Trainingswissenschaft für Physiotherapeut*innen
In unserem Zertifikatsstudiengang Sportwissenschaft in Theorie und Praxis können sich Physiotherapeut*innen ohne akademischen Abschluss im Bereich der Trainingswissenschaft weiterbilden. Dozent Prof. Dr. Klaus Baum erzählte uns mehr darüber.
Der Zertifikatsstudiengang erstreckt sich über einen Zeitraum von drei Semestern, da die Teilnehmer*innen gemeinsam mit den Masterstudierenden das Modul Sportwissenschaft des M.Sc. Sportphysiotherapie absolvieren.
Aber warum ist eine Spezialisierung im Sport für Physiotherapeut*innen überhaupt relevant? „Der Hintergrund ist, dass die klassische Physiotherapie die Patient*innen eigentlich unmittelbar in einer akuten Erkrankungssituation oder in der ersten Phase nach schweren Traumata bzw. nach einer OP betreut. Da wissen Physiotherapeut*innen genau, was zum Beispiel zur Mobilisation oder zum Wiedererlangen der freien Gehfähigkeit zu tun ist. Um jemanden aber wieder in seine alte Leistungsfähigkeit zurückführen zu können, braucht man auch entsprechende Hintergrundinformationen zum Training mit genesenen Menschen“, erzählt Prof. Dr. Klaus Baum.
Er ist einer der Modulleiter für Trainingswissenschaft. Im Zertifikatsstudiengang lehrt er vor allem im Bereich Energiebereitstellung und Ausdauer mit entsprechenden diagnostischen Verfahren. „Beim Übergang zwischen einem Krankheitsbild und dem wieder gesunden Status handelt es sich allerdings um eine Spezialsituation. Insofern können die Regeln und Gesetze aus dem klassischen Training hier nicht eins zu eins übernommen werden. So muss zum Beispiel das Phänomen Schmerz in seiner ganzen Bandbreite berücksichtigt werden“, erklärt Baum weiter.
Genau diese Anpassung des Trainings an das Krankheitsbild und die spezielle Situation des*der Patient*in lernen die Teilnehmer*innen des Zertifikatsstudiengangs. Somit profitieren sie davon, die Patient*innen länger und gezielter betreuen zu können. Mit dieser sportwissenschaftlichen Expertise können sie sich auf dem Arbeitsmarkt profilieren oder einen neuen Schwerpunkt in der eigenen Arbeit setzen.
„In der Physiotherapie werden Trainingsmaßnahmen häufig nicht quantitativ angegangen. Es wird häufig gesagt, du machst X Wiederholungen und das Ganze Y mal. Aber die Intensitäten und die Progredienz, also alles das, was man aus der Trainingswissenschaft kennt, wird dann nicht oder zu wenig berücksichtigt“, erläutert Baum, „und genau darum geht es im Zertifikatsstudiengang, nämlich die Physiotherapeut*innen dahingehend zu befähigen.“
Eine weitere große Rolle spielt die Diagnostik. So lernen die Teilnehmer*innen verschiedene diagnostische Verfahren im Bereich der Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Sprungkraft kennen und führen diese auch in der Praxis selbst durch. Hinzu kommen motorische Tests, Bewegungsanalysen und Trainingsbeobachtungen.
Zu diesen Themen möchten auch Sie sich weiterbilden und Ihr Handlungsspektrum um den Bereich der Trainingswissenschaft erweitern? Der nächste Durchgang von Zertifikatsstudiengang Sportwissenschaft in Theorie und Praxis startet im März 2021, die Anmeldung ist noch bis zum 15. November 2020 möglich.