hierbei zum Beispiel fairer Handel in der Sportartikelproduktion und -beschaffung (SDG 8), Sport und Klimaschutz (SDG 13), Geschlechtergleichheit im Sport (SDG 5) oder Sport und Bildung (SDG 4).“
Was können die Teilnehmenden vom Zertifikatsstudiengang mitnehmen? Welche Inhalte können erwartet werden?
„Die Teilnehmenden können eine Kombination aus theoretischen und praktischen Inhalten, sowie eine Auseinandersetzung mit dem Thema Globales Lernen im Sport auf allgemeiner und persönlicher Ebene erwarten. Der Kurs ist in drei Module aufgeteilt, wobei zwei Module an der Sporthochschule in Kooperation mit anerkannten NGOs in dem Themenfeld (Engagement Global gGmbH und Rheinflanke gGmbH) umgesetzt werden und das dritte Modul ein selbstorganisiertes Praktikum umfasst. Aus theoretischer Sicht geht es insbesondere darum, Inhalte und Zusammenhänge des globalen Lernens im Sport zu verstehen und die verschiedenen Entwicklungsziele im Kontext Sport zu beleuchten und im Rahmen von Handlungsmaßnahmen auszuarbeiten. Praktisch werden verschiedene methodisch-didaktische Ansätze ausprobiert und soweit erarbeitet, dass die Teilnehmenden lernen, eigene Maßnahmen und Aktivitäten selbstständig zu planen, durchzuführen und zu evaluieren.“
Termine und Anmeldung
Der neue Zertifikatsstudiengang geht erstmals am 8. Oktober 2021 an den Start und erstreckt sich über fünf Tage im Oktober (Präsenzveranstaltung an der DSHS Köln) sowie eine zusätzliche Online-Veranstaltung Mitte November 2021. Der Anmeldeschluss ist am 24. September 2021. Ausführliche Informationen zum Zertifikatsstudiengang und zur Anmeldung gibt es hier.